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item 39
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linke Spalte
Vorerst wurden die
Abweichler mit Mitteln
gesellschaftlicher Einwirkung
belehrt, indem sie aus der
Partei gejagt, vom Arbeits-
platz entlassen, aus Wissen-
schaft und Literatur entfernt,
ihrer Einkommensquellen und
schließlich der Luft des
Vaterlandes beraubt wurden.
Dabei wurden hauptsächlich
ihre Kollegen aus Literatur
und Wissenschaft, ihre
ehemaligen Freunde und
Genossen zu Vollstreckungs-
beamten degradiert.
Dennoch fanden sich in
der Gesellschaft, die einen
Hauch von Freiheit geatmet
hatte, Menschen, die mit
behördlichen Unannehmlichkei-
ten kaum zu schrecken, mit
Privilegien, Auslandsreisen
und weiß der Himmel was sonst
noch kaum zu bestechen waren.
Für sie wurde eine ganze
Palette anderer Strafe
aufgeboten. Das Strafgesetz-
buch erhielt 1986 einen
Paragraphen (190 Ergänzung),
der für die "Verbreitung
bewußter Unwahrheiten, die die
sowjetische Staats- und
Gesellschaftsordnung schmä-
hen", Freiheitsentzug bis zu
drei Jahren vorsah: für die
gleichen Handlungen, die als
"Agitation oder Propaganda zur
Untergrabung oder Schwächung
der Sowjetmacht" qualifiziert
wurden, drohten Freiheitsstra-
fen bis zu sieben Jahren
(Paragraph 70). Obwohl die
Straforgane, die keiner
öffentlichen Aufsicht unterla-
gen, nicht zu Massenrepressio-
nen griffen, besaßen sie
genügend Macht und Rechte, um
die Gesetze großzügig auszule-
gen und rücksichtslos vorzuge-
hen. Die sogenannte Dissiden-
tenbewegung (die die Presse
heute unter die Informellen
einstüfen würde) hatte ihre
starken und schwachen Seiten,
diente manchmal auch den
Ambitionen bestimmter Leute.
Unzweifelhaft jedoch hat sich
damit erstmals in der Ge-
mittlere Spalte
schichte der letzten Jahtzehn-
te ein Umriß des gesell-
schaftlichen Protests gebildet
und bewiesen. wie viele
begabte und standhafte
Menschen die Gesellschaft
einbüßte, läßt sich schwer
schätzen, da sie keine
Gelegenheit erhielten,
konstruktiv an der gesell-
schaftlichen Erneuerung zu
arbeiten. Die zielstrebigen
Anstrengungen zur Demoralisie-
rung, Demütigung und später
auch Landesverweisung von
Personen, deren einzige
"Schuld" es war, daß sie die
Gesetzlichkeit, das Recht auf
Freimut und Kreativität
schützen wollten, führte nicht
nur zur Deformation im
Geistesleben,sondern hatte die
eigenmächtige Ausdehnung der
rein ideologischen Funktionen
staatlicher Instanzen, vor
allem des Sicherheitsdienstes,
zur Folge.
Wir hatten unsere Helden
und unsere Gerechten. Aber sie
waren Rufer in der Wüste. Wenn
wir Breschnew und Suslow
beschuldigen, dürfen wir nicht
vergessen, wie viele Menschen
den Protest gegen Doppelzün-
gigkeit, den Appell, "nicht
mit der Lüge zu leben", für
bodenlosen Maximalismus
hielten. Im Herbst 1969 wurden
zunächst Alexander Solscheni-
zyn und dann auch dessen
Fürsprecher weihevoll und
unisono aus dem Schriftstel-
lerverband ausgestoßen. Andrej
Sacharow schützten zunächst
noch seine früheren staatli-
chen Verdienste, seine Orden
und Titel. Seine zunehmende
politische Aktivität versetzte
die Schar der ideologischen
Eiferer in Unruhe. Seine
Aufrufe verhallten ungehört.
Die Maschinerie der einmütigen
Verurteilung (wie auch
Billigung) funktionierte immer
besser.
Ja, es gab Dutzende und
Hunderte unmittelbare Opfer,
nicht aber Millionen wie unter
Stalin. Doch ein unrechtmäßi-
rechte Spalte
ges Urteil trifft nicht nur
die Verurteilten. Unter dem
Unrecht, wenn auch nur
gegenüber einem einzigen
Menschen (das natürlich im
Namen der Gesellschaft
erfolgt), leidet die ganze
Gesellschaft, selbst wenn sie
sich dessen nicht bewußt
wird. "Märtyrer des Dogmas,
auch ihr seid Opfer des
Jahrhunderts", schrieb
Pasternak. Und die Märtyrer
der Angst? Und die Untertäni-
gen der "Einhelligkeit"? Und
die, die einfach die Hand
hochhoben, um nicht aufzufal-
len? Die so taten, als ginge
sie "das" nichts an? Die sich
für "wichtigere Dinge"
aufsparten? Und die, die in
ohnmächtiger Verzweiflung die
Faust ballten? . . . Sokrates
hatte recht: "Ein Volk, das
heute ehrlos ist, wird morgen
brotlos sein."
Unter Jubiläums-Fanfaren
Vom Adjektiv "leninsche" in
Bezug auf Äußerungen und
Handlungen der Funktionärs-
schicht wurde hemmungslos
Gebrauch gemacht. Natürlich
hatte der Versuch, die
Illusion der unmittelbaren
Nachfolge von Rang und
Ansehen - von Iljitsch
(Lenin) zu Iljitsch (Bresch-
new) - nicht mehr Erfolgs-
chancen als die Verherrli-
chung des Schriftsteller- und
Heerführertalents des
farblosen Politikers. Doch
die immer fester verankerten
Spielregeln verlangten immer
weniger einen realenErfolg
als vielmehr die Erfolgsmel-
dung.
Die "Jubiläumsepoche"
orientierte auf die Erinne-
rung an die heldenhaften
Leistungen der Vergangenheit.
Daher die Idee, die Geschich-
te unserer Gesellschaft in
eine heilige Geschichte zu
verwandeln (hier kam das
stalinistische Muster als
Methode wie als Material
zustatten). Die Geschichte
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STORY INFORMATION
Title
Umweltblätter - Infoblatt des Friedens- und Umweltkreises Zionskirchgemeinde
Type
Zeitschrift
Rights
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/pl/ Creative Commons Namensnennung -Weitergabe unter gleichen Bedingungen (CC-BY-SA)
Language
deu
Country
Germany
DataProvider
Europeana 1989
Provider
Europeana 1989
DatasetName
135_Ag_EU_1989_Germany
Language
de
Story Description
Europeana 1989 - Berlin, 12-13.09.2014
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LOCATION
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PEOPLE
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TUTORIAL
item 39
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linke Spalte
Vorerst wurden die
Abweichler mit Mitteln
gesellschaftlicher Einwirkung
belehrt, indem sie aus der
Partei gejagt, vom Arbeits-
platz entlassen, aus Wissen-
schaft und Literatur entfernt,
ihrer Einkommensquellen und
schließlich der Luft des
Vaterlandes beraubt wurden.
Dabei wurden hauptsächlich
ihre Kollegen aus Literatur
und Wissenschaft, ihre
ehemaligen Freunde und
Genossen zu Vollstreckungs-
beamten degradiert.
Dennoch fanden sich in
der Gesellschaft, die einen
Hauch von Freiheit geatmet
hatte, Menschen, die mit
behördlichen Unannehmlichkei-
ten kaum zu schrecken, mit
Privilegien, Auslandsreisen
und weiß der Himmel was sonst
noch kaum zu bestechen waren.
Für sie wurde eine ganze
Palette anderer Strafe
aufgeboten. Das Strafgesetz-
buch erhielt 1986 einen
Paragraphen (190 Ergänzung),
der für die "Verbreitung
bewußter Unwahrheiten, die die
sowjetische Staats- und
Gesellschaftsordnung schmä-
hen", Freiheitsentzug bis zu
drei Jahren vorsah: für die
gleichen Handlungen, die als
"Agitation oder Propaganda zur
Untergrabung oder Schwächung
der Sowjetmacht" qualifiziert
wurden, drohten Freiheitsstra-
fen bis zu sieben Jahren
(Paragraph 70). Obwohl die
Straforgane, die keiner
öffentlichen Aufsicht unterla-
gen, nicht zu Massenrepressio-
nen griffen, besaßen sie
genügend Macht und Rechte, um
die Gesetze großzügig auszule-
gen und rücksichtslos vorzuge-
hen. Die sogenannte Dissiden-
tenbewegung (die die Presse
heute unter die Informellen
einstüfen würde) hatte ihre
starken und schwachen Seiten,
diente manchmal auch den
Ambitionen bestimmter Leute.
Unzweifelhaft jedoch hat sich
damit erstmals in der Ge-
mittlere Spalte
schichte der letzten Jahtzehn-
te ein Umriß des gesell-
schaftlichen Protests gebildet
und bewiesen. wie viele
begabte und standhafte
Menschen die Gesellschaft
einbüßte, läßt sich schwer
schätzen, da sie keine
Gelegenheit erhielten,
konstruktiv an der gesell-
schaftlichen Erneuerung zu
arbeiten. Die zielstrebigen
Anstrengungen zur Demoralisie-
rung, Demütigung und später
auch Landesverweisung von
Personen, deren einzige
"Schuld" es war, daß sie die
Gesetzlichkeit, das Recht auf
Freimut und Kreativität
schützen wollten, führte nicht
nur zur Deformation im
Geistesleben,sondern hatte die
eigenmächtige Ausdehnung der
rein ideologischen Funktionen
staatlicher Instanzen, vor
allem des Sicherheitsdienstes,
zur Folge.
Wir hatten unsere Helden
und unsere Gerechten. Aber sie
waren Rufer in der Wüste. Wenn
wir Breschnew und Suslow
beschuldigen, dürfen wir nicht
vergessen, wie viele Menschen
den Protest gegen Doppelzün-
gigkeit, den Appell, "nicht
mit der Lüge zu leben", für
bodenlosen Maximalismus
hielten. Im Herbst 1969 wurden
zunächst Alexander Solscheni-
zyn und dann auch dessen
Fürsprecher weihevoll und
unisono aus dem Schriftstel-
lerverband ausgestoßen. Andrej
Sacharow schützten zunächst
noch seine früheren staatli-
chen Verdienste, seine Orden
und Titel. Seine zunehmende
politische Aktivität versetzte
die Schar der ideologischen
Eiferer in Unruhe. Seine
Aufrufe verhallten ungehört.
Die Maschinerie der einmütigen
Verurteilung (wie auch
Billigung) funktionierte immer
besser.
Ja, es gab Dutzende und
Hunderte unmittelbare Opfer,
nicht aber Millionen wie unter
Stalin. Doch ein unrechtmäßi-
rechte Spalte
ges Urteil trifft nicht nur
die Verurteilten. Unter dem
Unrecht, wenn auch nur
gegenüber einem einzigen
Menschen (das natürlich im
Namen der Gesellschaft
erfolgt), leidet die ganze
Gesellschaft, selbst wenn sie
sich dessen nicht bewußt
wird. "Märtyrer des Dogmas,
auch ihr seid Opfer des
Jahrhunderts", schrieb
Pasternak. Und die Märtyrer
der Angst? Und die Untertäni-
gen der "Einhelligkeit"? Und
die, die einfach die Hand
hochhoben, um nicht aufzufal-
len? Die so taten, als ginge
sie "das" nichts an? Die sich
für "wichtigere Dinge"
aufsparten? Und die, die in
ohnmächtiger Verzweiflung die
Faust ballten? . . . Sokrates
hatte recht: "Ein Volk, das
heute ehrlos ist, wird morgen
brotlos sein."
Unter Jubiläums-Fanfaren
Vom Adjektiv "leninsche" in
Bezug auf Äußerungen und
Handlungen der Funktionärs-
schicht wurde hemmungslos
Gebrauch gemacht. Natürlich
hatte der Versuch, die
Illusion der unmittelbaren
Nachfolge von Rang und
Ansehen - von Iljitsch
(Lenin) zu Iljitsch (Bresch-
new) - nicht mehr Erfolgs-
chancen als die Verherrli-
chung des Schriftsteller- und
Heerführertalents des
farblosen Politikers. Doch
die immer fester verankerten
Spielregeln verlangten immer
weniger einen realenErfolg
als vielmehr die Erfolgsmel-
dung.
Die "Jubiläumsepoche"
orientierte auf die Erinne-
rung an die heldenhaften
Leistungen der Vergangenheit.
Daher die Idee, die Geschich-
te unserer Gesellschaft in
eine heilige Geschichte zu
verwandeln (hier kam das
stalinistische Muster als
Methode wie als Material
zustatten). Die Geschichte
- Deutsch (German)
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Vorerst wurden die
Abweichler mit Mitteln
gesellschaftlicher Einwirkung
belehrt, indem sie aus der
Partei gejagt, vom Arbeits-
platz entlassen, aus Wissen-
schaft und Literatur entfernt,
ihrer Einkommensquellen und
schließlich der Luft des
Vaterlandes beraubt wurden.
Dabei wurden hauptsächlich
ihre Kollegen aus Literatur
und Wissenschaft, ihre
ehemaligen Freunde und
Genossen zu Vollstreckungs-
beamten degradiert.
Dennoch fanden sich in
der Gesellschaft, die einen
Hauch von Freiheit geatmet
hatte, Menschen, die mit
behördlichen Unannehmlichkei-
ten kaum zu schrecken, mit
Privilegien, Auslandsreisen
und weiß der Himmel was sonst
noch kaum zu bestechen waren.
Für sie wurde eine ganze
Palette anderer Strafe
aufgeboten. Das Strafgesetz-
buch erhielt 1986 einen
Paragraphen (190 Ergänzung),
der für die "Verbreitung
bewußter Unwahrheiten, die die
sowjetische Staats- und
Gesellschaftsordnung schmä-
hen", Freiheitsentzug bis zu
drei Jahren vorsah: für die
gleichen Handlungen, die als
"Agitation oder Propaganda zur
Untergrabung oder Schwächung
der Sowjetmacht" qualifiziert
wurden, drohten Freiheitsstra-
fen bis zu sieben Jahren
(Paragraph 70). Obwohl die
Straforgane, die keiner
öffentlichen Aufsicht unterla-
gen, nicht zu Massenrepressio-
nen griffen, besaßen sie
genügend Macht und Rechte, um
die Gesetze großzügig auszule-
gen und rücksichtslos vorzuge-
hen. Die sogenannte Dissiden-
tenbewegung (die die Presse
heute unter die Informellen
einstüfen würde) hatte ihre
starken und schwachen Seiten,
diente manchmal auch den
Ambitionen bestimmter Leute.
Unzweifelhaft jedoch hat sich
damit erstmals in der Ge-
mittlere Spalte
schichte der letzten Jahtzehn-
te ein Umriß des gesell-
schaftlichen Protests gebildet
und bewiesen. wie viele
begabte und standhafte
Menschen die Gesellschaft
einbüßte, läßt sich schwer
schätzen, da sie keine
Gelegenheit erhielten,
konstruktiv an der gesell-
schaftlichen Erneuerung zu
arbeiten. Die zielstrebigen
Anstrengungen zur Demoralisie-
rung, Demütigung und später
auch Landesverweisung von
Personen, deren einzige
"Schuld" es war, daß sie die
Gesetzlichkeit, das Recht auf
Freimut und Kreativität
schützen wollten, führte nicht
nur zur Deformation im
Geistesleben,sondern hatte die
eigenmächtige Ausdehnung der
rein ideologischen Funktionen
staatlicher Instanzen, vor
allem des Sicherheitsdienstes,
zur Folge.
Wir hatten unsere Helden
und unsere Gerechten. Aber sie
waren Rufer in der Wüste. Wenn
wir Breschnew und Suslow
beschuldigen, dürfen wir nicht
vergessen, wie viele Menschen
den Protest gegen Doppelzün-
gigkeit, den Appell, "nicht
mit der Lüge zu leben", für
bodenlosen Maximalismus
hielten. Im Herbst 1969 wurden
zunächst Alexander Solscheni-
zyn und dann auch dessen
Fürsprecher weihevoll und
unisono aus dem Schriftstel-
lerverband ausgestoßen. Andrej
Sacharow schützten zunächst
noch seine früheren staatli-
chen Verdienste, seine Orden
und Titel. Seine zunehmende
politische Aktivität versetzte
die Schar der ideologischen
Eiferer in Unruhe. Seine
Aufrufe verhallten ungehört.
Die Maschinerie der einmütigen
Verurteilung (wie auch
Billigung) funktionierte immer
besser.
Ja, es gab Dutzende und
Hunderte unmittelbare Opfer,
nicht aber Millionen wie unter
Stalin. Doch ein unrechtmäßi-
rechte Spalte
ges Urteil trifft nicht nur
die Verurteilten. Unter dem
Unrecht, wenn auch nur
gegenüber einem einzigen
Menschen (das natürlich im
Namen der Gesellschaft
erfolgt), leidet die ganze
Gesellschaft, selbst wenn sie
sich dessen nicht bewußt
wird. "Märtyrer des Dogmas,
auch ihr seid Opfer des
Jahrhunderts", schrieb
Pasternak. Und die Märtyrer
der Angst? Und die Untertäni-
gen der "Einhelligkeit"? Und
die, die einfach die Hand
hochhoben, um nicht aufzufal-
len? Die so taten, als ginge
sie "das" nichts an? Die sich
für "wichtigere Dinge"
aufsparten? Und die, die in
ohnmächtiger Verzweiflung die
Faust ballten? . . . Sokrates
hatte recht: "Ein Volk, das
heute ehrlos ist, wird morgen
brotlos sein."
Unter Jubiläums-Fanfaren
Vom Adjektiv "leninsche" in
Bezug auf Äußerungen und
Handlungen der Funktionärs-
schicht wurde hemmungslos
Gebrauch gemacht. Natürlich
hatte der Versuch, die
Illusion der unmittelbaren
Nachfolge von Rang und
Ansehen - von Iljitsch
(Lenin) zu Iljitsch (Bresch-
new) - nicht mehr Erfolgs-
chancen als die Verherrli-
chung des Schriftsteller- und
Heerführertalents des
farblosen Politikers. Doch
die immer fester verankerten
Spielregeln verlangten immer
weniger einen realenErfolg
als vielmehr die Erfolgsmel-
dung.
Die "Jubiläumsepoche"
orientierte auf die Erinne-
rung an die heldenhaften
Leistungen der Vergangenheit.
Daher die Idee, die Geschich-
te unserer Gesellschaft in
eine heilige Geschichte zu
verwandeln (hier kam das
stalinistische Muster als
Methode wie als Material
zustatten). Die Geschichte
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item 39 34 ______________________________________________________________________________________ linke Spalte Vorerst wurden die Abweichler mit Mitteln gesellschaftlicher Einwirkung belehrt, indem sie aus der Partei gejagt, vom Arbeits- platz entlassen, aus Wissen- schaft und Literatur entfernt, ihrer Einkommensquellen und schließlich der Luft des Vaterlandes beraubt wurden. Dabei wurden hauptsächlich ihre Kollegen aus Literatur und Wissenschaft, ihre ehemaligen Freunde und Genossen zu Vollstreckungs- beamten degradiert. Dennoch fanden sich in der Gesellschaft, die einen Hauch von Freiheit geatmet hatte, Menschen, die mit behördlichen Unannehmlichkei- ten kaum zu schrecken, mit Privilegien, Auslandsreisen und weiß der Himmel was sonst noch kaum zu bestechen waren. Für sie wurde eine ganze Palette anderer Strafe aufgeboten. Das Strafgesetz- buch erhielt 1986 einen Paragraphen (190 Ergänzung), der für die "Verbreitung bewußter Unwahrheiten, die die sowjetische Staats- und Gesellschaftsordnung schmä- hen", Freiheitsentzug bis zu drei Jahren vorsah: für die gleichen Handlungen, die als "Agitation oder Propaganda zur Untergrabung oder Schwächung der Sowjetmacht" qualifiziert wurden, drohten Freiheitsstra- fen bis zu sieben Jahren (Paragraph 70). Obwohl die Straforgane, die keiner öffentlichen Aufsicht unterla- gen, nicht zu Massenrepressio- nen griffen, besaßen sie genügend Macht und Rechte, um die Gesetze großzügig auszule- gen und rücksichtslos vorzuge- hen. Die sogenannte Dissiden- tenbewegung (die die Presse heute unter die Informellen einstüfen würde) hatte ihre starken und schwachen Seiten, diente manchmal auch den Ambitionen bestimmter Leute. Unzweifelhaft jedoch hat sich damit erstmals in der Ge- mittlere Spalte schichte der letzten Jahtzehn- te ein Umriß des gesell- schaftlichen Protests gebildet und bewiesen. wie viele begabte und standhafte Menschen die Gesellschaft einbüßte, läßt sich schwer schätzen, da sie keine Gelegenheit erhielten, konstruktiv an der gesell- schaftlichen Erneuerung zu arbeiten. Die zielstrebigen Anstrengungen zur Demoralisie- rung, Demütigung und später auch Landesverweisung von Personen, deren einzige "Schuld" es war, daß sie die Gesetzlichkeit, das Recht auf Freimut und Kreativität schützen wollten, führte nicht nur zur Deformation im Geistesleben,sondern hatte die eigenmächtige Ausdehnung der rein ideologischen Funktionen staatlicher Instanzen, vor allem des Sicherheitsdienstes, zur Folge. Wir hatten unsere Helden und unsere Gerechten. Aber sie waren Rufer in der Wüste. Wenn wir Breschnew und Suslow beschuldigen, dürfen wir nicht vergessen, wie viele Menschen den Protest gegen Doppelzün- gigkeit, den Appell, "nicht mit der Lüge zu leben", für bodenlosen Maximalismus hielten. Im Herbst 1969 wurden zunächst Alexander Solscheni- zyn und dann auch dessen Fürsprecher weihevoll und unisono aus dem Schriftstel- lerverband ausgestoßen. Andrej Sacharow schützten zunächst noch seine früheren staatli- chen Verdienste, seine Orden und Titel. Seine zunehmende politische Aktivität versetzte die Schar der ideologischen Eiferer in Unruhe. Seine Aufrufe verhallten ungehört. Die Maschinerie der einmütigen Verurteilung (wie auch Billigung) funktionierte immer besser. Ja, es gab Dutzende und Hunderte unmittelbare Opfer, nicht aber Millionen wie unter Stalin. Doch ein unrechtmäßi- rechte Spalte ges Urteil trifft nicht nur die Verurteilten. Unter dem Unrecht, wenn auch nur gegenüber einem einzigen Menschen (das natürlich im Namen der Gesellschaft erfolgt), leidet die ganze Gesellschaft, selbst wenn sie sich dessen nicht bewußt wird. "Märtyrer des Dogmas, auch ihr seid Opfer des Jahrhunderts", schrieb Pasternak. Und die Märtyrer der Angst? Und die Untertäni- gen der "Einhelligkeit"? Und die, die einfach die Hand hochhoben, um nicht aufzufal- len? Die so taten, als ginge sie "das" nichts an? Die sich für "wichtigere Dinge" aufsparten? Und die, die in ohnmächtiger Verzweiflung die Faust ballten? . . . Sokrates hatte recht: "Ein Volk, das heute ehrlos ist, wird morgen brotlos sein." Unter Jubiläums-Fanfaren Vom Adjektiv "leninsche" in Bezug auf Äußerungen und Handlungen der Funktionärs- schicht wurde hemmungslos Gebrauch gemacht. Natürlich hatte der Versuch, die Illusion der unmittelbaren Nachfolge von Rang und Ansehen - von Iljitsch (Lenin) zu Iljitsch (Bresch- new) - nicht mehr Erfolgs- chancen als die Verherrli- chung des Schriftsteller- und Heerführertalents des farblosen Politikers. Doch die immer fester verankerten Spielregeln verlangten immer weniger einen realenErfolg als vielmehr die Erfolgsmel- dung. Die "Jubiläumsepoche" orientierte auf die Erinne- rung an die heldenhaften Leistungen der Vergangenheit. Daher die Idee, die Geschich- te unserer Gesellschaft in eine heilige Geschichte zu verwandeln (hier kam das stalinistische Muster als Methode wie als Material zustatten). Die Geschichte
item 39 34 ______________________________________________________________________________________ linke Spalte Vorerst wurden die Abweichler mit Mitteln gesellschaftlicher Einwirkung belehrt, indem sie aus der Partei gejagt, vom Arbeits- platz entlassen, aus Wissen- schaft und Literatur entfernt, ihrer Einkommensquellen und schließlich der Luft des Vaterlandes beraubt wurden. Dabei wurden hauptsächlich ihre Kollegen aus Literatur und Wissenschaft, ihre ehemaligen Freunde und Genossen zu Vollstreckungs- beamten degradiert. Dennoch fanden sich in der Gesellschaft, die einen Hauch von Freiheit geatmet hatte, Menschen, die mit behördlichen Unannehmlichkei- ten kaum zu schrecken, mit Privilegien, Auslandsreisen und weiß der Himmel was sonst noch kaum zu bestechen waren. Für sie wurde eine ganze Palette anderer Strafe aufgeboten. Das Strafgesetz- buch erhielt 1986 einen Paragraphen (190 Ergänzung), der für die "Verbreitung bewußter Unwahrheiten, die die sowjetische Staats- und Gesellschaftsordnung schmä- hen", Freiheitsentzug bis zu drei Jahren vorsah: für die gleichen Handlungen, die als "Agitation oder Propaganda zur Untergrabung oder Schwächung der Sowjetmacht" qualifiziert wurden, drohten Freiheitsstra- fen bis zu sieben Jahren (Paragraph 70). Obwohl die Straforgane, die keiner öffentlichen Aufsicht unterla- gen, nicht zu Massenrepressio- nen griffen, besaßen sie genügend Macht und Rechte, um die Gesetze großzügig auszule- gen und rücksichtslos vorzuge- hen. Die sogenannte Dissiden- tenbewegung (die die Presse heute unter die Informellen einstüfen würde) hatte ihre starken und schwachen Seiten, diente manchmal auch den Ambitionen bestimmter Leute. Unzweifelhaft jedoch hat sich damit erstmals in der Ge- mittlere Spalte schichte der letzten Jahtzehn- te ein Umriß des gesell- schaftlichen Protests gebildet und bewiesen. wie viele begabte und standhafte Menschen die Gesellschaft einbüßte, läßt sich schwer schätzen, da sie keine Gelegenheit erhielten, konstruktiv an der gesell- schaftlichen Erneuerung zu arbeiten. Die zielstrebigen Anstrengungen zur Demoralisie- rung, Demütigung und später auch Landesverweisung von Personen, deren einzige "Schuld" es war, daß sie die Gesetzlichkeit, das Recht auf Freimut und Kreativität schützen wollten, führte nicht nur zur Deformation im Geistesleben,sondern hatte die eigenmächtige Ausdehnung der rein ideologischen Funktionen staatlicher Instanzen, vor allem des Sicherheitsdienstes, zur Folge. Wir hatten unsere Helden und unsere Gerechten. Aber sie waren Rufer in der Wüste. Wenn wir Breschnew und Suslow beschuldigen, dürfen wir nicht vergessen, wie viele Menschen den Protest gegen Doppelzün- gigkeit, den Appell, "nicht mit der Lüge zu leben", für bodenlosen Maximalismus hielten. Im Herbst 1969 wurden zunächst Alexander Solscheni- zyn und dann auch dessen Fürsprecher weihevoll und unisono aus dem Schriftstel- lerverband ausgestoßen. Andrej Sacharow schützten zunächst noch seine früheren staatli- chen Verdienste, seine Orden und Titel. Seine zunehmende politische Aktivität versetzte die Schar der ideologischen Eiferer in Unruhe. Seine Aufrufe verhallten ungehört. Die Maschinerie der einmütigen Verurteilung (wie auch Billigung) funktionierte immer besser. Ja, es gab Dutzende und Hunderte unmittelbare Opfer, nicht aber Millionen wie unter Stalin. Doch ein unrechtmäßi- rechte Spalte ges Urteil trifft nicht nur die Verurteilten. Unter dem Unrecht, wenn auch nur gegenüber einem einzigen Menschen (das natürlich im Namen der Gesellschaft erfolgt), leidet die ganze Gesellschaft, selbst wenn sie sich dessen nicht bewußt wird. "Märtyrer des Dogmas, auch ihr seid Opfer des Jahrhunderts", schrieb Pasternak. Und die Märtyrer der Angst? Und die Untertäni- gen der "Einhelligkeit"? Und die, die einfach die Hand hochhoben, um nicht aufzufal- len? Die so taten, als ginge sie "das" nichts an? Die sich für "wichtigere Dinge" aufsparten? Und die, die in ohnmächtiger Verzweiflung die Faust ballten? . . . Sokrates hatte recht: "Ein Volk, das heute ehrlos ist, wird morgen brotlos sein." Unter Jubiläums-Fanfaren Vom Adjektiv "leninsche" in Bezug auf Äußerungen und Handlungen der Funktionärs- schicht wurde hemmungslos Gebrauch gemacht. Natürlich hatte der Versuch, die Illusion der unmittelbaren Nachfolge von Rang und Ansehen - von Iljitsch (Lenin) zu Iljitsch (Bresch- new) - nicht mehr Erfolgs- chancen als die Verherrli- chung des Schriftsteller- und Heerführertalents des farblosen Politikers. Doch die immer fester verankerten Spielregeln verlangten immer weniger einen realenErfolg als vielmehr die Erfolgsmel- dung.
item 39 34 ______________________________________________________________________________________ linke Spalte Vorerst wurden die Abweichler mit Mitteln gesellschaftlicher Einwirkung belehrt, indem sie aus der Partei gejagt, vom Arbeits- platz entlassen, aus Wissen- schaft und Literatur entfernt, ihrer Einkommensquellen und schließlich der Luft des Vaterlandes beraubt wurden. Dabei wurden hauptsächlich ihre Kollegen aus Literatur und Wissenschaft, ihre ehemaligen Freunde und Genossen zu Vollstreckungs- beamten degradiert. Dennoch fanden sich in der Gesellschaft, die einen Hauch von Freiheit geatmet hatte, Menschen, die mit behördlichen Unannehmlichkei- ten kaum zu schrecken, mit Privilegien, Auslandsreisen und weiß der Himmel was sonst noch kaum zu bestechen waren. Für sie wurde eine ganze Palette anderer Strafe aufgeboten. Das Strafgesetz- buch erhielt 1986 einen Paragraphen (190 Ergänzung), der für die "Verbreitung bewußter Unwahrheiten, die die sowjetische Staats- und Gesellschaftsordnung schmä- hen", Freiheitsentzug bis zu drei Jahren vorsah: für die gleichen Handlungen, die als "Agitation oder Propaganda zur Untergrabung oder Schwächung der Sowjetmacht" qualifiziert wurden, drohten Freiheitsstra- fen bis zu sieben Jahren (Paragraph 70). Obwohl die Straforgane, die keiner öffentlichen Aufsicht unterla- gen, nicht zu Massenrepressio- nen griffen, besaßen sie genügend Macht und Rechte, um die Gesetze großzügig auszule- gen und rücksichtslos vorzuge- hen. Die sogenannte Dissiden- tenbewegung (die die Presse heute unter die Informellen einstüfen würde) hatte ihre starken und schwachen Seiten, diente manchmal auch den Ambitionen bestimmter Leute. Unzweifelhaft jedoch hat sich damit erstmals in der Ge- mittlere Spalte schichte der letzten Jahtzehn- te ein Umriß des gesell- schaftlichen Protests gebildet und bewiesen. wie viele begabte und standhafte Menschen die Gesellschaft einbüßte, läßt sich schwer schätzen, da sie keine Gelegenheit erhielten, konstruktiv an der gesell- schaftlichen Erneuerung zu arbeiten. Die zielstrebigen Anstrengungen zur Demoralisie- rung, Demütigung und später auch Landesverweisung von Personen, deren einzige "Schuld" es war, daß sie die Gesetzlichkeit, das Recht auf Freimut und Kreativität schützen wollten, führte nicht nur zur Deformation im Geistesleben,sondern hatte die eigenmächtige Ausdehnung der rein ideologischen Funktionen staatlicher Instanzen, vor allem des Sicherheitsdienstes, zur Folge. Wir hatten unsere Helden und unsere Gerechten. Aber sie waren Rufer in der Wüste. Wenn wir Breschnew und Suslow beschuldigen, dürfen wir nicht vergessen, wie viele Menschen den Protest gegen Doppelzün- gigkeit, den Appell, "nicht mit der Lüge zu leben", für bodenlosen Maximalismus hielten. Im Herbst 1969 wurden zunächst Alexander Solscheni- zyn und dann auch dessen Fürsprecher weihevoll und unisono aus dem Schriftstel- lerverband ausgestoßen. Andrej Sacharow schützten zunächst noch seine früheren staatli- chen Verdienste, seine Orden und Titel. Seine zunehmende politische Aktivität versetzte die Schar der ideologischen Eiferer in Unruhe. Seine Aufrufe verhallten ungehört. Die Maschinerie der einmütigen Verurteilung (wie auch Billigung) funktionierte immer besser. Ja, es gab Dutzende und Hunderte unmittelbare Opfer, nicht aber Millionen wie unter Stalin. Doch ein unrechtmäßi- rechte Spalte ges Urteil trifft nicht nur die Verurteilten. Unter dem Unrecht, wenn auch nur gegenüber einem einzigen Menschen (das natürlich im Namen der Gesellschaft erfolgt), leidet die ganze Gesellschaft, selbst wenn sie sich dessen nicht bewußt wird. "Märtyrer des Dogmas, auch ihr seid Opfer des Jahrhunderts", schrieb Pasternak. Und die Märtyrer der Angst? Und die Untertäni- gen der "Einhelligkeit"? Und die, die einfach die Hand hochhoben, um nicht aufzufal- len? Die so taten, als ginge sie "das" nichts an? Die sich für "wichtigere Dinge" aufsparten? Und die, die in ohnmächtiger Verzweiflung die Faust ballten? . . . Sokrates hatte recht: "Ein Volk, das heute ehrlos ist, wird morgen brotlos sein."
item 39 34 ______________________________________________________________________________________ linke Spalte Vorerst wurden die Abweichler mit Mitteln gesellschaftlicher Einwirkung belehrt, indem sie aus der Partei gejagt, vom Arbeits- platz entlassen, aus Wissen- schaft und Literatur entfernt, ihrer Einkommensquellen und schließlich der Luft des Vaterlandes beraubt wurden. Dabei wurden hauptsächlich ihre Kollegen aus Literatur und Wissenschaft, ihre ehemaligen Freunde und Genossen zu Vollstreckungs- beamten degradiert. Dennoch fanden sich in der Gesellschaft, die einen Hauch von Freiheit geatmet hatte, Menschen, die mit behördlichen Unannehmlichkei- ten kaum zu schrecken, mit Privilegien, Auslandsreisen und weiß der Himmel was sonst noch kaum zu bestechen waren. Für sie wurde eine ganze Palette anderer Strafe aufgeboten. Das Strafgesetz- buch erhielt 1986 einen Paragraphen (190 Ergänzung), der für die "Verbreitung bewußter Unwahrheiten, die die sowjetische Staats- und Gesellschaftsordnung schmä- hen", Freiheitsentzug bis zu drei Jahren vorsah: für die gleichen Handlungen, die als "Agitation oder Propaganda zur Untergrabung oder Schwächung der Sowjetmacht" qualifiziert wurden, drohten Freiheitsstra- fen bis zu sieben Jahren (Paragraph 70). Obwohl die Straforgane, die keiner öffentlichen Aufsicht unterla- gen, nicht zu Massenrepressio- nen griffen, besaßen sie genügend Macht und Rechte, um die Gesetze großzügig auszule- gen und rücksichtslos vorzuge- hen. Die sogenannte Dissiden- tenbewegung (die die Presse heute unter die Informellen einstüfen würde) hatte ihre starken und schwachen Seiten, diente manchmal auch den Ambitionen bestimmter Leute. Unzweifelhaft jedoch hat sich damit erstmals in der Ge- mittlere Spalte schichte der letzten Jahtzehn- te ein Umriß des gesell- schaftlichen Protests gebildet und bewiesen. wie viele begabte und standhafte Menschen die Gesellschaft einbüßte, läßt sich schwer schätzen, da sie keine Gelegenheit erhielten, konstruktiv an der gesell- schaftlichen Erneuerung zu arbeiten. Die zielstrebigen Anstrengungen zur Demoralisie- rung, Demütigung und später auch Landesverweisung von Personen, deren einzige "Schuld" es war, daß sie die Gesetzlichkeit, das Recht auf Freimut und Kreativität schützen wollten, führte nicht nur zur Deformation im Geistesleben,sondern hatte die eigenmächtige Ausdehnung der rein ideologischen Funktionen staatlicher Instanzen, vor allem des Sicherheitsdienstes, zur Folge. Wir hatten unsere Helden und unsere Gerechten. Aber sie waren Rufer in der Wüste. Wenn wir Breschnew und Suslow beschuldigen, dürfen wir nicht vergessen, wie viele Menschen den Protest gegen Doppelzün- gigkeit, den Appell, "nicht mit der Lüge zu leben", für bodenlosen Maximalismus hielten. Im Herbst 1969 wurden zunächst Alexander Solscheni- zyn und dann auch dessen Fürsprecher weihevoll und unisono aus dem Schriftstel- lerverband ausgestoßen. Andrej Sacharow schützten zunächst noch seine früheren staatli- chen Verdienste, seine Orden und Titel. Seine zunehmende politische Aktivität versetzte die Schar der ideologischen Eiferer in Unruhe. Seine Aufrufe verhallten ungehört. Die Maschinerie der einmütigen Verurteilung (wie auch Billigung) funktionierte immer besser. Ja, es gab Dutzende und Hunderte unmittelbare Opfer, nicht aber Millionen wie unter Stalin. Doch ein unrechtmäßi- rechte Spalte ges Urteil trifft nicht nur die Verurteilten. Unter dem Unrecht, wenn auch nur gegenüber einem einzigen Menschen (das natürlich im Namen der Gesellschaft erfolgt), leidet die ganze Gesellschaft, selbst wenn sie sich dessen nicht bewußt wird. "Märtyrer des Dogmas, auch ihr seid Opfer des Jahrhunderts", schrieb Pasternak. Und die Märtyrer der Angst? Und die Untertäni- gen der "Einhelligkeit"? Und die, die einfach die Hand hochhoben, um nicht aufzufal- len? Die so taten, als ginge sie "das" nichts an?
item 39 34 ______________________________________________________________________________________ linke Spalte Vorerst wurden die Abweichler mit Mitteln gesellschaftlicher Einwirkung belehrt, indem sie aus der Partei gejagt, vom Arbeits- platz entlassen, aus Wissen- schaft und Literatur entfernt, ihrer Einkommensquellen und schließlich der Luft des Vaterlandes beraubt wurden. Dabei wurden hauptsächlich ihre Kollegen aus Literatur und Wissenschaft, ihre ehemaligen Freunde und Genossen zu Vollstreckungs- beamten degradiert. Dennoch fanden sich in der Gesellschaft, die einen Hauch von Freiheit geatmet hatte, Menschen, die mit behördlichen Unannehmlichkei- ten kaum zu schrecken, mit Privilegien, Auslandsreisen und weiß der Himmel was sonst noch kaum zu bestechen waren. Für sie wurde eine ganze Palette anderer Strafe aufgeboten. Das Strafgesetz- buch erhielt 1986 einen Paragraphen (190 Ergänzung), der für die "Verbreitung bewußter Unwahrheiten, die die sowjetische Staats- und Gesellschaftsordnung schmä- hen", Freiheitsentzug bis zu drei Jahren vorsah: für die gleichen Handlungen, die als "Agitation oder Propaganda zur Untergrabung oder Schwächung der Sowjetmacht" qualifiziert wurden, drohten Freiheitsstra- fen bis zu sieben Jahren (Paragraph 70). Obwohl die Straforgane, die keiner öffentlichen Aufsicht unterla- gen, nicht zu Massenrepressio- nen griffen, besaßen sie genügend Macht und Rechte, um die Gesetze großzügig auszule- gen und rücksichtslos vorzuge- hen. Die sogenannte Dissiden- tenbewegung (die die Presse heute unter die Informellen einstüfen würde) hatte ihre starken und schwachen Seiten, diente manchmal auch den Ambitionen bestimmter Leute. Unzweifelhaft jedoch hat sich damit erstmals in der Ge- mittlere Spalte schichte der letzten Jahtzehn- te ein Umriß des gesell- schaftlichen Protests gebildet und bewiesen. wie viele begabte und standhafte Menschen die Gesellschaft einbüßte, läßt sich schwer schätzen, da sie keine Gelegenheit erhielten, konstruktiv an der gesell- schaftlichen Erneuerung zu arbeiten. Die zielstrebigen Anstrengungen zur Demoralisie- rung, Demütigung und später auch Landesverweisung von Personen, deren einzige "Schuld" es war, daß sie die Gesetzlichkeit, das Recht auf Freimut und Kreativität schützen wollten, führte nicht nur zur Deformation im Geistesleben,sondern hatte die eigenmächtige Ausdehnung der rein ideologischen Funktionen staatlicher Instanzen, vor allem des Sicherheitsdienstes, zur Folge. Wir hatten unsere Helden und unsere Gerechten. Aber sie waren Rufer in der Wüste. Wenn wir Breschnew und Suslow beschuldigen, dürfen wir nicht vergessen, wie viele Menschen den Protest gegen Doppelzün- gigkeit, den Appell, "nicht mit der Lüge zu leben", für bodenlosen Maximalismus hielten. Im Herbst 1969 wurden zunächst Alexander Solscheni- zyn und dann auch dessen Fürsprecher weihevoll und unisono aus dem Schriftstel- lerverband ausgestoßen. Andrej Sacharow schützten zunächst noch seine früheren staatli- chen Verdienste, seine Orden und Titel. Seine zunehmende politische Aktivität versetzte die Schar der ideologischen Eiferer in Unruhe. Seine Aufrufe verhallten ungehört. Die Maschinerie der einmütigen Verurteilung (wie auch Billigung) funktionierte immer besser. Ja, es gab Dutzende und Hunderte unmittelbare Opfer, nicht aber Millionen wie unter Stalin. Doch ein unrechtmäßi-
item 39 34 ______________________________________________________________________________________ linke Spalte Vorerst wurden die Abweichler mit Mitteln gesellschaftlicher Einwirkung belehrt, indem sie aus der Partei gejagt, vom Arbeits- platz entlassen, aus Wissen- schaft und Literatur entfernt, ihrer Einkommensquellen und schließlich der Luft des Vaterlandes beraubt wurden. Dabei wurden hauptsächlich ihre Kollegen aus Literatur und Wissenschaft, ihre ehemaligen Freunde und Genossen zu Vollstreckungs- beamten degradiert. Dennoch fanden sich in der Gesellschaft, die einen Hauch von Freiheit geatmet hatte, Menschen, die mit behördlichen Unannehmlichkei- ten kaum zu schrecken, mit Privilegien, Auslandsreisen und weiß der Himmel was sonst noch kaum zu bestechen waren. Für sie wurde eine ganze Palette anderer Strafe aufgeboten. Das Strafgesetz- buch erhielt 1986 einen Paragraphen (190 Ergänzung), der für die "Verbreitung bewußter Unwahrheiten, die die sowjetische Staats- und Gesellschaftsordnung schmä- hen", Freiheitsentzug bis zu drei Jahren vorsah: für die gleichen Handlungen, die als "Agitation oder Propaganda zur Untergrabung oder Schwächung der Sowjetmacht" qualifiziert wurden, drohten Freiheitsstra- fen bis zu sieben Jahren (Paragraph 70). Obwohl die Straforgane, die keiner öffentlichen Aufsicht unterla- gen, nicht zu Massenrepressio- nen griffen, besaßen sie genügend Macht und Rechte, um die Gesetze großzügig auszule- gen und rücksichtslos vorzuge- hen. Die sogenannte Dissiden- tenbewegung (die die Presse heute unter die Informellen einstüfen würde) hatte ihre starken und schwachen Seiten, diente manchmal auch den Ambitionen bestimmter Leute. Unzweifelhaft jedoch hat sich damit erstmals in der Ge- mittlere Spalte schichte der letzten Jahtzehn- te ein Umriß des gesell- schaftlichen Protests gebildet und bewiesen. wie viele begabte und standhafte Menschen die Gesellschaft einbüßte, läßt sich schwer schätzen, da sie keine Gelegenheit erhielten, konstruktiv an der gesell- schaftlichen Erneuerung zu arbeiten. Die zielstrebigen Anstrengungen zur Demoralisie- rung, Demütigung und später auch Landesverweisung von Personen, deren einzige "Schuld" es war, daß sie die Gesetzlichkeit, das Recht auf Freimut und Kreativität schützen wollten, führte nicht nur zur Deformation im Geistesleben,sondern hatte die eigenmächtige Ausdehnung der rein ideologischen Funktionen staatlicher Instanzen, vor allem des Sicherheitsdienstes, zur Folge. Wir hatten unsere Helden und unsere Gerechten. Aber sie waren Rufer in der Wüste. Wenn wir Breschnew und Suslow beschuldigen, dürfen wir nicht vergessen, wie viele Menschen den Protest gegen Doppelzün- gigkeit, den Appell, "nicht mit der Lüge zu leben", für bodenlosen Maximalismus hielten. Im Herbst 1969 wurden zunächst Alexander Solscheni- zyn und dann auch dessen Fürsprecher weihevoll und unisono aus dem Schriftstel- lerverband ausgestoßen. Andrej Sacharow schützten zunächst noch seine früheren staatli- chen Verdienste, seine Orden und Titel.
item 39 34 ______________________________________________________________________________________ linke Spalte Vorerst wurden die Abweichler mit Mitteln gesellschaftlicher Einwirkung belehrt, indem sie aus der Partei gejagt, vom Arbeits- platz entlassen, aus Wissen- schaft und Literatur entfernt, ihrer Einkommensquellen und schließlich der Luft des Vaterlandes beraubt wurden. Dabei wurden hauptsächlich ihre Kollegen aus Literatur und Wissenschaft, ihre ehemaligen Freunde und Genossen zu Vollstreckungs- beamten degradiert. Dennoch fanden sich in der Gesellschaft, die einen Hauch von Freiheit geatmet hatte, Menschen, die mit behördlichen Unannehmlichkei- ten kaum zu schrecken, mit Privilegien, Auslandsreisen und weiß der Himmel was sonst noch kaum zu bestechen waren. Für sie wurde eine ganze Palette anderer Strafe aufgeboten. Das Strafgesetz- buch erhielt 1986 einen Paragraphen (190 Ergänzung), der für die "Verbreitung bewußter Unwahrheiten, die die sowjetische Staats- und Gesellschaftsordnung schmä- hen", Freiheitsentzug bis zu drei Jahren vorsah: für die gleichen Handlungen, die als "Agitation oder Propaganda zur Untergrabung oder Schwächung der Sowjetmacht" qualifiziert wurden, drohten Freiheitsstra- fen bis zu sieben Jahren (Paragraph 70). Obwohl die Straforgane, die keiner öffentlichen Aufsicht unterla- gen, nicht zu Massenrepressio- nen griffen, besaßen sie genügend Macht und Rechte, um die Gesetze großzügig auszule- gen und rücksichtslos vorzuge- hen. Die sogenannte Dissiden- tenbewegung (die die Presse heute unter die Informellen einstüfen würde) hatte ihre starken und schwachen Seiten, diente manchmal auch den Ambitionen bestimmter Leute. Unzweifelhaft jedoch hat sich damit erstmals in der Ge- mittlere Spalte schichte der letzten Jahtzehn- te ein Umriß des gesell- schaftlichen Protests gebildet und bewiesen. wie viele begabte und standhafte Menschen die Gesellschaft einbüßte, läßt sich schwer schätzen, da sie keine Gelegenheit erhielten, konstruktiv an der gesell- schaftlichen Erneuerung zu arbeiten. Die zielstrebigen Anstrengungen zur Demoralisie- rung, Demütigung und später auch Landesverweisung von Personen, deren einzige "Schuld" es war, daß sie die Gesetzlichkeit, das Recht auf Freimut und Kreativität schützen wollten, führte nicht nur zur Deformation im Geistesleben,sondern hatte die eigenmächtige Ausdehnung der rein ideologischen Funktionen staatlicher Instanzen, vor allem des Sicherheitsdienstes, zur Folge.
item 39 34 ______________________________________________________________________________________ linke Spalte Vorerst wurden die Abweichler mit Mitteln gesellschaftlicher Einwirkung belehrt, indem sie aus der Partei gejagt, vom Arbeits- platz entlassen, aus Wissen- schaft und Literatur entfernt, ihrer Einkommensquellen und schließlich der Luft des Vaterlandes beraubt wurden. Dabei wurden hauptsächlich ihre Kollegen aus Literatur und Wissenschaft, ihre ehemaligen Freunde und Genossen zu Vollstreckungs- beamten degradiert. Dennoch fanden sich in der Gesellschaft, die einen Hauch von Freiheit geatmet hatte, Menschen, die mit behördlichen Unannehmlichkei- ten kaum zu schrecken, mit Privilegien, Auslandsreisen und weiß der Himmel was sonst noch kaum zu bestechen waren. Für sie wurde eine ganze Palette anderer Strafe aufgeboten. Das Strafgesetz- buch erhielt 1986 einen Paragraphen (190 Ergänzung), der für die "Verbreitung bewußter Unwahrheiten, die die sowjetische Staats- und Gesellschaftsordnung schmä- hen", Freiheitsentzug bis zu drei Jahren vorsah: für die gleichen Handlungen, die als "Agitation oder Propaganda zur Untergrabung oder Schwächung der Sowjetmacht" qualifiziert wurden, drohten Freiheitsstra- fen bis zu sieben Jahren (Paragraph 70). Obwohl die Straforgane, die keiner öffentlichen Aufsicht unterla- gen, nicht zu Massenrepressio- nen griffen, besaßen sie genügend Macht und Rechte, um die Gesetze großzügig auszule- gen und rücksichtslos vorzuge- hen. Die sogenannte Dissiden- tenbewegung (die die Presse heute unter die Informellen einstüfen würde) hatte ihre starken und schwachen Seiten, diente manchmal auch den Ambitionen bestimmter Leute. Unzweifelhaft jedoch hat sich damit erstmals in der Ge- mittlere Spalte schichte der letzten Jahtzehn- te ein Umriß des gesell- schaftlichen Protests gebildet und bewiesen. wie viele begabte und standhafte Menschen die Gesellschaft einbüßte, läßt sich schwer schätzen, da sie keine Gelegenheit erhielten, konstruktiv an der gesell- schaftlichen Erneuerung zu arbeiten. Die zielstrebigen Anstrengungen zur Demoralisie- rung, Demütigung und später auch Landesverweisung von Personen, deren einzige "Schuld" es war,
item 39 34 ______________________________________________________________________________________ linke Spalte Vorerst wurden die Abweichler mit Mitteln gesellschaftlicher Einwirkung belehrt, indem sie aus der Partei gejagt, vom Arbeits- platz entlassen, aus Wissen- schaft und Literatur entfernt, ihrer Einkommensquellen und schließlich der Luft des Vaterlandes beraubt wurden. Dabei wurden hauptsächlich ihre Kollegen aus Literatur und Wissenschaft, ihre ehemaligen Freunde und Genossen zu Vollstreckungs- beamten degradiert. Dennoch fanden sich in der Gesellschaft, die einen Hauch von Freiheit geatmet hatte, Menschen, die mit behördlichen Unannehmlichkei- ten kaum zu schrecken, mit Privilegien, Auslandsreisen und weiß der Himmel was sonst noch kaum zu bestechen waren. Für sie wurde eine ganze Palette anderer Strafe aufgeboten. Das Strafgesetz- buch erhielt 1986 einen Paragraphen (190 Ergänzung), der für die "Verbreitung bewußter Unwahrheiten, die die sowjetische Staats- und Gesellschaftsordnung schmä- hen", Freiheitsentzug bis zu drei Jahren vorsah: für die gleichen Handlungen, die als "Agitation oder Propaganda zur Untergrabung oder Schwächung der Sowjetmacht" qualifiziert wurden, drohten Freiheitsstra- fen bis zu sieben Jahren (Paragraph 70). Obwohl die Straforgane, die keiner öffentlichen Aufsicht unterla- gen, nicht zu Massenrepressio- nen griffen, besaßen sie genügend Macht und Rechte, um die Gesetze großzügig auszule- gen und rücksichtslos vorzuge- hen. Die sogenannte Dissiden- tenbewegung (die die Presse heute unter die Informellen einstüfen würde) hatte ihre starken und schwachen Seiten, diente manchmal auch den Ambitionen bestimmter Leute. Unzweifelhaft jedoch hat sich damit erstmals in der Ge-
item 39 34 ______________________________________________________________________________________ linke Spalte Vorerst wurden die Abweichler mit Mitteln gesellschaftlicher Einwirkung belehrt, indem sie aus der Partei gejagt, vom Arbeits- platz entlassen, aus Wissen- schaft und Literatur entfernt, ihrer Einkommensquellen und schließlich der Luft des Vaterlandes beraubt wurden. Dabei wurden hauptsächlich ihre Kollegen aus Literatur und Wissenschaft, ihre ehemaligen Freunde und Genossen zu Vollstreckungs- beamten degradiert. Dennoch fanden sich in der Gesellschaft, die einen Hauch von Freiheit geatmet hatte, Menschen, die mit behördlichen Unannehmlichkei- ten kaum zu schrecken, mit Privilegien, Auslandsreisen und weiß der Himmel was sonst noch kaum zu bestechen waren. Für sie wurde eine ganze Palette anderer Strafe aufgeboten. Das Strafgesetz- buch erhielt 1986 einen Paragraphen (190 Ergänzung), der für die "Verbreitung bewußter Unwahrheiten, die die sowjetische Staats- und Gesellschaftsordnung schmä- hen", Freiheitsentzug bis zu drei Jahren vorsah: für die gleichen Handlungen, die als "Agitation oder Propaganda zur Untergrabung oder Schwächung der Sowjetmacht" qualifiziert wurden, drohten Freiheitsstra- fen bis zu sieben Jahren (Paragraph 70).
item 39 34 ______________________________________________________________________________________ linke Spalte Vorerst wurden die Abweichler mit Mitteln gesellschaftlicher Einwirkung belehrt, indem sie aus der Partei gejagt, vom Arbeits- platz entlassen, aus Wissen- schaft und Literatur entfernt, ihrer Einkommensquellen und schließlich der Luft des Vaterlandes beraubt wurden. Dabei wurden hauptsächlich ihre Kollegen aus Literatur und Wissenschaft, ihre ehemaligen Freunde und Genossen zu Vollstreckungs- beamten degradiert. Dennoch fanden sich in der Gesellschaft, die einen Hauch von Freiheit geatmet hatte, Menschen, die mit behördlichen Unannehmlichkei- ten kaum zu schrecken, mit Privilegien, Auslandsreisen und weiß der Himmel was sonst noch kaum zu bestechen waren. Für sie wurde eine ganze Palette anderer Strafe aufgeboten. Das Strafgesetz- buch erhielt 1986 einen Paragraphen (190 Ergänzung), der für die "Verbreitung bewußter Unwahrheiten, die die sowjetische Staats- und Gesellschaftsordnung schmä- hen", Freiheitsentzug bis zu drei Jahren vorsah: für die gleichen Handlungen, die als "Agitation oder Propaganda zur Untergrabung oder Schwächung der Sowjetmacht" qualifiziert wurden,
item 39 34 ______________________________________________________________________________________ linke Spalte Vorerst wurden die Abweichler mit Mitteln gesellschaftlicher Einwirkung belehrt, indem sie aus der Partei gejagt, vom Arbeits- platz entlassen, aus Wissen- schaft und Literatur entfernt, ihrer Einkommensquellen und schließlich der Luft des Vaterlandes beraubt wurden. Dabei wurden hauptsächlich ihre Kollegen aus Literatur und Wissenschaft, ihre ehemaligen Freunde und Genossen zu Vollstreckungs- beamten degradiert. Dennoch fanden sich in der Gesellschaft, die einen Hauch von Freiheit geatmet hatte, Menschen, die mit behördlichen Unannehmlichkei- ten kaum zu schrecken, mit Privilegien, Auslandsreisen und weiß der Himmel was sonst noch kaum zu bestechen waren.
item 39 34 ______________________________________________________________________________________ linke Spalte Vorerst wurden die Abweichler mit Mitteln gesellschaftlicher Einwirkung belehrt, indem sie aus der Partei gejagt, vom Arbeits- platz entlassen, aus Wissen- schaft und Literatur entfernt, ihrer Einkommensquellen und schließlich der Luft des Vaterlandes beraubt wurden. Dabei wurden hauptsächlich ihre Kollegen aus Literatur und Wissenschaft, ihre ehemaligen Freunde und Genossen zu Vollstreckungs- beamten degradiert.
item 39 34 ______________________________________________________________________________________ linke Spalte Vorerst wurden die Abweichler mit Mitteln gesellschaftlicher Einwirkung belehrt, indem sie aus der Partei gejagt, vom Arbeits- platz entlassen, aus Wissen- schaft und Literatur entfernt, ihrer Einkommensquellen und schließlich der Luft des Vaterlandes beraubt wurden. Dabei wurden hauptsächlich ihre Kollegen aus Literatur und Wissenschaft, ihre ehemaligen Freunde und Genossen zu Vollstreckungs- beamten degradiert.
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Document Date:Here, you can add dates that correspond to the item. This could include the dates mentioned in the text (e.g. in diary pages), the date of a related historical event (e.g. the end of WWI), or when the item was created (e.g. from a dated signature on an illustration). You can either define this as a single date or as a longer time frame.
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Review
All enrichments need to be edited and reviewed by more than one volunteer to ensure that they are as accurate as possible.
Only Sprinters and Champions can edit tasks in the Review stage and mark them as Complete. (see: Miles and Levels)
You can review a task (Transcription, Description, Locations, or Tagging) when the circle next to the heading is coloured orange .
During the review process, pay close attention to the following requirements:
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- Transcription: The complete text in the item has been properly transcribed and the transcription is formatted as accurately as possible. The correct language(s) are selected and the transcription contains no missing or unclear icons.
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- Description: The description is accurate and detailed (especially items without text to transcribe, e.g. photos), and the appropriate categories have been ticked.
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- Location(s): All locations have been correctly tagged. The location name is accurate and matches the coordinates and the pin on the map. The description is clear and concise, and the Wikidata reference (if any) is correct.
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- Tagging: Document dates are completed and as precise as possible. All mentioned people are tagged and their data is correct. All added keywords are applicable to the item, and other sources have accurate information and functioning links.
Completion Statuses
| GREY |
| 1. NOT STARTED |
| Tasks have not been started. |
| YELLOW |
| 2. EDIT MODE |
| Tasks have been started, but not yet finished. Additions and edits can still be made. |
| ORANGE |
| 3. REVIEW |
| Tasks are finished, but need final review by Sprinter or Champion transcribers. |
| GREEN |
| 4. COMPLETED |
| Tasks have been fully completed and reviewed. No further changes need to be made. |
Miles and Levels
Transcribathon is a competitive marathon. You do not enrich documents alone, but compete and work with other volunteers to ensure the quality of your work. When you first create a Transcribathon account, you only have the ability to start and edit tasks. The more you enrich documents, the closer you become to advancing to a higher level, which can unlock abilities like reviewing and completing tasks.| Level | Abilities |
|---|---|
| Trainee | Basic abilities: start and edit tasks |
| Runner | Basic abilities, mark finished tasks for review |
| Sprinter | All Runner abilities, mark reviewed annotations as completed |
| Champion | All Sprinter abilities, mark reviewed transcriptions as completed |
| Tasks | Miles Received |
|---|---|
| Transcription | 1 Mile for every 300 characters transcribed |
| Description | 1 Mile for every 5 Descriptions added |
| Location | 1 Mile for every 5 Locations added |
| Tagging | 1 Mile for every 5 Tags added |
| Reviewing | 1 Mile for every 10 items marked as complete |