Someone else is currently editing this document
Only one person can work on a document at a time
TRANSCRIPTION
item 217
linke Seite
-255 -
Die Zeitungen bringen uns in den letzten Tagen ganz
eigentümliche Meldungen von der Gründung einer Rheinischen
Republik. Wie, anstatt jetzt endlich um eine Einigung unseres
deutschen Vaterlandes bemüht zu sein, will man es noch
mehr zergliedern ?! Wollen das wahre Deutsche sein, die eine
derartige Absicht auszuführen im Begriffe sind ? Was nutzt
uns eine Rheinische Republik ? Sind wir nicht Deutsche ?
Fort endlich mit dieser Kleinstaatkrämerei Bayern, Sachsen,
Baden, Preußen usw. usw. In einem einigen deutschen Reich
liegt unsere Größe und nur wenn wir einig sind und uns nur
als Deutsche fühlen, können wir uns mit Gelassenheit an die
schwere Friedensarbeit begeben, an die Ausführungen der zu
harten Bedingungen der Herren Clemenceau, Wilson und Lloyd George
usw. Anstatt daran zu denken, gehen einige Großkapitalisten
und Pfaffen hin und proklamieren eine rheinische unabhängige
Republik, in der stillen Hoffnung, "mildernde Umstände"
seitens der Gegner zu erlangen. Aber 1914 haben sie genau
wie alle anderen Hurra geschrien und dies und jenes anektieren [sic]
wollen. Hoffentlich wird ihnen ihr Handwerk bald gelegt.
Gewisse französische Zeitungen sind von diesen Ereignissen
ganz begeistert und machen eifrig Propaganda. Auf einmal
stellen sie fest (Le Journal vom 8. Juni 1919), daß wir
Rheinländer keine Deutschen seien, daß in unseren Adern
lateinisches Blut fließe und wir keine Ähnlichkeit mit den übrigen
Deutschen hätten. Na, über diese Polemik habe ich, wie
auch die meisten meiner rheinischen Kameraden, nur ein verächtliches
Achselzucken. Die Franzosen kennen uns Rheinländer eben
schlecht. Deutsch sind und bleiben wir ! ! Andere Zeitungen,
wie die Humanité, treffen den Nagel auf den Kopf, indem sie
das alles eine Komödie, gewissermaßen einen Kapitalistenschwank
nennen, der ja wohl bald für immer von der politischen
Bühne verschwinden wird.
Diese Woche hoffen wir endlich zu erfahren, bis wann
der Frieden unterzeichnet werden muß. Dann noch ein paar Täglein,
oder werden es doch wieder Monate werden, und es geht
nach Muttern. Wann wird den endlich dieses unbeschreibliche
Glück für uns blühen ?
Am 15. Juni 1919 schrieb ich an meine Schwester Änne
folgende Zeilen:
rechte Seite
- 226 -
Die Hoffnung, Ostern, dann Pfingsten daheim zu sein,
ist mal wieder elendiglich ins Wasser gefallen und
immer weiß man noch nicht, wann endlich das Elend
ein Ende hat. Mit knapper Not hält uns das bischen [sic]
Mut noch aufrecht und von unserer Stimmung kannst
Du, liebe Änne, Dir kaum ein Bild machen. Ab und zu
lebt man mal wieder etwas auf, ist aber weiter nichts,
als Galgenhumor. Die einzige Freude sind Eure Briefe,
wovon eine ganze Menge angekommen sind, darunter
auch zwei Briefe von Maria. Sie schreibt immer sehr
lieb. Hat Vater meinen Brief erhalten, worin ich
auch über Maria schrieb ? Ich will vorläufig, um
Enttäuschungen zu vermeiden, nicht viel Worte machen.
Du verstehst mich doch, liebe Änne ? Ich schätze Maria
sehr. Aber über sechs Jahre haben wir uns nicht mehr
gesehen und müssen wir also erst unser Wiedersehen,
worauf ich mich riesig freue, abwarten, dann wird
sich schon alles finden. Bist Du nicht auch der Meinung ?
- Also Walter T. hält es nicht einmal mehr
für nötig, meinem Schwesterlein den Tagesgruß zu bieten ?
Was ist dem Kerl denn eigentlich in die Krone
gefahren ? Für mich ist er schon lange abgetan,
aber kaufen tue ich ihn mir später mal. Hoffentlich
wagt er es nicht, mich zu besuchen. - Die
vorschriftmäßige Zeilenzahl ist erreicht, darum
Schluß. - Neue Adresse: J. N. 2/39, Matr. 8453,
945. Cie. P. G. R. L. , Saponay-Aisne.
Freitag, den 27. Juni 1919: Der so heiß und lang ersehnte
Tag ist endlich gekommen, Deutschland hat zugesagt, diesen ein-
zig in der Welt dastehenden Friedensvertrag zu unterzeichnen
und nur noch wenig Tage trennen uns von der Unterzeichnung,
was auch für uns endlich die Freiheit bedeuten wird. Wir können
es noch immer nicht richtig fassen, daß es endlich so weit
sein soll, eine rechte Friedensstimmung will nicht bei uns
aufkommen. Wenn bei uns nicht die Freude darüber vorherrschte,
bald heimzukehren, so würde alles im alten Fahrwasser geblieben
sein, denn einen solchen Frieden hat doch wohl keiner von
uns erwartet. Wir sind alle voller Spannung, ob sich nach der
Unterzeichnung etwas hier an unserer Lage ändert oder ob wir
immer noch als P. G.'s gelten. Parolen gibt es selbstverständlich
auch in großen Mengen, die Unruhe und die Ungeduld treibt
die Leute, Gerüchte zu verbreiten. Was sie hören, wenn es sich
um P. G. handelt, wird aufgefangen und dann natürlich entstellt
weitererzählt. Für mich persönlich ist mal wieder eine kleine
Änderung eingetreten, fungiere abermals als Dolmetscher und
drücke mich nach allen Regeln der Kunst. Eigentlich hatte ich
mir vorgenommen, diesen undankbaren Posten nicht mehr zu über-
Language(s) of Transcription
LOCATION
Sommepy, Frankreich (49.2508, 4.55708)
Story Location
ABOUT THIS DOCUMENT
Document Date
Document Type
Document Description
Language of Description
Keywords
External Web Resources
People
Woodrow Wilson (Birth: 28/12/1856, Staunton, Virginia, USA - Death: 03/02/1924, Washington DC)
David Lloyd George (Birth: 17/01/1863, Chorlton-on-Medlock - Death: 26/03/1945, Llanystumdwy)
Description: Premier ministre du Royaume-Uni 1916-1922
Wikidata Reference: Q134982
Anna Nölke
Description: Kosename "Änne"
Walter Tirre
Maria Böker
Georges Clemenceau (Birth: 28/09/1841, Mouilleron-en-Pareds - Death: 24/11/1929, Paris)
Description: Homme de État français, président du Conseil de 1906 à 1909 puis de 1917 à 1920.
Wikidata Reference: Q171730
STORY INFORMATION
Title
Erinnerungen von Josef Nölke an den Weltkrieg
Source
UGC
Contributor
europeana19141918:agent/724f5ea3ded2341f0a9f1186af2b3161
Date
1939-05-02
1915-02
Type
Story
Language
deu
Deutsch
Country
Europe
DataProvider
Europeana 1914-1918
Provider
Europeana 1914-1918
Rights
http://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/ http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/DatasetName
2020601_Ag_ErsterWeltkrieg_EU
Begin
1915-02
End
1939-05-02
Language
mul
Agent
Josef Nölke | europeana19141918:agent/6f7b44f6207b945c2e97a3b888452dd6
Heidrun Altenburg | geb. Sülberg | europeana19141918:agent/724f5ea3ded2341f0a9f1186af2b3161
Created
2019-09-11T08:39:18.641Z
2020-02-25T08:45:25.547Z
2013-11-27 16:08:29 UTC
Provenance
BC18
Story Description
Josef Nölke begann am 10. Mai 1920 nachträglich seine Tagebuchnotizen und Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg aufzuschreiben und mit Fotos zu versehen. Fertiggestellt und gebunden wurde es 1936. Josef Nölke wurde im Februar 1915 als Kriegsfreiwilliger eingezogen und wurde am 20.05.1915 an die Westfront (in Sommepy/Champagne) beordert. Bereits im selben Jahr geriet er in französische Gefangenschaft. Das Tagebuch ist sehr detailliert und verfügt teilweise sogar über genaue Uhrzeitangaben. Der letzte Eintrag stammt vom 20.02.1920, dies ist der Tag, an dem seine Kriegsgefangenschaft endete. Nölke durfte sein Fronttagebuch behalten, weil er in der Gefangenschaft Freundschaft mit einem französischen Korporal schloss, der zum Wachpersonal des Gefangenenlagers gehörte. Am 21. April 1939 schrieb Josef Nölke an die Rheinische Landeszeitung mit der Bitte, seine Geschichte über diese Freundschaft aufzunehmen. In der Antwort der Rheinischen Landeszeitung mit Sitz in Düsseldorf vom 2. Mai 1939 wurde seine Bitte mit der Begründung abgelehnt, dass es wegen Platzmangels und der großen Materialfülle der Zeitung unmöglich sei, diesem Wunsch nachzukommen.Ein gebundenes DIN A 4 Tagebuch in blauer Farbe. Auf dem Buchrücken sind die Daten 1915-1920 in goldener Schrift vermerkt.
TRANSCRIPTION
LOCATION
DESCRIPTION
PEOPLE
STORY INFO
TUTORIAL
item 217
linke Seite
-255 -
Die Zeitungen bringen uns in den letzten Tagen ganz
eigentümliche Meldungen von der Gründung einer Rheinischen
Republik. Wie, anstatt jetzt endlich um eine Einigung unseres
deutschen Vaterlandes bemüht zu sein, will man es noch
mehr zergliedern ?! Wollen das wahre Deutsche sein, die eine
derartige Absicht auszuführen im Begriffe sind ? Was nutzt
uns eine Rheinische Republik ? Sind wir nicht Deutsche ?
Fort endlich mit dieser Kleinstaatkrämerei Bayern, Sachsen,
Baden, Preußen usw. usw. In einem einigen deutschen Reich
liegt unsere Größe und nur wenn wir einig sind und uns nur
als Deutsche fühlen, können wir uns mit Gelassenheit an die
schwere Friedensarbeit begeben, an die Ausführungen der zu
harten Bedingungen der Herren Clemenceau, Wilson und Lloyd George
usw. Anstatt daran zu denken, gehen einige Großkapitalisten
und Pfaffen hin und proklamieren eine rheinische unabhängige
Republik, in der stillen Hoffnung, "mildernde Umstände"
seitens der Gegner zu erlangen. Aber 1914 haben sie genau
wie alle anderen Hurra geschrien und dies und jenes anektieren [sic]
wollen. Hoffentlich wird ihnen ihr Handwerk bald gelegt.
Gewisse französische Zeitungen sind von diesen Ereignissen
ganz begeistert und machen eifrig Propaganda. Auf einmal
stellen sie fest (Le Journal vom 8. Juni 1919), daß wir
Rheinländer keine Deutschen seien, daß in unseren Adern
lateinisches Blut fließe und wir keine Ähnlichkeit mit den übrigen
Deutschen hätten. Na, über diese Polemik habe ich, wie
auch die meisten meiner rheinischen Kameraden, nur ein verächtliches
Achselzucken. Die Franzosen kennen uns Rheinländer eben
schlecht. Deutsch sind und bleiben wir ! ! Andere Zeitungen,
wie die Humanité, treffen den Nagel auf den Kopf, indem sie
das alles eine Komödie, gewissermaßen einen Kapitalistenschwank
nennen, der ja wohl bald für immer von der politischen
Bühne verschwinden wird.
Diese Woche hoffen wir endlich zu erfahren, bis wann
der Frieden unterzeichnet werden muß. Dann noch ein paar Täglein,
oder werden es doch wieder Monate werden, und es geht
nach Muttern. Wann wird den endlich dieses unbeschreibliche
Glück für uns blühen ?
Am 15. Juni 1919 schrieb ich an meine Schwester Änne
folgende Zeilen:
rechte Seite
- 226 -
Die Hoffnung, Ostern, dann Pfingsten daheim zu sein,
ist mal wieder elendiglich ins Wasser gefallen und
immer weiß man noch nicht, wann endlich das Elend
ein Ende hat. Mit knapper Not hält uns das bischen [sic]
Mut noch aufrecht und von unserer Stimmung kannst
Du, liebe Änne, Dir kaum ein Bild machen. Ab und zu
lebt man mal wieder etwas auf, ist aber weiter nichts,
als Galgenhumor. Die einzige Freude sind Eure Briefe,
wovon eine ganze Menge angekommen sind, darunter
auch zwei Briefe von Maria. Sie schreibt immer sehr
lieb. Hat Vater meinen Brief erhalten, worin ich
auch über Maria schrieb ? Ich will vorläufig, um
Enttäuschungen zu vermeiden, nicht viel Worte machen.
Du verstehst mich doch, liebe Änne ? Ich schätze Maria
sehr. Aber über sechs Jahre haben wir uns nicht mehr
gesehen und müssen wir also erst unser Wiedersehen,
worauf ich mich riesig freue, abwarten, dann wird
sich schon alles finden. Bist Du nicht auch der Meinung ?
- Also Walter T. hält es nicht einmal mehr
für nötig, meinem Schwesterlein den Tagesgruß zu bieten ?
Was ist dem Kerl denn eigentlich in die Krone
gefahren ? Für mich ist er schon lange abgetan,
aber kaufen tue ich ihn mir später mal. Hoffentlich
wagt er es nicht, mich zu besuchen. - Die
vorschriftmäßige Zeilenzahl ist erreicht, darum
Schluß. - Neue Adresse: J. N. 2/39, Matr. 8453,
945. Cie. P. G. R. L. , Saponay-Aisne.
Freitag, den 27. Juni 1919: Der so heiß und lang ersehnte
Tag ist endlich gekommen, Deutschland hat zugesagt, diesen ein-
zig in der Welt dastehenden Friedensvertrag zu unterzeichnen
und nur noch wenig Tage trennen uns von der Unterzeichnung,
was auch für uns endlich die Freiheit bedeuten wird. Wir können
es noch immer nicht richtig fassen, daß es endlich so weit
sein soll, eine rechte Friedensstimmung will nicht bei uns
aufkommen. Wenn bei uns nicht die Freude darüber vorherrschte,
bald heimzukehren, so würde alles im alten Fahrwasser geblieben
sein, denn einen solchen Frieden hat doch wohl keiner von
uns erwartet. Wir sind alle voller Spannung, ob sich nach der
Unterzeichnung etwas hier an unserer Lage ändert oder ob wir
immer noch als P. G.'s gelten. Parolen gibt es selbstverständlich
auch in großen Mengen, die Unruhe und die Ungeduld treibt
die Leute, Gerüchte zu verbreiten. Was sie hören, wenn es sich
um P. G. handelt, wird aufgefangen und dann natürlich entstellt
weitererzählt. Für mich persönlich ist mal wieder eine kleine
Änderung eingetreten, fungiere abermals als Dolmetscher und
drücke mich nach allen Regeln der Kunst. Eigentlich hatte ich
mir vorgenommen, diesen undankbaren Posten nicht mehr zu über-
- Deutsch (German)
item 217
linke Seite
-255 -
Die Zeitungen bringen uns in den letzten Tagen ganz
eigentümliche Meldungen von der Gründung einer Rheinischen
Republik. Wie, anstatt jetzt endlich um eine Einigung unseres
deutschen Vaterlandes bemüht zu sein, will man es noch
mehr zergliedern ?! Wollen das wahre Deutsche sein, die eine
derartige Absicht auszuführen im Begriffe sind ? Was nutzt
uns eine Rheinische Republik ? Sind wir nicht Deutsche ?
Fort endlich mit dieser Kleinstaatkrämerei Bayern, Sachsen,
Baden, Preußen usw. usw. In einem einigen deutschen Reich
liegt unsere Größe und nur wenn wir einig sind und uns nur
als Deutsche fühlen, können wir uns mit Gelassenheit an die
schwere Friedensarbeit begeben, an die Ausführungen der zu
harten Bedingungen der Herren Clemenceau, Wilson und Lloyd George
usw. Anstatt daran zu denken, gehen einige Großkapitalisten
und Pfaffen hin und proklamieren eine rheinische unabhängige
Republik, in der stillen Hoffnung, "mildernde Umstände"
seitens der Gegner zu erlangen. Aber 1914 haben sie genau
wie alle anderen Hurra geschrien und dies und jenes anektieren [sic]
wollen. Hoffentlich wird ihnen ihr Handwerk bald gelegt.
Gewisse französische Zeitungen sind von diesen Ereignissen
ganz begeistert und machen eifrig Propaganda. Auf einmal
stellen sie fest (Le Journal vom 8. Juni 1919), daß wir
Rheinländer keine Deutschen seien, daß in unseren Adern
lateinisches Blut fließe und wir keine Ähnlichkeit mit den übrigen
Deutschen hätten. Na, über diese Polemik habe ich, wie
auch die meisten meiner rheinischen Kameraden, nur ein verächtliches
Achselzucken. Die Franzosen kennen uns Rheinländer eben
schlecht. Deutsch sind und bleiben wir ! ! Andere Zeitungen,
wie die Humanité, treffen den Nagel auf den Kopf, indem sie
das alles eine Komödie, gewissermaßen einen Kapitalistenschwank
nennen, der ja wohl bald für immer von der politischen
Bühne verschwinden wird.
Diese Woche hoffen wir endlich zu erfahren, bis wann
der Frieden unterzeichnet werden muß. Dann noch ein paar Täglein,
oder werden es doch wieder Monate werden, und es geht
nach Muttern. Wann wird den endlich dieses unbeschreibliche
Glück für uns blühen ?
Am 15. Juni 1919 schrieb ich an meine Schwester Änne
folgende Zeilen:
rechte Seite
- 226 -
Die Hoffnung, Ostern, dann Pfingsten daheim zu sein,
ist mal wieder elendiglich ins Wasser gefallen und
immer weiß man noch nicht, wann endlich das Elend
ein Ende hat. Mit knapper Not hält uns das bischen [sic]
Mut noch aufrecht und von unserer Stimmung kannst
Du, liebe Änne, Dir kaum ein Bild machen. Ab und zu
lebt man mal wieder etwas auf, ist aber weiter nichts,
als Galgenhumor. Die einzige Freude sind Eure Briefe,
wovon eine ganze Menge angekommen sind, darunter
auch zwei Briefe von Maria. Sie schreibt immer sehr
lieb. Hat Vater meinen Brief erhalten, worin ich
auch über Maria schrieb ? Ich will vorläufig, um
Enttäuschungen zu vermeiden, nicht viel Worte machen.
Du verstehst mich doch, liebe Änne ? Ich schätze Maria
sehr. Aber über sechs Jahre haben wir uns nicht mehr
gesehen und müssen wir also erst unser Wiedersehen,
worauf ich mich riesig freue, abwarten, dann wird
sich schon alles finden. Bist Du nicht auch der Meinung ?
- Also Walter T. hält es nicht einmal mehr
für nötig, meinem Schwesterlein den Tagesgruß zu bieten ?
Was ist dem Kerl denn eigentlich in die Krone
gefahren ? Für mich ist er schon lange abgetan,
aber kaufen tue ich ihn mir später mal. Hoffentlich
wagt er es nicht, mich zu besuchen. - Die
vorschriftmäßige Zeilenzahl ist erreicht, darum
Schluß. - Neue Adresse: J. N. 2/39, Matr. 8453,
945. Cie. P. G. R. L. , Saponay-Aisne.
Freitag, den 27. Juni 1919: Der so heiß und lang ersehnte
Tag ist endlich gekommen, Deutschland hat zugesagt, diesen ein-
zig in der Welt dastehenden Friedensvertrag zu unterzeichnen
und nur noch wenig Tage trennen uns von der Unterzeichnung,
was auch für uns endlich die Freiheit bedeuten wird. Wir können
es noch immer nicht richtig fassen, daß es endlich so weit
sein soll, eine rechte Friedensstimmung will nicht bei uns
aufkommen. Wenn bei uns nicht die Freude darüber vorherrschte,
bald heimzukehren, so würde alles im alten Fahrwasser geblieben
sein, denn einen solchen Frieden hat doch wohl keiner von
uns erwartet. Wir sind alle voller Spannung, ob sich nach der
Unterzeichnung etwas hier an unserer Lage ändert oder ob wir
immer noch als P. G.'s gelten. Parolen gibt es selbstverständlich
auch in großen Mengen, die Unruhe und die Ungeduld treibt
die Leute, Gerüchte zu verbreiten. Was sie hören, wenn es sich
um P. G. handelt, wird aufgefangen und dann natürlich entstellt
weitererzählt. Für mich persönlich ist mal wieder eine kleine
Änderung eingetreten, fungiere abermals als Dolmetscher und
drücke mich nach allen Regeln der Kunst. Eigentlich hatte ich
mir vorgenommen, diesen undankbaren Posten nicht mehr zu über-
Language(s) of Transcription
English Translation
Transcription History
item 217 linke Seite -255 - Die Zeitungen bringen uns in den letzten Tagen ganz eigentümliche Meldungen von der Gründung einer Rheinischen Republik. Wie, anstatt jetzt endlich um eine Einigung unseres deutschen Vaterlandes bemüht zu sein, will man es noch mehr zergliedern ?! Wollen das wahre Deutsche sein, die eine derartige Absicht auszuführen im Begriffe sind ? Was nutzt uns eine Rheinische Republik ? Sind wir nicht Deutsche ? Fort endlich mit dieser Kleinstaatkrämerei Bayern, Sachsen, Baden, Preußen usw. usw. In einem einigen deutschen Reich liegt unsere Größe und nur wenn wir einig sind und uns nur als Deutsche fühlen, können wir uns mit Gelassenheit an die schwere Friedensarbeit begeben, an die Ausführungen der zu harten Bedingungen der Herren Clemenceau, Wilson und Lloyd George usw. Anstatt daran zu denken, gehen einige Großkapitalisten und Pfaffen hin und proklamieren eine rheinische unabhängige Republik, in der stillen Hoffnung, "mildernde Umstände" seitens der Gegner zu erlangen. Aber 1914 haben sie genau wie alle anderen Hurra geschrien und dies und jenes anektieren [sic] wollen. Hoffentlich wird ihnen ihr Handwerk bald gelegt. Gewisse französische Zeitungen sind von diesen Ereignissen ganz begeistert und machen eifrig Propaganda. Auf einmal stellen sie fest (Le Journal vom 8. Juni 1919), daß wir Rheinländer keine Deutschen seien, daß in unseren Adern lateinisches Blut fließe und wir keine Ähnlichkeit mit den übrigen Deutschen hätten. Na, über diese Polemik habe ich, wie auch die meisten meiner rheinischen Kameraden, nur ein verächtliches Achselzucken. Die Franzosen kennen uns Rheinländer eben schlecht. Deutsch sind und bleiben wir ! ! Andere Zeitungen, wie die Humanité, treffen den Nagel auf den Kopf, indem sie das alles eine Komödie, gewissermaßen einen Kapitalistenschwank nennen, der ja wohl bald für immer von der politischen Bühne verschwinden wird. Diese Woche hoffen wir endlich zu erfahren, bis wann der Frieden unterzeichnet werden muß. Dann noch ein paar Täglein, oder werden es doch wieder Monate werden, und es geht nach Muttern. Wann wird den endlich dieses unbeschreibliche Glück für uns blühen ? Am 15. Juni 1919 schrieb ich an meine Schwester Änne folgende Zeilen: rechte Seite - 226 - Die Hoffnung, Ostern, dann Pfingsten daheim zu sein, ist mal wieder elendiglich ins Wasser gefallen und immer weiß man noch nicht, wann endlich das Elend ein Ende hat. Mit knapper Not hält uns das bischen [sic] Mut noch aufrecht und von unserer Stimmung kannst Du, liebe Änne, Dir kaum ein Bild machen. Ab und zu lebt man mal wieder etwas auf, ist aber weiter nichts, als Galgenhumor. Die einzige Freude sind Eure Briefe, wovon eine ganze Menge angekommen sind, darunter auch zwei Briefe von Maria. Sie schreibt immer sehr lieb. Hat Vater meinen Brief erhalten, worin ich auch über Maria schrieb ? Ich will vorläufig, um Enttäuschungen zu vermeiden, nicht viel Worte machen. Du verstehst mich doch, liebe Änne ? Ich schätze Maria sehr. Aber über sechs Jahre haben wir uns nicht mehr gesehen und müssen wir also erst unser Wiedersehen, worauf ich mich riesig freue, abwarten, dann wird sich schon alles finden. Bist Du nicht auch der Meinung ? - Also Walter T. hält es nicht einmal mehr für nötig, meinem Schwesterlein den Tagesgruß zu bieten ? Was ist dem Kerl denn eigentlich in die Krone gefahren ? Für mich ist er schon lange abgetan, aber kaufen tue ich ihn mir später mal. Hoffentlich wagt er es nicht, mich zu besuchen. - Die vorschriftmäßige Zeilenzahl ist erreicht, darum Schluß. - Neue Adresse: J. N. 2/39, Matr. 8453, 945. Cie. P. G. R. L. , Saponay-Aisne. Freitag, den 27. Juni 1919: Der so heiß und lang ersehnte Tag ist endlich gekommen, Deutschland hat zugesagt, diesen ein- zig in der Welt dastehenden Friedensvertrag zu unterzeichnen und nur noch wenig Tage trennen uns von der Unterzeichnung, was auch für uns endlich die Freiheit bedeuten wird. Wir können es noch immer nicht richtig fassen, daß es endlich so weit sein soll, eine rechte Friedensstimmung will nicht bei uns aufkommen. Wenn bei uns nicht die Freude darüber vorherrschte, bald heimzukehren, so würde alles im alten Fahrwasser geblieben sein, denn einen solchen Frieden hat doch wohl keiner von uns erwartet. Wir sind alle voller Spannung, ob sich nach der Unterzeichnung etwas hier an unserer Lage ändert oder ob wir immer noch als P. G.'s gelten. Parolen gibt es selbstverständlich auch in großen Mengen, die Unruhe und die Ungeduld treibt die Leute, Gerüchte zu verbreiten. Was sie hören, wenn es sich um P. G. handelt, wird aufgefangen und dann natürlich entstellt weitererzählt. Für mich persönlich ist mal wieder eine kleine Änderung eingetreten, fungiere abermals als Dolmetscher und drücke mich nach allen Regeln der Kunst. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, diesen undankbaren Posten nicht mehr zu über-
item 217 linke Seite -255 - Die Zeitungen bringen uns in den letzten Tagen ganz eigentümliche Meldungen von der Gründung einer Rheinischen Republik. Wie, anstatt jetzt endlich um eine Einigung unseres deutschen Vaterlandes bemüht zu sein, will man es noch mehr zergliedern ?! Wollen das wahre Deutsche sein, die eine derartige Absicht auszuführen im Begriffe sind ? Was nutzt uns eine Rheinische Republik ? Sind wir nicht Deutsche ? Fort endlich mit dieser Kleinstaatkrämerei Bayern, Sachsen, Baden, Preußen usw. usw. In einem einigen deutschen Reich liegt unsere Größe und nur wenn wir einig sind und uns nur als Deutsche fühlen, können wir uns mit Gelassenheit an die schwere Friedensarbeit begeben, an die Ausführungen der zu harten Bedingungen der Herren Clemenceau, Wilson und Lloyd George usw. Anstatt daran zu denken, gehen einige Großkapitalisten und Pfaffen hin und proklamieren eine rheinische unabhängige Republik, in der stillen Hoffnung, "mildernde Umstände" seitens der Gegner zu erlangen. Aber 1914 haben sie genau wie alle anderen Hurra geschrien und dies und jenes anektieren [sic] wollen. Hoffentlich wird ihnen ihr Handwerk bald gelegt. Gewisse französische Zeitungen sind von diesen Ereignissen ganz begeistert und machen eifrig Propaganda. Auf einmal stellen sie fest (Le Journal vom 8. Juni 1919), daß wir Rheinländer keine Deutschen seien, daß in unseren Adern lateinisches Blut fließe und wir keine Ähnlichkeit mit den übrigen Deutschen hätten. Na, über diese Polemik habe ich, wie auch die meisten meiner rheinischen Kameraden, nur ein verächtliches Achselzucken. Die Franzosen kennen uns Rheinländer eben schlecht. Deutsch sind und bleiben wir ! ! Andere Zeitungen, wie die Humanité, treffen den Nagel auf den Kopf, indem sie das alles eine Komödie, gewissermaßen einen Kapitalistenschwank nennen, der ja wohl bald für immer von der politischen Bühne verschwinden wird. Diese Woche hoffen wir endlich zu erfahren, bis wann der Frieden unterzeichnet werden muß. Dann noch ein paar Täglein, oder werden es doch wieder Monate werden, und es geht nach Muttern. Wann wird den endlich dieses unbeschreibliche Glück für uns blühen ? Am 15. Juni 1919 schrieb ich an meine Schwester Änne folgende Zeilen: rechte Seite - 226 - Die Hoffnung, Ostern, dann Pfingsten daheim zu sein, ist mal wieder elendiglich ins Wasser gefallen und immer weiß man noch nicht, wann endlich das Elend ein Ende hat. Mit knapper Not hält uns das bischen Mut noch aufrecht und von unserer Stimmung kannst Du, liebe Änne, Dir kaum ein Bild machen. Ab und zu lebt man mal wieder etwas auf, ist aber weiter nichts, als Galgenhumor. Die einzige Freude sind Eure Brie- fe, wovon eine ganze Menge angekommen sind, darunter auch zwei Briefe von Maria. Sie schreibt immer sehr lieb. Hat Vater meinen Brief erhalten, worin ich auch über Maria schrieb ? Ich will vorläufig, um Enttäuschungen zu vermeiden, nicht viel Worte machen. Du verstehst mich doch, liebe Änne ? Ich schätze Maria sehr. Aber über sechs Jahre haben wir uns nicht mehr gesehen und müssen wir also erst unser Wiedersehen, worauf ich mich riesig freue, abwarten, dann wird sich schon alles finden. Bist Du nicht auch der Mei- nung ? - Also Walter T. hält es nicht einmal mehr für nötig, meinem Schwesterlein den Tagesgruß zu bie- ten ? Was ist dem Kerl denn eigentlich in die Krone gefahren ? Für mich ist er schon lange abgetan, aber kaufen tue ich ihn mir später mal. Hoffentlich wagt er es nicht, mich zu besuchen. - Die vor- schriftmäßige Zeilenzahl ist erreicht, darum Schluß. - Neue Adresse: J. N. 2/39, Matr. 8453, 945. Cie. P. G. R. L. , Saponay-Aisne. Freitag, den 27. Juni 1919: Der so heiß und lang ersehnte Tag ist endlich gekommen, Deutschland hat zugesagt, diesen ein- zig in der Welt dastehenden Friedensvertrag zu unterzeichnen und nur noch wenig Tage trennen uns von der Unterzeichnung, was auch für uns endlich die Freiheit bedeuten wird. Wir können es noch immer nicht richtig fassen, daß es endlich so weit sein soll, eine rechte Friedensstimmung will nicht bei uns auf- kommen. Wenn bei uns nicht die Freude darüber vorherrschte, bald heimzukehren, so würde alles im alten Fahrwasser geblie- ben sein, denn einen solchen Frieden hat doch wohl keiner von uns erwartet. Wir sind alle voller Spannung, ob sich nach der Unterzeichnung etwas hier an unserer Lage ändert oder ob wir immer noch als P. G.´ s gelten. Parolen gibt es selbstverständ- lich auch in großen Mengen, die Unruhe und die Ungeduld treibt die Leute, Gerüchte zu verbreiten. Was sie hören, wenn es sich um P. G. handelt, wird aufgefangen und dann natürlich entstellt weitererzählt. Für mich persönlich ist mal wieder eine kleine Änderung eingetreten, fungiere abermals als Dolmetscher und drücke mich nach allen Regeln der Kunst. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, diesen undankbaren Posten nicht mehr zu über-
item 217 linke Seite -255 - Die Zeitungen bringen uns in den letzten Tagen ganz eigentümliche Meldungen von der Gründung einer Rheinischen Republik. Wie, anstatt jetzt endlich um eine Einigung unse- res deutschen Vaterlandes bemüht zu sein, will man es noch mehr zergliedern ?! Wollen das wahre Deutsche sein, die eine derartige Absicht auszuführen im Begriffe sind ? Was nutzt uns eine Rheinische Republik ? Sind wir nicht Deutsche ? Fort endlich mit dieser Kleinstaatkrämerei Bayern, Sachsen, Baden, Preußen usw. usw. In einem einigen deutschen Reich liegt unsere Größe und nur wenn wir einig sind und uns nur als Deutsche fühlen, können wir uns mit Gelassenheit an die schwere Friedensarbeit begeben, an die Ausführungen der zu harten Bedingungen der Herren Clemenceau, Wilson und Lloyd George usw. Anstatt daran zu denken, gehen einige Großkapitalisten und Pfaffen hin und proklamieren eine rheinische unabhängige Republik, in der stillen Hoffnung, "mildernde Umstände " seitens der Gegner zu erlangen. Aber 1914 haben sie genau wie alle anderen Hurra geschrien und dies und jenes anektieren[sic] wollen. Hoffentlich wird ihnen ihr Handwerk bald gelegt. Gewisse französische Zeitungen sind von diesen Ereignissen ganz begeistert und machen eifrig Propaganda. Auf einmal stellen sie fest ( Le Journal vom 8. Juni 1919 ) , daß wir Rheinländer keine Deutschen seien, daß in unseren Adern la- teinisches Blut fließe und wir keine Ähnlichkeit mit den übri- gen Deutschen hätten. Na, über diese Polemik habe ich, wie auch die meisten meiner rheinischen Kameraden, nur ein verächt- liches Achselzucken. Die Franzosen kennen uns Rheinländer eben schlecht. Deutsch sind und bleiben wir ! ! Andere Zeitungen, wie die Humanité, treffen den Nagel auf den Kopf, indem sie das alles eine Komödie, gewissermaßen einen Kapitalisten- schwank nennen, der ja wohl bald für immer von der politischen Bühne verschwinden wird. Diese Woche hoffen wir endlich zu erfahren, bis wann der Frieden unterzeichnet werden muß. Dann noch ein paar Täg- lein, oder werden es doch wieder Monate werden, und es geht nach Muttern. Wann wird den endlich dieses unbeschreibliche Glück für uns blühen ? Am 15. Juni 1919 schrieb ich an meine Schwester Änne folgende Zeilen: rechte Seite - 226 - Die Hoffnung, Ostern, dann Pfingsten daheim zu sein, ist mal wieder elendiglich ins Wasser gefallen und immer weiß man noch nicht, wann endlich das Elend ein Ende hat. Mit knapper Not hält uns das bischen Mut noch aufrecht und von unserer Stimmung kannst Du, liebe Änne, Dir kaum ein Bild machen. Ab und zu lebt man mal wieder etwas auf, ist aber weiter nichts, als Galgenhumor. Die einzige Freude sind Eure Brie- fe, wovon eine ganze Menge angekommen sind, darunter auch zwei Briefe von Maria. Sie schreibt immer sehr lieb. Hat Vater meinen Brief erhalten, worin ich auch über Maria schrieb ? Ich will vorläufig, um Enttäuschungen zu vermeiden, nicht viel Worte machen. Du verstehst mich doch, liebe Änne ? Ich schätze Maria sehr. Aber über sechs Jahre haben wir uns nicht mehr gesehen und müssen wir also erst unser Wiedersehen, worauf ich mich riesig freue, abwarten, dann wird sich schon alles finden. Bist Du nicht auch der Mei- nung ? - Also Walter T. hält es nicht einmal mehr für nötig, meinem Schwesterlein den Tagesgruß zu bie- ten ? Was ist dem Kerl denn eigentlich in die Krone gefahren ? Für mich ist er schon lange abgetan, aber kaufen tue ich ihn mir später mal. Hoffentlich wagt er es nicht, mich zu besuchen. - Die vor- schriftmäßige Zeilenzahl ist erreicht, darum Schluß. - Neue Adresse: J. N. 2/39, Matr. 8453, 945. Cie. P. G. R. L. , Saponay-Aisne. Freitag, den 27. Juni 1919: Der so heiß und lang ersehnte Tag ist endlich gekommen, Deutschland hat zugesagt, diesen ein- zig in der Welt dastehenden Friedensvertrag zu unterzeichnen und nur noch wenig Tage trennen uns von der Unterzeichnung, was auch für uns endlich die Freiheit bedeuten wird. Wir können es noch immer nicht richtig fassen, daß es endlich so weit sein soll, eine rechte Friedensstimmung will nicht bei uns auf- kommen. Wenn bei uns nicht die Freude darüber vorherrschte, bald heimzukehren, so würde alles im alten Fahrwasser geblie- ben sein, denn einen solchen Frieden hat doch wohl keiner von uns erwartet. Wir sind alle voller Spannung, ob sich nach der Unterzeichnung etwas hier an unserer Lage ändert oder ob wir immer noch als P. G.´ s gelten. Parolen gibt es selbstverständ- lich auch in großen Mengen, die Unruhe und die Ungeduld treibt die Leute, Gerüchte zu verbreiten. Was sie hören, wenn es sich um P. G. handelt, wird aufgefangen und dann natürlich entstellt weitererzählt. Für mich persönlich ist mal wieder eine kleine Änderung eingetreten, fungiere abermals als Dolmetscher und drücke mich nach allen Regeln der Kunst. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, diesen undankbaren Posten nicht mehr zu über-
item 217 linke Seite -255 - Die Zeitungen bringen uns in den letzten Tagen ganz eigentümliche Meldungen von der Gründung einer Rheinischen Republik. Wie, anstatt jetzt endlich um eine Einigung unse- res deutschen Vaterlandes bemüht zu sein, will man es noch mehr zergliedern ?! Wollen das wahre Deutsche sein, die eine derartige Absicht auszuführen im Begriffe sind ? Was nutzt uns eine Rheinische Republik ? Sind wir nicht Deutsche ? Fort endlich mit dieser Kleinstaatkrämerei Bayern, Sachsen, Baden, Preußen usw. usw. In einem einigen deutschen Reich liegt unsere Größe und nur wenn wir einig sind und uns nur als Deutsche fühlen, können wir uns mit Gelassenheit an die schwere Friedensarbeit begeben, an die Ausführungen der zu harten Bedingungen der Herren Clemenceau, Wilson und Lloyd George usw. Anstatt daran zu denken, gehen einige Großkapitalisten und Pfaffen hin und proklamieren eine rheinische unabhängige Republik, in der stillen Hoffnung, "mildernde Umstände " seitens der Gegner zu erlangen. Aber 1914 haben sie genau wie alle anderen Hurra geschrien und dies und jenes anektieren[sic] wollen. Hoffentlich wird ihnen ihr Handwerk bald gelegt. Gewisse französische Zeitungen sind von diesen Ereignissen ganz begeistert und machen eifrig Propaganda. Auf einmal stellen sie fest ( Le Journal vom 8. Juni 1919 ) , daß wir Rheinländer keine Deutschen seien, daß in unseren Adern la- teinisches Blut fließe und wir keine Ähnlichkeit mit den übri- gen Deutschen hätten. Na, über diese Polemik habe ich, wie auch die meisten meiner rheinischen Kameraden, nur ein verächt- liches Achselzucken. Die Franzosen kennen uns Rheinländer eben schlecht. Deutsch sind und bleiben wir ! ! Andere Zeitungen, wie die Humanité, treffen den Nagel auf den Kopf, indem sie das alles eine Komödie, gewissermaßen einen Kapitalisten- schwank nennen, der ja wohl bald für immer von der politischen Bühne verschwinden wird. Diese Woche hoffen wir endlich zu erfahren, bis wann der Frieden unterzeichnet werden muß. Dann noch ein paar Täg- lein, oder werden es doch wieder Monate werden, und es geht nach Muttern. Wann wird den endlich dieses unbeschreibliche Glück für uns blühen ? Am 15. Juni 1919 schrieb ich an meine Schwester Änne folgende Zeilen: rechte Seite - 226 - Die Hoffnung, Ostern, dann Pfingsten daheim zu sein, ist mal wieder elendiglich ins Wasser gefallen und immer weiß man noch nicht, wann endlich das Elend ein Ende hat. Mit knapper Not hält uns das bischen Mut noch aufrecht und von unserer Stimmung kannst Du, liebe Änne, Dir kaum ein Bild machen. Ab und zu lebt man mal wieder etwas auf, ist aber weiter nichts, als Galgenhumor. Die einzige Freude sind Eure Brie- fe, wovon eine ganze Menge angekommen sind, darunter auch zwei Briefe von Maria. Sie schreibt immer sehr lieb. Hat Vater meinen Brief erhalten, worin ich auch über Maria schrieb ? Ich will vorläufig, um Enttäuschungen zu vermeiden, nicht viel Worte machen. Du verstehst mich doch, liebe Änne ? Ich schätze Maria sehr. Aber über sechs Jahre haben wir uns nicht mehr gesehen und müssen wir also erst unser Wiedersehen, worauf ich mich riesig freue, abwarten, dann wird sich schon alles finden. Bist Du nicht auch der Mei- nung ? - Also Walter T. hält es nicht einmal mehr für nötig, meinem Schwesterlein den Tagesgruß zu bie- ten ? Was ist dem Kerl denn eigentlich in die Krone gefahren ? Für mich ist er schon lange abgetan, aber kaufen tue ich ihn mir später mal. Hoffentlich wagt er es nicht, mich zu besuchen. - Die vor- schriftmäßige Zeilenzahl ist erreicht, darum Schluß. - Neue Adresse: J. N. 2/39, Matr. 8453, 945. Cie. P. G. R. L. , Saponay-Aisne. Freitag, den 27. Juni 1919: Der so heiß und lang ersehnte Tag ist endlich gekommen, Deutschland hat zugesagt, diesen ein- zig in der Welt dastehenden Friedensvertrag zu unterzeichnen und nur noch wenig Tage trennen uns von der Unterzeichnung, was auch für uns endlich die Freiheit bedeuten wird. Wir können es noch immer nicht richtig fassen, daß es endlich so weit sein soll, eine rechte Friedensstimmung will nicht bei uns auf- kommen. Wenn bei uns nicht die Freude darüber vorherrschte, bald heimzukehren, so würde alles im alten Fahrwasser geblie- ben sein, denn einen solchen Frieden hat doch wohl keiner von uns erwartet. Wir sind alle voller Spannung, ob sich nach der Unterzeichnung etwas hier an unserer Lage ändert oder ob wir immer noch als P. G.´ s gelten.
item 217 linke Seite -255 - Die Zeitungen bringen uns in den letzten Tagen ganz eigentümliche Meldungen von der Gründung einer Rheinischen Republik. Wie, anstatt jetzt endlich um eine Einigung unse- res deutschen Vaterlandes bemüht zu sein, will man es noch mehr zergliedern ?! Wollen das wahre Deutsche sein, die eine derartige Absicht auszuführen im Begriffe sind ? Was nutzt uns eine Rheinische Republik ? Sind wir nicht Deutsche ? Fort endlich mit dieser Kleinstaatkrämerei Bayern, Sachsen, Baden, Preußen usw. usw. In einem einigen deutschen Reich liegt unsere Größe und nur wenn wir einig sind und uns nur als Deutsche fühlen, können wir uns mit Gelassenheit an die schwere Friedensarbeit begeben, an die Ausführungen der zu harten Bedingungen der Herren Clemenceau, Wilson und Lloyd George usw. Anstatt daran zu denken, gehen einige Großkapitalisten und Pfaffen hin und proklamieren eine rheinische unabhängige Republik, in der stillen Hoffnung, "mildernde Umstände " seitens der Gegner zu erlangen. Aber 1914 haben sie genau wie alle anderen Hurra geschrien und dies und jenes anektieren[sic] wollen. Hoffentlich wird ihnen ihr Handwerk bald gelegt. Gewisse französische Zeitungen sind von diesen Ereignissen ganz begeistert und machen eifrig Propaganda. Auf einmal stellen sie fest ( Le Journal vom 8. Juni 1919 ) , daß wir Rheinländer keine Deutschen seien, daß in unseren Adern la- teinisches Blut fließe und wir keine Ähnlichkeit mit den übri- gen Deutschen hätten. Na, über diese Polemik habe ich, wie auch die meisten meiner rheinischen Kameraden, nur ein verächt- liches Achselzucken. Die Franzosen kennen uns Rheinländer eben schlecht. Deutsch sind und bleiben wir ! ! Andere Zeitungen, wie die Humanité, treffen den Nagel auf den Kopf, indem sie das alles eine Komödie, gewissermaßen einen Kapitalisten- schwank nennen, der ja wohl bald für immer von der politischen Bühne verschwinden wird. Diese Woche hoffen wir endlich zu erfahren, bis wann der Frieden unterzeichnet werden muß. Dann noch ein paar Täg- lein, oder werden es doch wieder Monate werden, und es geht nach Muttern. Wann wird den endlich dieses unbeschreibliche Glück für uns blühen ? Am 15. Juni 1919 schrieb ich an meine Schwester Änne folgende Zeilen: rechte Seite - 226 - Die Hoffnung, Ostern, dann Pfingsten daheim zu sein, ist mal wieder elendiglich ins Wasser gefallen und immer weiß man noch nicht, wann endlich das Elend ein Ende hat. Mit knapper Not hält uns das bischen Mut noch aufrecht und von unserer Stimmung kannst Du, liebe Änne, Dir kaum ein Bild machen. Ab und zu lebt man mal wieder etwas auf, ist aber weiter nichts, als Galgenhumor. Die einzige Freude sind Eure Brie- fe, wovon eine ganze Menge angekommen sind, darunter auch zwei Briefe von Maria. Sie schreibt immer sehr lieb. Hat Vater meinen Brief erhalten, worin ich auch über Maria schrieb ? Ich will vorläufig, um Enttäuschungen zu vermeiden, nicht viel Worte machen. Du verstehst mich doch, liebe Änne ? Ich schätze Maria sehr. Aber über sechs Jahre haben wir uns nicht mehr gesehen und müssen wir also erst unser Wiedersehen, worauf ich mich riesig freue, abwarten, dann wird sich schon alles finden. Bist Du nicht auch der Mei- nung ? - Also Walter T. hält es nicht einmal mehr für nötig, meinem Schwesterlein den Tagesgruß zu bie- ten ? Was ist dem Kerl denn eigentlich in die Krone gefahren ? Für mich ist er schon lange abgetan, aber kaufen tue ich ihn mir später mal. Hoffentlich wagt er es nicht, mich zu besuchen. - Die vor- schriftmäßige Zeilenzahl ist erreicht, darum Schluß. - Neue Adresse: J. N. 2/39, Matr. 8453, 945. Cie. P. G. R. L. , Saponay-Aisne. Freitag, den 27. Juni 1919: Der so heiß und lang ersehnte Tag ist endlich gekommen, Deutschland hat zugesagt, diesen ein- zig in der Welt dastehenden Friedensvertrag zu unterzeichnen und nur noch wenig Tage trennen uns von der Unterzeichnung, was auch für uns endlich die Freiheit bedeuten wird. Wir können es noch immer nicht richtig fassen, daß es endlich so weit sein soll, eine rechte Friedensstimmung will nicht bei uns auf- kommen. Wenn bei uns nicht die Freude darüber vorherrschte bald heimzukehren, so würde alles im alten Fahrwasser geblie- ben sein, denn einen solchen Frieden hat doch wohl keiner von uns erwartet. Wir sind alle voller Spannung, ob sich nach der Unterzeichnung etwas hier an unserer Lage ändert oder ob wir immer noch als P. G.´ s gelten.
item 217 linke Seite -255 - Die Zeitungen bringen uns in den letzten Tagen ganz eigentümliche Meldungen von der Gründung einer Rheinischen Republik. Wie, anstatt jetzt endlich um eine Einigung unse- res deutschen Vaterlandes bemüht zu sein, will man es noch mehr zergliedern ?! Wollen das wahre Deutsche sein, die eine derartige Absicht auszuführen im Begriffe sind ? Was nutzt uns eine Rheinische Republik ? Sind wir nicht Deutsche ? Fort endlich mit dieser Kleinstaatkrämerei Bayern, Sachsen, Baden, Preußen usw. usw. In einem einigen deutschen Reich liegt unsere Größe und nur wenn wir einig sind und uns nur als Deutsche fühlen, können wir uns mit Gelassenheit an die schwere Friedensarbeit begeben, an die Ausführungen der zu harten Bedingungen der Herren Clemenceau, Wilson und Lloyd George usw. Anstatt daran zu denken, gehen einige Großkapitalisten und Pfaffen hin und proklamieren eine rheinische unabhängige Republik, in der stillen Hoffnung, "mildernde Umstände " seitens der Gegner zu erlangen. Aber 1914 haben sie genau wie alle anderen Hurra geschrien und dies und jenes anektieren[sic] wollen. Hoffentlich wird ihnen ihr Handwerk bald gelegt. Gewisse französische Zeitungen sind von diesen Ereignissen ganz begeistert und machen eifrig Propaganda. Auf einmal stellen sie fest ( Le Journal vom 8. Juni 1919 ) , daß wir Rheinländer keine Deutschen seien, daß in unseren Adern la- teinisches Blut fließe und wir keine Ähnlichkeit mit den übri- gen Deutschen hätten. Na, über diese Polemik habe ich, wie auch die meisten meiner rheinischen Kameraden, nur ein verächt- liches Achselzucken. Die Franzosen kennen uns Rheinländer eben schlecht. Deutsch sind und bleiben wir ! ! Andere Zeitungen, wie die Humanité, treffen den Nagel auf den Kopf, indem sie das alles eine Komödie, gewissermaßen einen Kapitalisten- schwank nennen, der ja wohl bald für immer von der politischen Bühne verschwinden wird. Diese Woche hoffen wir endlich zu erfahren, bis wann der Frieden unterzeichnet werden muß. Dann noch ein paar Täg- lein, oder werden es doch wieder Monate werden, und es geht nach Muttern. Wann wird den endlich dieses unbeschreibliche Glück für uns blühen ? Am 15. Juni 1919 schrieb ich an meine Schwester Änne folgende Zeilen: rechte Seite - 226 - Die Hoffnung, Ostern, dann Pfingsten daheim zu sein, ist mal wieder elendiglich ins Wasser gefallen und immer weiß man noch nicht, wann endlich das Elend ein Ende hat. Mit knapper Not hält uns das bischen Mut noch aufrecht und von unserer Stimmung kannst Du, liebe Änne, Dir kaum ein Bild machen. Ab und zu lebt man mal wieder etwas auf, ist aber weiter nichts, als Galgenhumor. Die einzige Freude sind Eure Brie- fe, wovon eine ganze Menge angekommen sind, darunter auch zwei Briefe von Maria. Sie schreibt immer sehr lieb. Hat Vater meinen Brief erhalten, worin ich auch über Maria schrieb ? Ich will vorläufig, um Enttäuschungen zu vermeiden, nicht viel Worte machen. Du verstehst mich doch, liebe Änne ? Ich schätze Maria sehr. Aber über sechs Jahre haben wir uns nicht mehr gesehen und müssen wir also erst unser Wiedersehen, worauf ich mich riesig freue, abwarten, dann wird sich schon alles finden. Bist Du nicht auch der Mei- nung ? - Also Walter T. hält es nicht einmal mehr für nötig, meinem Schwesterlein den Tagesgruß zu bie- ten ? Was ist dem Kerl denn eigentlich in die Krone gefahren ? Für mich ist er schon lange abgetan, aber kaufen tue ich ihn mir später mal. Hoffentlich wagt er es nicht, mich zu besuchen. - Die vor- schriftmäßige Zeilenzahl ist erreicht, darum Schluß. - Neue Adresse: J. N. 2/39, Matr. 8453, 945. Cie. P. G. R. L. , Saponay-Aisne. Freitag, den 27. Juni 1919: Der so heiß und lang ersehnte Tag ist endlich gekommen, Deutschland hat zugesagt, diesen ein- zig in der Welt dastehenden Friedensvertrag zu unterzeichnen und nur noch wenig Tage trennen uns von der Unterzeichnung, was auch für
item 217 linke Seite -255 - Die Zeitungen bringen uns in den letzten Tagen ganz eigentümliche Meldungen von der Gründung einer Rheinischen Republik. Wie, anstatt jetzt endlich um eine Einigung unse- res deutschen Vaterlandes bemüht zu sein, will man es noch mehr zergliedern ?! Wollen das wahre Deutsche sein, die eine derartige Absicht auszuführen im Begriffe sind ? Was nutzt uns eine Rheinische Republik ? Sind wir nicht Deutsche ? Fort endlich mit dieser Kleinstaatkrämerei Bayern, Sachsen, Baden, Preußen usw. usw. In einem einigen deutschen Reich liegt unsere Größe und nur wenn wir einig sind und uns nur als Deutsche fühlen, können wir uns mit Gelassenheit an die schwere Friedensarbeit begeben, an die Ausführungen der zu harten Bedingungen der Herren Clemenceau, Wilson und Lloyd George usw. Anstatt daran zu denken, gehen einige Großkapitalisten und Pfaffen hin und proklamieren eine rheinische unabhängige Republik, in der stillen Hoffnung, "mildernde Umstände " seitens der Gegner zu erlangen. Aber 1914 haben sie genau wie alle anderen Hurra geschrien und dies und jenes anektieren[sic] wollen. Hoffentlich wird ihnen ihr Handwerk bald gelegt. Gewisse französische Zeitungen sind von diesen Ereignissen ganz begeistert und machen eifrig Propaganda. Auf einmal stellen sie fest ( Le Journal vom 8. Juni 1919 ) , daß wir Rheinländer keine Deutschen seien, daß in unseren Adern la- teinisches Blut fließe und wir keine Ähnlichkeit mit den übri- gen Deutschen hätten. Na, über diese Polemik habe ich, wie auch die meisten meiner rheinischen Kameraden, nur ein verächt- liches Achselzucken. Die Franzosen kennen uns Rheinländer eben schlecht. Deutsch sind und bleiben wir ! ! Andere Zeitungen, wie die Humanité, treffen den Nagel auf den Kopf, indem sie das alles eine Komödie, gewissermaßen einen Kapitalisten- schwank nennen, der ja wohl bald für immer von der politischen Bühne verschwinden wird. Diese Woche hoffen wir endlich zu erfahren, bis wann der Frieden unterzeichnet werden muß. Dann noch ein paar Täg- lein, oder werden es doch wieder Monate werden, und es geht nach Muttern. Wann wird den endlich dieses unbeschreibliche Glück für uns blühen ? Am 15. Juni 1919 schrieb ich an meine Schwester Änne folgende Zeilen: rechte Seite - 226 - Die Hoffnung, Ostern, dann Pfingsten daheim zu sein, ist mal wieder elendiglich ins Wasser gefallen und immer weiß man noch nicht, wann endlich das Elend ein Ende hat. Mit knapper Not hält uns das bischen Mut noch aufrecht und von unserer Stimmung kannst Du, liebe Änne, Dir kaum ein Bild machen. Ab und zu lebt man mal wieder etwas auf, ist aber weiter nichts, als Galgenhumor. Die einzige Freude sind Eure Brie- fe, wovon eine ganze Menge angekommen sind, darunter auch zwei Briefe von Maria. Sie schreibt immer sehr lieb. Hat Vater meinen Brief erhalten, worin ich auch über Maria schrieb ? Ich will vorläufig, um Enttäuschungen zu vermeiden, nicht viel Worte machen. Du verstehst mich doch, liebe Änne ? Ich schätze Maria sehr. Aber über sechs Jahre haben wir uns nicht mehr gesehen und müssen wir also erst unser Wiedersehen, worauf ich mich riesig freue, abwarten, dann wird sich schon alles finden. Bist Du nicht auch der Mei- nung ? - Also Walter T. hält es nicht einmal mehr für nötig, meinem Schwesterlein den Tagesgruß zu bie- ten ? Was ist dem Kerl denn eigentlich in die Krone gefahren ? Für mich ist er schon lange abgetan, aber kaufen tue ich ihn mir später mal. Hoffentlich wagt er es nicht, mich zu besuchen. - Die vor- schriftmäßige Zeilenzahl ist erreicht, darum Schluß. - Neue Adresse: J. N. 2/39, Matr. 8453, 945. Cie. P. G. R. L. , Saponay-Aisne.
item 217 linke Seite -255 - Die Zeitungen bringen uns in den letzten Tagen ganz eigentümliche Meldungen von der Gründung einer Rheinischen Republik. Wie, anstatt jetzt endlich um eine Einigung unse- res deutschen Vaterlandes bemüht zu sein, will man es noch mehr zergliedern ?! Wollen das wahre Deutsche sein, die eine derartige Absicht auszuführen im Begriffe sind ? Was nutzt uns eine Rheinische Republik ? Sind wir nicht Deutsche ? Fort endlich mit dieser Kleinstaatkrämerei Bayern, Sachsen, Baden, Preußen usw. usw. In einem einigen deutschen Reich liegt unsere Größe und nur wenn wir einig sind und uns nur als Deutsche fühlen, können wir uns mit Gelassenheit an die schwere Friedensarbeit begeben, an die Ausführungen der zu harten Bedingungen der Herren Clemenceau, Wilson und Lloyd George usw. Anstatt daran zu denken, gehen einige Großkapitalisten und Pfaffen hin und proklamieren eine rheinische unabhängige Republik, in der stillen Hoffnung, "mildernde Umstände " seitens der Gegner zu erlangen. Aber 1914 haben sie genau wie alle anderen Hurra geschrien und dies und jenes anektieren[sic] wollen. Hoffentlich wird ihnen ihr Handwerk bald gelegt. Gewisse französische Zeitungen sind von diesen Ereignissen ganz begeistert und machen eifrig Propaganda. Auf einmal stellen sie fest ( Le Journal vom 8. Juni 1919 ) , daß wir Rheinländer keine Deutschen seien, daß in unseren Adern la- teinisches Blut fließe und wir keine Ähnlichkeit mit den übri- gen Deutschen hätten. Na, über diese Polemik habe ich, wie auch die meisten meiner rheinischen Kameraden, nur ein verächt- liches Achselzucken. Die Franzosen kennen uns Rheinländer eben schlecht. Deutsch sind und bleiben wir ! ! Andere Zeitungen, wie die Humanité, treffen den Nagel auf den Kopf, indem sie das alles eine Komödie, gewissermaßen einen Kapitalisten- schwank nennen, der ja wohl bald für immer von der politischen Bühne verschwinden wird. Diese Woche hoffen wir endlich zu erfahren, bis wann der Frieden unterzeichnet werden muß. Dann noch ein paar Täg- lein, oder werden es doch wieder Monate werden, und es geht nach Muttern. Wann wird den endlich dieses unbeschreibliche Glück für uns blühen ? Am 15. Juni 1919 schrieb ich an meine Schwester Änne folgende Zeilen: rechte Seite - 226 - Die Hoffnung, Ostern, dann Pfingsten daheim zu sein, ist mal wieder elendiglich ins Wasser gefallen und immer weiß man noch nicht, wann endlich das elend ein Ende hat. Mit knapper Not hält uns das bischen Mut noch aufrecht und von unserer Stimmung kannst Du, liebe Änne, Dir kaum ein Bild machen. Ab und zu lebt man mal wieder etwas auf, ist aber weiter nichts, als Galgenhumor. Die einzige Freude sind Eure Brie- fe, wovon eine ganze Menge angekommen sind, darunter auch zwei Briefe von Maria. Sie schreibt immer sehr lieb. Hat Vater meinen Brief erhalten, worin ich auch über Maria schrieb ? Ich will vorläufig, um Enttäuschungen zu vermeiden, nicht viel Worte machen. Du verstehst mich doch, liebe Änne ? Ich schätze Maria sehr. Aber über sechs Jahre haben wir uns nicht mehr gesehen und müssen wir also erst unser Wiedersehen, worauf ich mich riesig freue, abwarten, dann wird sich schon alles finden. Bist Du nicht auch der Mei- nung ? - Also Walter T. hält es nicht einmal mehr für nötig, meinem Schwesterlein den Tagesgruß zu bie- ten ? Was ist dem Kerl denn eigentlich in die Krone gefahren ? Für mich ist er schon lange abgetan, aber kaufen tue ich ihn mir später mal. Hoffentlich wagt er es nicht, mich zu besuchen. - Die vor- schriftmäßige Zeilenzahl ist erreicht, darum Schluß. - Neue Adresse: J. N. 2/39, Matr. 8453, 945. Cie. P. G. R. L. , Saponay-Aisne.
item 217 linke Seite -255 - Die Zeitungen bringen uns in den letzten Tagen ganz eigentümliche Meldungen von der Gründung einer Rheinischen Republik. Wie, anstatt jetzt endlich um eine Einigung unse- res deutschen Vaterlandes bemüht zu sein, will man es noch mehr zergliedern ?! Wollen das wahre Deutsche sein, die eine derartige Absicht auszuführen im Begriffe sind ? Was nutzt uns eine Rheinische Republik ? Sind wir nicht Deutsche ? Fort endlich mit dieser Kleinstaatkrämerei Bayern, Sachsen, Baden, Preußen usw. usw. In einem einigen deutschen Reich liegt unsere Größe und nur wenn wir einig sind und uns nur als Deutsche fühlen, können wir uns mit Gelassenheit an die schwere Friedensarbeit begeben, an die Ausführungen der zu harten Bedingungen der Herren Clemenceau, Wilson und Lloyd George usw. Anstatt daran zu denken, gehen einige Großkapitalisten und Pfaffen hin und proklamieren eine rheinische unabhängige Republik, in der stillen Hoffnung, "mildernde Umstände " seitens der Gegner zu erlangen. Aber 1914 haben sie genau wie alle anderen Hurra geschrien und dies und jenes anektieren[sic] wollen. Hoffentlich wird ihnen ihr Handwerk bald gelegt. Gewisse französische Zeitungen sind von diesen Ereignissen ganz begeistert und machen eifrig Propaganda. Auf einmal stellen sie fest ( Le Journal vom 8. Juni 1919 ) , daß wir Rheinländer keine Deutschen seien, daß in unseren Adern la- teinisches Blut fließe und wir keine Ähnlichkeit mit den übri- gen Deutschen hätten. Na, über diese Polemik habe ich, wie auch die meisten meiner rheinischen Kameraden, nur ein verächt- liches Achselzucken. Die Franzosen kennen uns Rheinländer eben schlecht. Deutsch sind und bleiben wir ! ! Andere Zeitungen, wie die Humanité, treffen den Nagel auf den Kopf, indem sie das alles eine Komödie, gewissermaßen einen Kapitalisten- schwank nennen, der ja wohl bald für immer von der politischen Bühne verschwinden wird. Diese Woche hoffen wir endlich zu erfahren, bis wann der Frieden unterzeichnet werden muß. Dann noch ein paar Täg- lein, oder werden es doch wieder Monate werden, und es geht nach Muttern. Wann wird den endlich dieses unbeschreibliche Glück für uns blühen ? Am 15. Juni 1919 schrieb ich an meine Schwester Änne folgende Zeilen: rechte Seite - 226 - Die Hoffnung, Ostern, dann Pfingsten daheim zu sein, ist mal wieder elendiglich ins Wasser gefallen und immer weiß man noch nicht, wann endlich das elend ein Ende hat. Mit knapper Not hält uns das bischen Mut noch aufrecht und von unserer Stimmung kannst Du, liebe Änne, Dir kaum ein Bild machen. Ab und zu lebt man mal wieder etwas auf, ist aber weiter nichts, als Galgenhumor. Die einzige Freude sind Eure Brie- fe, wovon eine ganze Menge angekommen sind, darunter auch zwei Briefe von Maria. Sie schreibt immer sehr lieb. Hat Vater meinen Brief erhalten, worin ich auch über Maria schrieb ? Ich will vorläufig, um Enttäuschungen zu vermeiden, nicht viel Worte machen. Du verstehst mich doch, liebe Änne ? Ich schätze Maria sehr. Aber über sechs Jahre haben wir uns nicht mehr gesehen und müssen wir also erst unser Wiedersehen, worauf ich mich riesig freue, abwarten, dann wird sich scon alles finden. Bist Du nicht auch der Mei- nung ? - Also Walter T. hält es nicht einmal mehr für nötig, meinem Schwesterlein den Tagesgruß zu bie- ten ? Was ist dem Kerl denn eigentlich in die Krone gefahren ? Für mich ist er schon lange abgetan, aber kaufen tue ich ihn mir später mal. Hoffentlich wagt er es nicht, mich zu besuchen. - Die vor- schriftmäßige Zeilenzahl ist erreicht, darum Schluß. - Neue Adresse: J. N. 2/39, Matr. 8453, 945. Cie. P. G. R. L. , Saponay-Aisne.
item 217 linke Seite -255 - Die Zeitungen bringen uns in den letzten Tagen ganz eigentümliche Meldungen von der Gründung einer Rheinischen Republik. Wie, anstatt jetzt endlich um eine Einigung unse- res deutschen Vaterlandes bemüht zu sein, will man es noch mehr zergliedern ?! Wollen das wahre Deutsche sein, die eine derartige Absicht auszuführen im Begriffe sind ? Was nutzt uns eine Rheinische Republik ? Sind wir nicht Deutsche ? Fort endlich mit dieser Kleinstaatkrämerei Bayern, Sachsen, Baden, Preußen usw. usw. In einem einigen deutschen Reich liegt unsere Größe und nur wenn wir einig sind und uns nur als Deutsche fühlen, können wir uns mit Gelassenheit an die schwere Friedensarbeit begeben, an die Ausführungen der zu harten Bedingungen der Herren Clemenceau, Wilson und Lloyd George usw. Anstatt daran zu denken, gehen einige Großkapitalisten und Pfaffen hin und proklamieren eine rheinische unabhängige Republik, in der stillen Hoffnung, "mildernde Umstände " seitens der Gegner zu erlangen. Aber 1914 haben sie genau wie alle anderen Hurra geschrien und dies und jenes anektieren[sic] wollen. Hoffentlich wird ihnen ihr Handwerk bald gelegt. Gewisse französische Zeitungen sind von diesen Ereignissen ganz begeistert und machen eifrig Propaganda. Auf einmal stellen sie fest ( Le Journal vom 8. Juni 1919 ) , daß wir Rheinländer keine Deutschen seien, daß in unseren Adern la- teinisches Blut fließe und wir keine Ähnlichkeit mit den übri- gen Deutschen hätten. Na, über diese Polemik habe ich, wie auch die meisten meiner rheinischen Kameraden, nur ein verächt- liches Achselzucken. Die Franzosen kennen uns Rheinländer eben schlecht. Deutsch sind und bleiben wir ! ! Andere Zeitungen, wie die Humanité, treffen den Nagel auf den Kopf, indem sie das alles eine Komödie, gewissermaßen einen Kapitalisten- schwank nennen, der ja wohl bald für immer von der politischen Bühne verschwinden wird. Diese Woche hoffen wir endlich zu erfahren, bis wann der Frieden unterzeichnet werden muß. Dann noch ein paar Täg- lein, oder werden es doch wieder Monate werden, und es geht nach Muttern. Wann wird den endlich dieses unbeschreibliche Glück für uns blühen ? Am 15. Juni 1919 schrieb ich an meine Schwester Änne folgende Zeilen: rechte Seite - 226 - Die Hoffnung, Ostern, dann Pfingsten daheim zu sein, ist mal wieder elendiglich ins Wasser gefallen und immer weiß man noch nicht, wann endlich das elend ein Ende hat. Mit knapper Not hält uns das bischen Mut noch aufrecht und von unserer Stimmung kannst Du, liebe Änne, Dir kaum ein Bild machen. Ab und zu lebt man mal wieder etwas auf, ist aber weiter nichts, als Galgenhumor. Die einzige Freude sind Eure Brie- fe, wovon eine ganze Menge angekommen sind, darunter auch zwei Briefe von Maria. Sie schreibt immer sehr lieb. Hat Vater meinen Brief erhalten, worin ich auch über Maria schrieb ? Ich will vorläufig, um Enttäuschungen zu vermeiden, nicht viel Worte machen. Du verstehst mich doch, liebe Änne ? Ich schätze Maria sehr. Aber über sechs Jahre haben wir uns nicht mehr gesehen und müssen wir also erst unser Wiedersehen, worauf ich mich riesig freue, abwarten, dann wird sich scon alles finden. Bist Du nicht auch der Mei- nung ? -
item 217 linke Seite -255 - Die Zeitungen bringen uns in den letzten Tagen ganz eigentümliche Meldungen von der Gründung einer Rheinischen Republik. Wie, anstatt jetzt endlich um eine Einigung unse- res deutschen Vaterlandes bemüht zu sein, will man es noch mehr zergliedern ?! Wollen das wahre Deutsche sein, die eine derartige Absicht auszuführen im Begriffe sind ? Was nutzt uns eine Rheinische Republik ? Sind wir nicht Deutsche ? Fort endlich mit dieser Kleinstaatkrämerei Bayern, Sachsen, Baden, Preußen usw. usw. In einem einigen deutschen Reich liegt unsere Größe und nur wenn wir einig sind und uns nur als Deutsche fühlen, können wir uns mit Gelassenheit an die schwere Friedensarbeit begeben, an die Ausführungen der zu harten Bedingungen der Herren Clemenceau, Wilson und Lloyd George usw. Anstatt daran zu denken, gehen einige Großkapitalisten und Pfaffen hin und proklamieren eine rheinische unabhängige Republik, in der stillen Hoffnung, "mildernde Umstände " seitens der Gegner zu erlangen. Aber 1914 haben sie genau wie alle anderen Hurra geschrien und dies und jenes anektieren[sic] wollen. Hoffentlich wird ihnen ihr Handwerk bald gelegt. Gewisse französische Zeitungen sind von diesen Ereignissen ganz begeistert und machen eifrig Propaganda. Auf einmal stellen sie fest ( Le Journal vom 8. Juni 1919 ) , daß wir Rheinländer keine Deutschen seien, daß in unseren Adern la- teinisches Blut fließe und wir keine Ähnlichkeit mit den übri- gen Deutschen hätten. Na, über diese Polemik habe ich, wie auch die meisten meiner rheinischen Kameraden, nur ein verächt- liches Achselzucken. Die Franzosen kennen uns Rheinländer eben schlecht. Deutsch sind und bleiben wir ! ! Andere Zeitungen, wie die Humanité, treffen den Nagel auf den Kopf, indem sie das alles eine Komödie, gewissermaßen einen Kapitalisten- schwank nennen, der ja wohl bald für immer von der politischen Bühne verschwinden wird. Diese Woche hoffen wir endlich zu erfahren, bis wann der Frieden unterzeichnet werden muß. Dann noch ein paar Täg- lein, oder werden es doch wieder Monate werden, und es geht nach Muttern. Wann wird den endlich dieses unbeschreibliche Glück für uns blühen ? Am 15. Juni 1919 schrieb ich an meine Schwester Änne folgende Zeilen: rechte Seite - 226 - Die Hoffnung, Ostern, dann Pfingsten daheim zu sein, ist mal wieder elendiglich ins Wasser gefallen und immer weiß man noch nicht, wann endlich das elend ein Ende hat. Mit knapper Not hält uns das bischen Mut noch aufrecht und von unserer Stimmung kannst Du, liebe Änne, Dir kaum ein Bild machen. Ab und zu lebt man mal wieder etwas auf, ist aber weiter nichts, als Galgenhumor. Die einzige Freude sind Eure Brie- fe, wovon eine ganze Menge angekommen sind, darunter auch zwei Briefe von Maria. Sie schreibt immer sehr lieb. Hat Vater meinen Brief erhalten, worin in auch über Maria schrieb ? Ich will vorläufig, um Enttäuschungen zu vermeiden, nicht viel Worte machen. Du verstehst mich doch, liebe Änne ? Ich schätze Maria sehr. Aber über sechs Jahre haben wir uns nicht mehr gesehen und müssen wir also erst unser Wiedersehen, worauf ich mich riesig freue, abwarten, dann wird soch scon alles finden. Bist Du nicht auch der Mei- nung ? -
item 217 linke Seite -255 - Die Zeitungen bringen uns in den letzten Tagen ganz eigentümliche Meldungen von der Gründung einer Rheinischen Republik. Wie, anstatt jetzt endlich um eine Einigung unse- res deutschen Vaterlandes bemüht zu sein, will man es noch mehr zergliedern ?! Wollen das wahre Deutsche sein, die eine derartige Absicht auszuführen im Begriffe sind ? Was nutzt uns eine Rheinische Republik ? Sind wir nicht Deutsche ? Fort endlich mit dieser Kleinstaatkrämerei Bayern, Sachsen, Baden, Preußen usw. usw. In einem einigen deutschen Reich liegt unsere Größe und nur wenn wir einig sind und uns nur als Deutsche fühlen, können wir uns mit Gelassenheit an die schwere Friedensarbeit begeben, an die Ausführungen der zu harten Bedingungen der Herren Clemenceau, Wilson und Lloyd George usw. Anstatt daran zu denken, gehen einige Großkapitalisten und Pfaffen hin und proklamieren eine rheinische unabhängige Republik, in der stillen Hoffnung, "mildernde Umstände " seitens der Gegner zu erlangen. Aber 1914 haben sie genau wie alle anderen Hurra geschrien und dies und jenes anektieren[sic] wollen. Hoffentlich wird ihnen ihr Handwerk bald gelegt. Gewisse französische Zeitungen sind von diesen Ereignissen ganz begeistert und machen eifrig Propaganda. Auf einmal stellen sie fest ( Le Journal vom 8. Juni 1919 ) , daß wir Rheinländer keine Deutschen seien, daß in unseren Adern la- teinisches Blut fließe und wir keine Ähnlichkeit mit den übri- gen Deutschen hätten. Na, über diese Polemik habe ich, wie auch die meisten meiner rheinischen Kameraden, nur ein verächt- liches Achselzucken. Die Franzosen kennen uns Rheinländer eben schlecht. Deutsch sind und bleiben wir ! ! Andere Zeitungen, wie die Humanité, treffen den Nagel auf den Kopf, indem sie das alles eine Komödie, gewissermaßen einen Kapitalisten- schwank nennen, der ja wohl bald für immer von der politischen Bühne verschwinden wird. Diese Woche hoffen wir endlich zu erfahren, bis wann der Frieden unterzeichnet werden muß. Dann noch ein paar Täg- lein, oder werden es doch wieder Monate werden, und es geht nach Muttern. Wann wird den endlich dieses unbeschreibliche Glück für uns blühen ? Am 15. Juni 1919 schrieb ich an meine Schwester Änne folgende Zeilen: rechte Seite - 226 - Die Hoffnung, Ostern, dann Pfingsten daheim zu sein, ist mal wieder elendiglich ins Wasser gefallen und immer weiß man noch nicht, wann endlich das elend ein Ende hat. Mit knapper Not hält uns das bischen Mut noch aufrecht und von unserer Stimmung kannst Du, liebe Änne, Dir kaum ein Bild machen. Ab und zu lebt man mal wieder etwas auf, ist aber weiter nichts, als Galgenhumor. Die einzige Freude sind Eure Brie- fe, wovon eine ganze Menge angekommen sind, darunter auch zwei Briefe von Maria.
item 217 linke Seite -255 - Die Zeitungen bringen uns in den letzten Tagen ganz eigentümliche Meldungen von der Gründung einer Rheinischen Republik. Wie, anstatt jetzt endlich um eine Einigung unse- res deutschen Vaterlandes bemüht zu sein, will man es noch mehr zergliedern ?! Wollen das wahre Deutsche sein, die eine derartige Absicht auszuführen im Begriffe sind ? Was nutzt uns eine Rheinische Republik ? Sind wir nicht Deutsche ? Fort endlich mit dieser Kleinstaatkrämerei Bayern, Sachsen, Baden, Preußen usw. usw. In einem einigen deutschen Reich liegt unsere Größe und nur wenn wir einig sind und uns nur als Deutsche fühlen, können wir uns mit Gelassenheit an die schwere Friedensarbeit begeben, an die Ausführungen der zu harten Bedingungen der Herren Clemenceau, Wilson und Lloyd George usw. Anstatt daran zu denken, gehen einige Großkapitalisten und Pfaffen hin und proklamieren eine rheinische unabhängige Republik, in der stillen Hoffnung, "mildernde Umstände " seitens der Gegner zu erlangen. Aber 1914 haben sie genau wie alle anderen Hurra geschrien und dies und jenes anektieren[sic] wollen. Hoffentlich wird ihnen ihr Handwerk bald gelegt. Gewisse französische Zeitungen sind von diesen Ereignissen ganz begeistert und machen eifrig Propaganda. Auf einmal stellen sie fest ( Le Journal vom 8. Juni 1919 ) , daß wir Rheinländer keine Deutschen seien, daß in unseren Adern la- teinisches Blut fließe und wir keine Ähnlichkeit mit den übri- gen Deutschen hätten. Na, über diese Polemik habe ich, wie auch die meisten meiner rheinischen Kameraden, nur ein verächt- liches Achselzucken. Die Franzosen kennen uns Rheinländer eben schlecht. Deutsch sind und bleiben wir ! ! Andere Zeitungen, wie die Humanité, treffen den Nagel auf den Kopf, indem sie das alles eine Komödie, gewissermaßen einen Kapitalisten- schwank nennen, der ja wohl bald für immer von der politischen Bühne verschwinden wird. Diese Woche hoffen wir endlich zu erfahren, bis wann der Frieden unterzeichnet werden muß. Dann noch ein paar Täg- lein, oder werden es doch wieder Monate werden, und es geht nach Muttern. Wann wird den endlich dieses unbeschreibliche Glück für uns blühen ? Am 15. Juni 1919 schrieb ich an meine Schwester Änne folgende Zeilen: rechte Seite - 226 - Die Hoffnung, Ostern, dann Pfingsten daheim zu sein, ist mal wieder elendiglich ins Wasser gefallen und immer weiß man noch nicht, wann endlich das elend ein Ende hat. Mit knapper Not hält uns das bischen Mut noch aufrecht und von unserer Stimmung kannst Du, liebe Änne, Dir kaum ein Bild machen. Ab und zu lebt man mal wieder etwas auf, ist aber weiter nichts, als Galgenhumor.
item 217 linke Seite -255 - Die Zeitungen bringen uns in den letzten Tagen ganz eigentümliche Meldungen von der Gründung einer Rheinischen Republik. Wie, anstatt jetzt endlich um eine Einigung unse- res deutschen Vaterlandes bemüht zu sein, will man es noch mehr zergliedern ?! Wollen das wahre Deutsche sein, die eine derartige Absicht auszuführen im Begriffe sind ? Was nutzt uns eine Rheinische Republik ? Sind wir nicht Deutsche ? Fort endlich mit dieser Kleinstaatkrämerei Bayern, Sachsen, Baden, Preußen usw. usw. In einem einigen deutschen Reich liegt unsere Größe und nur wenn wir einig sind und uns nur als Deutsche fühlen, können wir uns mit Gelassenheit an die schwere Friedensarbeit begeben, an die Ausführungen der zu harten Bedingungen der Herren Clemenceau, Wilson und Lloyd George usw. Anstatt daran zu denken, gehen einige Großkapitalisten und Pfaffen hin und proklamieren eine rheinische unabhängige Republik, in der stillen Hoffnung, "mildernde Umstände " seitens der Gegner zu erlangen. Aber 1914 haben sie genau wie alle anderen Hurra geschrien und dies und jenes anektieren[sic] wollen. Hoffentlich wird ihnen ihr Handwerk bald gelegt. Gewisse französische Zeitungen sind von diesen Ereignissen ganz begeistert und machen eifrig Propaganda. Auf einmal stellen sie fest ( Le Journal vom 8. Juni 1919 ) , daß wir Rheinländer keine Deutschen seien, daß in unseren Adern la- teinisches Blut fließe und wir keine Ähnlichkeit mit den übri- gen Deutschen hätten. Na, über diese Polemik habe ich, wie auch die meisten meiner rheinischen Kameraden, nur ein verächt- liches Achselzucken. Die Franzosen kennen uns Rheinländer eben schlecht. Deutsch sind und bleiben wir ! ! Andere Zeitungen, wie die Humanité, treffen den Nagel auf den Kopf, indem sie das alles eine Komödie, gewissermaßen einen Kapitalisten- schwank nennen, der ja wohl bald für immer von der politischen Bühne verschwinden wird. Diese Woche hoffen wir endlich zu erfahren, bis wann der Frieden unterzeichnet werden muß. Dann noch ein paar Täg- lein, oder werden es doch wieder Monate werden, und es geht nach Muttern. Wann wird den endlich dieses unbeschreibliche Glück für uns blühen ? Am 15. Juni 1919 schrieb ich an meine Schwester Änne folgende Zeilen: rechte Seite - 226 - Die Hoffnung, Ostern, dann Pfingsten daheim zu sein, ist mal wieder elendiglich ins Wasser gefallen und immer weiß man noch nicht, wann endlich das elend ein Ende hat. Mit knapper Not hält uns das bischen Mut noch aufrecht und von unserer Stimmung kannst Du, liebe Änne, Dir kaum ein Bild machen. Ab und zu lebt man mal wieder etwas auf, ist aber weiter nichts als Galgenhumor.
item 217 linke Seite -255 - Die Zeitungen bringen uns in den letzten Tagen ganz eigentümliche Meldungen von der Gründung einer Rheinischen Republik. Wie, anstatt jetzt endlich um eine Einigung unse- res deutschen Vaterlandes bemüht zu sein, will man es noch mehr zergliedern ?! Wollen das wahre Deutsche sein, die eine derartige Absicht auszuführen im Begriffe sind ? Was nutzt uns eine Rheinische Republik ? Sind wir nicht Deutsche ? Fort endlich mit dieser Kleinstaatkrämerei Bayern, Sachsen, Baden, Preußen usw. usw. In einem einigen deutschen Reich liegt unsere Größe und nur wenn wir einig sind und uns nur als Deutsche fühlen, können wir uns mit Gelassenheit an die schwere Friedensarbeit begeben, an die Ausführungen der zu harten Bedingungen der Herren Clemenceau, Wilson und Lloyd George usw. Anstatt daran zu denken, gehen einige Großkapitalisten und Pfaffen hin und proklamieren eine rheinische unabhängige Republik, in der stillen Hoffnung, "mildernde Umstände " seitens der Gegner zu erlangen. Aber 1914 haben sie genau wie alle anderen Hurra geschrien und dies und jenes anektieren[sic] wollen. Hoffentlich wird ihnen ihr Handwerk bald gelegt. Gewisse französische Zeitungen sind von diesen Ereignissen ganz begeistert und machen eifrig Propaganda. Auf einmal stellen sie fest ( Le Journal vom 8. Juni 1919 ) , daß wir Rheinländer keine Deutschen seien, daß in unseren Adern la- teinisches Blut fließe und wir keine Ähnlichkeit mit den übri- gen Deutschen hätten. Na, über diese Polemik habe ich, wie auch die meisten meiner rheinischen Kameraden, nur ein verächt- liches Achselzucken. Die Franzosen kennen uns Rheinländer eben schlecht. Deutsch sind und bleiben wir ! ! Andere Zeitungen, wie die Humanité, treffen den Nagel auf den Kopf, indem sie das alles eine Komödie, gewissermaßen einen Kapitalisten- schwank nennen, der ja wohl bald für immer von der politischen Bühne verschwinden wird. Diese Woche hoffen wir endlich zu erfahren, bis wann der Frieden unterzeichnet werden muß. Dann noch ein paar Täg- lein, oder werden es doch wieder Monate werden, und es geht nach Muttern. Wann wird den endlich dieses unbeschreibliche Glück für uns blühen ? Am 15. Juni 1919 schrieb ich an meine Schwester Änne folgende Zeilen:
item 217 linke Seite -255 - Die Zeitungen bringen uns in den letzten Tagen ganz eigentümliche Meldungen von der Gründung einer Rheinischen Republik. Wie, anstatt jetzt endlich um eine Einigung unse- res deutschen Vaterlandes bemüht zu sein, will man es noch mehr zergliedern ?! Wollen das wahre Deutsche sein, die eine derartige Absicht auszuführen im Begriffe sind ? Was nutzt uns eine Rheinische Republik ? Sind wir nicht Deutsche ? Fort endlich mit dieser Kleinstaatkrämerei Bayern, Sachsen, Baden, Preußen usw. usw. In einem einigen deutschen Reich liegt unsere Größe und nur wenn wir einig sind und uns nur als Deutsche fühlen, können wir uns mit Gelassenheit an die schwere Friedensarbeit begeben, an die Ausführungen der zu harten Bedingungen der Herren Clemenceau, Wilson und Lloyd George usw. Anstatt daran zu denken, gehen einige Großkapitalisten und Pfaffen hin und proklamieren eine rheinische unabhängige Republik, in der stillen Hoffnung, "mildernde Umstände " seitens der Gegner zu erlangen. Aber 1914 haben sie genau wie alle anderen Hurra geschrien und dies und jenes anektieren[sic] wollen. Hoffentlich wird ihnen ihr Handwerk bald gelegt. Gewisse französische Zeitungen sind von diesen Ereignissen ganz begeistert und machen eifrig Propaganda. Auf einmal stellen sie fest ( Le Journal vom 8. Juni 1919 ) , daß wir Rheinländer keine Deutschen seien, daß in unseren Adern la- teinisches Blut fließe und wir keine Ähnlichkeit mit den übri- gen Deutschen hätten. Na, über diese Polemik habe ich, wie auch die meisten meiner rheinischen Kameraden, nur ein verächt- liches Achselzucken. Die Franzosen kennen uns Rheinländer eben schlecht. Deutsch sind und bleiben wir ! !
item 217 linke Seite -255 - Die Zeitungen bringen uns in den letzten Tagen ganz eigentümliche Meldungen von der Gründung einer Rheinischen Republik. Wie, anstatt jetzt endlich um eine Einigung unse- res deutschen Vaterlandes bemüht zu sein, will man es noch mehr zergliedern ?! Wollen das wahre Deutsche sein, die eine derartige Absicht auszuführen im Begriffe sind ? Was nutzt uns eine Rheinische Republik ? Sind wir nicht Deutsche ? Fort endlich mit dieser Kleinstaatkrämerei Bayern, Sachsen, Baden, Preußen usw. usw. In einem einigen deutschen Reich liegt unsere Größe und nur wenn wir einig sind und uns nur als Deutsche fühlen, können wir uns mit Gelassenheit an die schwere Friedensarbeit begeben, an die Ausführungen der zu harten Bedingungen der Herren Clemenceau, Wilson und Lloyd George usw. Anstatt daran zu denken, gehen einige Großkapitalisten und Pfaffen hin und proklamieren eine rheinische unabhängige Republik, in der stillen Hoffnung, "mildernde Umstände " seitens der Gegner zu erlangen. Aber 1914 haben sie genau wie alle anderen Hurra geschrien und dies und jenes anektieren[sic] wollen. Hoffentlich wird ihnen ihr Handwerk bald gelegt. Gewisse französische Zeitungen sind von diesen Ereignissen ganz begeistert und machen eifrig Propaganda. Auf einmal
item 217 linke Seite -255 - Die Zeitungen bringen uns in den letzten Tagen ganz eigentümliche Meldungen von der Gründung einer Rheinischen Republik. Wie, anstatt jetzt endlich um eine Einigung unse- res deutschen Vaterlandes bemüht zu sein, will man es noch mehr zergliedern ?! Wollen das wahre Deutsche sein, die eine derartige Absicht auszuführen im Begriffe sind ? Was nutzt uns eine Rheinische Republik ? Sind wir nicht Deutsche ? Fort endlich mit dieser Kleinstaatkrämerei Bayern, Sachsen, Baden, Preußen usw. usw. In einem einigen deutschen Reich liegt unsere Größe und nur wenn wir einig sind und uns nur als Deutsche fühlen, können wir uns mit Gelassenheit an die schwere Friedensarbeit begeben, an die Ausführungen der zu harten Bedingungen der Herren Clemenceau, Wilson und Lloyd George usw. Anstatt daran zu denken, gehen einige Großkapitalisten und Pfaffen hin und proklamieren eine rheinische unabhängige Republik, in der stillen Hoffnung, "mildernde Umstände " seitens der Gegner zu erlangen. Aber 1914 haben sie genau wie ae anderen Hurra geschrien und dies und jenes anketieren[sic]
item 217 linke Seite -255 - Die Zeitungen bringen uns in den letzten Tagen ganz eigentümliche Meldungen von der Gründung einer Rheinischen Republik. Wie, anstatt jetzt endlich um eine Einigung unse- res deutschen Vaterlandes bemüht zu sein, will man es noch mehr zergliedern ?! Wollen das wahre Deutsche sein, die eine derartige Absicht auszuführen im Begriffe sind ? Was nutzt uns eine Rheinische Republik ? Sind wir nicht Deutsche ? Fort endlich mit dieser Kleinstaatkrämerei Bayern, Sachsen, Baden, Preußen usw. usw. In einem einigen deutschen Reich liegt unsere Größe und nur wenn wir einig sind und uns nur als Deutsche fühlen, können wir uns mit Gelassenheit an die schwere Friedensarbeit begeben, an die Ausführungen der zu harten Bedingungen der Herren Clemenceau, Wilson und Lloyd George usw.
item 217 linke Seite -255 - Die Zeitungen bringen uns in den letzten Tagen ganz eigentümliche Meldungen von de Gründung einer Rheinischen Republik. Wie, anstatt jetzt endlich um eine Einigung unse- res deutschen Vaterlandes bemüht zu sein, will man es noch mehr zergliedern ?! Wollen das wahre Deutsche sein, die eine derartige Absicht auszuführen im Begriffe sind ? Was nutzt uns eine Rheinische Republik ? Sind wir nicht Deutsche ? Fort endlich mit dieser Kleinstaatkrämerei Bayern, Sachsen, Baden, Preu ßen usw. usw. In einem einigen deutschen Reich liegt unsere Größe und nur wenn wir einig sind und uns nur als Deutsche fühlen, können wir uns mit Gelassenheit an die schwere Friedensarbeit begeben, an die Ausführungen der zu harten Bedingungen der Herren Clemenceau, Wilson und Lloyd George usw.
item 217 linke Seite -255 - Die Zeitungen bringen uns in den letzten Tagen ganz eigentümliche Meldungen von de Gründung einer Rheinischen Republik. Wie, anstatt jetzt endlich um eine Einigung unse- res deutschen Vaterlandes bemüht zu sein, will man es noch mehr zergliedern ?! Wollen das wahre Deutsche sein, die eine derartige Absicht auszuführen im Begriffe sind ? Was nutzt uns eine Rheinische Republik ? Sind wir nicht Deutsche ? Fort endlich mit dieser Kleinstaatkrämerei Bayern, Sachsen, Baden, Preußen usw. usw.
English Translation
On May 10, 1920, Josef Nölke began to write down his diary notes and memories of the First World War and to add photos.
It was completed and bound in 1936.
Josef Nölke was drafted as a war volunteer in February 1915 and was ordered to the western front (in Sommepy/Champagne) on May 20, 1915.
In the same year he was taken prisoner by the French.
The diary is very detailed and sometimes even has exact times.
The last entry is from February 20th, 1920, this is the day on which his captivity ended.
Nölke was allowed to keep his front-line diary because while he was in captivity he made friends with a French corporal who was on the prison camp guards.
On April 21, 1939, Josef Nölke wrote to the Rheinische Landeszeitung with a request to include his story about this friendship.
In the response of the Rheinische Landeszeitung based in Düsseldorf on May 2, 1939, his request was rejected on the grounds that it was impossible to comply with this request due to the lack of space and the large amount of material in the newspaper. || A bound DIN A 4 diary in blue colour.
The dates 1915-1920 are noted in gold letters on the spine of the book.
Automatically Identified Enrichments
Verify Automatically Identified Enrichments
Verify Automatically Identified Locations
Verify Automatically Identified Persons


Enrichment Mode
Edit your workspace view by using the top-right menu.
You can have the white Activity Panel docked to the right (default) , to the bottom , or as an independent overlay . If you just want to view the image, you can hide the panel using the minimise button , and then re-open it with the pen button. Adjust the size and position of your Activity Panel according to your preferences.
You enrich documents by following a step-by-step process.
Make sure you regularly save your enrichments in each step to avoid the risk of losing your work.

Step 1: Transcription
To start a transcription, select the transcription tab at the top menu of the Activity Panel. Click inside the box underneath the heading TRANSCRIPTION and start writing your transcription. When needed, use the toolbar to format your text and to add special characters and tables. A guide to the transcription toolbar is available in the Formatting section of this tutorial.
Identify the language(s) of the text using the dropdown list under the transcription box. You can select multiple languages at once.
If the item has no text to transcribe, tick the checkbox ‘No Text’.
Once you have finished your transcription, click SAVE.

Step 2: Description
You can add a description to the item underneath the Transcription section.
The first task is to identify what type of document the item is: a handwritten or printed document, a postcard, photo, drawing and/or part of a diary. Tick the category which best applies to the item. Multiple categories can be selected at once.
The second task is to write a description of the contents. Click inside the box underneath the heading DESCRIPTION. Here, you can write what the item is, what it is about, and specify the images and objects that appear in the item.
Identify the language of the description text that you wrote using the dropdown list underneath. You can only select one language.
Once you have finished your description, click SAVE.

Step 3: Location
If you find a location mentioned or recognise a place in the item, you can create a geotag and pin it to the item map. Multiple locations can be attached to the item. To tag locations, select the tagging tab at the top menu of the Activity Panel. Click the plus next to the heading LOCATIONS. Type the location into the search bar and select the result that best applies. A new pin will be placed into the map. The location name should be a clear georeference, e.g. a country, city or address. Make adjustments to the location name if necessary. You can also adjust the position of the pin by dragging it on the map. If you want to add further details to the location, you can write a (short) description. This could include extra information about the geotag (e.g. the building name or a significant event that took place at the location) or the relevance of the place to the item (e.g. the hometown of the author). You can also add a Wikidata reference to link the location to a stable source. Search for the reference using the Wikidata fields. Once you have finished your location tag, click SAVE. You can find the place(s) tagged to the item in grey at the bottom of the Location(s) section.Step 4: Tagging
Below the Locations section is the Tagging section, where you can add the following annotations:

Here, you can add dates that correspond to the item. This could include the dates mentioned in the text (e.g. in diary pages), the date of a related historical event (e.g. the end of WWI), or when the item was created (e.g. from a dated signature on an illustration). You can either define this as a single date or as a longer time frame.
To tag dates to the item, write the start and end dates in DD/MM/YYYY format in the fields or select the dates by clicking on the calendar.
If you only have one date to add, insert the same date into both start and end fields.
If you don’t know the exact days, you can also tag the date on the scale of months (MM/YYYY) or years (YYYY).
Once you have finished your date tag, click SAVE DATE.

People mentioned as creators or subjects in the item can also be tagged. Depending on the information you might have, you can enter the person’s first and last names, as well as their dates of birth and death. There is also the option to write a short description of the person, explaining who they are or their relevance to the item, e.g. the person’s occupation or their relation to another tagged person.
Multiple people can be tagged to one item.
Once you have finished your person tag, click SAVE.

Here, you can freely add keywords related to the topic and content of the item. This could include particular themes (e.g. art, music, war), subjects (e.g. children, cooking, France), or particular historical affiliations (e.g. 20th century, Austro-Hungarian Empire, Fall of the Iron Curtain).
Multiple keywords can be added and they can be written in any language.
Write your keyword tag into the field and click SAVE.

External websites with information about the item’s content can be linked here. This could include links to further data about a person mentioned, a particular historical event or links to digital versions of newspapers that appear in photos or clippings in a notebook.
To add a link, click the plus next to the heading ‘Other Sources’. Enter the URL into the Link field, and write a short description of this link in the Additional Description field.
Multiple links can be tagged to one item.
Once you have finished your tag, click SAVE.
Step 5: Mark for Review
Once you have saved your contribution, the task will automatically change to the Edit status. If you think the task is finished, you can mark it for review. Note that you have to be at Runner level or above to do this (see: Miles and Levels). Click on the yellow circle next to the section heading and select Review in the list that appears. The task now needs to go under Review by another volunteer.Formatting


Review

-
- Transcription: The complete text in the item has been properly transcribed and the transcription is formatted as accurately as possible. The correct language(s) are selected and the transcription contains no missing or unclear icons.
-
- Description: The description is accurate and detailed (especially items without text to transcribe, e.g. photos), and the appropriate categories have been ticked.
-
- Location(s): All locations have been correctly tagged. The location name is accurate and matches the coordinates and the pin on the map. The description is clear and concise, and the Wikidata reference (if any) is correct.
-
- Tagging: Document dates are completed and as precise as possible. All mentioned people are tagged and their data is correct. All added keywords are applicable to the item, and other sources have accurate information and functioning links.
Completion Statuses
GREY |
1. NOT STARTED |
Tasks have not been started. |
YELLOW |
2. EDIT MODE |
Tasks have been started, but not yet finished. Additions and edits can still be made. |
ORANGE |
3. REVIEW |
Tasks are finished, but need final review by Sprinter or Champion transcribers. |
GREEN |
4. COMPLETED |
Tasks have been fully completed and reviewed. No further changes need to be made. |
Miles and Levels
Transcribathon is a competitive marathon. You do not enrich documents alone, but compete and work with other volunteers to ensure the quality of your work. When you first create a Transcribathon account, you only have the ability to start and edit tasks. The more you enrich documents, the closer you become to advancing to a higher level, which can unlock abilities like reviewing and completing tasks.Level | Abilities |
---|---|
Trainee | Basic abilities: start and edit tasks |
Runner | Basic abilities, mark finished tasks for review |
Sprinter | All Runner abilities, mark reviewed annotations as completed |
Champion | All Sprinter abilities, mark reviewed transcriptions as completed |
Tasks | Miles Received |
---|---|
Transcription | 1 Mile for every 300 characters transcribed |
Description | 1 Mile for every 5 Descriptions added |
Location | 1 Mile for every 5 Locations added |
Tagging | 1 Mile for every 5 Tags added |
Reviewing | 1 Mile for every 10 items marked as complete |
