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In der Erwartung, bald nach Hause zu kommen, bin ich in den
letzten Monaten der Gefangenschaft in der Führung meines
Tagebuches sehr bummelig geworden. Ich werde daher die fehlende
Eintragungen durch die Wiedergabe von Briefen aus dieser Zeit
ersetzen. Meine Schwester Änne schrieb mir am 30. März die
nachstehenden Zeilen:
Dir will ich heute von meinem letzten Besuch in Oberhausen,
heute vor acht Tagen, berichten. Ich fuhr
schon Samstag Abend mit Tilla Schmitt, welche Denekes
besuchen wollte, von der ganzen Familie Böker
Foto von Josef und Franz Nölke
Pfingsten 1918
aufrege. Ich denke, der ist für uns abgetan, nicht
wahr ?
Für heute wieder Schluß. Ich hoffe, daß es Euch
Beiden gesundheitlich gut geht und grüße Dich sowie
Franz innigst.
Dienstag, den 23. April 1919: Wieder einmal ist es Ostern
geworden. Ostern, welche wir in übertriebener Hoffnung in der
Heimat zu feiern glaubten. Aber mit des Geschickes Mächten ist
nun mal kein ewiger Bund zu flechten, dies haben wir leider nur
Rechte Seite
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allzuoft erfahren müssen. Wohl sind wir diesmal dem Frieden
ein gewaltiges Stück näher gekommen, nur noch wenige Tage
trennen uns vom 25. April, dem Tage, an dem endlich unsere
Delegierten an den Verhandlungen teilnehmen werden. Die kommende
Woche, so hoffen wir abermals, wird uns wohl bringen,
was man unsretwegen beschlossen hat. Aber auch hier wieder
die brennende Frage: "Was mag wohl kommen ??" Wir wagen kaum
noch daran zu denken, daß es einmal anders werden muß für uns.
Und doch ! ! ! Auch für uns muß es wieder Tag werden, nur noch
etwas Geduld ! ! Allerdings, viel zu langsam vergeht uns jetzt
die Zeit. Unsere Gedanken haben für nicht anderes mehr Raum
als nur für die Heimkehr. Unsere Stimmung im allgemeinen ist
ganz unserer Umgebung angepaßt. Mit einem Worte: schlecht.
Allerdings muß ich sagen, daß sich unsere Lage hier in der
letzten Woche bedeutend gebessert hat. Das Essen ist besser
und reichlicher, sodaß wir nicht mehr nötig haben, wie zu
Anfang, Brennessel- oder Löwenzahn-Gemüse, oder Brei aus
gestohlenen und dann gemahlenen (mit der Kaffeemühle)
Weizenkörner zu essen, um unsern Hunger einigermaßen zu stillen.
Die Behandlung seitens der Wachmannschaft ist unverändert
geblieben. Es genügt ja, wenn man sich die Tatsache vor
Augen führt, daß der Lagerkommandant bis zum letzten Posten
in deutscher Gefangenschaft waren und uns teilweise wieder
fühlen lassen wollen, was sie erduldet. Die einzige Freude
für uns hier ist Post aus der Heimat. Nut etwas Sonnenschein
läßt uns wieder aufleben, ein Glück, daß man uns den nicht
nehmen kann.
Vor ungefähr 14 Tagen haben mehrere Kameraden versucht,
durch Flucht ihre Heimkehr zu beschleunigen, was ihnen aber
leider nicht gelungen ist. Auf dieser Flucht hat einer sein
Leben lassen müssen. Zu dreien sind sie ausgerückt, zwei brachten
die Posten am nächsten Tage wieder, während wir die Leiche
des Gefallenen abends holen mussten. Dies verursachte noch
eine grosse Aufregung unter den Franzosen. Keiner von uns
durfte aus der Baracke, vor jeder Tür standen 2 bis 3 Mann mit
aufgepflanztem Seitengewehr; Schreckschüsse wurden abgegeben.
Denn die Franzosen hatten Angst, dass wir uns in unserer Erregung
zu allem möglichen hinreissen liessen. - Am nächsten
Tage wurde dann der Tote auf dem kleinen Friedhof inmitten
Language(s) of Transcription
LOCATION
Sommepy, Frankreich (49.2508, 4.55708)
Story Location
ABOUT THIS DOCUMENT
Document Date
Document Type
Document Description
Language of Description
Keywords
External Web Resources
People
Josef Nölke (Birth: 08/09/1896)
Description: Kriegsfreiwilliger, Kosename "Jüppi"
Anna Nölke
Description: Kosename "Änne"
Franz Nölke
Description: Kriegsfreiwilliger
Tilla Schmitt
STORY INFORMATION
Title
Erinnerungen von Josef Nölke an den Weltkrieg
Source
UGC
Contributor
europeana19141918:agent/724f5ea3ded2341f0a9f1186af2b3161
Date
1939-05-02
1915-02
Type
Story
Language
deu
Deutsch
Country
Europe
DataProvider
Europeana 1914-1918
Provider
Europeana 1914-1918
Rights
http://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/ http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/DatasetName
2020601_Ag_ErsterWeltkrieg_EU
Begin
1915-02
End
1939-05-02
Language
mul
Agent
Josef Nölke | europeana19141918:agent/6f7b44f6207b945c2e97a3b888452dd6
Heidrun Altenburg | geb. Sülberg | europeana19141918:agent/724f5ea3ded2341f0a9f1186af2b3161
Created
2019-09-11T08:39:18.641Z
2020-02-25T08:45:25.547Z
2013-11-27 16:08:29 UTC
Provenance
BC18
Story Description
Josef Nölke begann am 10. Mai 1920 nachträglich seine Tagebuchnotizen und Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg aufzuschreiben und mit Fotos zu versehen. Fertiggestellt und gebunden wurde es 1936.
Josef Nölke wurde im Februar 1915 als Kriegsfreiwilliger eingezogen und wurde am 20.05.1915 an die Westfront (in Sommepy/Champagne) beordert. Bereits im selben Jahr geriet er in französische Gefangenschaft. Das Tagebuch ist sehr detailliert und verfügt teilweise sogar über genaue Uhrzeitangaben. Der letzte Eintrag stammt vom 20.02.1920, dies ist der Tag, an dem seine Kriegsgefangenschaft endete.
Nölke durfte sein Fronttagebuch behalten, weil er in der Gefangenschaft Freundschaft mit einem französischen Korporal schloss, der zum Wachpersonal des Gefangenenlagers gehörte.
Am 21. April 1939 schrieb Josef Nölke an die Rheinische Landeszeitung mit der Bitte, seine Geschichte über diese Freundschaft aufzunehmen. In der Antwort der Rheinischen Landeszeitung mit Sitz in Düsseldorf vom 2. Mai 1939 wurde seine Bitte mit der Begründung abgelehnt, dass es wegen Platzmangels und der großen Materialfülle der Zeitung unmöglich sei, diesem Wunsch nachzukommen.
Ein gebundenes DIN A 4 Tagebuch in blauer Farbe. Auf dem Buchrücken sind die Daten 1915-1920 in goldener Schrift vermerkt.
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DESCRIPTION
PEOPLE
STORY INFO
TUTORIAL
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In der Erwartung, bald nach Hause zu kommen, bin ich in den
letzten Monaten der Gefangenschaft in der Führung meines
Tagebuches sehr bummelig geworden. Ich werde daher die fehlende
Eintragungen durch die Wiedergabe von Briefen aus dieser Zeit
ersetzen. Meine Schwester Änne schrieb mir am 30. März die
nachstehenden Zeilen:
Dir will ich heute von meinem letzten Besuch in Oberhausen,
heute vor acht Tagen, berichten. Ich fuhr
schon Samstag Abend mit Tilla Schmitt, welche Denekes
besuchen wollte, von der ganzen Familie Böker
Foto von Josef und Franz Nölke
Pfingsten 1918
aufrege. Ich denke, der ist für uns abgetan, nicht
wahr ?
Für heute wieder Schluß. Ich hoffe, daß es Euch
Beiden gesundheitlich gut geht und grüße Dich sowie
Franz innigst.
Dienstag, den 23. April 1919: Wieder einmal ist es Ostern
geworden. Ostern, welche wir in übertriebener Hoffnung in der
Heimat zu feiern glaubten. Aber mit des Geschickes Mächten ist
nun mal kein ewiger Bund zu flechten, dies haben wir leider nur
Rechte Seite
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allzuoft erfahren müssen. Wohl sind wir diesmal dem Frieden
ein gewaltiges Stück näher gekommen, nur noch wenige Tage
trennen uns vom 25. April, dem Tage, an dem endlich unsere
Delegierten an den Verhandlungen teilnehmen werden. Die kommende
Woche, so hoffen wir abermals, wird uns wohl bringen,
was man unsretwegen beschlossen hat. Aber auch hier wieder
die brennende Frage: "Was mag wohl kommen ??" Wir wagen kaum
noch daran zu denken, daß es einmal anders werden muß für uns.
Und doch ! ! ! Auch für uns muß es wieder Tag werden, nur noch
etwas Geduld ! ! Allerdings, viel zu langsam vergeht uns jetzt
die Zeit. Unsere Gedanken haben für nicht anderes mehr Raum
als nur für die Heimkehr. Unsere Stimmung im allgemeinen ist
ganz unserer Umgebung angepaßt. Mit einem Worte: schlecht.
Allerdings muß ich sagen, daß sich unsere Lage hier in der
letzten Woche bedeutend gebessert hat. Das Essen ist besser
und reichlicher, sodaß wir nicht mehr nötig haben, wie zu
Anfang, Brennessel- oder Löwenzahn-Gemüse, oder Brei aus
gestohlenen und dann gemahlenen (mit der Kaffeemühle)
Weizenkörner zu essen, um unsern Hunger einigermaßen zu stillen.
Die Behandlung seitens der Wachmannschaft ist unverändert
geblieben. Es genügt ja, wenn man sich die Tatsache vor
Augen führt, daß der Lagerkommandant bis zum letzten Posten
in deutscher Gefangenschaft waren und uns teilweise wieder
fühlen lassen wollen, was sie erduldet. Die einzige Freude
für uns hier ist Post aus der Heimat. Nut etwas Sonnenschein
läßt uns wieder aufleben, ein Glück, daß man uns den nicht
nehmen kann.
Vor ungefähr 14 Tagen haben mehrere Kameraden versucht,
durch Flucht ihre Heimkehr zu beschleunigen, was ihnen aber
leider nicht gelungen ist. Auf dieser Flucht hat einer sein
Leben lassen müssen. Zu dreien sind sie ausgerückt, zwei brachten
die Posten am nächsten Tage wieder, während wir die Leiche
des Gefallenen abends holen mussten. Dies verursachte noch
eine grosse Aufregung unter den Franzosen. Keiner von uns
durfte aus der Baracke, vor jeder Tür standen 2 bis 3 Mann mit
aufgepflanztem Seitengewehr; Schreckschüsse wurden abgegeben.
Denn die Franzosen hatten Angst, dass wir uns in unserer Erregung
zu allem möglichen hinreissen liessen. - Am nächsten
Tage wurde dann der Tote auf dem kleinen Friedhof inmitten
- Deutsch (German)
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In der Erwartung, bald nach Hause zu kommen, bin ich in den
letzten Monaten der Gefangenschaft in der Führung meines
Tagebuches sehr bummelig geworden. Ich werde daher die fehlende
Eintragungen durch die Wiedergabe von Briefen aus dieser Zeit
ersetzen. Meine Schwester Änne schrieb mir am 30. März die
nachstehenden Zeilen:
Dir will ich heute von meinem letzten Besuch in Oberhausen,
heute vor acht Tagen, berichten. Ich fuhr
schon Samstag Abend mit Tilla Schmitt, welche Denekes
besuchen wollte, von der ganzen Familie Böker
Foto von Josef und Franz Nölke
Pfingsten 1918
aufrege. Ich denke, der ist für uns abgetan, nicht
wahr ?
Für heute wieder Schluß. Ich hoffe, daß es Euch
Beiden gesundheitlich gut geht und grüße Dich sowie
Franz innigst.
Dienstag, den 23. April 1919: Wieder einmal ist es Ostern
geworden. Ostern, welche wir in übertriebener Hoffnung in der
Heimat zu feiern glaubten. Aber mit des Geschickes Mächten ist
nun mal kein ewiger Bund zu flechten, dies haben wir leider nur
Rechte Seite
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allzuoft erfahren müssen. Wohl sind wir diesmal dem Frieden
ein gewaltiges Stück näher gekommen, nur noch wenige Tage
trennen uns vom 25. April, dem Tage, an dem endlich unsere
Delegierten an den Verhandlungen teilnehmen werden. Die kommende
Woche, so hoffen wir abermals, wird uns wohl bringen,
was man unsretwegen beschlossen hat. Aber auch hier wieder
die brennende Frage: "Was mag wohl kommen ??" Wir wagen kaum
noch daran zu denken, daß es einmal anders werden muß für uns.
Und doch ! ! ! Auch für uns muß es wieder Tag werden, nur noch
etwas Geduld ! ! Allerdings, viel zu langsam vergeht uns jetzt
die Zeit. Unsere Gedanken haben für nicht anderes mehr Raum
als nur für die Heimkehr. Unsere Stimmung im allgemeinen ist
ganz unserer Umgebung angepaßt. Mit einem Worte: schlecht.
Allerdings muß ich sagen, daß sich unsere Lage hier in der
letzten Woche bedeutend gebessert hat. Das Essen ist besser
und reichlicher, sodaß wir nicht mehr nötig haben, wie zu
Anfang, Brennessel- oder Löwenzahn-Gemüse, oder Brei aus
gestohlenen und dann gemahlenen (mit der Kaffeemühle)
Weizenkörner zu essen, um unsern Hunger einigermaßen zu stillen.
Die Behandlung seitens der Wachmannschaft ist unverändert
geblieben. Es genügt ja, wenn man sich die Tatsache vor
Augen führt, daß der Lagerkommandant bis zum letzten Posten
in deutscher Gefangenschaft waren und uns teilweise wieder
fühlen lassen wollen, was sie erduldet. Die einzige Freude
für uns hier ist Post aus der Heimat. Nut etwas Sonnenschein
läßt uns wieder aufleben, ein Glück, daß man uns den nicht
nehmen kann.
Vor ungefähr 14 Tagen haben mehrere Kameraden versucht,
durch Flucht ihre Heimkehr zu beschleunigen, was ihnen aber
leider nicht gelungen ist. Auf dieser Flucht hat einer sein
Leben lassen müssen. Zu dreien sind sie ausgerückt, zwei brachten
die Posten am nächsten Tage wieder, während wir die Leiche
des Gefallenen abends holen mussten. Dies verursachte noch
eine grosse Aufregung unter den Franzosen. Keiner von uns
durfte aus der Baracke, vor jeder Tür standen 2 bis 3 Mann mit
aufgepflanztem Seitengewehr; Schreckschüsse wurden abgegeben.
Denn die Franzosen hatten Angst, dass wir uns in unserer Erregung
zu allem möglichen hinreissen liessen. - Am nächsten
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Language(s) of Transcription
English Translation
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Linke Seite - 219 - In der Erwartung, bald nach Hause zu kommen, bin ich in den letzten Monaten der Gefangenschaft in der Führung meines Tagebuches sehr bummelig geworden. Ich werde daher die fehlende Eintragungen durch die Wiedergabe von Briefen aus dieser Zeit ersetzen. Meine Schwester Änne schrieb mir am 30. März die nachstehenden Zeilen: Dir will ich heute von meinem letzten Besuch in Oberhausen, heute vor acht Tagen, berichten. Ich fuhr schon Samstag Abend mit Tilla Schmitt, welche Denekes besuchen wollte, von der ganzen Familie Böker Foto von Josef und Franz Nölke Pfingsten 1918 aufrege. Ich denke, der ist für uns abgetan, nicht wahr ? Für heute wieder Schluß. Ich hoffe, daß es Euch Beiden gesundheitlich gut geht und grüße Dich sowie Franz innigst. Dienstag, den 23. April 1919: Wieder einmal ist es Ostern geworden. Ostern, welche wir in übertriebener Hoffnung in der Heimat zu feiern glaubten. Aber mit des Geschickes Mächten ist nun mal kein ewiger Bund zu flechten, dies haben wir leider nur Rechte Seite - 220 - allzuoft erfahren müssen. Wohl sind wir diesmal dem Frieden ein gewaltiges Stück näher gekommen, nur noch wenige Tage trennen uns vom 25. April, dem Tage, an dem endlich unsere Delegierten an den Verhandlungen teilnehmen werden. Die kommende Woche, so hoffen wir abermals, wird uns wohl bringen, was man unsretwegen beschlossen hat. Aber auch hier wieder die brennende Frage: "Was mag wohl kommen ??" Wir wagen kaum noch daran zu denken, daß es einmal anders werden muß für uns. Und doch ! ! ! Auch für uns muß es wieder Tag werden, nur noch etwas Geduld ! ! Allerdings, viel zu langsam vergeht uns jetzt die Zeit. Unsere Gedanken haben für nicht anderes mehr Raum als nur für die Heimkehr. Unsere Stimmung im allgemeinen ist ganz unserer Umgebung angepaßt. Mit einem Worte: schlecht. Allerdings muß ich sagen, daß sich unsere Lage hier in der letzten Woche bedeutend gebessert hat. Das Essen ist besser und reichlicher, sodaß wir nicht mehr nötig haben, wie zu Anfang, Brennessel- oder Löwenzahn-Gemüse, oder Brei aus gestohlenen und dann gemahlenen (mit der Kaffeemühle) Weizenkörner zu essen, um unsern Hunger einigermaßen zu stillen. Die Behandlung seitens der Wachmannschaft ist unverändert geblieben. Es genügt ja, wenn man sich die Tatsache vor Augen führt, daß der Lagerkommandant bis zum letzten Posten in deutscher Gefangenschaft waren und uns teilweise wieder fühlen lassen wollen, was sie erduldet. Die einzige Freude für uns hier ist Post aus der Heimat. Nut etwas Sonnenschein läßt uns wieder aufleben, ein Glück, daß man uns den nicht nehmen kann. Vor ungefähr 14 Tagen haben mehrere Kameraden versucht, durch Flucht ihre Heimkehr zu beschleunigen, was ihnen aber leider nicht gelungen ist. Auf dieser Flucht hat einer sein Leben lassen müssen. Zu dreien sind sie ausgerückt, zwei brachten die Posten am nächsten Tage wieder, während wir die Leiche des Gefallenen abends holen mussten. Dies verursachte noch eine grosse Aufregung unter den Franzosen. Keiner von uns durfte aus der Baracke, vor jeder Tür standen 2 bis 3 Mann mit aufgepflanztem Seitengewehr; Schreckschüsse wurden abgegeben. Denn die Franzosen hatten Angst, dass wir uns in unserer Erregung zu allem möglichen hinreissen liessen. - Am nächsten Tage wurde dann der Tote auf dem kleinen Friedhof inmitten
Rechte Seite - 220 - allzuoft erfahren müssen. Wohl sind wir diesmal dem Frieden ein gewaltiges Stück näher gekommen, nur noch wenige Tage trennen uns vom 25. April, dem Tage, an dem endlich unsere Delegierten an den Verhandlungen teilnehmen werden. Die kommende Woche, so hoffen wir abermals, wird uns wohl bringen, was man unsretwegen beschlossen hat. Aber auch hier wieder die brennende Frage: "Was mag wohl kommen ??" Wir wagen kaum noch daran zu denken, daß es einmal anders werden muß für uns. Und doch ! ! ! Auch für uns muß es wieder Tag werden, nur noch etwas Geduld ! ! Allerdings, viel zu langsam vergeht uns jetzt die Zeit. Unsere Gedanken haben für nicht anderes mehr Raum als nur für die Heimkehr. Unsere Stimmung im allgemeinen ist ganz unserer Umgebung angepaßt. Mit einem Worte: schlecht. Allerdings muß ich sagen, daß sich unsere Lage hier in der letzten Woche bedeutend gebessert hat. Das Essen ist besser und reichlicher, sodaß wir nicht mehr nötig haben, wie zu Anfang, Brennessel- oder Löwenzahn-Gemüse, oder Brei aus gestohlenen und dann gemahlenen (mit der Kaffeemühle) Weizenkörner zu essen, um unsern Hunger einigermaßen zu stillen. Die Behandlung seitens der Wachmannschaft ist unverändert geblieben. Es genügt ja, wenn man sich die Tatsache vor Augen führt, daß der Lagerkommandant bis zum letzten Posten in deutscher Gefangenschaft waren und uns teilweise wieder fühlen lassen wollen, was sie erduldet. Die einzige Freude für uns hier ist Post aus der Heimat. Nut etwas Sonnenschein läßt uns wieder aufleben, ein Glück, daß man uns den nicht nehmen kann. Vor ungefähr 14 Tagen haben mehrere Kameraden versucht, durch Flucht ihre Heimkehr zu beschleunigen, was ihnen aber leider nicht gelungen ist. Auf dieser Flucht hat einer sein Leben lassen müssen. Zu dreien sind sie ausgerückt, zwei brachten die Posten am nächsten Tage wieder, während wir die Leiche des Gefallenen abends holen mussten. Dies verursachte noch eine grosse Aufregung unter den Franzosen. Keiner von uns durfte aus der Baracke, vor jeder Tür standen 2 bis 3 Mann mit aufgepflanztem Seitengewehr; Schreckschüsse wurden abgegeben. Denn die Franzosen hatten Angst, dass wir uns in unserer Erregung zu allem möglichen hinreissen liessen. - Am nächsten Tage wurde dann der Tote auf dem kleinen Friedhof inmitten
letzten Woche bedeutend gebessert hat. Das Essen ist besser und reichlicher, sodaß wir nicht mehr nötig haben, wie zu Anfang, Brennessel- oder Löwenzahn-Gemüse, oder Brei aus gestohlenen und dann gemahlenen (mit der Kaffeemühle) Weizenkörner zu essen, um unsern Hunger einigermaßen zu stillen. Die Behandlung seitens der Wachmannschaft ist unverändert geblieben. Es genügt ja, wenn man sich die Tatsache vor Augen führt, daß der Lagerkommandant bis zum letzten Posten in deutscher Gefangenschaft waren und uns teilweise wieder fühlen lassen wollen, was sie erduldet. Die einzige Freude für uns hier ist Post aus der Heimat. Nut etwas Sonnenschein läßt uns wieder aufleben, ein Glück, daß man uns den nicht nehmen kann. Vor ungefähr 14 Tagen haben mehrere Kameraden versucht, durch Flucht ihre Heimkehr zu beschleunigen, was ihnen aber leider nicht gelungen ist. Auf dieser Flucht hat einer sein Leben lassen müssen. Zu dreien sind sie ausgerückt, zwei brachten die Posten am nächsten Tage wieder, während wir die Leiche des Gefallenen abends holen mussten. Dies verursachte noch eine grosse Aufregung unter den Franzosen. Keiner von uns durfte aus der Baracke, vor jeder Tür standen 2 bis 3 Mann mit aufgepflanztem Seitengewehr; Schreckschüsse wurden abgegeben. Denn die Franzosen hatten Angst, dass wir uns in unserer Erregung zu allem möglichen hinreissen liessen. - Am nächsten Tage wurde dann der Tote auf dem kleinen Friedhof inmitten
English Translation
On May 10, 1920, Josef Nölke began to write down his diary notes and memories of the First World War and to add photos.
It was completed and bound in 1936.
Josef Nölke was drafted as a war volunteer in February 1915 and was ordered to the western front (in Sommepy/Champagne) on May 20, 1915.
In the same year he was taken prisoner by the French.
The diary is very detailed and sometimes even has exact times.
The last entry is from February 20th, 1920, this is the day on which his captivity ended.
Nölke was allowed to keep his front-line diary because while he was in captivity he made friends with a French corporal who was on the prison camp guards.
On April 21, 1939, Josef Nölke wrote to the Rheinische Landeszeitung with a request to include his story about this friendship.
In the response of the Rheinische Landeszeitung based in Düsseldorf on May 2, 1939, his request was rejected on the grounds that it was impossible to comply with this request due to the lack of space and the large amount of material in the newspaper. || A bound DIN A 4 diary in blue colour.
The dates 1915-1920 are noted in gold letters on the spine of the book.
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You enrich documents by following a step-by-step process.
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Step 1: Transcription
To start a transcription, select the transcription tab at the top menu of the Activity Panel. Click inside the box underneath the heading TRANSCRIPTION and start writing your transcription. When needed, use the toolbar to format your text and to add special characters and tables. A guide to the transcription toolbar is available in the Formatting section of this tutorial.
Identify the language(s) of the text using the dropdown list under the transcription box. You can select multiple languages at once.
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Once you have finished your transcription, click SAVE.

Step 2: Description
You can add a description to the item underneath the Transcription section.
The first task is to identify what type of document the item is: a handwritten or printed document, a postcard, photo, drawing and/or part of a diary. Tick the category which best applies to the item. Multiple categories can be selected at once.
The second task is to write a description of the contents. Click inside the box underneath the heading DESCRIPTION. Here, you can write what the item is, what it is about, and specify the images and objects that appear in the item.
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Step 3: Location
If you find a location mentioned or recognise a place in the item, you can create a geotag and pin it to the item map. Multiple locations can be attached to the item. To tag locations, select the tagging tab at the top menu of the Activity Panel. Click the plus next to the heading LOCATIONS. Type the location into the search bar and select the result that best applies. A new pin will be placed into the map. The location name should be a clear georeference, e.g. a country, city or address. Make adjustments to the location name if necessary. You can also adjust the position of the pin by dragging it on the map. If you want to add further details to the location, you can write a (short) description. This could include extra information about the geotag (e.g. the building name or a significant event that took place at the location) or the relevance of the place to the item (e.g. the hometown of the author). You can also add a Wikidata reference to link the location to a stable source. Search for the reference using the Wikidata fields. Once you have finished your location tag, click SAVE. You can find the place(s) tagged to the item in grey at the bottom of the Location(s) section.Step 4: Tagging
Below the Locations section is the Tagging section, where you can add the following annotations:

Here, you can add dates that correspond to the item. This could include the dates mentioned in the text (e.g. in diary pages), the date of a related historical event (e.g. the end of WWI), or when the item was created (e.g. from a dated signature on an illustration). You can either define this as a single date or as a longer time frame.
To tag dates to the item, write the start and end dates in DD/MM/YYYY format in the fields or select the dates by clicking on the calendar.
If you only have one date to add, insert the same date into both start and end fields.
If you don’t know the exact days, you can also tag the date on the scale of months (MM/YYYY) or years (YYYY).
Once you have finished your date tag, click SAVE DATE.

People mentioned as creators or subjects in the item can also be tagged. Depending on the information you might have, you can enter the person’s first and last names, as well as their dates of birth and death. There is also the option to write a short description of the person, explaining who they are or their relevance to the item, e.g. the person’s occupation or their relation to another tagged person.
Multiple people can be tagged to one item.
Once you have finished your person tag, click SAVE.

Here, you can freely add keywords related to the topic and content of the item. This could include particular themes (e.g. art, music, war), subjects (e.g. children, cooking, France), or particular historical affiliations (e.g. 20th century, Austro-Hungarian Empire, Fall of the Iron Curtain).
Multiple keywords can be added and they can be written in any language.
Write your keyword tag into the field and click SAVE.

External websites with information about the item’s content can be linked here. This could include links to further data about a person mentioned, a particular historical event or links to digital versions of newspapers that appear in photos or clippings in a notebook.
To add a link, click the plus next to the heading ‘Other Sources’. Enter the URL into the Link field, and write a short description of this link in the Additional Description field.
Multiple links can be tagged to one item.
Once you have finished your tag, click SAVE.
Step 5: Mark for Review
Once you have saved your contribution, the task will automatically change to the Edit status. If you think the task is finished, you can mark it for review. Note that you have to be at Runner level or above to do this (see: Miles and Levels). Click on the yellow circle next to the section heading and select Review in the list that appears. The task now needs to go under Review by another volunteer.Formatting


Review

-
- Transcription: The complete text in the item has been properly transcribed and the transcription is formatted as accurately as possible. The correct language(s) are selected and the transcription contains no missing or unclear icons.
-
- Description: The description is accurate and detailed (especially items without text to transcribe, e.g. photos), and the appropriate categories have been ticked.
-
- Location(s): All locations have been correctly tagged. The location name is accurate and matches the coordinates and the pin on the map. The description is clear and concise, and the Wikidata reference (if any) is correct.
-
- Tagging: Document dates are completed and as precise as possible. All mentioned people are tagged and their data is correct. All added keywords are applicable to the item, and other sources have accurate information and functioning links.
Completion Statuses
GREY |
1. NOT STARTED |
Tasks have not been started. |
YELLOW |
2. EDIT MODE |
Tasks have been started, but not yet finished. Additions and edits can still be made. |
ORANGE |
3. REVIEW |
Tasks are finished, but need final review by Sprinter or Champion transcribers. |
GREEN |
4. COMPLETED |
Tasks have been fully completed and reviewed. No further changes need to be made. |
Miles and Levels
Transcribathon is a competitive marathon. You do not enrich documents alone, but compete and work with other volunteers to ensure the quality of your work. When you first create a Transcribathon account, you only have the ability to start and edit tasks. The more you enrich documents, the closer you become to advancing to a higher level, which can unlock abilities like reviewing and completing tasks.Level | Abilities |
---|---|
Trainee | Basic abilities: start and edit tasks |
Runner | Basic abilities, mark finished tasks for review |
Sprinter | All Runner abilities, mark reviewed annotations as completed |
Champion | All Sprinter abilities, mark reviewed transcriptions as completed |
Tasks | Miles Received |
---|---|
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