Someone else is currently editing this document
Only one person can work on a document at a time
TRANSCRIPTION
Linke Seite
- 172 -
inniger, das Abschiednehmen von der Familie Ducot. So ging es
denn schweren Herzens Donnerstag morgen weg. Meinem treuen
Freunde Pitt und meinen anderen Kameraden lebe wohl zu sagen,
brachte ich nicht übers Herz und so habe ich mich denn wie
ein Dieb in dunkler Nacht aus dem Staube gemacht. - Zu Fuss
ging es bis nach Pessaz Pessac , ¾ Stunden Marsch mit meinem schweren
Gepäck. Unterwegs ein kleines Malheur, indem meine Tragriemen
zerrissen. Glücklicherweise hatte ich noch soviel Zeit, dieselben
in Ordnung zu bringen. In Bordeaux S.B. angekommen,
musste ich bis St. Louis, wo sich das Lager befand, zu Fuss
gehen. Etwa 2 Stunden Weg und auch wieder das verteufelte
Pech, dass meine Tragriemen 3 bis 4 Mal rissen. Ich kam so mitten
durch Bordeaux, für mich das reinste Spiessrutenlaufen.
Unterwegs sprach mich noch eine Dame an, die sich in liebenswürdigster
Weise erkundigte, wo ich herkam und wohin es ging.
Ich erzählte ihr u.a., dass ich mit meinem Bruder zusammen
käme. Aus ihren Worten entnahm ich, dass auch sie einen Sohn
in deutscher Gefangenschaft hatte, daher die verständliche
Anteilnahme. - Schweisstriefend kam ich im Lager an und erfuhr
hier, dass es am anderen Morgen 5 Uhr weitergehe. - Kurz
nach meiner Ankunft wurde ich zum Kommandanten gerufen, wo
ich dann erfuhr, dass Herr Dubreuil bereits angerufen habe,
um zu bitten, mich hier zu belassen und Franz nach Bordeaux
kommen zu lassen. Der Kommandant sagte mit, dass dies aber
nicht ging, da der Befehl von oben gekommen sei. "Was sind
Sie ?" fragte er mich. "Ich bin Soldat !" - "Nun, dann wissen
Sie ja, was Sie zu tun haben, gegebene Befehle auszuführen."
Im Lager St. Louis traf ich dann verschieden alte
Kameraden wieder. Auf einmal hörte ich mich fragen: 39er ?
welche Kompagnie ? Von der zweiten ! Hier ist noch einer von
der zweiten, Gefreiter Evers. Die Nachricht verursachte mir
eine grosse Freude; denn ich war 1915 in Moulins einige Tage
mit ihm zusammen, ohne ihn aber seit dieser Zeit wiedergesehen
zu haben. Wir hatten uns nun sehr viel zu erzählen und haben
noch einen sehr schönen Abend zusammen verbracht. -
Am anderen Morgen 5 Uhr war ich reisefertig. Gott sei Dank
ging es aber diesmal mit dem Wagen zum Bahnhof. Dort angekommen,
gab es eine kleine Überraschung. Man sagte uns, dass wir
Rechte Seite
- 173 -
den betreffenden Zug nicht benutzen können, bevor der Fahrschein
nicht geändert sei. Es hiess also wieder zurück ins
Lager. Welch ein Grauen ! Und in Gedanken an den gestrigen
Marsch durch die Stadt machte ich dem mich begleitenden
Korporal den Vorschlag, mein Gepäck in St. Jean - auch einem
Kriegsgefangenendetachement - zurückzulassen. Er stimmte mir
Gott lob bei und schliesslich blieb ich selbst die Nacht
über in diesem Depot. Hier lernte ich einen Düsseldorfer
Bekannten, Anton Schroer kennen und in dessen Gesellschaft
verbrachte ich dann einen schönen Tag und Abend. Samstag
morgen 7,07 Uhr ging es dann über Toulouse (auch über Marmande,
woran ich nur mit Schrecken denke) nach Cette - Mittelmeer -,
wo wir um 4½ Uhr ankamen. Ich befand mich nur in Begleitung
eines Korporals und hatten ein ganzes Abteil für uns. In
Cette mussten wir den Expresszug verlassen und dann ging es
weiter mit dem Bummelzug über Avignon, Valences nach Grenoble.
Auf dem Bahnhof von Avignon kam ich in ein Gespräch mit einem
naturalisierten Deutschen, desertiert aus dem Regiment 92.
Er hatte 5 Jahre in der Fremdenlegion gedient. Von Grenoble
ging es noch eine Station weiter. Nun hiess es per Pedes etwa
2 Stunden zum Fort hinaufklettern und dass mit meinem schweren
Gepäck. Der Korporal scheute sich nicht, mir das Gepäck tragen
zu helfen. Fort Murier liegt auf einem ziemlich hohen Berge
und ist man einmal in seinem Innern, dann sieht und hört man
von des Aussenwelt nichts mehr. Darum hoffe ich stark, dass
es in den nächsten Tagen weitergeht; denn hier blüht uns
nicht die Freiheit wie auf Schloss Laurenzane. Gefangener,
im wahrsten Sinne des Wortes. - Die Gegend ist hier einfach
herrlich. Grenoble liegt wunderschön im Tale, umgeben von
hohen Bergen. Hier habe ich dann zum ersten Male Schneeberge
gesehen.
Soeben bin ich beim Dolmetscher gewesen, um ihn zu
bitten, einen Brief an Pitt zu befördern. Natürlich nichts zu
machen. Nun, kein Wunder, ist es doch nicht der richtige
Augenblick, von den Franzosen etwas zu erbitten, dafür ist
es auf der Front zu brenzlich.
Bozel-Savois-Basse Alpes, den 21. April 1918.
Nach fast 8tägiger Reise kam ich Donnerstag, den 18. April
in Bozel an. Meine letzte Tagebucheintragung endigte mit dem
Language(s) of Transcription
LOCATION
Saint-Louis-de-Montferrand (44.953671, -0.533967)
Wikidata Reference: Saint-Louis-de-Montferrand, Q1007339
Sommepy, Frankreich (49.2508, 4.55708)
Story Location
ABOUT THIS DOCUMENT
Document Date
Document Type
Document Description
Language of Description
Keywords
People
Peter Henrichs (Birth: 01/02/1891, Reil - Death: 28/02/1957, Reil)
Description: Rufname "Pitt"; Kriegsfreiwilliger, Gastwirt und Winzer
Anton Schroer
STORY INFORMATION
Title
Erinnerungen von Josef Nölke an den Weltkrieg
Source
UGC
Contributor
europeana19141918:agent/724f5ea3ded2341f0a9f1186af2b3161
Date
1939-05-02
1915-02
Type
Story
Language
deu
Deutsch
Country
Europe
DataProvider
Europeana 1914-1918
Provider
Europeana 1914-1918
Rights
http://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/ http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/DatasetName
2020601_Ag_ErsterWeltkrieg_EU
Begin
1915-02
End
1939-05-02
Language
mul
Agent
Josef Nölke | europeana19141918:agent/6f7b44f6207b945c2e97a3b888452dd6
Heidrun Altenburg | geb. Sülberg | europeana19141918:agent/724f5ea3ded2341f0a9f1186af2b3161
Created
2019-09-11T08:39:18.641Z
2020-02-25T08:45:25.547Z
2013-11-27 16:08:29 UTC
Provenance
BC18
Story Description
Josef Nölke begann am 10. Mai 1920 nachträglich seine Tagebuchnotizen und Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg aufzuschreiben und mit Fotos zu versehen. Fertiggestellt und gebunden wurde es 1936.
Josef Nölke wurde im Februar 1915 als Kriegsfreiwilliger eingezogen und wurde am 20.05.1915 an die Westfront (in Sommepy/Champagne) beordert. Bereits im selben Jahr geriet er in französische Gefangenschaft. Das Tagebuch ist sehr detailliert und verfügt teilweise sogar über genaue Uhrzeitangaben. Der letzte Eintrag stammt vom 20.02.1920, dies ist der Tag, an dem seine Kriegsgefangenschaft endete.
Nölke durfte sein Fronttagebuch behalten, weil er in der Gefangenschaft Freundschaft mit einem französischen Korporal schloss, der zum Wachpersonal des Gefangenenlagers gehörte.
Am 21. April 1939 schrieb Josef Nölke an die Rheinische Landeszeitung mit der Bitte, seine Geschichte über diese Freundschaft aufzunehmen. In der Antwort der Rheinischen Landeszeitung mit Sitz in Düsseldorf vom 2. Mai 1939 wurde seine Bitte mit der Begründung abgelehnt, dass es wegen Platzmangels und der großen Materialfülle der Zeitung unmöglich sei, diesem Wunsch nachzukommen.
Ein gebundenes DIN A 4 Tagebuch in blauer Farbe. Auf dem Buchrücken sind die Daten 1915-1920 in goldener Schrift vermerkt.
TRANSCRIPTION
LOCATION
DESCRIPTION
PEOPLE
STORY INFO
TUTORIAL
Linke Seite
- 172 -
inniger, das Abschiednehmen von der Familie Ducot. So ging es
denn schweren Herzens Donnerstag morgen weg. Meinem treuen
Freunde Pitt und meinen anderen Kameraden lebe wohl zu sagen,
brachte ich nicht übers Herz und so habe ich mich denn wie
ein Dieb in dunkler Nacht aus dem Staube gemacht. - Zu Fuss
ging es bis nach Pessaz Pessac , ¾ Stunden Marsch mit meinem schweren
Gepäck. Unterwegs ein kleines Malheur, indem meine Tragriemen
zerrissen. Glücklicherweise hatte ich noch soviel Zeit, dieselben
in Ordnung zu bringen. In Bordeaux S.B. angekommen,
musste ich bis St. Louis, wo sich das Lager befand, zu Fuss
gehen. Etwa 2 Stunden Weg und auch wieder das verteufelte
Pech, dass meine Tragriemen 3 bis 4 Mal rissen. Ich kam so mitten
durch Bordeaux, für mich das reinste Spiessrutenlaufen.
Unterwegs sprach mich noch eine Dame an, die sich in liebenswürdigster
Weise erkundigte, wo ich herkam und wohin es ging.
Ich erzählte ihr u.a., dass ich mit meinem Bruder zusammen
käme. Aus ihren Worten entnahm ich, dass auch sie einen Sohn
in deutscher Gefangenschaft hatte, daher die verständliche
Anteilnahme. - Schweisstriefend kam ich im Lager an und erfuhr
hier, dass es am anderen Morgen 5 Uhr weitergehe. - Kurz
nach meiner Ankunft wurde ich zum Kommandanten gerufen, wo
ich dann erfuhr, dass Herr Dubreuil bereits angerufen habe,
um zu bitten, mich hier zu belassen und Franz nach Bordeaux
kommen zu lassen. Der Kommandant sagte mit, dass dies aber
nicht ging, da der Befehl von oben gekommen sei. "Was sind
Sie ?" fragte er mich. "Ich bin Soldat !" - "Nun, dann wissen
Sie ja, was Sie zu tun haben, gegebene Befehle auszuführen."
Im Lager St. Louis traf ich dann verschieden alte
Kameraden wieder. Auf einmal hörte ich mich fragen: 39er ?
welche Kompagnie ? Von der zweiten ! Hier ist noch einer von
der zweiten, Gefreiter Evers. Die Nachricht verursachte mir
eine grosse Freude; denn ich war 1915 in Moulins einige Tage
mit ihm zusammen, ohne ihn aber seit dieser Zeit wiedergesehen
zu haben. Wir hatten uns nun sehr viel zu erzählen und haben
noch einen sehr schönen Abend zusammen verbracht. -
Am anderen Morgen 5 Uhr war ich reisefertig. Gott sei Dank
ging es aber diesmal mit dem Wagen zum Bahnhof. Dort angekommen,
gab es eine kleine Überraschung. Man sagte uns, dass wir
Rechte Seite
- 173 -
den betreffenden Zug nicht benutzen können, bevor der Fahrschein
nicht geändert sei. Es hiess also wieder zurück ins
Lager. Welch ein Grauen ! Und in Gedanken an den gestrigen
Marsch durch die Stadt machte ich dem mich begleitenden
Korporal den Vorschlag, mein Gepäck in St. Jean - auch einem
Kriegsgefangenendetachement - zurückzulassen. Er stimmte mir
Gott lob bei und schliesslich blieb ich selbst die Nacht
über in diesem Depot. Hier lernte ich einen Düsseldorfer
Bekannten, Anton Schroer kennen und in dessen Gesellschaft
verbrachte ich dann einen schönen Tag und Abend. Samstag
morgen 7,07 Uhr ging es dann über Toulouse (auch über Marmande,
woran ich nur mit Schrecken denke) nach Cette - Mittelmeer -,
wo wir um 4½ Uhr ankamen. Ich befand mich nur in Begleitung
eines Korporals und hatten ein ganzes Abteil für uns. In
Cette mussten wir den Expresszug verlassen und dann ging es
weiter mit dem Bummelzug über Avignon, Valences nach Grenoble.
Auf dem Bahnhof von Avignon kam ich in ein Gespräch mit einem
naturalisierten Deutschen, desertiert aus dem Regiment 92.
Er hatte 5 Jahre in der Fremdenlegion gedient. Von Grenoble
ging es noch eine Station weiter. Nun hiess es per Pedes etwa
2 Stunden zum Fort hinaufklettern und dass mit meinem schweren
Gepäck. Der Korporal scheute sich nicht, mir das Gepäck tragen
zu helfen. Fort Murier liegt auf einem ziemlich hohen Berge
und ist man einmal in seinem Innern, dann sieht und hört man
von des Aussenwelt nichts mehr. Darum hoffe ich stark, dass
es in den nächsten Tagen weitergeht; denn hier blüht uns
nicht die Freiheit wie auf Schloss Laurenzane. Gefangener,
im wahrsten Sinne des Wortes. - Die Gegend ist hier einfach
herrlich. Grenoble liegt wunderschön im Tale, umgeben von
hohen Bergen. Hier habe ich dann zum ersten Male Schneeberge
gesehen.
Soeben bin ich beim Dolmetscher gewesen, um ihn zu
bitten, einen Brief an Pitt zu befördern. Natürlich nichts zu
machen. Nun, kein Wunder, ist es doch nicht der richtige
Augenblick, von den Franzosen etwas zu erbitten, dafür ist
es auf der Front zu brenzlich.
Bozel-Savois-Basse Alpes, den 21. April 1918.
Nach fast 8tägiger Reise kam ich Donnerstag, den 18. April
in Bozel an. Meine letzte Tagebucheintragung endigte mit dem
- Deutsch (German)
Linke Seite
- 172 -
inniger, das Abschiednehmen von der Familie Ducot. So ging es
denn schweren Herzens Donnerstag morgen weg. Meinem treuen
Freunde Pitt und meinen anderen Kameraden lebe wohl zu sagen,
brachte ich nicht übers Herz und so habe ich mich denn wie
ein Dieb in dunkler Nacht aus dem Staube gemacht. - Zu Fuss
ging es bis nach Pessaz Pessac , ¾ Stunden Marsch mit meinem schweren
Gepäck. Unterwegs ein kleines Malheur, indem meine Tragriemen
zerrissen. Glücklicherweise hatte ich noch soviel Zeit, dieselben
in Ordnung zu bringen. In Bordeaux S.B. angekommen,
musste ich bis St. Louis, wo sich das Lager befand, zu Fuss
gehen. Etwa 2 Stunden Weg und auch wieder das verteufelte
Pech, dass meine Tragriemen 3 bis 4 Mal rissen. Ich kam so mitten
durch Bordeaux, für mich das reinste Spiessrutenlaufen.
Unterwegs sprach mich noch eine Dame an, die sich in liebenswürdigster
Weise erkundigte, wo ich herkam und wohin es ging.
Ich erzählte ihr u.a., dass ich mit meinem Bruder zusammen
käme. Aus ihren Worten entnahm ich, dass auch sie einen Sohn
in deutscher Gefangenschaft hatte, daher die verständliche
Anteilnahme. - Schweisstriefend kam ich im Lager an und erfuhr
hier, dass es am anderen Morgen 5 Uhr weitergehe. - Kurz
nach meiner Ankunft wurde ich zum Kommandanten gerufen, wo
ich dann erfuhr, dass Herr Dubreuil bereits angerufen habe,
um zu bitten, mich hier zu belassen und Franz nach Bordeaux
kommen zu lassen. Der Kommandant sagte mit, dass dies aber
nicht ging, da der Befehl von oben gekommen sei. "Was sind
Sie ?" fragte er mich. "Ich bin Soldat !" - "Nun, dann wissen
Sie ja, was Sie zu tun haben, gegebene Befehle auszuführen."
Im Lager St. Louis traf ich dann verschieden alte
Kameraden wieder. Auf einmal hörte ich mich fragen: 39er ?
welche Kompagnie ? Von der zweiten ! Hier ist noch einer von
der zweiten, Gefreiter Evers. Die Nachricht verursachte mir
eine grosse Freude; denn ich war 1915 in Moulins einige Tage
mit ihm zusammen, ohne ihn aber seit dieser Zeit wiedergesehen
zu haben. Wir hatten uns nun sehr viel zu erzählen und haben
noch einen sehr schönen Abend zusammen verbracht. -
Am anderen Morgen 5 Uhr war ich reisefertig. Gott sei Dank
ging es aber diesmal mit dem Wagen zum Bahnhof. Dort angekommen,
gab es eine kleine Überraschung. Man sagte uns, dass wir
Rechte Seite
- 173 -
den betreffenden Zug nicht benutzen können, bevor der Fahrschein
nicht geändert sei. Es hiess also wieder zurück ins
Lager. Welch ein Grauen ! Und in Gedanken an den gestrigen
Marsch durch die Stadt machte ich dem mich begleitenden
Korporal den Vorschlag, mein Gepäck in St. Jean - auch einem
Kriegsgefangenendetachement - zurückzulassen. Er stimmte mir
Gott lob bei und schliesslich blieb ich selbst die Nacht
über in diesem Depot. Hier lernte ich einen Düsseldorfer
Bekannten, Anton Schroer kennen und in dessen Gesellschaft
verbrachte ich dann einen schönen Tag und Abend. Samstag
morgen 7,07 Uhr ging es dann über Toulouse (auch über Marmande,
woran ich nur mit Schrecken denke) nach Cette - Mittelmeer -,
wo wir um 4½ Uhr ankamen. Ich befand mich nur in Begleitung
eines Korporals und hatten ein ganzes Abteil für uns. In
Cette mussten wir den Expresszug verlassen und dann ging es
weiter mit dem Bummelzug über Avignon, Valences nach Grenoble.
Auf dem Bahnhof von Avignon kam ich in ein Gespräch mit einem
naturalisierten Deutschen, desertiert aus dem Regiment 92.
Er hatte 5 Jahre in der Fremdenlegion gedient. Von Grenoble
ging es noch eine Station weiter. Nun hiess es per Pedes etwa
2 Stunden zum Fort hinaufklettern und dass mit meinem schweren
Gepäck. Der Korporal scheute sich nicht, mir das Gepäck tragen
zu helfen. Fort Murier liegt auf einem ziemlich hohen Berge
und ist man einmal in seinem Innern, dann sieht und hört man
von des Aussenwelt nichts mehr. Darum hoffe ich stark, dass
es in den nächsten Tagen weitergeht; denn hier blüht uns
nicht die Freiheit wie auf Schloss Laurenzane. Gefangener,
im wahrsten Sinne des Wortes. - Die Gegend ist hier einfach
herrlich. Grenoble liegt wunderschön im Tale, umgeben von
hohen Bergen. Hier habe ich dann zum ersten Male Schneeberge
gesehen.
Soeben bin ich beim Dolmetscher gewesen, um ihn zu
bitten, einen Brief an Pitt zu befördern. Natürlich nichts zu
machen. Nun, kein Wunder, ist es doch nicht der richtige
Augenblick, von den Franzosen etwas zu erbitten, dafür ist
es auf der Front zu brenzlich.
Bozel-Savois-Basse Alpes, den 21. April 1918.
Nach fast 8tägiger Reise kam ich Donnerstag, den 18. April
in Bozel an. Meine letzte Tagebucheintragung endigte mit dem
Language(s) of Transcription
English Translation
Transcription History
Linke Seite - 172 - inniger, das Abschiednehmen von der Familie Ducot. So ging es denn schweren Herzens Donnerstag morgen weg. Meinem treuen Freunde Pitt und meinen anderen Kameraden lebe wohl zu sagen, brachte ich nicht übers Herz und so habe ich mich denn wie ein Dieb in dunkler Nacht aus dem Staube gemacht. - Zu Fuss ging es bis nach Pessaz Pessac , ¾ Stunden Marsch mit meinem schweren Gepäck. Unterwegs ein kleines Malheur, indem meine Tragriemen zerrissen. Glücklicherweise hatte ich noch soviel Zeit, dieselben in Ordnung zu bringen. In Bordeaux S.B. angekommen, musste ich bis St. Louis, wo sich das Lager befand, zu Fuss gehen. Etwa 2 Stunden Weg und auch wieder das verteufelte Pech, dass meine Tragriemen 3 bis 4 Mal rissen. Ich kam so mitten durch Bordeaux, für mich das reinste Spiessrutenlaufen. Unterwegs sprach mich noch eine Dame an, die sich in liebenswürdigster Weise erkundigte, wo ich herkam und wohin es ging. Ich erzählte ihr u.a., dass ich mit meinem Bruder zusammen käme. Aus ihren Worten entnahm ich, dass auch sie einen Sohn in deutscher Gefangenschaft hatte, daher die verständliche Anteilnahme. - Schweisstriefend kam ich im Lager an und erfuhr hier, dass es am anderen Morgen 5 Uhr weitergehe. - Kurz nach meiner Ankunft wurde ich zum Kommandanten gerufen, wo ich dann erfuhr, dass Herr Dubreuil bereits angerufen habe, um zu bitten, mich hier zu belassen und Franz nach Bordeaux kommen zu lassen. Der Kommandant sagte mit, dass dies aber nicht ging, da der Befehl von oben gekommen sei. "Was sind Sie ?" fragte er mich. "Ich bin Soldat !" - "Nun, dann wissen Sie ja, was Sie zu tun haben, gegebene Befehle auszuführen." Im Lager St. Louis traf ich dann verschieden alte Kameraden wieder. Auf einmal hörte ich mich fragen: 39er ? welche Kompagnie ? Von der zweiten ! Hier ist noch einer von der zweiten, Gefreiter Evers. Die Nachricht verursachte mir eine grosse Freude; denn ich war 1915 in Moulins einige Tage mit ihm zusammen, ohne ihn aber seit dieser Zeit wiedergesehen zu haben. Wir hatten uns nun sehr viel zu erzählen und haben noch einen sehr schönen Abend zusammen verbracht. - Am anderen Morgen 5 Uhr war ich reisefertig. Gott sei Dank ging es aber diesmal mit dem Wagen zum Bahnhof. Dort angekommen, gab es eine kleine Überraschung. Man sagte uns, dass wir Rechte Seite - 173 - den betreffenden Zug nicht benutzen können, bevor der Fahrschein nicht geändert sei. Es hiess also wieder zurück ins Lager. Welch ein Grauen ! Und in Gedanken an den gestrigen Marsch durch die Stadt machte ich dem mich begleitenden Korporal den Vorschlag, mein Gepäck in St. Jean - auch einem Kriegsgefangenendetachement - zurückzulassen. Er stimmte mir Gott lob bei und schliesslich blieb ich selbst die Nacht über in diesem Depot. Hier lernte ich einen Düsseldorfer Bekannten, Anton Schroer kennen und in dessen Gesellschaft verbrachte ich dann einen schönen Tag und Abend. Samstag morgen 7,07 Uhr ging es dann über Toulouse (auch über Marmande, woran ich nur mit Schrecken denke) nach Cette - Mittelmeer -, wo wir um 4½ Uhr ankamen. Ich befand mich nur in Begleitung eines Korporals und hatten ein ganzes Abteil für uns. In Cette mussten wir den Expresszug verlassen und dann ging es weiter mit dem Bummelzug über Avignon, Valences nach Grenoble. Auf dem Bahnhof von Avignon kam ich in ein Gespräch mit einem naturalisierten Deutschen, desertiert aus dem Regiment 92. Er hatte 5 Jahre in der Fremdenlegion gedient. Von Grenoble ging es noch eine Station weiter. Nun hiess es per Pedes etwa 2 Stunden zum Fort hinaufklettern und dass mit meinem schweren Gepäck. Der Korporal scheute sich nicht, mir das Gepäck tragen zu helfen. Fort Murier liegt auf einem ziemlich hohen Berge und ist man einmal in seinem Innern, dann sieht und hört man von des Aussenwelt nichts mehr. Darum hoffe ich stark, dass es in den nächsten Tagen weitergeht; denn hier blüht uns nicht die Freiheit wie auf Schloss Laurenzane. Gefangener, im wahrsten Sinne des Wortes. - Die Gegend ist hier einfach herrlich. Grenoble liegt wunderschön im Tale, umgeben von hohen Bergen. Hier habe ich dann zum ersten Male Schneeberge gesehen. Soeben bin ich beim Dolmetscher gewesen, um ihn zu bitten, einen Brief an Pitt zu befördern. Natürlich nichts zu machen. Nun, kein Wunder, ist es doch nicht der richtige Augenblick, von den Franzosen etwas zu erbitten, dafür ist es auf der Front zu brenzlich. Bozel-Savois-Basse Alpes, den 21. April 1918. Nach fast 8tägiger Reise kam ich Donnerstag, den 18. April in Bozel an. Meine letzte Tagebucheintragung endigte mit dem
Linke Seite - 172 - inniger, das Abschiednehmen von der Familie Ducot. So ging es denn schweren Herzens Donnerstag morgen weg. Meinem treuen Freunde Pitt und meinen anderen Kameraden lebe wohl zu sagen, brachte ich nicht übers Herz und so habe ich mich denn wie ein Dieb in dunkler Nacht aus dem Staube gemacht. - Zu Fuss ging es bis nach Pessaz Pessac , ¾ Stunden Marsch mit meinem schweren Gepäck. Unterwegs ein kleines Malheur, indem meine Tragriemen zerrissen. Glücklicherweise hatte ich noch soviel Zeit, dieselben in Ordnung zu bringen. In Bordeaux S.B. angekommen, musste ich bis St. Louis, wo sich das Lager befand, zu Fuss gehen. Etwa 2 Stunden Weg und auch wieder das verteufelte Pech, dass meine Tragriemen 3 bis 4 Mal rissen. Ich kam so mitten durch Bordeaux, für mich das reinste Spiessrutenlaufen. Unterwegs sprach mich noch eine Dame an, die sich in liebenswürdigster Weise erkundigte, wo ich herkam und wohin es ging. Ich erzählte ihr u.a., dass ich mit meinem Bruder zusammen käme. Aus ihren Worten entnahm ich, dass auch sie einen Sohn in deutscher Gefangenschaft hatte, daher die verständliche Anteilnahme. - Schweisstriefend kam ich im Lager an und erfuhr hier, dass es am anderen Morgen 5 Uhr weitergehe. - Kurz nach meiner Ankunft wurde ich zum Kommandanten gerufen, wo ich dann erfuhr, dass Herr Dubreuil bereits angerufen habe, um zu bitten, mich hier zu belassen und Franz nach Bordeaux kommen zu lassen. Der Kommandant sagte mit, dass dies aber nicht ging, da der Befehl von oben gekommen sei. "Was sind Sie ?" fragte er mich. "Ich bin Soldat !" - "Nun, dann wissen Sie ja, was Sie zu tun haben, gegebene Befehle auszuführen." Im Lager St. Louis traf ich dann verschieden alte Kameraden wieder. Auf einmal hörte ich mich fragen: 39er ? welche Kompagnie ? Von der zweiten ! Hier ist noch einer von der zweiten, Gefreiter Evers. Die Nachricht verursachte mir eine grosse Freude; denn ich war 1915 in Moulins einige Tage mit ihm zusammen, ohne ihn aber seit dieser Zeit wiedergesehen zu haben. Wir hatten uns nun sehr viel zu erzählen und haben noch einen sehr schönen Abend zusammen verbracht. - Am anderen Morgen 5 Uhr war ich reisefertig. Gott sei Dank ging es aber diesmal mit dem Wagen zum Bahnhof. Dort angekommen, gab es eine kleine Überraschung. Man sagte uns, dass wir Rechte Seite - 173 - den betreffenden Zug nicht benutzen können, bevor der Fahrschein nicht geändert sei. Es hiess also wieder zurück ins Lager. Welch ein Grauen ! Und in Gedanken an den gestrigen Marsch durch die Stadt machte ich dem mich begleitenden Korporal den Vorschlag, mein Gepäck in St. Jean - auch einem Kriegsgefangenendetachement - zurückzulassen. Er stimmte mir Gott lob bei und schliesslich blieb ich selbst die Nacht über in diesem Depot. Hier lernte ich einen Düsseldorfer Bekannten, Anton Schroer kennen und in dessen Gesellschaft verbrachte ich dann einen schönen Tag und Abend. Samstag morgen 7,07 Uhr ging es dann über Toulouse (auch über Marmande, woran ich nur mit Schrecken denke) nach Cette - Mittelmeer -, wo wir um 4½ Uhr ankamen. Ich befand mich nur in Begleitung eines Korporals und hatten ein ganzes Abteil für uns. In Cette mussten wir den Expresszug verlassen und dann ging es weiter mit dem Bummelzug über Avignon, Valences nach Grenoble. Auf dem Bahnhof von Avignon kam ich in ein Gespräch mit einem naturalisierten Deutschen, desertiert aus dem Regiment 92. Er hatte 5 Jahre in der Fremdenlegion gedient. Von Grenoble ging es noch eine Station weiter. Nun hiess es per Pedes etwa 2 Stunden zum Fort hinaufklettern und dass mit meinem schweren Gepäck. Der Korporal scheute sich nicht, mir das Gepäck tragen zu helfen. Fort Murier liegt auf einem ziemlich hohen Berge und ist man einmal in seinem Innern, dann sieht und hört man von des Aussenwelt nichts mehr. Darum hoffe ich stark, dass es in den nächsten Tagen weitergeht; denn hier blüht uns nicht die Freiheit wie auf Schloss Laurenzane. Gefangener, im wahrsten Sinne des Wortes. - Die Gegend ist hier einfach herrlich. Grenoble liegt wunderschön im Tale, umgeben von hohen Bergen. Hier habe ich dann zum ersten Male Schneeberge gesehen. Soeben bin ich beim Dolmetscher gewesen, um ihn zu bitten, einen Brief an Pitt zu befördern. Natürlich nichts zu machen. Nun, kein Wunder, ist es doch nicht der richtige Augenblick, von den Franzosen etwas zu erbitten, dafür ist es auf der Front zu brenzlich. Bozel-Savois-Basse Alpes, den 21. April 1918. Nach fast 8tägiger Reise kam ich Donnerstag, den 18. April in Bozel an. Meine letzte Tagebucheintragung endigte mit dem
Linke Seite - 172 - inniger, das Abschiednehmen von der Familie Ducot. So ging es denn schweren Herzens Donnerstag morgen weg. Meinem treuen Freunde Pitt und meinen anderen Kameraden lebe wohl zu sagen, brachte ich nicht übers Herz und so habe ich mich denn wie ein Dieb in dunkler Nacht aus dem Staube gemacht. - Zu Fuss ging es bis nach Pessaz Pessac , ¾ Stunden Marsch mit meinem schweren Gepäck. Unterwegs ein kleines Malheur, indem meine Tragriemen zerrissen. Glücklicherweise hatte ich noch soviel Zeit, dieselben in Ordnung zu bringen. In Bordeaux S.B. angekommen, musste ich bis St. Louis, wo sich das Lager befand, zu Fuss gehen. Etwa 2 Stunden Weg und auch wieder das verteufelte Pech, dass meine Tragriemen 3 bis 4 Mal rissen. Ich kam so mitten durch Bordeaux, für mich das reinste Spiessrutenlaufen. Unterwegs sprach mich noch eine Dame an, die sich in liebenswürdigster Weise erkundigte, wo ich herkam und wohin es ging. Ich erzählte ihr u.a., dass ich mit meinem Bruder zusammen käme. Aus ihren Worten entnahm ich, dass auch sie einen Sohn in deutscher Gefangenschaft hatte, daher die verständliche Anteilnahme. - Schweisstriefend kam ich im Lager an und erfuhr hier, dass es am anderen Morgen 5 Uhr weitergehe. - Kurz nach meiner Ankunft wurde ich zum Kommandanten gerufen, wo ich dann erfuhr, dass Herr Dubreuil bereits angerufen habe, um zu bitten, mich hier zu belassen und Franz nach Bordeaux kommen zu lassen. Der Kommandant sagte mit, dass dies aber nicht ging, da der Befehl von oben gekommen sei. "Was sind Sie ?" fragte er mich. "Ich bin Soldat !" - "Nun, dann wissen Sie ja, was Sie zu tun haben, gegebene Befehle auszuführen." Im Lager St. Louis traf ich dann verschieden alte Kameraden wieder. Auf einmal hörte ich mich fragen: 39er ? welche Kompagnie ? Von der zweiten ! Hier ist noch einer von der zweiten, Gefreiter Evers. Die Nachricht verursachte mir eine grosse Freude; denn ich war 1915 in Moulins einige Tage mit ihm zusammen, ohne ihn aber seit dieser Zeit wiedergesehen zu haben. Wir hatten uns nun sehr viel zu erzählen und haben noch einen sehr schönen Abend zusammen verbracht. - Am anderen Morgen 5 Uhr war ich reisefertig. Gott sei Dank ging es aber diesmal mit dem Wagen zum Bahnhof. Dort angekommen, gab es eine kleine Überraschung. Man sagte uns, dass wir Rechte Seite - 173 - den betreffenden Zug nicht benutzen können , bevor der Fahrschein nicht geändert sei. Es hiess alsowieder zurück ins Lager. Welch ein Grauen ! Und in Gedanken an den gestrigen Marsch durch die Stadt machte ich dem mich begleitenden Korporal den Vorschlag, mein Gepäck in St. Jean - auch einem Kriegsgefangenendetachment - zurückzulassen. Er stimmte mir Gott lob bei und schliesslich blieb ich selbst die Nacht über in diesem Depot. Hier lernte ich einen Düsseldorfer Bekannten, Anton Schroer kennen und in dessen Gesellschaft verbrachte ich dann einen schönen Tag und Abend. Samstag moregn 7,07 Uhr ging es dann über Toulouse (auch über Marmande, woran ich nur mit Schrecken denke) nach Cette - Mittelmeer -, wo wir um 4½ Uhr ankamen. Ich befand mich nur in Begleitung eines Korporals und hatten ein ganzes Abteil für uns. In Cette mussten wir den Expresszug verlassen und dann ging es weiter mit dem Bummelzug über Avignon, Valences nach Grenoble. Auf dem Bahnhof von Avignon kam ich in ein Gespräch mit einem naturalisierten Deutschen, desertiert aus dem Regiment 92. Er hatte 5 Jahre in der Fremdenlegion gedient. Von Grenoble ging es noch eine Station weiter. Nun hiess es per Pedes etwa 2 Stunden zum Fort hinaufklettern und dass mit meinem schweren Gepäck. Der Korporal scheute sich nicht, mir das Gepäck tragen zu helfen. Fort Murier liegt auf einem ziemlich hohen Berge und ist man einaml in seinem Innern, dann sieht und hört man von des Aussenwelt nichts mehr. Darum hoffe ich stark, dass es in den nächsten Tagen weitergeht; denn hier blüht uns nicht die Freiheit wie auf Schloss Laurenzane. Gefangener, im wahrsten Sinne des Wortes. - Die Gegend ist hier einfach herrlich. Grenoble liegt wunderschön im Tale, umgeben von hohen Bergen. Hier habe ich dann zum ersten Male Schneeberge gesehen. Soeben bin ich beim Dolmetscher gewesen, um ihn zu bitten, einen Brief an Pitt zu befördern. Natürlich nichts zu machen. Nun, kein Wunder, ist es doch nicht der richtige Augenblick, von den Franzosen etwas zu erbitten, dafür ist es auf der Front zu brenzlich. Bozel-Savois-Basse Alpes, den 21. April 1918 Nach fast 8tägiger Reise kam ich Donnerstag, den 18. April in Bozel an. Meine letzte Tagebucheintragung endigte mit dem
Linke Seite - 172 - inniger, das Abschiednehmen von der Familie Ducot. So ging es denn schweren Herzens Donnerstag morgen weg. Meinem treuen Freunde Pitt und meinen anderen Kameraden lebe wohl zu sagen, brachte ich nicht übers Herz und so habe ich mich denn wie ein Dieb in dunkler Nacht aus dem Staube gemacht. - Zu Fuss ging es bis nach Pessaz Pessac , ¾ Stunden Marsch mit meinem schweren Gepäck. Unterwegs ein kleines Malheur, indem meine Tragriemen zerrissen. Glücklicherweise hatte ich noch soviel Zeit, dieselben in Ordnung zu bringen. In Bordeaux S.B. angekommen, musste ich bis St. Louis, wo sich das Lager befand, zu Fuss gehen. Etwa 2 Stunden Weg und auch wieder das verteufelte Pech, dass meine Tragriemen 3 bis 4 Mal rissen. Ich kam so mitten durch Bordeaux, für mich das reinste Spiessrutenlaufen. Unterwegs sprach mich noch eine Dame an, die sich in liebenswürdigster Weise erkundigte, wo ich herkam und wohin es ging. Ich erzählte ihr u.a., dass ich mit meinem Bruder zusammen käme. Aus ihren Worten entnahm ich, dass auch sie einen Sohn in deutscher Gefangenschaft hatte, daher die verständliche Anteilnahme. - Schweisstriefend kam ich im Lager an und erfuhr hier, dass es am anderen Morgen 5 Uhr weitergehe. - Kurz nach meiner Ankunft wurde ich zum Kommandanten gerufen, wo ich dann erfuhr, dass Herr Dubreuil bereits angerufen habe, um zu bitten, mich hier zu belassen und Franz nach Bordeaux kommen zu lassen. Der Kommandant sagte mit, dass dies aber nicht ging, da der Befehl von oben gekommen sei. "Was sind Sie ?" fragte er mich. "Ich bin Soldat !" - "Nun, dann wissen Sie ja, was Sie zu tun haben, gegebene Befehle auszuführen." Im Lager St. Louis traf ich dann verschieden alte Kameraden wieder. Auf einmal hörte ich mich fragen: 39er ? welche Kompagnie ? Von der zweiten ! Hier ist noch einer von der zweiten, Gefreiter Evers. Die Nachricht verursachte mir eine grosse Freude; denn ich war 1915 in Moulins einige Tage mit ihm zusammen, ohne ihn aber seit dieser Zeit wiedergesehen zu haben. Wir hatten uns nun sehr viel zu erzählen und haben noch einen sehr schönen Abend zusammen verbracht. - Am anderen Morgen 5 Uhr war ich reisefertig. Gott sei Dank ging es aber diesmal mit dem Wagen zum Bahnhof. Dort angekommen, gab es eine kleine Überraschung. Man sagte uns, dass wir Rechte Seite - 173 - den betreffenden Zug nicht benutzen können , bevor der Fahrschein nicht geändert sei.
Linke Seite - 172 - inniger, das Abschiednehmen von der Familie Ducot. So ging es denn schweren Herzens Donnerstag morgen weg. Meinem treuen Freunde Pitt und meinen anderen Kameraden lebe wohl zu sagen, brachte ich nicht übers Herz und so habe ich mich denn wie ein Dieb in dunkler Nacht aus dem Staube gemacht. - Zu Fuss ging es bis nach Pessaz, ¾ Stunden Marsch mit meinem schweren Gepäck. Unterwegs ein kleines Malheur, indem meine Tragriemen zerrissen. Glücklicherweise hatte ich noch soviel Zeit, dieselben in Ordnung zu bringen. In Bordeaux S.B. angekommen, musste ich bis St. Louis, wo sich das Lager befand, zu Fuss gehen.
Linke Seite - 172 - inniger, das Abschiednehmen von der Familie Ducot. So ging es denn schweren Herzens Donnerstag morgen weg. Meinem treuen Freunde Pitt und meinen anderen Kameraden lebe wohl zu sagen, brachte ich nicht übers Herz und so habe ich mich denn wie ein Dieb in dunkler Nacht aus dem Staube gemacht.
English Translation
On May 10, 1920, Josef Nölke began to write down his diary notes and memories of the First World War and to add photos.
It was completed and bound in 1936.
Josef Nölke was drafted as a war volunteer in February 1915 and was ordered to the western front (in Sommepy/Champagne) on May 20, 1915.
In the same year he was taken prisoner by the French.
The diary is very detailed and sometimes even has exact times.
The last entry is from February 20th, 1920, this is the day on which his captivity ended.
Nölke was allowed to keep his front-line diary because while he was in captivity he made friends with a French corporal who was on the prison camp guards.
On April 21, 1939, Josef Nölke wrote to the Rheinische Landeszeitung with a request to include his story about this friendship.
In the response of the Rheinische Landeszeitung based in Düsseldorf on May 2, 1939, his request was rejected on the grounds that it was impossible to comply with this request due to the lack of space and the large amount of material in the newspaper. || A bound DIN A 4 diary in blue colour.
The dates 1915-1920 are noted in gold letters on the spine of the book.
Automatically Identified Enrichments
Verify Automatically Identified Enrichments
Verify Automatically Identified Locations
Verify Automatically Identified Persons


Enrichment Mode
Edit your workspace view by using the top-right menu.
You can have the white Activity Panel docked to the right (default) , to the bottom , or as an independent overlay . If you just want to view the image, you can hide the panel using the minimise button , and then re-open it with the pen button. Adjust the size and position of your Activity Panel according to your preferences.
You enrich documents by following a step-by-step process.
Make sure you regularly save your enrichments in each step to avoid the risk of losing your work.

Step 1: Transcription
To start a transcription, select the transcription tab at the top menu of the Activity Panel. Click inside the box underneath the heading TRANSCRIPTION and start writing your transcription. When needed, use the toolbar to format your text and to add special characters and tables. A guide to the transcription toolbar is available in the Formatting section of this tutorial.
Identify the language(s) of the text using the dropdown list under the transcription box. You can select multiple languages at once.
If the item has no text to transcribe, tick the checkbox ‘No Text’.
Once you have finished your transcription, click SAVE.

Step 2: Description
You can add a description to the item underneath the Transcription section.
The first task is to identify what type of document the item is: a handwritten or printed document, a postcard, photo, drawing and/or part of a diary. Tick the category which best applies to the item. Multiple categories can be selected at once.
The second task is to write a description of the contents. Click inside the box underneath the heading DESCRIPTION. Here, you can write what the item is, what it is about, and specify the images and objects that appear in the item.
Identify the language of the description text that you wrote using the dropdown list underneath. You can only select one language.
Once you have finished your description, click SAVE.

Step 3: Location
If you find a location mentioned or recognise a place in the item, you can create a geotag and pin it to the item map. Multiple locations can be attached to the item. To tag locations, select the tagging tab at the top menu of the Activity Panel. Click the plus next to the heading LOCATIONS. Type the location into the search bar and select the result that best applies. A new pin will be placed into the map. The location name should be a clear georeference, e.g. a country, city or address. Make adjustments to the location name if necessary. You can also adjust the position of the pin by dragging it on the map. If you want to add further details to the location, you can write a (short) description. This could include extra information about the geotag (e.g. the building name or a significant event that took place at the location) or the relevance of the place to the item (e.g. the hometown of the author). You can also add a Wikidata reference to link the location to a stable source. Search for the reference using the Wikidata fields. Once you have finished your location tag, click SAVE. You can find the place(s) tagged to the item in grey at the bottom of the Location(s) section.Step 4: Tagging
Below the Locations section is the Tagging section, where you can add the following annotations:

Here, you can add dates that correspond to the item. This could include the dates mentioned in the text (e.g. in diary pages), the date of a related historical event (e.g. the end of WWI), or when the item was created (e.g. from a dated signature on an illustration). You can either define this as a single date or as a longer time frame.
To tag dates to the item, write the start and end dates in DD/MM/YYYY format in the fields or select the dates by clicking on the calendar.
If you only have one date to add, insert the same date into both start and end fields.
If you don’t know the exact days, you can also tag the date on the scale of months (MM/YYYY) or years (YYYY).
Once you have finished your date tag, click SAVE DATE.

People mentioned as creators or subjects in the item can also be tagged. Depending on the information you might have, you can enter the person’s first and last names, as well as their dates of birth and death. There is also the option to write a short description of the person, explaining who they are or their relevance to the item, e.g. the person’s occupation or their relation to another tagged person.
Multiple people can be tagged to one item.
Once you have finished your person tag, click SAVE.

Here, you can freely add keywords related to the topic and content of the item. This could include particular themes (e.g. art, music, war), subjects (e.g. children, cooking, France), or particular historical affiliations (e.g. 20th century, Austro-Hungarian Empire, Fall of the Iron Curtain).
Multiple keywords can be added and they can be written in any language.
Write your keyword tag into the field and click SAVE.

External websites with information about the item’s content can be linked here. This could include links to further data about a person mentioned, a particular historical event or links to digital versions of newspapers that appear in photos or clippings in a notebook.
To add a link, click the plus next to the heading ‘Other Sources’. Enter the URL into the Link field, and write a short description of this link in the Additional Description field.
Multiple links can be tagged to one item.
Once you have finished your tag, click SAVE.
Step 5: Mark for Review
Once you have saved your contribution, the task will automatically change to the Edit status. If you think the task is finished, you can mark it for review. Note that you have to be at Runner level or above to do this (see: Miles and Levels). Click on the yellow circle next to the section heading and select Review in the list that appears. The task now needs to go under Review by another volunteer.Formatting


Review

-
- Transcription: The complete text in the item has been properly transcribed and the transcription is formatted as accurately as possible. The correct language(s) are selected and the transcription contains no missing or unclear icons.
-
- Description: The description is accurate and detailed (especially items without text to transcribe, e.g. photos), and the appropriate categories have been ticked.
-
- Location(s): All locations have been correctly tagged. The location name is accurate and matches the coordinates and the pin on the map. The description is clear and concise, and the Wikidata reference (if any) is correct.
-
- Tagging: Document dates are completed and as precise as possible. All mentioned people are tagged and their data is correct. All added keywords are applicable to the item, and other sources have accurate information and functioning links.
Completion Statuses
GREY |
1. NOT STARTED |
Tasks have not been started. |
YELLOW |
2. EDIT MODE |
Tasks have been started, but not yet finished. Additions and edits can still be made. |
ORANGE |
3. REVIEW |
Tasks are finished, but need final review by Sprinter or Champion transcribers. |
GREEN |
4. COMPLETED |
Tasks have been fully completed and reviewed. No further changes need to be made. |
Miles and Levels
Transcribathon is a competitive marathon. You do not enrich documents alone, but compete and work with other volunteers to ensure the quality of your work. When you first create a Transcribathon account, you only have the ability to start and edit tasks. The more you enrich documents, the closer you become to advancing to a higher level, which can unlock abilities like reviewing and completing tasks.Level | Abilities |
---|---|
Trainee | Basic abilities: start and edit tasks |
Runner | Basic abilities, mark finished tasks for review |
Sprinter | All Runner abilities, mark reviewed annotations as completed |
Champion | All Sprinter abilities, mark reviewed transcriptions as completed |
Tasks | Miles Received |
---|---|
Transcription | 1 Mile for every 300 characters transcribed |
Description | 1 Mile for every 5 Descriptions added |
Location | 1 Mile for every 5 Locations added |
Tagging | 1 Mile for every 5 Tags added |
Reviewing | 1 Mile for every 10 items marked as complete |
