Philipp Tschistjakow (russischer Kriegsgefangener)
Kriegsgefangenschaft meines Urgroßvaters Philipp Tschistjakow in Deutschland, Flucht meiner Urgroßmutter Donja Nowitzki
Mein Urgroßvater Philipp Tschistjakow stammt aus einem kleinen Ort namens Filino bei Podol in der Nähe Moskaus (RayonKreis Wischni Wolotschok, Governement Twer in Russland). Geboren am 5.10.1883. Der Vater hieß Akim. Philipp Tschistjakow war auf einem Gut in Russland der Buchhalter. Er war verheiratet und hatte auch Kinder. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde er Soldat im 118./168. Infanterieregiment / 8. Kompanie der russischen Armee und gelangte am 26.11.1914 bei Lodz (heute Polen) in deutsche Kriegsgefangenschaft. Zunächst war er im Kriegsgefangenenlager Parchim und arbeitete dann in der Zuckerfabrik Rostock vom 16.10.1917 bis zum 13.5.1918. Dann wurde er in das Kriegsgefangenenlager Güstrow gebracht und arbeitete bis 26.8.1918 in Bookhorst (?). Die letzte Station seiner Arbeit in Kriegsgefangenschaft war ein Gut in Wahrstorf bei der Gutsverwaltung Neumann im Mecklenburgischen vom 24.2.1919 bis zum 7.6.1920. Auf dem Gefangenenausweis ist noch unter Veränderungen vermerkt: 8/9 19 Bahnst. Pölchow, Gutsv. Lüttmann.
Der Krieg war vorbei. Jedoch passierte hier etwas, was eine Rückkehr zu Frau und Kindern verhinderte. Philipp Tschistjakow verliebte sich.
Meine Urgroßeltern Philipp Tschistjakow und Donja Nowitzki lernten sich auf einem Gut in Wahrstorf auf der Gutsverwaltung Neumann im Mecklenburgischen kennen. Er war noch Kriegsgefangener bis zum 7.6.1920. Am 3.8.1921 kam als Ergebnis dieser Verbindung der beiden das erste Kind, ein Mädchen namens Anna, in Wahrstorf zur Welt. Sie lebten dann in wilder Ehe zusammen, da Philipp Tschistjakow noch in Russland eine Frau und wohl mindestens einen Sohn hatte und eine Lösung aus der ersten Ehe nicht vollständig geregelt wwerden konnte. Die Noch-Ehefrau schrieb einfach nicht zurück und gab kein Einverständnis zur Scheidung. Aus der Verbindung von Philipp Tschistjakow und Donja Nowitzki gingen dann noch zwei weitere unehelich geborene Kinder, Marie Manja Nowitzki (*5.10.1923 und Johannes Janek Nowitzki (*27.1.1926), hervor.
Meine Urgroßmutter Donja Nowitzki stammt aus Vitepsk (heute Weißrussland). Sie sind vor der Oktober-Revolution geflohen. Die Gründe sind nicht bekannt. An dem Gewerbe kann es nicht gelegen haben. Sie waren nur Eigentümer eines Kleingewerbes. Eine Töpferei im sehr kleinen Stil war es, mit der sie beim Verkauf der Waren einen Teil ihres Lebensunterhaltes bestritten. Donjas Tante (Schwester vom Vater) hatte Donja bei sich aufgenommen. Dort musste sie schwer arbeiten und konnte nicht zur Schule gehen. Donja konnte weder lesen noch schreiben. Die Geschwister Donja, Michel, Nikolaus und Sina kamen alle gemeinsam nach Deutschland. Sie mussten auf der Flucht nach Deutschland oft hungern und oftmals in der Not Brennnesseln essen. Sie gelangten dann im Mecklenburgischen auf das Gehöft in Wahrstorf und verdienten sich dort zunächst ihr Brot. Später zog man weiter. Man ließ sich dann in Sülldorf, einem kleinen Dorf in der Magdeburger Börde, nieder.
Die Eltern kamen später nach und es wurde noch ein Kind namens Anna Nowitzki geboren.
Official document
Deutsch
Front
Wahrstorf
54.0011111,12.094722199999978
Deutsche Kriegsgefangenschaft
Russisch
Other
Gefangenenausweis von Philipp Tschistjakow
Der russische Soldat Philipp Tschistjakow in deutscher Kriegsgefangenschaft
Photograph
CONTRIBUTOR
Christian R.
DATE
- 1920
LANGUAGE
deu
ITEMS
8
INSTITUTION
Europeana 1914-1918
PROGRESS
METADATA
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