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item 36
32 Osteuropa
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linke Spalte
Mitstreiter Chruschtschows
noch keine endgültige Vorstel-
lung davon, wie sie mit der
Macht umgehen sollten.
Jedenfalls ließen gewisse
erste Schritte der neuen
Staatsmacht nicht nur die
Bürokratie hoffen. Die Genetik
wurde rehabilitiert. Die
russische Rechtschreibung
konnte vor drohenden Reformen
bewahrt werden. Auf dem
Höhepunkt der Zeitungsbestel-
lungen für das folgende Jahr
wurden die heftig verwünschten
Limits aufgehoben.
Von Reformversuchen zur
Stagnationswirtschaft
Beseitigt wurde die tatsäch-
lich lächerliche bisherige
Doppelung des Partei- und
Staatsappat[rat]es in "Industrie-"
uns "Landwirtschaftsorgane".
Spruchreif schien nun auch
eine seit Jahren anstehende
tiefgreifende Reform. Diskus-
sionen darüber waren schon
1962 aus internen Ausgaben in
die Massenmedien gelangt.
Das ZK-Plenum vom März 1965
versuchte die Situation in der
Landwirtschaft zu bereinigen.
Es übte berechtigte Kritik am
administrativen Druck auf
Sowchosen und Kolchosen, an
überhöhten Lieferplänen und
dem unausgewogenen Preissys-
tem. Die Reformer wollten
jedoch nicht einsehen, daß
Veränderungen in den Preis-
proportionen zugunsten der
Landwirtschaft unter Beibehal-
tung des bisherigen Mechanis-
mus der Preisbildung lediglich
vorübergehend Erleicherung
verschaffen, daß die Appelle,
"mit der Praxis der Weisungen
und des Administrierens Schluß
zu machen", solange sinnlos
blieben, wie man das Übel in
einzelnen Fehlentwicklung und
Überspitzungen, nicht aber im
administrativen Weisungssystem
selbst sieht.
Das Septemberplenum 1965, das
eine Reform in der Industrie
behandelte, ging weiter indem
mittlere Spalte
es die Aufgabe stellte, aus
der fiktiven wirtschaftlichen
Rechnungsführung Realität zu
machen. Mit dem Eingeständnis,
daß eine Situation, in der die
leitenden Wirtschaftsorgane
nur Rechte, die Betriebe
dagegen nur Pflichten haben,
anormal sei, wurde ein
(allerdings recht zaghafter)
Schritt zur Selbständigkeit
unternommen.
Inzwischen besteht die
Ansicht, die Bürokratie habe
die vernünftigen Reformpläne
seinerzeit abgewürgt. Das ist
nicht die ganze Wahrheit. Das
Fiasko der Reformen lag
wesentlich in ihnen selbst
begründet, in ihrer Inkonse-
quenz und eingeschränkten
Wirkungsweise. Die erneuerten
Strukturen der Verwaltung,
Planung und Stimulierung boten
kaum etwas, woran sich deren
Befürworter halten konnten
und, was noch wichtiger ist,
praktisch nichts, was nicht
hätte rückgängig gemacht
werden können.
"Die Analyse zeigt, daß
gewisse Schwierigkeiten in der
Entwicklung unserer Wirtschaft
zeitweiligen Charakter tragen
und in kurzer Frist überwunden
werden müssen", hieß es auf
dem Septemberplenum. Doch
selbst das devisenträchtige
sibirische Erdöl wurde ebenso
vergeudet wie andere Boden-
schätze. Der ökonomische
Rückstand zu den kapitalis-
tischen Industriestaaten nahm
qualitativen Charakter an.
Partei und Intellektuelle
Unter diesem Titel brachte die
Prawda im Februar 1965 einen
Artikel ihres neuernannten
Chefredakteurs Alexej Rumjan-
zew, in dem er das Verhalten
Stalins und Chruschtschows zu
den Intellektuellen entschie-
den verurteilte. Der Verfasser
plädierte für freie und
ungehinderte Meinungsäußerung,
die Anerkennung verschiedener
Schulen und Richtungen in
Wissenschaft, Literatur und
rechte Spalte
Kunst. Doch bereits im
September erfolgten die
Festnahmen von Andrej
Sinjawski und Juli Daniel,
die unter Pseudonym im
Ausland veröffentlicht
hatten.
Dem Gerichtsverfahren gegen
Sinjawski und Daniel ging ein
Pressefeldzug voraus, in dem
die angeklagten (aber noch
nicht verurteilten) Schrift-
steller als Verräter titu-
liert, Äußerungen ihrer
Buchgestalten den Verfassern
zugeschrieben und die (nach
heutigen Vorstellungen
ziemlich harmlose) Satire
einem Paragraphen des
Strafgesetzbuches zugeordnet
wurde. Es erschienen Zu-
schriften von Lesern, die
zwar von den inkriminierten
Werken keine Ahnung hatten,
deren Autoren jedoch ihre
Verachtung ausdrückten.
Sinjawski wude zu sieben und
Daniel zu fünf Jahren
strenger Lagerhaft verur-
teilt, was im Gerichtssaal
lebhaft beklatscht wurde.
Danach liefen weitere
politische Festnahmen und
Verfahren an.
Der Revanche-Parteitag
Der XXIII. Parteitag der
KPdSU trat zehn Jahre nach
dem XX. zusammen. Obwohl in
Referaten und einigen
Ansprachen noch an den XXII.
Parteitag erinnert wurde,
zeichnete sich schon jetzt
ziemlich deutlich ab, welche
Hinterlassenschaft die neuen
Parteileiter ad acta legen
und was sie regenerieren
wollten.
Immense Beachtung galt dem
Ritual. Von nun an hatte sich
die ideologische Arbeit in
knappen Zwischenspurts
abzuwickeln: von Jubiläum zu
Jubiläum.
Der Parteitag etablierte, was
die Kräfte, die die Oktober-
wende 1964 vollzogen hatten,
entbehren mußten: Stabilität
der Macht, Garantie der
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Document Date
Document Type
Document Description
Language of Description
Keywords
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People
STORY INFORMATION
Title
Umweltblätter - Infoblatt des Friedens- und Umweltkreises Zionskirchgemeinde
Type
Zeitschrift
Rights
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/pl/ Creative Commons Namensnennung -Weitergabe unter gleichen Bedingungen (CC-BY-SA)
Language
deu
Country
Germany
DataProvider
Europeana 1989
Provider
Europeana 1989
DatasetName
135_Ag_EU_1989_Germany
Language
de
Story Description
Europeana 1989 - Berlin, 12-13.09.2014
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DESCRIPTION
PEOPLE
STORY INFO
TUTORIAL
item 36
32 Osteuropa
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linke Spalte
Mitstreiter Chruschtschows
noch keine endgültige Vorstel-
lung davon, wie sie mit der
Macht umgehen sollten.
Jedenfalls ließen gewisse
erste Schritte der neuen
Staatsmacht nicht nur die
Bürokratie hoffen. Die Genetik
wurde rehabilitiert. Die
russische Rechtschreibung
konnte vor drohenden Reformen
bewahrt werden. Auf dem
Höhepunkt der Zeitungsbestel-
lungen für das folgende Jahr
wurden die heftig verwünschten
Limits aufgehoben.
Von Reformversuchen zur
Stagnationswirtschaft
Beseitigt wurde die tatsäch-
lich lächerliche bisherige
Doppelung des Partei- und
Staatsappat[rat]es in "Industrie-"
uns "Landwirtschaftsorgane".
Spruchreif schien nun auch
eine seit Jahren anstehende
tiefgreifende Reform. Diskus-
sionen darüber waren schon
1962 aus internen Ausgaben in
die Massenmedien gelangt.
Das ZK-Plenum vom März 1965
versuchte die Situation in der
Landwirtschaft zu bereinigen.
Es übte berechtigte Kritik am
administrativen Druck auf
Sowchosen und Kolchosen, an
überhöhten Lieferplänen und
dem unausgewogenen Preissys-
tem. Die Reformer wollten
jedoch nicht einsehen, daß
Veränderungen in den Preis-
proportionen zugunsten der
Landwirtschaft unter Beibehal-
tung des bisherigen Mechanis-
mus der Preisbildung lediglich
vorübergehend Erleicherung
verschaffen, daß die Appelle,
"mit der Praxis der Weisungen
und des Administrierens Schluß
zu machen", solange sinnlos
blieben, wie man das Übel in
einzelnen Fehlentwicklung und
Überspitzungen, nicht aber im
administrativen Weisungssystem
selbst sieht.
Das Septemberplenum 1965, das
eine Reform in der Industrie
behandelte, ging weiter indem
mittlere Spalte
es die Aufgabe stellte, aus
der fiktiven wirtschaftlichen
Rechnungsführung Realität zu
machen. Mit dem Eingeständnis,
daß eine Situation, in der die
leitenden Wirtschaftsorgane
nur Rechte, die Betriebe
dagegen nur Pflichten haben,
anormal sei, wurde ein
(allerdings recht zaghafter)
Schritt zur Selbständigkeit
unternommen.
Inzwischen besteht die
Ansicht, die Bürokratie habe
die vernünftigen Reformpläne
seinerzeit abgewürgt. Das ist
nicht die ganze Wahrheit. Das
Fiasko der Reformen lag
wesentlich in ihnen selbst
begründet, in ihrer Inkonse-
quenz und eingeschränkten
Wirkungsweise. Die erneuerten
Strukturen der Verwaltung,
Planung und Stimulierung boten
kaum etwas, woran sich deren
Befürworter halten konnten
und, was noch wichtiger ist,
praktisch nichts, was nicht
hätte rückgängig gemacht
werden können.
"Die Analyse zeigt, daß
gewisse Schwierigkeiten in der
Entwicklung unserer Wirtschaft
zeitweiligen Charakter tragen
und in kurzer Frist überwunden
werden müssen", hieß es auf
dem Septemberplenum. Doch
selbst das devisenträchtige
sibirische Erdöl wurde ebenso
vergeudet wie andere Boden-
schätze. Der ökonomische
Rückstand zu den kapitalis-
tischen Industriestaaten nahm
qualitativen Charakter an.
Partei und Intellektuelle
Unter diesem Titel brachte die
Prawda im Februar 1965 einen
Artikel ihres neuernannten
Chefredakteurs Alexej Rumjan-
zew, in dem er das Verhalten
Stalins und Chruschtschows zu
den Intellektuellen entschie-
den verurteilte. Der Verfasser
plädierte für freie und
ungehinderte Meinungsäußerung,
die Anerkennung verschiedener
Schulen und Richtungen in
Wissenschaft, Literatur und
rechte Spalte
Kunst. Doch bereits im
September erfolgten die
Festnahmen von Andrej
Sinjawski und Juli Daniel,
die unter Pseudonym im
Ausland veröffentlicht
hatten.
Dem Gerichtsverfahren gegen
Sinjawski und Daniel ging ein
Pressefeldzug voraus, in dem
die angeklagten (aber noch
nicht verurteilten) Schrift-
steller als Verräter titu-
liert, Äußerungen ihrer
Buchgestalten den Verfassern
zugeschrieben und die (nach
heutigen Vorstellungen
ziemlich harmlose) Satire
einem Paragraphen des
Strafgesetzbuches zugeordnet
wurde. Es erschienen Zu-
schriften von Lesern, die
zwar von den inkriminierten
Werken keine Ahnung hatten,
deren Autoren jedoch ihre
Verachtung ausdrückten.
Sinjawski wude zu sieben und
Daniel zu fünf Jahren
strenger Lagerhaft verur-
teilt, was im Gerichtssaal
lebhaft beklatscht wurde.
Danach liefen weitere
politische Festnahmen und
Verfahren an.
Der Revanche-Parteitag
Der XXIII. Parteitag der
KPdSU trat zehn Jahre nach
dem XX. zusammen. Obwohl in
Referaten und einigen
Ansprachen noch an den XXII.
Parteitag erinnert wurde,
zeichnete sich schon jetzt
ziemlich deutlich ab, welche
Hinterlassenschaft die neuen
Parteileiter ad acta legen
und was sie regenerieren
wollten.
Immense Beachtung galt dem
Ritual. Von nun an hatte sich
die ideologische Arbeit in
knappen Zwischenspurts
abzuwickeln: von Jubiläum zu
Jubiläum.
Der Parteitag etablierte, was
die Kräfte, die die Oktober-
wende 1964 vollzogen hatten,
entbehren mußten: Stabilität
der Macht, Garantie der
- Deutsch (German)
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32 Osteuropa
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linke Spalte
Mitstreiter Chruschtschows
noch keine endgültige Vorstel-
lung davon, wie sie mit der
Macht umgehen sollten.
Jedenfalls ließen gewisse
erste Schritte der neuen
Staatsmacht nicht nur die
Bürokratie hoffen. Die Genetik
wurde rehabilitiert. Die
russische Rechtschreibung
konnte vor drohenden Reformen
bewahrt werden. Auf dem
Höhepunkt der Zeitungsbestel-
lungen für das folgende Jahr
wurden die heftig verwünschten
Limits aufgehoben.
Von Reformversuchen zur
Stagnationswirtschaft
Beseitigt wurde die tatsäch-
lich lächerliche bisherige
Doppelung des Partei- und
Staatsappat[rat]es in "Industrie-"
uns "Landwirtschaftsorgane".
Spruchreif schien nun auch
eine seit Jahren anstehende
tiefgreifende Reform. Diskus-
sionen darüber waren schon
1962 aus internen Ausgaben in
die Massenmedien gelangt.
Das ZK-Plenum vom März 1965
versuchte die Situation in der
Landwirtschaft zu bereinigen.
Es übte berechtigte Kritik am
administrativen Druck auf
Sowchosen und Kolchosen, an
überhöhten Lieferplänen und
dem unausgewogenen Preissys-
tem. Die Reformer wollten
jedoch nicht einsehen, daß
Veränderungen in den Preis-
proportionen zugunsten der
Landwirtschaft unter Beibehal-
tung des bisherigen Mechanis-
mus der Preisbildung lediglich
vorübergehend Erleicherung
verschaffen, daß die Appelle,
"mit der Praxis der Weisungen
und des Administrierens Schluß
zu machen", solange sinnlos
blieben, wie man das Übel in
einzelnen Fehlentwicklung und
Überspitzungen, nicht aber im
administrativen Weisungssystem
selbst sieht.
Das Septemberplenum 1965, das
eine Reform in der Industrie
behandelte, ging weiter indem
mittlere Spalte
es die Aufgabe stellte, aus
der fiktiven wirtschaftlichen
Rechnungsführung Realität zu
machen. Mit dem Eingeständnis,
daß eine Situation, in der die
leitenden Wirtschaftsorgane
nur Rechte, die Betriebe
dagegen nur Pflichten haben,
anormal sei, wurde ein
(allerdings recht zaghafter)
Schritt zur Selbständigkeit
unternommen.
Inzwischen besteht die
Ansicht, die Bürokratie habe
die vernünftigen Reformpläne
seinerzeit abgewürgt. Das ist
nicht die ganze Wahrheit. Das
Fiasko der Reformen lag
wesentlich in ihnen selbst
begründet, in ihrer Inkonse-
quenz und eingeschränkten
Wirkungsweise. Die erneuerten
Strukturen der Verwaltung,
Planung und Stimulierung boten
kaum etwas, woran sich deren
Befürworter halten konnten
und, was noch wichtiger ist,
praktisch nichts, was nicht
hätte rückgängig gemacht
werden können.
"Die Analyse zeigt, daß
gewisse Schwierigkeiten in der
Entwicklung unserer Wirtschaft
zeitweiligen Charakter tragen
und in kurzer Frist überwunden
werden müssen", hieß es auf
dem Septemberplenum. Doch
selbst das devisenträchtige
sibirische Erdöl wurde ebenso
vergeudet wie andere Boden-
schätze. Der ökonomische
Rückstand zu den kapitalis-
tischen Industriestaaten nahm
qualitativen Charakter an.
Partei und Intellektuelle
Unter diesem Titel brachte die
Prawda im Februar 1965 einen
Artikel ihres neuernannten
Chefredakteurs Alexej Rumjan-
zew, in dem er das Verhalten
Stalins und Chruschtschows zu
den Intellektuellen entschie-
den verurteilte. Der Verfasser
plädierte für freie und
ungehinderte Meinungsäußerung,
die Anerkennung verschiedener
Schulen und Richtungen in
Wissenschaft, Literatur und
rechte Spalte
Kunst. Doch bereits im
September erfolgten die
Festnahmen von Andrej
Sinjawski und Juli Daniel,
die unter Pseudonym im
Ausland veröffentlicht
hatten.
Dem Gerichtsverfahren gegen
Sinjawski und Daniel ging ein
Pressefeldzug voraus, in dem
die angeklagten (aber noch
nicht verurteilten) Schrift-
steller als Verräter titu-
liert, Äußerungen ihrer
Buchgestalten den Verfassern
zugeschrieben und die (nach
heutigen Vorstellungen
ziemlich harmlose) Satire
einem Paragraphen des
Strafgesetzbuches zugeordnet
wurde. Es erschienen Zu-
schriften von Lesern, die
zwar von den inkriminierten
Werken keine Ahnung hatten,
deren Autoren jedoch ihre
Verachtung ausdrückten.
Sinjawski wude zu sieben und
Daniel zu fünf Jahren
strenger Lagerhaft verur-
teilt, was im Gerichtssaal
lebhaft beklatscht wurde.
Danach liefen weitere
politische Festnahmen und
Verfahren an.
Der Revanche-Parteitag
Der XXIII. Parteitag der
KPdSU trat zehn Jahre nach
dem XX. zusammen. Obwohl in
Referaten und einigen
Ansprachen noch an den XXII.
Parteitag erinnert wurde,
zeichnete sich schon jetzt
ziemlich deutlich ab, welche
Hinterlassenschaft die neuen
Parteileiter ad acta legen
und was sie regenerieren
wollten.
Immense Beachtung galt dem
Ritual. Von nun an hatte sich
die ideologische Arbeit in
knappen Zwischenspurts
abzuwickeln: von Jubiläum zu
Jubiläum.
Der Parteitag etablierte, was
die Kräfte, die die Oktober-
wende 1964 vollzogen hatten,
entbehren mußten: Stabilität
der Macht, Garantie der
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item 36 32 Osteuropa ______________________________________________________________________________________ linke Spalte Mitstreiter Chruschtschows noch keine endgültige Vorstel- lung davon, wie sie mit der Macht umgehen sollten. Jedenfalls ließen gewisse erste Schritte der neuen Staatsmacht nicht nur die Bürokratie hoffen. Die Genetik wurde rehabilitiert. Die russische Rechtschreibung konnte vor drohenden Reformen bewahrt werden. Auf dem Höhepunkt der Zeitungsbestel- lungen für das folgende Jahr wurden die heftig verwünschten Limits aufgehoben. Von Reformversuchen zur Stagnationswirtschaft Beseitigt wurde die tatsäch- lich lächerliche bisherige Doppelung des Partei- und Staatsappat[rat]es in "Industrie-" uns "Landwirtschaftsorgane". Spruchreif schien nun auch eine seit Jahren anstehende tiefgreifende Reform. Diskus- sionen darüber waren schon 1962 aus internen Ausgaben in die Massenmedien gelangt. Das ZK-Plenum vom März 1965 versuchte die Situation in der Landwirtschaft zu bereinigen. Es übte berechtigte Kritik am administrativen Druck auf Sowchosen und Kolchosen, an überhöhten Lieferplänen und dem unausgewogenen Preissys- tem. Die Reformer wollten jedoch nicht einsehen, daß Veränderungen in den Preis- proportionen zugunsten der Landwirtschaft unter Beibehal- tung des bisherigen Mechanis- mus der Preisbildung lediglich vorübergehend Erleicherung verschaffen, daß die Appelle, "mit der Praxis der Weisungen und des Administrierens Schluß zu machen", solange sinnlos blieben, wie man das Übel in einzelnen Fehlentwicklung und Überspitzungen, nicht aber im administrativen Weisungssystem selbst sieht. Das Septemberplenum 1965, das eine Reform in der Industrie behandelte, ging weiter indem mittlere Spalte es die Aufgabe stellte, aus der fiktiven wirtschaftlichen Rechnungsführung Realität zu machen. Mit dem Eingeständnis, daß eine Situation, in der die leitenden Wirtschaftsorgane nur Rechte, die Betriebe dagegen nur Pflichten haben, anormal sei, wurde ein (allerdings recht zaghafter) Schritt zur Selbständigkeit unternommen. Inzwischen besteht die Ansicht, die Bürokratie habe die vernünftigen Reformpläne seinerzeit abgewürgt. Das ist nicht die ganze Wahrheit. Das Fiasko der Reformen lag wesentlich in ihnen selbst begründet, in ihrer Inkonse- quenz und eingeschränkten Wirkungsweise. Die erneuerten Strukturen der Verwaltung, Planung und Stimulierung boten kaum etwas, woran sich deren Befürworter halten konnten und, was noch wichtiger ist, praktisch nichts, was nicht hätte rückgängig gemacht werden können. "Die Analyse zeigt, daß gewisse Schwierigkeiten in der Entwicklung unserer Wirtschaft zeitweiligen Charakter tragen und in kurzer Frist überwunden werden müssen", hieß es auf dem Septemberplenum. Doch selbst das devisenträchtige sibirische Erdöl wurde ebenso vergeudet wie andere Boden- schätze. Der ökonomische Rückstand zu den kapitalis- tischen Industriestaaten nahm qualitativen Charakter an. Partei und Intellektuelle Unter diesem Titel brachte die Prawda im Februar 1965 einen Artikel ihres neuernannten Chefredakteurs Alexej Rumjan- zew, in dem er das Verhalten Stalins und Chruschtschows zu den Intellektuellen entschie- den verurteilte. Der Verfasser plädierte für freie und ungehinderte Meinungsäußerung, die Anerkennung verschiedener Schulen und Richtungen in Wissenschaft, Literatur und rechte Spalte Kunst. Doch bereits im September erfolgten die Festnahmen von Andrej Sinjawski und Juli Daniel, die unter Pseudonym im Ausland veröffentlicht hatten. Dem Gerichtsverfahren gegen Sinjawski und Daniel ging ein Pressefeldzug voraus, in dem die angeklagten (aber noch nicht verurteilten) Schrift- steller als Verräter titu- liert, Äußerungen ihrer Buchgestalten den Verfassern zugeschrieben und die (nach heutigen Vorstellungen ziemlich harmlose) Satire einem Paragraphen des Strafgesetzbuches zugeordnet wurde. Es erschienen Zu- schriften von Lesern, die zwar von den inkriminierten Werken keine Ahnung hatten, deren Autoren jedoch ihre Verachtung ausdrückten. Sinjawski wude zu sieben und Daniel zu fünf Jahren strenger Lagerhaft verur- teilt, was im Gerichtssaal lebhaft beklatscht wurde. Danach liefen weitere politische Festnahmen und Verfahren an. Der Revanche-Parteitag Der XXIII. Parteitag der KPdSU trat zehn Jahre nach dem XX. zusammen. Obwohl in Referaten und einigen Ansprachen noch an den XXII. Parteitag erinnert wurde, zeichnete sich schon jetzt ziemlich deutlich ab, welche Hinterlassenschaft die neuen Parteileiter ad acta legen und was sie regenerieren wollten. Immense Beachtung galt dem Ritual. Von nun an hatte sich die ideologische Arbeit in knappen Zwischenspurts abzuwickeln: von Jubiläum zu Jubiläum. Der Parteitag etablierte, was die Kräfte, die die Oktober- wende 1964 vollzogen hatten, entbehren mußten: Stabilität der Macht, Garantie der
item 36 32 Osteuropa ______________________________________________________________________________________ linke Spalte Mitstreiter Chruschtschows noch keine endgültige Vorstel- lung davon, wie sie mit der Macht umgehen sollten. Jedenfalls ließen gewisse erste Schritte der neuen Staatsmacht nicht nur die Bürokratie hoffen. Die Genetik wurde rehabilitiert. Die russische Rechtschreibung konnte vor drohenden Reformen bewahrt werden. Auf dem Höhepunkt der Zeitungsbestel- lungen für das folgende Jahr wurden die heftig verwünschten Limits aufgehoben. Von Reformversuchen zur Stagnationswirtschaft Beseitigt wurde die tatsäch- lich lächerliche bisherige Doppelung des Partei- und Staatsappat[rat]es in "Industrie-" uns "Landwirtschaftsorgane". Spruchreif schien nun auch eine seit Jahren anstehende tiefgreifende Reform. Diskus- sionen darüber waren schon 1962 aus internen Ausgaben in die Massenmedien gelangt. Das ZK-Plenum vom März 1965 versuchte die Situation in der Landwirtschaft zu bereinigen. Es übte berechtigte Kritik am administrativen Druck auf Sowchosen und Kolchosen, an überhöhten Lieferplänen und dem unausgewogenen Preissys- tem. Die Reformer wollten jedoch nicht einsehen, daß Veränderungen in den Preis- proportionen zugunsten der Landwirtschaft unter Beibehal- tung des bisherigen Mechanis- mus der Preisbildung lediglich vorübergehend Erleicherung verschaffen, daß die Appelle, "mit der Praxis der Weisungen und des Administrierens Schluß zu machen", solange sinnlos blieben, wie man das Übel in einzelnen Fehlentwicklung und Überspitzungen, nicht aber im administrativen Weisungssystem selbst sieht. Das Septemberplenum 1965, das eine Reform in der Industrie behandelte, ging weiter indem mittlere Spalte es die Aufgabe stellte, aus der fiktiven wirtschaftlichen Rechnungsführung Realität zu machen. Mit dem Eingeständnis, daß eine Situation, in der die leitenden Wirtschaftsorgane nur Rechte, die Betriebe dagegen nur Pflichten haben, anormal sei, wurde ein (allerdings recht zaghafter) Schritt zur Selbständigkeit unternommen. Inzwischen besteht die Ansicht, die Bürokratie habe die vernünftigen Reformpläne seinerzeit abgewürgt. Das ist nicht die ganze Wahrheit. Das Fiasko der Reformen lag wesentlich in ihnen selbst begründet, in ihrer Inkonse- quenz und eingeschränkten Wirkungsweise. Die erneuerten Strukturen der Verwaltung, Planung und Stimulierung boten kaum etwas, woran sich deren Befürworter halten konnten und, was noch wichtiger ist, praktisch nichts, was nicht hätte rückgängig gemacht werden können. "Die Analyse zeigt, daß gewisse Schwierigkeiten in der Entwicklung unserer Wirtschaft zeitweiligen Charakter tragen und in kurzer Frist überwunden werden müssen", hieß es auf dem Septemberplenum. Doch selbst das devisenträchtige sibirische Erdöl wurde ebenso vergeudet wie andere Boden- schätze. Der ökonomische Rückstand zu den kapitalis- tischen Industriestaaten nahm qualitativen Charakter an. Partei und Intellektuelle Unter diesem Titel brachte die Prawda im Februar 1965 einen Artikel ihres neuernannten Chefredakteurs Alexej Rumjan- zew, in dem er das Verhalten Stalins und Chruschtschows zu den Intellektuellen entschie- den verurteilte. Der Verfasser plädierte für freie und ungehinderte Meinungsäußerung, die Anerkennung verschiedener Schulen und Richtungen in Wissenschaft, Literatur und rechte Spalte Kunst. Doch bereits im September erfolgten die Festnahmen von Andrej Sinjawski und Juli Daniel, die unter Pseudonym im Ausland veröffentlicht hatten. Dem Gerichtsverfahren gegen Sinjawski und Daniel ging ein Pressefeldzug voraus, in dem die angeklagten (aber noch nicht verurteilten) Schrift- steller als Verräter titu- liert, Äußerungen ihrer Buchgestalten den Verfassern zugeschrieben und die (nach heutigen Vorstellungen ziemlich harmlose) Satire einem Paragraphen des Strafgesetzbuches zugeordnet wurde. Es erschienen Zu- schriften von Lesern, die zwar von den inkriminierten Werken keine Ahnung hatten, deren Autoren jedoch ihre Verachtung ausdrückten. Sinjawski wude zu sieben und Daniel zu fünf Jahren strenger Lagerhaft verur- teilt, was im Gerichtssaal lebhaft beklatscht wurde. Danach liefen weitere politische Festnahmen und Verfahren an. Der Revanche-Parteitag Der XXIII. Parteitag der KPdSU trat zehn Jahre nach dem XX. zusammen. Obwohl in Referaten und einigen Ansprachen noch an den XXII. Parteitag erinnert wurde, zeichnete sich schon jetzt ziemlich deutlich ab, welche Hinterlassenschaft die neuen Parteileiter ad acta legen und was sie regenerieren wollten.
item 36 32 Osteuropa ______________________________________________________________________________________ linke Spalte Mitstreiter Chruschtschows noch keine endgültige Vorstel- lung davon, wie sie mit der Macht umgehen sollten. Jedenfalls ließen gewisse erste Schritte der neuen Staatsmacht nicht nur die Bürokratie hoffen. Die Genetik wurde rehabilitiert. Die russische Rechtschreibung konnte vor drohenden Reformen bewahrt werden. Auf dem Höhepunkt der Zeitungsbestel- lungen für das folgende Jahr wurden die heftig verwünschten Limits aufgehoben. Von Reformversuchen zur Stagnationswirtschaft Beseitigt wurde die tatsäch- lich lächerliche bisherige Doppelung des Partei- und Staatsappat[rat]es in "Industrie-" uns "Landwirtschaftsorgane". Spruchreif schien nun auch eine seit Jahren anstehende tiefgreifende Reform. Diskus- sionen darüber waren schon 1962 aus internen Ausgaben in die Massenmedien gelangt. Das ZK-Plenum vom März 1965 versuchte die Situation in der Landwirtschaft zu bereinigen. Es übte berechtigte Kritik am administrativen Druck auf Sowchosen und Kolchosen, an überhöhten Lieferplänen und dem unausgewogenen Preissys- tem. Die Reformer wollten jedoch nicht einsehen, daß Veränderungen in den Preis- proportionen zugunsten der Landwirtschaft unter Beibehal- tung des bisherigen Mechanis- mus der Preisbildung lediglich vorübergehend Erleicherung verschaffen, daß die Appelle, "mit der Praxis der Weisungen und des Administrierens Schluß zu machen", solange sinnlos blieben, wie man das Übel in einzelnen Fehlentwicklung und Überspitzungen, nicht aber im administrativen Weisungssystem selbst sieht. Das Septemberplenum 1965, das eine Reform in der Industrie behandelte, ging weiter indem mittlere Spalte es die Aufgabe stellte, aus der fiktiven wirtschaftlichen Rechnungsführung Realität zu machen. Mit dem Eingeständnis, daß eine Situation, in der die leitenden Wirtschaftsorgane nur Rechte, die Betriebe dagegen nur Pflichten haben, anormal sei, wurde ein (allerdings recht zaghafter) Schritt zur Selbständigkeit unternommen. Inzwischen besteht die Ansicht, die Bürokratie habe die vernünftigen Reformpläne seinerzeit abgewürgt. Das ist nicht die ganze Wahrheit. Das Fiasko der Reformen lag wesentlich in ihnen selbst begründet, in ihrer Inkonse- quenz und eingeschränkten Wirkungsweise. Die erneuerten Strukturen der Verwaltung, Planung und Stimulierung boten kaum etwas, woran sich deren Befürworter halten konnten und, was noch wichtiger ist, praktisch nichts, was nicht hätte rückgängig gemacht werden können. "Die Analyse zeigt, daß gewisse Schwierigkeiten in der Entwicklung unserer Wirtschaft zeitweiligen Charakter tragen und in kurzer Frist überwunden werden müssen", hieß es auf dem Septemberplenum. Doch selbst das devisenträchtige sibirische Erdöl wurde ebenso vergeudet wie andere Boden- schätze. Der ökonomische Rückstand zu den kapitalis- tischen Industriestaaten nahm qualitativen Charakter an. Partei und Intellektuelle Unter diesem Titel brachte die Prawda im Februar 1965 einen Artikel ihres neuernannten Chefredakteurs Alexej Rumjan- zew, in dem er das Verhalten Stalins und Chruschtschows zu den Intellektuellen entschie- den verurteilte. Der Verfasser plädierte für freie und ungehinderte Meinungsäußerung, die Anerkennung verschiedener Schulen und Richtungen in Wissenschaft, Literatur und rechte Spalte Kunst. Doch bereits im September erfolgten die Festnahmen von Andrej Sinjawski und Juli Daniel, die unter Pseudonym im Ausland veröffentlicht hatten. Dem Gerichtsverfahren gegen Sinjawski und Daniel ging ein Pressefeldzug voraus, in dem die angeklagten (aber noch nicht verurteilten) Schrift- steller als Verräter titu- liert, Äußerungen ihrer Buchgestalten den Verfassern zugeschrieben und die (nach heutigen Vorstellungen ziemlich harmlose) Satire einem Paragraphen des Strafgesetzbuches zugeordnet wurde. Es erschienen Zu- schriften von Lesern, die zwar von den inkriminierten Werken keine Ahnung hatten, deren Autoren jedoch ihre Verachtung ausdrückten. Sinjawski wude zu sieben und Daniel zu fünf Jahren strenger Lagerhaft verur- teilt, was im Gerichtssaal lebhaft beklatscht wurde. Danach liefen weitere politische Festnahmen und Verfahren an.
item 36 32 Osteuropa ______________________________________________________________________________________ linke Spalte Mitstreiter Chruschtschows noch keine endgültige Vorstel- lung davon, wie sie mit der Macht umgehen sollten. Jedenfalls ließen gewisse erste Schritte der neuen Staatsmacht nicht nur die Bürokratie hoffen. Die Genetik wurde rehabilitiert. Die russische Rechtschreibung konnte vor drohenden Reformen bewahrt werden. Auf dem Höhepunkt der Zeitungsbestel- lungen für das folgende Jahr wurden die heftig verwünschten Limits aufgehoben. Von Reformversuchen zur Stagnationswirtschaft Beseitigt wurde die tatsäch- lich lächerliche bisherige Doppelung des Partei- und Staatsappat[rat]es in "Industrie-" uns "Landwirtschaftsorgane". Spruchreif schien nun auch eine seit Jahren anstehende tiefgreifende Reform. Diskus- sionen darüber waren schon 1962 aus internen Ausgaben in die Massenmedien gelangt. Das ZK-Plenum vom März 1965 versuchte die Situation in der Landwirtschaft zu bereinigen. Es übte berechtigte Kritik am administrativen Druck auf Sowchosen und Kolchosen, an überhöhten Lieferplänen und dem unausgewogenen Preissys- tem. Die Reformer wollten jedoch nicht einsehen, daß Veränderungen in den Preis- proportionen zugunsten der Landwirtschaft unter Beibehal- tung des bisherigen Mechanis- mus der Preisbildung lediglich vorübergehend Erleicherung verschaffen, daß die Appelle, "mit der Praxis der Weisungen und des Administrierens Schluß zu machen", solange sinnlos blieben, wie man das Übel in einzelnen Fehlentwicklung und Überspitzungen, nicht aber im administrativen Weisungssystem selbst sieht. Das Septemberplenum 1965, das eine Reform in der Industrie behandelte, ging weiter indem mittlere Spalte es die Aufgabe stellte, aus der fiktiven wirtschaftlichen Rechnungsführung Realität zu machen. Mit dem Eingeständnis, daß eine Situation, in der die leitenden Wirtschaftsorgane nur Rechte, die Betriebe dagegen nur Pflichten haben, anormal sei, wurde ein (allerdings recht zaghafter) Schritt zur Selbständigkeit unternommen. Inzwischen besteht die Ansicht, die Bürokratie habe die vernünftigen Reformpläne seinerzeit abgewürgt. Das ist nicht die ganze Wahrheit. Das Fiasko der Reformen lag wesentlich in ihnen selbst begründet, in ihrer Inkonse- quenz und eingeschränkten Wirkungsweise. Die erneuerten Strukturen der Verwaltung, Planung und Stimulierung boten kaum etwas, woran sich deren Befürworter halten konnten und, was noch wichtiger ist, praktisch nichts, was nicht hätte rückgängig gemacht werden können. "Die Analyse zeigt, daß gewisse Schwierigkeiten in der Entwicklung unserer Wirtschaft zeitweiligen Charakter tragen und in kurzer Frist überwunden werden müssen", hieß es auf dem Septemberplenum. Doch selbst das devisenträchtige sibirische Erdöl wurde ebenso vergeudet wie andere Boden- schätze. Der ökonomische Rückstand zu den kapitalis- tischen Industriestaaten nahm qualitativen Charakter an. Partei und Intellektuelle Unter diesem Titel brachte die Prawda im Februar 1965 einen Artikel ihres neuernannten Chefredakteurs Alexej Rumjan- zew, in dem er das Verhalten Stalins und Chruschtschows zu den Intellektuellen entschie- den verurteilte. Der Verfasser plädierte für freie und ungehinderte Meinungsäußerung, die Anerkennung verschiedener Schulen und Richtungen in Wissenschaft, Literatur und rechte Spalte Kunst. Doch bereits im September erfolgten die Festnahmen von Andrej Sinjawski und Juli Daniel, die unter Pseudonym im Ausland veröffentlicht hatten. Dem Gerichtsverfahren gegen Sinjawski und Daniel ging ein Pressefeldzug voraus, in dem die angeklagten (aber noch nicht verurteilten) Schrift- steller als Verräter titu- liert, Äußerungen ihrer Buchgestalten den Verfassern zugeschrieben und die (nach heutigen Vorstellungen ziemlich harmlose) Satire einem Paragraphen des Strafgesetzbuches zugeordnet wurde.
item 36 32 Osteuropa ______________________________________________________________________________________ linke Spalte Mitstreiter Chruschtschows noch keine endgültige Vorstel- lung davon, wie sie mit der Macht umgehen sollten. Jedenfalls ließen gewisse erste Schritte der neuen Staatsmacht nicht nur die Bürokratie hoffen. Die Genetik wurde rehabilitiert. Die russische Rechtschreibung konnte vor drohenden Reformen bewahrt werden. Auf dem Höhepunkt der Zeitungsbestel- lungen für das folgende Jahr wurden die heftig verwünschten Limits aufgehoben. Von Reformversuchen zur Stagnationswirtschaft Beseitigt wurde die tatsäch- lich lächerliche bisherige Doppelung des Partei- und Staatsappat[rat]es in "Industrie-" uns "Landwirtschaftsorgane". Spruchreif schien nun auch eine seit Jahren anstehende tiefgreifende Reform. Diskus- sionen darüber waren schon 1962 aus internen Ausgaben in die Massenmedien gelangt. Das ZK-Plenum vom März 1965 versuchte die Situation in der Landwirtschaft zu bereinigen. Es übte berechtigte Kritik am administrativen Druck auf Sowchosen und Kolchosen, an überhöhten Lieferplänen und dem unausgewogenen Preissys- tem. Die Reformer wollten jedoch nicht einsehen, daß Veränderungen in den Preis- proportionen zugunsten der Landwirtschaft unter Beibehal- tung des bisherigen Mechanis- mus der Preisbildung lediglich vorübergehend Erleicherung verschaffen, daß die Appelle, "mit der Praxis der Weisungen und des Administrierens Schluß zu machen", solange sinnlos blieben, wie man das Übel in einzelnen Fehlentwicklung und Überspitzungen, nicht aber im administrativen Weisungssystem selbst sieht. Das Septemberplenum 1965, das eine Reform in der Industrie behandelte, ging weiter indem mittlere Spalte es die Aufgabe stellte, aus der fiktiven wirtschaftlichen Rechnungsführung Realität zu machen. Mit dem Eingeständnis, daß eine Situation, in der die leitenden Wirtschaftsorgane nur Rechte, die Betriebe dagegen nur Pflichten haben, anormal sei, wurde ein (allerdings recht zaghafter) Schritt zur Selbständigkeit unternommen. Inzwischen besteht die Ansicht, die Bürokratie habe die vernünftigen Reformpläne seinerzeit abgewürgt. Das ist nicht die ganze Wahrheit. Das Fiasko der Reformen lag wesentlich in ihnen selbst begründet, in ihrer Inkonse- quenz und eingeschränkten Wirkungsweise. Die erneuerten Strukturen der Verwaltung, Planung und Stimulierung boten kaum etwas, woran sich deren Befürworter halten konnten und, was noch wichtiger ist, praktisch nichts, was nicht hätte rückgängig gemacht werden können. "Die Analyse zeigt, daß gewisse Schwierigkeiten in der Entwicklung unserer Wirtschaft zeitweiligen Charakter tragen und in kurzer Frist überwunden werden müssen", hieß es auf dem Septemberplenum. Doch selbst das devisenträchtige sibirische Erdöl wurde ebenso vergeudet wie andere Boden- schätze. Der ökonomische Rückstand zu den kapitalis- tischen Industriestaaten nahm qualitativen Charakter an. Partei und Intellektuelle Unter diesem Titel brachte die Prawda im Februar 1965 einen Artikel ihres neuernannten Chefredakteurs Alexej Rumjan- zew, in dem er das Verhalten Stalins und Chruschtschows zu den Intellektuellen entschie- den verurteilte. Der Verfasser plädierte für freie und ungehinderte Meinungsäußerung, die Anerkennung verschiedener Schulen und Richtungen in Wissenschaft, Literatur und rechte Spalte Kunst. Doch bereits im September erfolgten die Festnahmen von Andrej Sinjawski und Juli Daniel, die unter Pseudonym im Ausland veröffentlicht hatten. Dem Gerichtsverfahren
item 36 32 Osteuropa ______________________________________________________________________________________ linke Spalte Mitstreiter Chruschtschows noch keine endgültige Vorstel- lung davon, wie sie mit der Macht umgehen sollten. Jedenfalls ließen gewisse erste Schritte der neuen Staatsmacht nicht nur die Bürokratie hoffen. Die Genetik wurde rehabilitiert. Die russische Rechtschreibung konnte vor drohenden Reformen bewahrt werden. Auf dem Höhepunkt der Zeitungsbestel- lungen für das folgende Jahr wurden die heftig verwünschten Limits aufgehoben. Von Reformversuchen zur Stagnationswirtschaft Beseitigt wurde die tatsäch- lich lächerliche bisherige Doppelung des Partei- und Staatsappat[rat]es in "Industrie-" uns "Landwirtschaftsorgane". Spruchreif schien nun auch eine seit Jahren anstehende tiefgreifende Reform. Diskus- sionen darüber waren schon 1962 aus internen Ausgaben in die Massenmedien gelangt. Das ZK-Plenum vom März 1965 versuchte die Situation in der Landwirtschaft zu bereinigen. Es übte berechtigte Kritik am administrativen Druck auf Sowchosen und Kolchosen, an überhöhten Lieferplänen und dem unausgewogenen Preissys- tem. Die Reformer wollten jedoch nicht einsehen, daß Veränderungen in den Preis- proportionen zugunsten der Landwirtschaft unter Beibehal- tung des bisherigen Mechanis- mus der Preisbildung lediglich vorübergehend Erleicherung verschaffen, daß die Appelle, "mit der Praxis der Weisungen und des Administrierens Schluß zu machen", solange sinnlos blieben, wie man das Übel in einzelnen Fehlentwicklung und Überspitzungen, nicht aber im administrativen Weisungssystem selbst sieht. Das Septemberplenum 1965, das eine Reform in der Industrie behandelte, ging weiter indem mittlere Spalte es die Aufgabe stellte, aus der fiktiven wirtschaftlichen Rechnungsführung Realität zu machen. Mit dem Eingeständnis, daß eine Situation, in der die leitenden Wirtschaftsorgane nur Rechte, die Betriebe dagegen nur Pflichten haben, anormal sei, wurde ein (allerdings recht zaghafter) Schritt zur Selbständigkeit unternommen. Inzwischen besteht die Ansicht, die Bürokratie habe die vernünftigen Reformpläne seinerzeit abgewürgt. Das ist nicht die ganze Wahrheit. Das Fiasko der Reformen lag wesentlich in ihnen selbst begründet, in ihrer Inkonse- quenz und eingeschränkten Wirkungsweise. Die erneuerten Strukturen der Verwaltung, Planung und Stimulierung boten kaum etwas, woran sich deren Befürworter halten konnten und, was noch wichtiger ist, praktisch nichts, was nicht hätte rückgängig gemacht werden können. "Die Analyse zeigt, daß gewisse Schwierigkeiten in der Entwicklung unserer Wirtschaft zeitweiligen Charakter tragen und in kurzer Frist überwunden werden müssen", hieß es auf dem Septemberplenum. Doch selbst das devisenträchtige sibirische Erdöl wurde ebenso vergeudet wie andere Boden- schätze. Der ökonomische Rückstand zu den kapitalis- tischen Industriestaaten nahm qualitativen Charakter an. Partei und Intellektuelle Unter diesem Titel brachte die Prawda im Februar 1965 einen Artikel ihres neuernannten Chefredakteurs Alexej Rumjan- zew, in dem er das Verhalten Stalins und Chruschtschows zu den Intellektuellen entschie- den verurteilte. Der Verfasser plädierte für freie und ungehinderte Meinungsäußerung, die Anerkennung verschiedener Schulen und Richtungen in Wissenschaft, Literatur und
item 36 32 Osteuropa ______________________________________________________________________________________ linke Spalte Mitstreiter Chruschtschows noch keine endgültige Vorstel- lung davon, wie sie mit der Macht umgehen sollten. Jedenfalls ließen gewisse erste Schritte der neuen Staatsmacht nicht nur die Bürokratie hoffen. Die Genetik wurde rehabilitiert. Die russische Rechtschreibung konnte vor drohenden Reformen bewahrt werden. Auf dem Höhepunkt der Zeitungsbestel- lungen für das folgende Jahr wurden die heftig verwünschten Limits aufgehoben. Von Reformversuchen zur Stagnationswirtschaft Beseitigt wurde die tatsäch- lich lächerliche bisherige Doppelung des Partei- und Staatsappat[rat]es in "Industrie-" uns "Landwirtschaftsorgane". Spruchreif schien nun auch eine seit Jahren anstehende tiefgreifende Reform. Diskus- sionen darüber waren schon 1962 aus internen Ausgaben in die Massenmedien gelangt. Das ZK-Plenum vom März 1965 versuchte die Situation in der Landwirtschaft zu bereinigen. Es übte berechtigte Kritik am administrativen Druck auf Sowchosen und Kolchosen, an überhöhten Lieferplänen und dem unausgewogenen Preissys- tem. Die Reformer wollten jedoch nicht einsehen, daß Veränderungen in den Preis- proportionen zugunsten der Landwirtschaft unter Beibehal- tung des bisherigen Mechanis- mus der Preisbildung lediglich vorübergehend Erleicherung verschaffen, daß die Appelle, "mit der Praxis der Weisungen und des Administrierens Schluß zu machen", solange sinnlos blieben, wie man das Übel in einzelnen Fehlentwicklung und Überspitzungen, nicht aber im administrativen Weisungssystem selbst sieht. Das Septemberplenum 1965, das eine Reform in der Industrie behandelte, ging weiter indem mittlere Spalte es die Aufgabe stellte, aus der fiktiven wirtschaftlichen Rechnungsführung Realität zu machen. Mit dem Eingeständnis, daß eine Situation, in der die leitenden Wirtschaftsorgane nur Rechte, die Betriebe dagegen nur Pflichten haben, anormal sei, wurde ein (allerdings recht zaghafter) Schritt zur Selbständigkeit unternommen. Inzwischen besteht die Ansicht, die Bürokratie habe die vernünftigen Reformpläne seinerzeit abgewürgt. Das ist nicht die ganze Wahrheit. Das Fiasko der Reformen lag wesentlich in ihnen selbst begründet, in ihrer Inkonse- quenz und eingeschränkten Wirkungsweise. Die erneuerten Strukturen der Verwaltung, Planung und Stimulierung boten kaum etwas, woran sich deren Befürworter halten konnten und, was noch wichtiger ist, praktisch nichts, was nicht hätte rückgängig gemacht werden können. "Die Analyse zeigt, daß gewisse Schwierigkeiten in der Entwicklung unserer Wirtschaft zeitweiligen Charakter tragen und in kurzer Frist überwunden werden müssen", hieß es auf dem Septemberplenum. Doch selbst das devisenträchtige sibirische Erdöl wurde ebenso vergeudet wie andere Boden- schätze. Der ökonomische Rückstand zu den kapitalis- tischen Industriestaaten nahm qualitativen Charakter an.
item 36 32 Osteuropa ______________________________________________________________________________________ linke Spalte Mitstreiter Chruschtschows noch keine endgültige Vorstel- lung davon, wie sie mit der Macht umgehen sollten. Jedenfalls ließen gewisse erste Schritte der neuen Staatsmacht nicht nur die Bürokratie hoffen. Die Genetik wurde rehabilitiert. Die russische Rechtschreibung konnte vor drohenden Reformen bewahrt werden. Auf dem Höhepunkt der Zeitungsbestel- lungen für das folgende Jahr wurden die heftig verwünschten Limits aufgehoben. Von Reformversuchen zur Stagnationswirtschaft Beseitigt wurde die tatsäch- lich lächerliche bisherige Doppelung des Partei- und Staatsappat[rat]es in "Industrie-" uns "Landwirtschaftsorgane". Spruchreif schien nun auch eine seit Jahren anstehende tiefgreifende Reform. Diskus- sionen darüber waren schon 1962 aus internen Ausgaben in die Massenmedien gelangt. Das ZK-Plenum vom März 1965 versuchte die Situation in der Landwirtschaft zu bereinigen. Es übte berechtigte Kritik am administrativen Druck auf Sowchosen und Kolchosen, an überhöhten Lieferplänen und dem unausgewogenen Preissys- tem. Die Reformer wollten jedoch nicht einsehen, daß Veränderungen in den Preis- proportionen zugunsten der Landwirtschaft unter Beibehal- tung des bisherigen Mechanis- mus der Preisbildung lediglich vorübergehend Erleicherung verschaffen, daß die Appelle, "mit der Praxis der Weisungen und des Administrierens Schluß zu machen", solange sinnlos blieben, wie man das Übel in einzelnen Fehlentwicklung und Überspitzungen, nicht aber im administrativen Weisungssystem selbst sieht. Das Septemberplenum 1965, das eine Reform in der Industrie behandelte, ging weiter indem mittlere Spalte es die Aufgabe stellte, aus der fiktiven wirtschaftlichen Rechnungsführung Realität zu machen. Mit dem Eingeständnis, daß eine Situation, in der die leitenden Wirtschaftsorgane nur Rechte, die Betriebe dagegen nur Pflichten haben, anormal sei, wurde ein (allerdings recht zaghafter) Schritt zur Selbständigkeit unternommen. Inzwischen besteht die Ansicht, die Bürokratie habe die vernünftigen Reformpläne seinerzeit abgewürgt. Das ist nicht die ganze Wahrheit. Das Fiasko der Reformen lag wesentlich in ihnen selbst begründet, in ihrer Inkonse- quenz und eingeschränkten Wirkungsweise. Die erneuerten Strukturen der Verwaltung, Planung und Stimulierung boten kaum etwas, woran sich deren Befürworter halten konnten und, was noch wichtiger ist, praktisch nichts, was nicht hätte rückgängig gemacht werden können.
item 36 32 Osteuropa ______________________________________________________________________________________ linke Spalte Mitstreiter Chruschtschows noch keine endgültige Vorstel- lung davon, wie sie mit der Macht umgehen sollten. Jedenfalls ließen gewisse erste Schritte der neuen Staatsmacht nicht nur die Bürokratie hoffen. Die Genetik wurde rehabilitiert. Die russische Rechtschreibung konnte vor drohenden Reformen bewahrt werden. Auf dem Höhepunkt der Zeitungsbestel- lungen für das folgende Jahr wurden die heftig verwünschten Limits aufgehoben. Von Reformversuchen zur Stagnationswirtschaft Beseitigt wurde die tatsäch- lich lächerliche bisherige Doppelung des Partei- und Staatsappat[rat]es in "Industrie-" uns "Landwirtschaftsorgane". Spruchreif schien nun auch eine seit Jahren anstehende tiefgreifende Reform. Diskus- sionen darüber waren schon 1962 aus internen Ausgaben in die Massenmedien gelangt. Das ZK-Plenum vom März 1965 versuchte die Situation in der Landwirtschaft zu bereinigen. Es übte berechtigte Kritik am administrativen Druck auf Sowchosen und Kolchosen, an überhöhten Lieferplänen und dem unausgewogenen Preissys- tem. Die Reformer wollten jedoch nicht einsehen, daß Veränderungen in den Preis- proportionen zugunsten der Landwirtschaft unter Beibehal- tung des bisherigen Mechanis- mus der Preisbildung lediglich vorübergehend Erleicherung verschaffen, daß die Appelle, "mit der Praxis der Weisungen und des Administrierens Schluß zu machen", solange sinnlos blieben, wie man das Übel in einzelnen Fehlentwicklung und Überspitzungen, nicht aber im administrativen Weisungssystem selbst sieht. Das Septemberplenum 1965, das eine Reform in der Industrie behandelte, ging weiter indem mittlere Spalte es die Aufgabe stellte, aus der fiktiven wirtschaftlichen Rechnungsführung Realität zu machen. Mit dem Eingeständnis, daß eine Situation, in der die leitenden Wirtschaftsorgane nur Rechte, die Betriebe dagegen nur Pflichten haben, anormal sei, wurde ein (allerdings recht zaghafter) Schritt zur Selbständigkeit unternommen. Inzwischen besteht die Ansicht, die Bürokratie habe die vernünftigen Reformpläne seinerzeit abgewürgt. Das ist nicht die ganze Wahrheit. Das Fiasko der Reformen lag wesentlich in ihnen selbst begründet, in ihrer Inkonse- quenz und eingeschränkten Wirkungsweise.
item 36 32 Osteuropa ______________________________________________________________________________________ linke Spalte Mitstreiter Chruschtschows noch keine endgültige Vorstel- lung davon, wie sie mit der Macht umgehen sollten. Jedenfalls ließen gewisse erste Schritte der neuen Staatsmacht nicht nur die Bürokratie hoffen. Die Genetik wurde rehabilitiert. Die russische Rechtschreibung konnte vor drohenden Reformen bewahrt werden. Auf dem Höhepunkt der Zeitungsbestel- lungen für das folgende Jahr wurden die heftig verwünschten Limits aufgehoben. Von Reformversuchen zur Stagnationswirtschaft Beseitigt wurde die tatsäch- lich lächerliche bisherige Doppelung des Partei- und Staatsappat[rat]es in "Industrie-" uns "Landwirtschaftsorgane". Spruchreif schien nun auch eine seit Jahren anstehende tiefgreifende Reform. Diskus- sionen darüber waren schon 1962 aus internen Ausgaben in die Massenmedien gelangt. Das ZK-Plenum vom März 1965 versuchte die Situation in der Landwirtschaft zu bereinigen. Es übte berechtigte Kritik am administrativen Druck auf Sowchosen und Kolchosen, an überhöhten Lieferplänen und dem unausgewogenen Preissys- tem. Die Reformer wollten jedoch nicht einsehen, daß Veränderungen in den Preis- proportionen zugunsten der Landwirtschaft unter Beibehal- tung des bisherigen Mechanis- mus der Preisbildung lediglich vorübergehend Erleicherung verschaffen, daß die Appelle, "mit der Praxis der Weisungen und des Administrierens Schluß zu machen", solange sinnlos blieben, wie man das Übel in einzelnen Fehlentwicklung und Überspitzungen, nicht aber im administrativen Weisungssystem selbst sieht. Das Septemberplenum 1965, das eine Reform in der Industrie behandelte, ging weiter indem mittlere Spalte es die Aufgabe stellte, aus der fiktiven wirtschaftlichen Rechnungsführung Realität zu machen. Mit dem Eingeständnis, daß eine Situation, in der die leitenden Wirtschaftsorgane nur Rechte, die Betriebe dagegen nur Pflichten haben,
item 36 32 Osteuropa ______________________________________________________________________________________ linke Spalte Mitstreiter Chruschtschows noch keine endgültige Vorstel- lung davon, wie sie mit der Macht umgehen sollten. Jedenfalls ließen gewisse erste Schritte der neuen Staatsmacht nicht nur die Bürokratie hoffen. Die Genetik wurde rehabilitiert. Die russische Rechtschreibung konnte vor drohenden Reformen bewahrt werden. Auf dem Höhepunkt der Zeitungsbestel- lungen für das folgende Jahr wurden die heftig verwünschten Limits aufgehoben. Von Reformversuchen zur Stagnationswirtschaft Beseitigt wurde die tatsäch- lich lächerliche bisherige Doppelung des Partei- und Staatsappat[rat]es in "Industrie-" uns "Landwirtschaftsorgane". Spruchreif schien nun auch eine seit Jahren anstehende tiefgreifende Reform. Diskus- sionen darüber waren schon 1962 aus internen Ausgaben in die Massenmedien gelangt. Das ZK-Plenum vom März 1965 versuchte die Situation in der Landwirtschaft zu bereinigen. Es übte berechtigte Kritik am administrativen Druck auf Sowchosen und Kolchosen, an überhöhten Lieferplänen und dem unausgewogenen Preissys- tem. Die Reformer wollten jedoch nicht einsehen, daß Veränderungen in den Preis- proportionen zugunsten der Landwirtschaft unter Beibehal- tung des bisherigen Mechanis- mus der Preisbildung lediglich vorübergehend Erleicherung verschaffen, daß die Appelle, "mit der Praxis der Weisungen und des Administrierens Schluß zu machen", solange sinnlos blieben, wie man das Übel in einzelnen Fehlentwicklung und Überspitzungen, nicht aber im administrativen Weisungssystem selbst sieht.
item 36 32 Osteuropa ______________________________________________________________________________________ linke Spalte Mitstreiter Chruschtschows noch keine endgültige Vorstel- lung davon, wie sie mit der Macht umgehen sollten. Jedenfalls ließen gewisse erste Schritte der neuen Staatsmacht nicht nur die Bürokratie hoffen. Die Genetik wurde rehabilitiert. Die russische Rechtschreibung konnte vor drohenden Reformen bewahrt werden. Auf dem Höhepunkt der Zeitungsbestel- lungen für das folgende Jahr wurden die heftig verwünschten Limits aufgehoben. Von Reformversuchen zur Stagnationswirtschaft Beseitigt wurde die tatsäch- lich lächerliche bisherige Doppelung des Partei- und Staatsappat[rat]es in "Industrie-" uns "Landwirtschaftsorgane". Spruchreif schien nun auch eine seit Jahren anstehende tiefgreifende Reform. Diskus- sionen darüber waren schon 1962 aus internen Ausgaben in die Massenmedien gelangt. Das ZK-Plenum vom März 1965 versuchte die Situation in der Landwirtschaft zu bereinigen. Es übte berechtigte Kritik am administrativen Druck auf Sowchosen und Kolchosen, an überhöhten Lieferplänen und dem unausgewogenen Preissys- tem.
item 36 32 Osteuropa ______________________________________________________________________________________ linke Spalte Mitstreiter Chruschtschows noch keine endgültige Vorstel- lung davon, wie sie mit der Macht umgehen sollten. Jedenfalls ließen gewisse erste Schritte der neuen Staatsmacht nicht nur die Bürokratie hoffen. Die Genetik wurde rehabilitiert. Die russische Rechtschreibung konnte vor drohenden Reformen bewahrt werden. Auf dem Höhepunkt der Zeitungsbestel- lungen für das folgende Jahr wurden die heftig verwünschten Limits aufgehoben. Von Reformversuchen zur Stagnationswirtschaft Beseitigt wurde die tatsäch- lich lächerliche bisherige Doppelung des Partei- und Staatsappat[rat]es in "Industrie-" uns "Landwirtschaftsorgane". Spruchreif schien nun auch eine seit Jahren anstehende tiefgreifende Reform. Diskus- sionen darüber waren schon 1962 aus internen Ausgaben in die Massenmedien gelangt.
item 36 32 Osteuropa ______________________________________________________________________________________ linke Spalte Mitstreiter Chruschtschows noch keine endgültige Vorstel- lung davon, wie sie mit der Macht umgehen sollten. Jedenfalls ließen gewisse erste Schritte der neuen Staatsmacht nicht nur die Bürokratie hoffen. Die Genetik wurde rehabilitiert. Die russische Rechtschreibung konnte vor drohenden Reformen bewahrt werden. Auf dem Höhepunkt der Zeitungsbestel- lungen für das folgende Jahr wurden die heftig verwünschten Limits aufgehoben.
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Once you have finished your description, click SAVE.

Step 3: Location
If you find a location mentioned or recognise a place in the item, you can create a geotag and pin it to the item map. Multiple locations can be attached to the item. To tag locations, select the tagging tab at the top menu of the Activity Panel. Click the plus next to the heading LOCATIONS. Type the location into the search bar and select the result that best applies. A new pin will be placed into the map. The location name should be a clear georeference, e.g. a country, city or address. Make adjustments to the location name if necessary. You can also adjust the position of the pin by dragging it on the map. If you want to add further details to the location, you can write a (short) description. This could include extra information about the geotag (e.g. the building name or a significant event that took place at the location) or the relevance of the place to the item (e.g. the hometown of the author). You can also add a Wikidata reference to link the location to a stable source. Search for the reference using the Wikidata fields. Once you have finished your location tag, click SAVE. You can find the place(s) tagged to the item in grey at the bottom of the Location(s) section.Step 4: Tagging
Below the Locations section is the Tagging section, where you can add the following annotations:
Document Date:Here, you can add dates that correspond to the item. This could include the dates mentioned in the text (e.g. in diary pages), the date of a related historical event (e.g. the end of WWI), or when the item was created (e.g. from a dated signature on an illustration). You can either define this as a single date or as a longer time frame.
To tag dates to the item, write the start and end dates in DD/MM/YYYY format in the fields or select the dates by clicking on the calendar.
If you only have one date to add, insert the same date into both start and end fields.
If you don’t know the exact days, you can also tag the date on the scale of months (MM/YYYY) or years (YYYY).
Once you have finished your date tag, click SAVE DATE.
People:People mentioned as creators or subjects in the item can also be tagged. Depending on the information you might have, you can enter the person’s first and last names, as well as their dates of birth and death. There is also the option to write a short description of the person, explaining who they are or their relevance to the item, e.g. the person’s occupation or their relation to another tagged person.
Multiple people can be tagged to one item.
Once you have finished your person tag, click SAVE.
Keywords:Here, you can freely add keywords related to the topic and content of the item. This could include particular themes (e.g. art, music, war), subjects (e.g. children, cooking, France), or particular historical affiliations (e.g. 20th century, Austro-Hungarian Empire, Fall of the Iron Curtain).
Multiple keywords can be added and they can be written in any language.
Write your keyword tag into the field and click SAVE.
Other Sources:External websites with information about the item’s content can be linked here. This could include links to further data about a person mentioned, a particular historical event or links to digital versions of newspapers that appear in photos or clippings in a notebook.
To add a link, click the plus next to the heading ‘Other Sources’. Enter the URL into the Link field, and write a short description of this link in the Additional Description field.
Multiple links can be tagged to one item.
Once you have finished your tag, click SAVE.
Step 5: Mark for Review
Once you have saved your contribution, the task will automatically change to the Edit status. If you think the task is finished, you can mark it for review. Note that you have to be at Runner level or above to do this (see: Miles and Levels). Click on the yellow circle next to the section heading and select Review in the list that appears. The task now needs to go under Review by another volunteer.Formatting
Review
All enrichments need to be edited and reviewed by more than one volunteer to ensure that they are as accurate as possible.
Only Sprinters and Champions can edit tasks in the Review stage and mark them as Complete. (see: Miles and Levels)
You can review a task (Transcription, Description, Locations, or Tagging) when the circle next to the heading is coloured orange .
During the review process, pay close attention to the following requirements:
-
- Transcription: The complete text in the item has been properly transcribed and the transcription is formatted as accurately as possible. The correct language(s) are selected and the transcription contains no missing or unclear icons.
-
- Description: The description is accurate and detailed (especially items without text to transcribe, e.g. photos), and the appropriate categories have been ticked.
-
- Location(s): All locations have been correctly tagged. The location name is accurate and matches the coordinates and the pin on the map. The description is clear and concise, and the Wikidata reference (if any) is correct.
-
- Tagging: Document dates are completed and as precise as possible. All mentioned people are tagged and their data is correct. All added keywords are applicable to the item, and other sources have accurate information and functioning links.
Completion Statuses
| GREY |
| 1. NOT STARTED |
| Tasks have not been started. |
| YELLOW |
| 2. EDIT MODE |
| Tasks have been started, but not yet finished. Additions and edits can still be made. |
| ORANGE |
| 3. REVIEW |
| Tasks are finished, but need final review by Sprinter or Champion transcribers. |
| GREEN |
| 4. COMPLETED |
| Tasks have been fully completed and reviewed. No further changes need to be made. |
Miles and Levels
Transcribathon is a competitive marathon. You do not enrich documents alone, but compete and work with other volunteers to ensure the quality of your work. When you first create a Transcribathon account, you only have the ability to start and edit tasks. The more you enrich documents, the closer you become to advancing to a higher level, which can unlock abilities like reviewing and completing tasks.| Level | Abilities |
|---|---|
| Trainee | Basic abilities: start and edit tasks |
| Runner | Basic abilities, mark finished tasks for review |
| Sprinter | All Runner abilities, mark reviewed annotations as completed |
| Champion | All Sprinter abilities, mark reviewed transcriptions as completed |
| Tasks | Miles Received |
|---|---|
| Transcription | 1 Mile for every 300 characters transcribed |
| Description | 1 Mile for every 5 Descriptions added |
| Location | 1 Mile for every 5 Locations added |
| Tagging | 1 Mile for every 5 Tags added |
| Reviewing | 1 Mile for every 10 items marked as complete |