Gefangenschaft im Internierungslager auf Korsika
Interniert auf Korsika Ein Bild erzählt eine Geschichte aus der Zeit des 1. Weltkrieges Kloster Corbara auf Korsika - Kohlezeichnung von Rudolf Popper Mein Großvater Siegfried war viele Jahre für die Neue Photographische Gesellschaft Berlin tätig und überwachte vor dem 1. Weltkrieg den Aufbau zweier photochemischer Fabriken in Nanterre bei Paris und später in Lyon. Vom Ausbruch des Krieges überrascht, setzte er sich zu spät ab und wurde - wie viele andere Deutsche - während der Kriegsjahre von den Franzosen auf der Insel Korsika interniert. Vor allem die ersten Jahre waren wohl ziemlich hart mit viel Arbeit, schlechtem Essen, miserabler Unterkunft und Behandlung seitens der Lageraufsicht. Die Freundschaft zu einigen Deutschen, die er im Lager kennen lernte, und die dann ein Leben währen sollte, hielt ihn jedoch aufrecht und half ihm, Krankheiten und andere Schwierigkeiten und Sorgen zu überwinden. Mir, dem Enkel, ist diese Zeit in zweierlei Hinsicht von Bedeutung: einer dieser Freunde war mein anderer Großvater .. ein weiterer war Maler und Graphiker, der - sobald die Möglichkeit dazu bestand - im Bild festhielt, was ihn bewegte und interessierte, vor allem Landschaften und Personen. Mit seiner Kunst erfreute er natürlich auch die französische Lageraufsicht und konnte sich dadurch in den letzten, etwas freieren Jahren, mancher Vergünstigung versichern, die er dann redlich mit seinen Freunden teilte. In den späteren Friedensjahren war der Maler Rudolf Popper - übrigens jüdischer Herkunft - meiner Familie stets eng verbunden, wovon noch vorhandene Briefe, Fotos und vor allem Bilder zeugen. Erst der eiserne Vorhang hat diesen Kontakt unterbrochen, denn er lebte in Aussig an der Elbe, also im damaligen Sudetenland bzw. in der Tschechoslowakei. Eines der Korsika-Bilder hat die kriegerischen Zeiten wunderbarer Weise überlebt und und ist bis heute in meinem Besitz. Die fein ausgeführte Kohlezeichnung zeigt mit einem Blick durch einen lichten Pinienwald den Kirchturm des Klosters Corbara, das seinerzeit Mittelpunkt des Internierungslagers war. Das Bild strahlt einerseits eine gewisse düstere Strenge aus, andererseits vermittelt die Kirche aber auch Würde und Zuflucht. Als Kind war mir wohl etwas unheimlich zumute, wenn ich es betrachten durfte, denn damals erfuhr ich wenig über dessen Hintergrund. Meine Großväter sind früh verstorben und erst als ich Student und schon erwachsen war, erfuhr ich mehr über dessen Geschichte. Meine Mutter machte nämlich um 1970 Urlaub auf Korsika, erinnerte sich an die Internierungszeit ihres Vaters und besuchte das Kloster. Die deutsch-französische Feindschaft war vergessen, sie wurde herzlich begrüßt und herumgeführt und einer der ganz alten Patres erinnerte sich sogar noch an diese alten Lagerzeiten zwischen 1914 und 1918. Nach ihrer Rückkehr hörte ich also erstmals Genaueres über Corbara, aber da die Mutter damals selber Kind war, wußte sie auch keine Einzelheiten mehr. Später fand ich dann in einem antiquarisch erworbenen Buch einen ausführlichen Bericht über das Internierungslager auf Korsika, von einem Journalisten lebendig beschrieben, der nun anschaulich schilderte, wie es dort zuging, und mir vor Augen führte, welche schweren Zeiten meine Großväter und ihr Malerfreund damals durchmachen mussten. Der große Krieg 14-1918/ Lectures Allemandes sur La Grand Guerre 1914-1918. Kapitel V. Kriegs-und Zivilgefangene. Victor Auburtin: Erlebnisse eines deutschen Journalisten in Frankreich. S. 269-298. Thomas Minzloff,
CONTRIBUTOR
Thomas Minzloff
DATE
1914 - 1917
LANGUAGE
deu
ITEMS
1
INSTITUTION
Europeana 1914-1918
PROGRESS
METADATA
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Kloster Corbara auf Korsika
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Kohlezeichnung. Teilansicht des Klosters Corbara auf Korsika. || Front
Herbert von Rapacki-Warnia im britischen Internierungslager Fort Napier in Pietermaritzburg/Südafrika
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Fotografie von (v.l.n.r.) Hedwig, Herbert und Marie-Therese (vorne) von Rapacki-Warnia, ca. 1914; Britisches Internierungslager für kriegsgefangene Offiziere im 1. Weltkrieg in Pietermaritzburg, Südafrika; Herbert von Rapacki-Warnia (links) und Dr. Hans Merinsky (2. von links) im 1. Weltkrieg interniert im Fort Napier, Pietermaritzburg; Karte Weihnachten 1914 aus dem Lager der kriegsgefangenen Offiziere, Durban, Südafrika; Karte zu Neujahr 1915 aus dem Kriegsgefangenenlager für Offiziere in Durban, Südafrika; Schlafsaal des britischen Internierungslagers Fort Napier, Pietermaritzburg, Südafrika im 1. Weltkrieg. || Der Cousin von Johannes und Bolko von Rapacki-Warnia, Herbert von Rapacki-Warnia, wurde am 19. Dezember 1891 in Görlitz geboren und verstarb am 2. September 1952 in Kapstadt. Er plante am 26. Mai 1914 nach Deutsch-Südwest-Afrika zu gehen (noch vor dem Attentat in Sarajewo). Sein Vater Bruno, der zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben war, war Kapitän bei der Norddeutschen Lloyd Bremen. Vielleicht war das Herberts Inspiration zu diesem außergewöhnlichen Schritt. Herbert war eine Zeit lang Kadett im Kadettencorps in Berlin-Lichterfelde, und davor um 1904 in Bensberg (Rheinland) stationiert. Herbert kam jedoch nie in Deutsch-Südwestafrika an. Er wurde am 28. September 1914 in Kapstadt als Leutnant der feindlichen Armee des Deutschen Kaiserreichs gefangen genommen. Zunächst wurde Herbert in Durban für kriegsgefangene Offiziere interniert, da die Südafrikanische Union unter britischer Kontrolle stand. Später wurde er in Fort Napier, im dortigen britischen Internierungslager in Pietermaritzburg (Natal) gefangen gehalten. Laut meiner sehr entfernten Cousine, Carol Hobson, die heute in Kapstadt lebt, wurden die Gefangenen gut behandelt, konnten abends ausgehen und erhielten eine praktische Ausbildung, Herbert lernte Zimmermann.
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