Türkischer Eiserner Halbmond - Erinnerungen von Hinrich Detjen | Kriegsgefangenschaft in Ägypten
Der in Tarmstedt geborene Hinrich Detjen entstammte einer Bauernfamilie. Zu seinen Geschwistern zählten drei Brüder und zwei Schwestern. Eigentlich sollte der älteste Bruder zum Militär gehen, da sechs Kinder nicht zu ernähren waren. Wegen eines Augenfehlers war der jedoch nicht tauglich, so dass Hinrich in die Armee eintrat. 1909 begann er seine Ausbildung beim Infanterieregiment Bremen 75.
Nach dem Krieg übernahm er in Tarmstedt eine Gaststätte mitsamt Fahrkartenschalter. Nebenbei war er ebenso als Händler tätig. 1933 zog er nach Bremen und eröffnete einen Gebrauchtwarenhandel. Nach dem Zweiten Weltkrieg betätigte er sich im Autohandel. Mit seiner Frau hatte er zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter. Er wird in den Erinnerungen seines Sohnes Heinz als ehrlicher Kaufmann beschrieben.
Im Krieg nahm er u.a. an der Schlacht bei Tannenberg im August 1914 teil. Weitaus prägender verlief für ihn jedoch sein Aufenthalt in Palästina im Jahr 1918. Dort diente er in einem Bohr-Sonderkommando, dessen Auftrag es war, sich auf die Suche nach Wasser zu begeben, das an der Front knapp geworden war. Für seine Verdienste als Leiter des Bohr-Sonderkommandos wurde er mit einem Türkischen Eisernen Halbmond ausgezeichnet.
Seine Erlebnisse im Nahen Osten hielt er in seinem unveröffentlichten Manuskript unter dem Titel „Prisoner of War Nr. 63583 oder Deutsche Soldaten unter Türkischem Mond“ fest. Dabei erweckt er den Eindruck eines stets auf seine Mitmenschen bedachten Menschen. So schreibt er, wie die englischen Gefangenen überall ihr Mitleid erregen würden. „Wohl in keinem Lande haben Kriegsgefangene so viel leiden müssen wie in der Türkei“, berichtet er. Dieses Verhalten war ihm selbst zuwider. „Von Anbeginn des Krieges war es mein höchstes Ziel, hilf- und wehrlose Kriegsgefangene zu schützen.“ Seinen Gerechtigkeitssinn beschreibt er an einem weiteren Beispiel. Als er mit einem Kameraden an einer Bahnhaltestelle einen türkischen Major sah, der gerade seinen Burschen mit einem Stock malträtierte, entwendeten sie ihm den Stock und verpassten ihm selbst eine Abreibung. Dabei stellten sie zufrieden fest, dass der Major „genauso gut schreien“ könne.
Der deutsche Soldat Detjen wurde im September 1918 selbst zum Gefangenen der Engländer in Ägypten. Interniert war er unter anderem in Maadi südlich von Kairo, wo sich auch Soldaten aus Paul von Lettow-Vorbecks Afrikatrupp befanden. In seinen Erinnerungen beschreibt er Krankheiten wie Ruhr oder das so genannte Schwarzwasserfieber, die zur größten Gefahr für die Gefangenen wurden. Als er nach seiner Gefangenschaft kurz vor Weihnachten 1919 über das Durchgangslager Lokstedt in die Heimat zurückkehrte, zog er keineswegs ein bitteres Fazit seiner Kriegszeit. „Ich habe den Krieg nicht nur von der schlechten und unangenehmen Seite, sondern auch von der guten und angenehmen Seite kennengelernt. Ich habe fremde Völker, Länder und Erdteile gesehen und das alles nur durch den Krieg.“
Auszeichnung Türkischer Eiserner Halbmond (Harp Madalyası) von Hinrich Detjen und Fotos aus Ägypten.
CONTRIBUTOR
Heinz Detjen
DATE
- 1919-12-19
LANGUAGE
deu
ITEMS
22
INSTITUTION
Europeana 1914-1918
PROGRESS
METADATA
Discover Similar Stories
Hinrich Detjen in englischer Kriegsgefangenschaft in Ägypten
276 Items
Der in Tarmstedt geborene Hinrich Detjen entstammte einer Bauernfamilie. Zu seinen Geschwistern zählten drei Brüder und zwei Schwestern. Eigentlich sollte der älteste Bruder zum Militär gehen, da sechs Kinder nicht zu ernähren waren. Wegen eines Augenfehlers war der jedoch nicht tauglich, so dass Hinrich in die Armee eintrat. 1909 begann er seine Ausbildung beim Infanterieregiment Bremen 75. Nach dem Krieg übernahm er in Tarmstedt eine Gaststätte mitsamt Fahrkartenschalter. Nebenbei war er ebenso als Händler tätig. 1933 zog er nach Bremen und eröffnete einen Gebrauchtwarenhandel. Nach dem Zweiten Weltkrieg betätigte er sich im Autohandel. Mit seiner Frau hatte er zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter. Er wird in den Erinnerungen seines Sohnes Heinz als ehrlicher Kaufmann beschrieben. Im Krieg nahm er u.a. an der Schlacht bei Tannenberg im August 1914 teil. Weitaus prägender verlief für ihn jedoch sein Aufenthalt in Palästina im Jahr 1918. Dort diente er in einem Bohr-Sonderkommando, dessen Auftrag es war, sich auf die Suche nach Wasser zu begeben, das an der Front knapp geworden war. Für seine Verdienste als Leiter des Bohr-Sonderkommandos wurde er mit einem Türkischen Eisernen Halbmond ausgezeichnet. Seine Erlebnisse im Nahen Osten hielt er in seinem unveröffentlichten Manuskript unter dem Titel „Prisoner of War Nr. 63583 oder Deutsche Soldaten unter Türkischem Mond“ fest. Dabei erweckt er den Eindruck eines stets auf seine Mitmenschen bedachten Menschen. So schreibt er, wie die englischen Gefangenen überall ihr Mitleid erregen würden. „Wohl in keinem Lande haben Kriegsgefangene so viel leiden müssen wie in der Türkei“, berichtet er. Dieses Verhalten war ihm selbst zuwider. „Von Anbeginn des Krieges war es mein höchstes Ziel, hilf- und wehrlose Kriegsgefangene zu schützen.“ Seinen Gerechtigkeitssinn beschreibt er an einem weiteren Beispiel. Als er mit einem Kameraden an einer Bahnhaltestelle einen türkischen Major sah, der gerade seinen Burschen mit einem Stock malträtierte, entwendeten sie ihm den Stock und verpassten ihm selbst eine Abreibung. Dabei stellten sie zufrieden fest, dass der Major „genauso gut schreien“ könne. Der deutsche Soldat Detjen wurde im September 1918 selbst zum Gefangenen der Engländer in Ägypten. Interniert war er unter anderem in Maadi südlich von Kairo, wo sich auch Soldaten aus Paul von Lettow-Vorbecks Afrikatrupp befanden. In seinen Erinnerungen beschreibt er Krankheiten wie Ruhr oder das so genannte Schwarzwasserfieber, die zur größten Gefahr für die Gefangenen wurden. Als er nach seiner Gefangenschaft kurz vor Weihnachten 1919 über das Durchgangslager Lokstedt in die Heimat zurückkehrte, zog er keineswegs ein bitteres Fazit seiner Kriegszeit. „Ich habe den Krieg nicht nur von der schlechten und unangenehmen Seite, sondern auch von der guten und angenehmen Seite kennengelernt. Ich habe fremde Völker, Länder und Erdteile gesehen und das alles nur durch den Krieg.“ || Auszeichnung Türkischer Eiserner Halbmond von Hinrich Detjen.
Osmanische Urkunde und Eiserner Halbmond von Oberjäger Ernst Hünnebeck
6 Items
Türkischer Eiserner Halbmond, Verleihungsurkunde und deutsche Übersetzung von Ernst Hünnebeck, dem Großvater mütterlicherseits. || Der Eiserner Halbmond (Harp Madalyası),und die osmanische Urkunde des Sultans wurden dem Oberjäger Hünnebeck 1915 (1333) vom türkischen Oberkommandierenden und Kriegsminister Enver Pascha verliehen. Hünnebeck war Gebirgsjäger im Reserve-Jäger-Bataillon Nr. 5 in Hirschberg/Schlesien. Er war u.a. an der Balkanfront in Montenegro im Einsatz. Die Urkunde ist in osmanischer Diwan-Schrift verfasst, ihr ist eine gedruckte deutsche Erklärung und Übersetzung beigefügt: Im Kranz: Name und Rang des Besitzers. Für in den Kriegsjahren eintausenddreihundertundzweiunddreißig bis gezeigten hervorragenden Fleiß, Eifer und gute Leistungen wird dir die türkische Kriegsmedaille (Eiserner Halbmond) von Seiner Majestät dem Sultan verliehen. Wie bisher wandle fernerhin in den gleichen Bahnen der Gesetze, die dir für die Erfüllung deiner Aufgaben und erwarteter Leistungen vorgeschrieben, damit du Segen und Lohn erwerbest. Siegel: Kriegsminister Enver, 1332. =================================== Bemerkungen. Die vier Schriftzeilen, mit Ausnahme der punktierten Linien, sind mittels Steindruck in der Diwan-Schrift (eine Schrift, in der gewöhnlich die Patente geschrieben werden) gedruckt.
Josef Leder kehrt aus britischer Kriegsgefangenschaft in Ägypten zurück
3 Items
(1) Frei!! - Und in der Heimat!: Fotografie von der Ankunft des Schiffs, mit dem Josef Leder von Ägypten nach Deutschland im Winter 1919/1920 zurückkehrte (2) Gruppenbild aus dem Jahre 1917: Josef Leder (zweiter von links) als Sanitäter bei dem Königs-Grenadier-Regiment Berlin. || Mein Großvater Josef Leder war während des Krieges Sanitäter beim Königs-Grenadier-Regiment Berlin und diente an der Westfront. Als er 1915 verwundet wurde, kam er in ein Lazarett nach Berlin. An dem Tag, an dem ihn seine Frau mit ihrem gemeinsamen Sohn Willi besuchte, stattete auch die Kronprinzessin Cecilie dem Lazarett einen Besuch ab und verteilte Pakete. Als sie an dem Bett von Josef Leder vorbei kam, nahm sie den ca. einjährigen Willi auf den Arm. Im letzten Kriegsjahr wurde Josef Leder in das Gebiet des Osmanischen Reichs an die osmanisch-englische Front zwischen der Türkei und Syrien verlegt. Dort wurde er von britischen Soldaten in Kriegsgefangenschaft genommen und nach Ägypten gebracht. Erst im Frühjahr 1920 kam er frei und wurde mit den anderen Gefangenen mit einem Schiff nach Deutschland gebracht. Von der Ankunft des Schiffes in Brunsbüttelkoog gibt es eine Foto, das Josef Leder als Erinnerung an seine Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft aufhob.