Feldpost an die Tochter
Mein Ururgroßvater Heinrich Nothwehr hat seiner Tochter Marianne am 18. März 1918 Feldpost aus Riga geschickt. Er war von August 1914 bis November 1918 Soldat, vor dem Ersten Weltkrieg war er als Schmeidermeister tätig. Der Anlass des Briefes ist der Beginn der Lehrzeit seiner Tochter, wozu er ihr seinen Glückwunsch senden möchte. Denn da er erst vor kurzem in das weit entfernte Riga geschickt wurde, kann er nicht persönlich gratulieren. Aus dem Brief geht auch hervor, dass er ihr einen Tag vorher ein Stück Seife geschickt hat.
Riga, den 18.3.18
Meine liebe Marianne!
Nun ist der Tag heran gekommen, an
welchem Du einen neuen Lebensabschnitt
beginnst. Leider ist es mir nicht vergönnt
an diesem Tage bei Euch zu weilen, wie
ich es erst gehofft hatte. So recht hatte ich
ja immer nicht daran geglaubt, aber
nun ich jetzt hierhergekommen bin, konnte
ich ja überhaupt nicht damit rechnen.
Denke, ich bin im Geiste bei Euch. Werde
wahrscheinlich, wenn ich frei habe, zur Kirche
gehen und wünsche Dir nun alles Gute
für deinen ferneren Lebensweg.
Bis jetzt hat es ja in unserer Macht ge-
legen, für Dein Wohlergehen und Deine
Zukunft zu sorgen, soweit es in unseren
Kräften stand. Wenn es uns auch in den
nächsten Jahren noch möglich ist, dir Schutz
und Schirm zu sein, so trittst Du ja
doch hinaus in das Leben und
ich habe das Vertrauen zu Dir, daß
Du stets das tun wirst, was Du für richtig
hälst. Die Hauptsache ist ja doch im Leben,
daß man glaubt, richtig zu handeln.
Hat man dann wirklich mal einen
Fehler gemaht, so hilft einem immer
wieder das Bewusstsein darüber hin-
weg, nur das Beste gewollt zu haben.
Ein kleines Geschenk ist für Dich im
gestrigen Paket mit abgegangen.
Zwar recht kriegsmäßig. Ein gutes
Stück Seife. Die Verpackung war leider
sehr beschädigt, aber Du wirst Dich wohl
trotz allem darüber freuen. Es stammt
selbstverständlich nicht hier aus Riga.
Schmucksachen sind ja jetzt nicht angebracht
und wären hier auch, wie alles Andere,
zu teuer. Es grüßt D. und küßt Dich
Dein Vater.
Mein Ururgroßvater, Heinrich Nothwehr, Feldpost an die Tochter
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Letter
Der Brief, der mit schwarzer Tinte auf liniertem Papier geschrieben wurde, ist sehr gut erhalten, er war viele Jahre bei der Empfängerin in einer Kassette aufbewahrt bis diese in den 1990er Jahren verstarb. Danach kam die Kassette samt Brief in ein Gartenhaus, in dem ich ihn 2009 und viele andere Dokumente wiederfand. Der Brief hat der Vater an seine Tochter geschrieben, um sie zu ihrer nun beginnenden Lehre zu beglückwünschen. Der Brief muss für sie von besonderer Bedeutung gewesen sein, dass sie insgesamt nur zwei Briefe (auch der andere ist von ihrem Vater) aufbewahrt hat. Für mich ist er von besonderer Bedeutung, weil durch die eigene Familiengeschichte die Geschichte im Allgemeinen greifbar wird. Zum anderen ist die Tonart des Schreibens sehr rührend und das obwohl oder vielleicht gerade weil der Vater im Krieg war.
Eastern Front
56.9496487,24.10518639999998
CONTRIBUTOR
Claudia Brandt
DATE
1918-03-18
LANGUAGE
deu
ITEMS
2
INSTITUTION
Europeana 1914-1918
PROGRESS
METADATA
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