Franz an Hermann
Bildpostkarte mit Seydlitzkürassieren und Fotografie des Sergeanten (später Offiziersstellvertreter) Robert Winkelmann
Im Nachlass meines Großvaters Heinrich Müller fand sich die in diesem Beitrag vorgestellte Postkarte. Da sie nur Text und keine Adresse enthält, wird sie einer Päckchensendung beigelegt gewesen sein. Daher lässt sich leider nicht sagen, wann und wo diese Karte geschrieben wurde. Auch Absender (Franz) und Adressat (Hermann) sind nicht zu identifizieren, da ihre Familiennamen nicht genannt sind. Allerdings dürften sie in irgendeiner Verbindung zum Kürassierregiment von Seydlitz (Magdeburgisches) Nr. 7 gestanden haben, in dem mein Großvater von 1913 bis zum Ende des Krieges diente (s. auch weitere Beiträge unter Kürassier Heinrich Müller). Eine Einheit dieses Regiments, das in Friedenszeiten in Halberstadt und Quedlinburg kaserniert war, ist vorn auf der Karte zu sehen. Im damals längst angebrochenen Zeitalter automatischer Waffen erscheint die Bewaffnung mit Stahlrohrlanzen überholt. Zur Bewaffnung der Mannschaften gehörten noch ein schwerer Degen (Pallasch) und ein kurzer Reiterkarabiner. Im Hintergrund der Szene sind Reitübungen einer anderen Abteilung des Regimentes zu erkennen. Den Vermerk links oben zu Zeitpunkt und Ort hat mein Vater, Heinrich Müller jun., 1979 gemacht. Ob einer der beiden oben Genannten im Regiment diente, ist nicht sicher, da Hermann in einem vorherigen Schreiben schöne Grüße an die einzig identifizierbare Person, Robert Winkelmann, bestellt; Franz diese Grüße wiederum per Karte weiterleiten will. Winkelmann diente als Sergeant in der 1. Eskadron der 7. Kürassiere und muss ein richtiger Haudegen gewesen sein. Die 1. Eskadron setzte man laut Regimentsgeschichte besonders oft für Patrouillen ein und Winkelmann wird hierbei oft genannt. Er brachte es bis zum Offiziers-Stellvertreter und wurde noch kurz vor Kriegsende, im September 1918 an der Westfront verwundet. Seine Fotografie ist der Regimentsgeschichte (Victor Köhler, Das Kürassier-Regiment Seydlitz (Magdeburgisches) Nr. 7, seine Geschichte) entnommen. Denkbar ist, dass mindestens einer der drei Genannten auf Genesungsurlaub war. Zudem waren die einzelnen Eskadrons oft getrennt eingesetzt und es ist möglich, dass der Kontakt per Feldpost aufrecht erhalten wurde. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Karte in den ersten Wochen nach Kriegsbeginn geschrieben wurde, da von gefangengenommenen Belgiern die Rede ist. Ob die erwähnten Gurkas tatsächlich britische Kolonialsoldaten waren ist zweifelhaft, da dieser Begriff wohl auch für Militärangehörige aus den französischen Kolonialgebieten (Spahis, Zuaven) Verwendung fand. Besonders beeindruckt hat mich das Mitgefühl von Franz für die Gefangenen und Verwundeten, das in den Sätzen: Ach und soviel Verwundete sind hier. Die armen Menschen zum Ausdruck kommt. Deshalb habe ich diesen Beitrag der Rubrik Kriegsgefangene zugeordnet.
CONTRIBUTOR
Bodo A. W. Müller
DATE
-
LANGUAGE
deu
ITEMS
1
INSTITUTION
Europeana 1914-1918
PROGRESS
METADATA
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Soldat Hermann Franz Pralle zwischen 1916 und 1918 an der Ostfront
12 Items
Verschiedene Postkarten aus dem 1. Weltkrieg von Hermann Franz Pralle 1. Postkarte mit Soldaten als Motiv, 2. Postkarte mit Malermeister Peter Jessen in Uniform und dessen Familie als Motiv, 3. Postkarte mit Graf Zeppelin als Motiv; Sammelkarte d. Motorluftschiff Studienges, 4. Postkarte mit russischen Bauernhaus in Swataja - Wolja als Sitz der deutschen Feldpost als Motiv; von den Soldaten ist Hermann Franz Pralle der Dritte von rechts, 5. Postkarte mit Milchfrau in Tracht und einer Hundekarre mit Messingkannen als Motiv, 6. Postkarte mit Hütte und Unterstand der Kompanie Hermann Franz Pralles als Motiv || Der Soldat Hermann Franz Pralle wurde am 19. September 1882 in Kellinghusen geboren. Von seinen Aufenthalten in Belgien und Russland sind mehrere Postkarten überliefert. Einige davon schickte er an seine Eltern in Kiel: Meine lieben Eltern! Anbei sende ich Euch ein Bild von der Feldpost in Swataja - Wolja. Es ist ein russisches Bauernhaus, wo die ihren Sitz hat. Pulle (Name der Großmutter, Anm. des Beiträgers)) schicke ich erst eins zu ihrem Geburtstag. Sonst soweit gut, was ich auch von Euch liebe Eltern hoffe. Herzlichst grüßend, auf frohes Wiedersehen euer Hermann. Auf dem Foto ist Hermann Franz Pralle als Dritter von rechts zu sehen. Eine andere Postkarte schickte er aus Belgien: Liebe Eltern! Wie geht es Euch denn? Hoffe, dass Ihr wohlauf seid, was ich auch von mir sagen kann. Hoffentlich geht es Hansel auch gut. Nun sind unsere Lieblinge schon wieder in Kiel. Herta ist nun auch z. Schule gekommen wie Ihr das wohl gefällt. Nun die herzlichen Grüße und auf ein frohes Wiedersehen euer Hermann. Weitere Karten schickte er an seinen Bruder und dessen Familie sowie an seinen Großonkel: Lieber Bruder, liebe Schwägerin und Kinder! Sende euch Allen aus dem Felde die herzlichsten Sonntagsgrüße. Hoffentlich gehts Euch noch immer gut, so wie mir. Umseitig ein kleines Bildchen von unserem früheren Unterstande. Es grüßt Euch herzlichst Euer Hermann. Liebe Doris u. Jakob / Wünsche Euch fröhliche Ostern und gebe Gott das (sic) der Krieg bald ein Ende haben möge. Herzl. Grüße Eure Auguste und Kinder Schreibt mir bitte Neffe seine Adresse\n Auch eine Karte an seine Neffen ist dabei: Herr Graf! Erzähl! Ists schön zu schweben / dort oben wo die Wolken leben? / Frohe Ostern wünscht Euch beiden Onkel Hermann. Hermann Franz Pralle starb am 27. Juli 1946 in Witzwort, Eiderstedt.