Unteroffizier Wilhelm Hoßdorf im Lettland-Einsatz
Das Album von Wilhelm Hoßdorf beinhaltet Fotografien, Tagebucheinträge und Zeitungsartikel während seines Einsatzes an der Ostfront im jahr 1918.
Der Kölner Mundartdichter und Volksschullehrer Wilhelm Hoßdorf (1890-1962) diente während des Ersten Weltkrieges in verschiedenen Einheiten. Laut Kriegsstammrollenbuch befand er sich 1918 mit dem Landwehr-Infanterie-Regiment 26 in Russland, wo er vom 18. Februar bis 3. März an der Offensive gegen Peipussee und oberer Düna teilnahm. Zusammen mit seinem Bruder Bernhard Hoßdorf nahm er am 18. Februar am Handstreich auf Dünaburg teil.
Mit einem Kommando von Einheimischen ließ der damalige Sammel-Unteroffizier Hoßdorf Zentner-Säcke von Lebensmitteln als Beute vom Kernwerk (der Zitadelle) in Depots schaffen. Laut eigener Aussage hätten die Russen in ihm einen guten Arbeitgeber gesehen. Wer arbeitet, soll auch essen, hielt er fest. Die von der Sammelstelle gezählte Beute beim Handstreich auf Dünaburg wurde laut Hoßdorf im amtlichen Heeresbericht veröffentlicht.
Mitunter fuhr er auch mit Pferdeschlitten zur Brigade nach Dünaburg, um Beutemeldungen zu überbringen. Als er einmal den Auftrag erhielt, nach russischen MGs zu suchen, fand er stattdessen ein reich gefülltes Lebensmittel-Depot mit mehreren tausend Zentnern Zwiebeln und Säcken voller Paprika. Sein Kamerad erhielt dafür das Eiserne Kreuz I. Klasse, er selbst stieg zum Offiziers-Aspiranten auf.
Vom 3. bis 22. März 1918 nahm Hoßdorf an der Okkupation russischen Gebiets zwischen oberer Düna und Peipussee teil. Die Wohnungseinrichtungen der in der Zitadelle wohnenden Eigentümer ließ er auflanden und auf Pferdeschlitten mit nach Tscherwonka bringen. Am 25. März 1918 marschierte die 8. Kompanie des Landwehr-Infanterie-Regiments über Skrudelino und Gribenischki nach Gut Ellern. Bis September erfolgte die weitere Okkupation großrussischen Gebietes. Hoßdorf selbst diente als Leiter der Ortskommandantur Kraslawka-Land.
Als solcher war er vor allem mit Verwaltungsarbeit beschäftigt: Personalaufnahmen, Grundstücksaufnahmen, Viehzählungen, Eintreiben von Kontributionen (v.a. Butter, Eier), Fürsorge für die Bevölkerung. Ihm zur Seite gestellt war ein Schreiber und Telefonist sowie ein Dolmetscher. Zu seinen Spezialaufträgen gehörten zudem die Ermittlung eines geheimen Lederlagers, die Vermittlung von Mehllieferungen an das Regiment oder Grundstücksvermessungen.
Im Sommer 1918 wurden alle jüngeren Leute aus dem Regiment herausgezogen, da sie an der Westfront gebraucht wurden. Hoßdorf und sein Bruder blieben, da sie für einen Offizierskurs vorgemerkt waren. Am 15. September nahm Hoßdorf und sein Bruder Abschied vom Regiment und traten die Heimreise nach Zerbst an, auf der - beim Zwischenstopp in Berlin-Charlottenburg - ihr Gepäck durch herumlungernde Deserteure gestohlen wurde. In Zerbst und danach in Jablonna in der Nähe von Warschau nahm Hoßdorf am Offizierslehrgang teil. Beim Ausbruch der Straßenunruhen im November in Warschau wurde das Offiziers-Aspiranten-Regiment nach Warschau verlegt. Die Disziplin der deutschen Truppen in Warschau sei seit Anfang November dahin gewesen, bemerkt Hoßdorf. In Warschau selbst wurde er im Schlosshof Zeuge vom Auftritt Pilsudskis, der gerade aus der Festungshaft aus Magdeburg nach Polen zurückgekehrt war. Es bildete sich zudem ein Arbeiter- und Soldatenrat. Mit den Legionären wurde eine Abmachung getroffen und das Regiment trat die Rückreise nach Deutschland an.
CONTRIBUTOR
Dario Schiburr
DATE
1918-02 - 1918-11
LANGUAGE
deu
ITEMS
39
INSTITUTION
Europeana 1914-1918
PROGRESS
METADATA
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