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Mathias Schneiders Weg von Serbien an die Westfront

Mathias Schneider (1874-1916) stammte aus Lindau und war von Beruf Architekt. In dieser Funktion hielt er sich zum Kriegsausbruch in Serbien auf, wo - in Belgrad - am 30. September 1913 auch seine Tochter Else Elisabeth Charlotte geboren wurde. Nach zwölf Tagen beschwerlicher Reise durch Serbien, Bulgarien und Rumänien, oft in einem Viehwagen, kam er in Lindau an, wo er sich bei der Truppe meldete. Mit dem 12. Infanterie-Regiment nahm er in der Marne-Schlacht bei Noyon teil, wo er durch Granatsplitter in den Rücken schwer verwundet wurde. Es folgte ein wochenlanger Lazarettaufenthalt mit Operation, Rippenfellentzündung und Lungendepression. Nach seiner Genesung diente er kurzzeitig bei der Grenzwache in Lindau, bevor er im März 1915 mit der 3. Kompanie des 15. Reserve-Ersatz-Regiments wieder ins Feld zog. Weitere Schlachten bei Bois d'Ailly und Apremont und bei St. Mihiel folgten. In der Nähe von Savonieres verlor er Mitte Mai 1915 durch die Explosion des Granatendepots vorübergehend sein Gehör auf dem rechten Ohr. Am 7. Juli 1915 wurde er durch eine Minenexplosion verschüttet, schaffte es heil heraus - nur seine beiden Ohren waren beschädigt - und durfte die nächsten drei Wochen nach Landau. Zudem wurde ihm das Eiserne Kreuz verlieren. Am 19. August 1915 musste er wieder zur Truppe, doch erhielt er wegen seines nicht ganz geheilten Ohres den leichteren Posten eines Munitionsoffiziers. Am 21. September wurde er zum Kommandeursstab der Pioniere der 3. Bayerischen Infanterie-Brigade kommandiert, wo er dem technischen Büro vorstand. Er wohnte zu dieser Zeit in St. Mihiel. Da unterdessen der Feldzug gegen Serbien seinen Lauf nahm, riet ihm die Familie, sich dorthin zu melden. Schließlich kannte er Sprache, Land und Sitten. Gleichzeitig war Mathias Schneider in Verhandlungen mit dem Oberbürgermeister von Nürnberg, Otto Gessler, was die Direktorenstelle des Bayerischen Lloyds in Belgrad anging. Dafür wurde ihm tragischerweise erst kurz nach seinem Tod die Genehmigung erteilt. Im November kam Schneider zunächst zum 2. Ersatz-Bataillon des 3. Infanterie-Regiments nach Augsburg, wo er als Kompanieführer diente. Da der serbische Feldzug zu Ende ging, versprach ihm der Major, ihn nicht fortzulassen. Im Februar ließ er seine Familie nach Augsburg kommen. Bald darauf wurde er mit dem 3. Regiment nach Westen vor Verdun beordert. Am 26. März 1916 kam der Abmarschbefehl. Laut Familienüberlieferung fühlte er es, dass es sich um einen Abschied fürs Leben handelte. Mathias Schneider fiel in den Morgenstunden des 15. April. Auf dem Vormarsch traf ihn eine Salve in die Brust. Am nächsten Abend, Sonntag, 16. April, wurde er auf dem Friedhof Ivoiry begraben.
Fotos des Architekten Mathias Schneider, der 1916 vor Verdun fiel.

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Ilse Wolfram

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deu

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17

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Europeana 1914-1918

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UGC

Contributor

europeana19141918:agent/42749dceeb48a0d6cca33279a0ea81b9

Date

1914-08
1916-04-15

Type

Story

Language

deu
Deutsch

Country

Europe

DataProvider

Europeana 1914-1918

Provider

Europeana 1914-1918

DatasetName

2020601_Ag_ErsterWeltkrieg_EU

Begin

1914-08

End

1916-04-15

Language

mul

Agent

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Mathias Schneider | europeana19141918:agent/8b44940512c4c547df4f890e84368b5e

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HB22

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Hermann Pauls Weg von der West- an die Ostfront | über Serbien bis nach Ägypten in englische Kriegsgefangenschaft

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Hermann Paul (6.1.1895-18.4.1970) stammte aus Haiger (Hessen). 1912 verließ er das Dillenburger Gymnasium mit der Berechtigung zum einjährigfreiwilligen Militärdienst. Nach einer kurzen Reise als Schiffsjunge auf einem Schiff nach Amerika, besuchte er die Handelsschule in Siegen, um danach in seinem kaufmännischen Beruf zu arbeiten. Bei Ausbruch des Krieges 1914 meldete er sich freiwillig. Da es wegen der hohen Zahl von Meldungen zu einem vorläufigen Einstellungsstopp von Kriegsfreiwilligen kam, musste er an den Kasernentoren in Gießen, Frankfurt, Mainz und Koblenz umkehren. Angenommen wurde er in Bitsch (Lothringen) von dem Rheinischen Jäger-Bataillon Nr. 8 und wurde dort auf dem Truppenübungsplatz zum Oberjäger (Unteroffizier) ausgebildet (zuerst diente er im Ersatz-Bataillon Jäger 8, ab 24.2.1916 in der 4. Kompanie und ab 3.3.1917 in der 2. Maschinengewehr-Kompanie des Rheinischen Jäger-Bataillons). 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Die Kriegserlebnisse von Konrad Mergner an der Westfront

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