Fotos und Feldpostkarten der Familie Schlebusch
Verschiedene Fotos und 2 Feldpostkarten der Familie Schlebusch
Mein Beitrag beruht auf folgenden Quellen: Feldpost und Personenfotos aus unserem Familienbesitz und Feldpost, Personenfotos und einer Familienchronik im Besitz bzw. verfasst von Hubertine Steinmüller geb. Schlebusch, einer Kusine meines Vaters, die am 23.11.2010 fast 99jährig gestorben ist.
Der aus Unterbruch bei Heinsberg stammende Gerhard Hubert Schlebusch (*22.11.1847; + Niederbardenberg bei Aachen 13.3.1908) heiratete am 19.11.1872 Anna Elisabeth Cremers aus Unterbruch (*08.10.1848; + Bardenberg 2.2.1925). Als Fördermaschinist zog Gerhard mit seiner Frau unmittelbar nach der Heirat nach Niederbardenberg in das Wurm-Revier, wo mehrere Kohlegruben angesiedelt waren. Das Ehepaar bekam sieben Kinder.
1. Leonhard (*8.5.1873; +Heerlen 6.2.1957; Foto 10). Er war von Beruf Grubensteiger, später Grubeninspektor. Leonhard nahm nicht am Krieg teil, weil er früh nach Holland ging. Er heiratete Agnes Reuters und hatte eine Tochter und einen Sohn, die beide die niederländische Staatsangehörigkeit annahmen.
2. Johann Ägidius (Egidius), mein Großvater (*26.11.1876; +Ypern, Flandern, 2.5.1915; Foto 6 u. 8. mit Ehefrau Josefine Schruff). Egidius war Monteur von Beruf. Als Vorsitzender des Ortsvereins Kohlscheid im Christlich-sozialen Metallarbeiter-Verband war er politisch sehr aktiv und schrieb für ein Blatt der christlichen Gewerkschaft. In seiner Funktion als Vorsitzender lud er am 9.9.1906 zu einer Versammlung zum Thema Die Bewegung auf dem Hüttenwerk Rothe Erde und deren Lehren für die Arbeiter ein, bei der es u. a. um die Stellung der Christlichen Gewerkschaft gegenüber den freien Gewerkschaft ging. Es erschienen ca. 180 Männer und fünf Frauen. Er nahm von Anfang an am Krieg teil. Erhalten sind zwei Postkarten von ihm, die er aus Mühlheim/Eifel an seine Frau schrieb. Dort wartete seine Gruppe, die Wache 7, auf ihren Einsatz: 12.9.1914. Liebe Josefine und Kinder. Habe Deine Briefe und auch das, was Rüland brachte erhalten, wofür ich bestens danke. Es geht uns hier noch ganz gut, nur ist es uns zu einsam hier, wir leben zu sehr von der Welt abgeschlossen. Daher kömmt es auch, dass ich wenig schreibe, denn es passiert hier nichts Neues, es ist jeden Tag dasselbe. Wir führen ein Dasein grad wie ein Grammaphon, werden aufgedreht, leiern unser Stückchen herunter, und dann fängt es wieder von vorne an. Sonstige Neuigkeiten, die in der Welt vorgehen, wißt Ihr alle schon ein paar Tage früher wie wir. Es hat schon verschiedene Mal geheißen, wir kämen fort, aber dann blieb es schließlich doch wieder beim alten. Wenn wir noch länger hier bleiben, komme ich vielleicht binnen 14 Tagen wieder einmal in Urlaub. Bis dahin verbleibe ich mit den herzlichsten Grüßen Dein Egidius. Offenbar konnte er Urlaub nehmen, denn am 6.10.1914 schrieb er wieder aus Mühlheim: Liebe Josefine! Bin wohlbehalten und rechtzeitig hier angekommen. Von unserer Versetzung hört man jetzt nichts mehr, mir scheint, es kann noch lange dauern oder wir bleiben hier bis der Krieg zuende ist. Seine Vermutung erfüllte sich leider nicht. Er fiel bei Ypern/Flandern am 2.5.1915. In den 1960er Jahren bin ich mit meinen Eltern zum Soldatenfriedhof bei Ypern gefahren in der Hoffnung, das Grab meines Großvaters zu finden. Auch diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Viele Soldaten wurden in Massengräbern beerdigt.- Zuhause blieb seine Frau mit sechs unmündigen Kindern zurück, einem Mädchen und fünf Jungen. Das Mädchen starb in jungen Jahren. Von den Jungen, die alle eine Familie gründeten, kamen zwei im Zweiten Weltkrieg ums Leben.
3. Gerhard (*27.1.1879; +Bardenberg 22.5.1935; 2.+ 4. Foto). Gerhard war Bäckermeister und führte in Bardenberg eine Bäckerei/Konditorei. 1925 erhielt er ein Patent auf einen Wrasenerzeuger Dampferzeuger für Backöfen, aus dem er allerdings keinen finanziellen Nutzen ziehen konnte. Gerhard kam an der Ostront zum Einsatz. Von dort schrieb er am 5.6.1917 an seinen Bruder Fritz, der in Coblenz stationiert war: Lieber Bruder. Da ich wieder im Besitz Deiner Adresse bin, so will ich Dir gleich einige Zeilen schreiben. ... und den Bauch hab ich abgeschafft. So Gott will geht es Dir noch gut, wie das auch bei mir der Fall ist. Auf ein baldiges und gesundes Wiedersehen grüßt Dich herzlich Dein Bruder Gerhard. Unter dem Foto steht(kaum leserlich): Unser Heim. Gerhard überlebte den Krieg. Er blieb unverheiratet.
4. Friedrich Wilhelm (*16.7.1881; +Stolberg 10.2.1940; Foto 14). Friedrich war ebenfalls Bäckermeister und führte bis zum Beginn des Krieges ein Geschäft in Kohlscheid. Als Bäcker kam er im Krieg zur Etappe. An ihn ist dort die Postkarte seines Bruders Gerhard aus Russland gerichtet. Nach Kriegsende gab er die Bäckerei auf und erwarb in Stolberg eine Gastwirtschaft. Er heiratete Maria Cornelia Janßen (Foto 16), mit der er drei Töchter hatte, von denen eine die anfangs genannte Hubertine war, die eine Familienchronik hinterlassen hat. 1919 durfte er als Wachmann in Kohlscheid einen Revolver tragen.
5. Matthias (*12.5.1888; +Hoengen 23.11.1972; Foto 1). Er war Maschinenschlosser von Beruf, arbeitete lange in Holland und war 60 Jahre lang Mitglied der Industriegewerkschaft Chemie, Papier, Keramik. Wahrscheinlich kam er im Elsass zum Einsatz, wo auch das Foto gemacht wurde (s. Stempel des Fotografen auf dem Foto). Er blieb unverheiratet und lebte zusammen mit seiner Schwester Maria in einem Haushalt im Haus der Bäckerei seines Bruders Gerhard.
6. Maria (*12.3.1890; +Düren 12.2.1963) blieb ebenfalls unverheiratet und lebte viele Jahre mit ihrem unverheirateten Bruder Matthias (siehe Nr. 5) in einem Haushalt.
7. Helene, deren Geburtstag mir nicht bekannt ist, starb in jungen Jahren.
Aachen, 2013
Karl Schlebusch
CONTRIBUTOR
Karl Schlebusch
DATE
1914 - 1918
LANGUAGE
deu
ITEMS
17
INSTITUTION
Europeana 1914-1918
PROGRESS
METADATA
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