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TRANSCRIPTION
- 118 -
Klasse befördert wurden, kamen wir auf dem Bahnhof
Rouen an. Die uns auf der Fahrt begleitenden Posten,
alles junge Kerle, die schon in der Front waren,
waren sehr anständig. Es war 11 Uhr abends, als wir in
Rouen ankamen. Wir marschierten zum Güterbahnhof, wo
man uns für die Nacht in einen Viehwagen stopfte. Am
nächsten Morgen brachte man uns in einem Lastwagen
nach St. Aubin-Epinay, einem Erholungslager, 8 km
von Rouen. Erholungslager war es nur insofern, als
nicht gearbeitet wurde und große Sauberkeit herrschte,
alles andere war schlechter als in Moulins. Das Essen
war miserabel und die das Lager verwaltenden Franzosen
die unangenehmsten, die ich bis jetzt kennen
gelernt habe. Sie schikanierten uns, wo sie konnten.
Während der 14 Tage, die ich im Lager war, hätte es
um ein Haar einen Krawall gegeben. Es kam so: In der
Nacht waren drei von unseren Leuten, die auf dem Büro
beschäftigt gewesen waren, trotz der nächtlichen Zählung
der Franzosen entflohen und zwar hatten sich
an einem Strick zum Fenster hinausgelassen. Beim Zählappell
am andern Morgen fehlten natürlich 3 Mann und
nach längerem Suchen fanden die Franzosen endlich den
Strick und dadurch den Weg, den die Ausreißer genommen
hatten. Der französische Adjudant war natürlich voller
Wut. Wir hatten schon während des Suchens still stehen
müssen, was für die Kranken und arbeitsunfähigen Leute
natürlich sehr anstrengend war. Jetzt, nachdem der
Strick gefunden war, befahl der "Nußknacker", so wurde
der französische Adjudant allgemein wegen seines
verbissenen Aussehens genannt, dass sämtliche Leute sofort
exerzieren, ohne vorher Kaffee zu empfangen. Gewöhnlich
wurde nach dem Appell Kaffee ausgegeben und von 6 Uhr
bis 8 Uhr mussten die gesunden Gefangenen (ungefähr
100 Mann) 2 Stunden exerzieren, d. h. stumpfsinnig
auf dem Hof im Kreis herumlaufen, ohne rauchen oder
miteinander sprechen zu dürfen. Alle 600 Mann sollten
nun mit wenigen Ausnahmen, ohne vorher Kaffee zu trinken,
sofort marschieren. Wir traten nun, schon durch das
lange Stillstehen erbost, an und das Marschieren ging
los. Es klappte natürlich nicht gleich, es wurde
gesprochen, nicht im Gleichschritt gegangen, verschiedene
Kameraden ließen die Hände in den Hosentaschen. Die Franzosen,
wütend, sprangen dazwischen und fuhren die betreffenden
an. Darauf erhob sich ein leises Murren, das
in ein lautes Brüllen nach Kaffee ausartete und aus dem
man die ganze Wut, die die Leute hatten, heraushören
konnte. Die Lage wurde kritisch. Der "Nußkancker"
fuchtelte aufgeregt mit seinem Revolver herum und schrie
seinen herumstehenden Leuten "aux armes" "zu den
Waffen" zu, die daraufhin zu den Gewehren spritzten,
daß die Rockschöße nur so flogen. Schließlich gelang
es dem deutschen Lagerältesten, die Leute zu beruhigen.
Der Nussknacker stellte einen Kreis von Posten auf, in
dem wir dann 2 Stunden herumspazieren mussten. Dann gab
es eine halbe Stunde Pause und den Kaffee, wonach wir
wieder bis Mittag marschierten. 10 Tage danach kamen
wir 36 Mann aus Moulins zum Arbeitslager Lavasseur in
Rouen, wo ich jetzt noch bin. Das Essen ist hier besser
als in St. Aubin, dafür die Arbeit aber schwer.
Language(s) of Transcription
LOCATION
Sommepy, Frankreich (49.2508, 4.55708)
Story Location
ABOUT THIS DOCUMENT
Document Date
Document Type
Document Description
Language of Description
Keywords
External Web Resources
People
STORY INFORMATION
Title
Erinnerungen von Josef Nölke an den Weltkrieg
Source
UGC
Contributor
europeana19141918:agent/724f5ea3ded2341f0a9f1186af2b3161
Date
1939-05-02
1915-02
Type
Story
Language
deu
Deutsch
Country
Europe
DataProvider
Europeana 1914-1918
Provider
Europeana 1914-1918
Rights
http://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/ http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/DatasetName
2020601_Ag_ErsterWeltkrieg_EU
Begin
1915-02
End
1939-05-02
Language
mul
Agent
Josef Nölke | europeana19141918:agent/6f7b44f6207b945c2e97a3b888452dd6
Heidrun Altenburg | geb. Sülberg | europeana19141918:agent/724f5ea3ded2341f0a9f1186af2b3161
Created
2019-09-11T08:39:18.641Z
2020-02-25T08:45:25.547Z
2013-11-27 16:08:29 UTC
Provenance
BC18
Story Description
Josef Nölke begann am 10. Mai 1920 nachträglich seine Tagebuchnotizen und Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg aufzuschreiben und mit Fotos zu versehen. Fertiggestellt und gebunden wurde es 1936. Josef Nölke wurde im Februar 1915 als Kriegsfreiwilliger eingezogen und wurde am 20.05.1915 an die Westfront (in Sommepy/Champagne) beordert. Bereits im selben Jahr geriet er in französische Gefangenschaft. Das Tagebuch ist sehr detailliert und verfügt teilweise sogar über genaue Uhrzeitangaben. Der letzte Eintrag stammt vom 20.02.1920, dies ist der Tag, an dem seine Kriegsgefangenschaft endete. Nölke durfte sein Fronttagebuch behalten, weil er in der Gefangenschaft Freundschaft mit einem französischen Korporal schloss, der zum Wachpersonal des Gefangenenlagers gehörte. Am 21. April 1939 schrieb Josef Nölke an die Rheinische Landeszeitung mit der Bitte, seine Geschichte über diese Freundschaft aufzunehmen. In der Antwort der Rheinischen Landeszeitung mit Sitz in Düsseldorf vom 2. Mai 1939 wurde seine Bitte mit der Begründung abgelehnt, dass es wegen Platzmangels und der großen Materialfülle der Zeitung unmöglich sei, diesem Wunsch nachzukommen.Ein gebundenes DIN A 4 Tagebuch in blauer Farbe. Auf dem Buchrücken sind die Daten 1915-1920 in goldener Schrift vermerkt.
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PEOPLE
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TUTORIAL
- 118 -
Klasse befördert wurden, kamen wir auf dem Bahnhof
Rouen an. Die uns auf der Fahrt begleitenden Posten,
alles junge Kerle, die schon in der Front waren,
waren sehr anständig. Es war 11 Uhr abends, als wir in
Rouen ankamen. Wir marschierten zum Güterbahnhof, wo
man uns für die Nacht in einen Viehwagen stopfte. Am
nächsten Morgen brachte man uns in einem Lastwagen
nach St. Aubin-Epinay, einem Erholungslager, 8 km
von Rouen. Erholungslager war es nur insofern, als
nicht gearbeitet wurde und große Sauberkeit herrschte,
alles andere war schlechter als in Moulins. Das Essen
war miserabel und die das Lager verwaltenden Franzosen
die unangenehmsten, die ich bis jetzt kennen
gelernt habe. Sie schikanierten uns, wo sie konnten.
Während der 14 Tage, die ich im Lager war, hätte es
um ein Haar einen Krawall gegeben. Es kam so: In der
Nacht waren drei von unseren Leuten, die auf dem Büro
beschäftigt gewesen waren, trotz der nächtlichen Zählung
der Franzosen entflohen und zwar hatten sich
an einem Strick zum Fenster hinausgelassen. Beim Zählappell
am andern Morgen fehlten natürlich 3 Mann und
nach längerem Suchen fanden die Franzosen endlich den
Strick und dadurch den Weg, den die Ausreißer genommen
hatten. Der französische Adjudant war natürlich voller
Wut. Wir hatten schon während des Suchens still stehen
müssen, was für die Kranken und arbeitsunfähigen Leute
natürlich sehr anstrengend war. Jetzt, nachdem der
Strick gefunden war, befahl der "Nußknacker", so wurde
der französische Adjudant allgemein wegen seines
verbissenen Aussehens genannt, dass sämtliche Leute sofort
exerzieren, ohne vorher Kaffee zu empfangen. Gewöhnlich
wurde nach dem Appell Kaffee ausgegeben und von 6 Uhr
bis 8 Uhr mussten die gesunden Gefangenen (ungefähr
100 Mann) 2 Stunden exerzieren, d. h. stumpfsinnig
auf dem Hof im Kreis herumlaufen, ohne rauchen oder
miteinander sprechen zu dürfen. Alle 600 Mann sollten
nun mit wenigen Ausnahmen, ohne vorher Kaffee zu trinken,
sofort marschieren. Wir traten nun, schon durch das
lange Stillstehen erbost, an und das Marschieren ging
los. Es klappte natürlich nicht gleich, es wurde
gesprochen, nicht im Gleichschritt gegangen, verschiedene
Kameraden ließen die Hände in den Hosentaschen. Die Franzosen,
wütend, sprangen dazwischen und fuhren die betreffenden
an. Darauf erhob sich ein leises Murren, das
in ein lautes Brüllen nach Kaffee ausartete und aus dem
man die ganze Wut, die die Leute hatten, heraushören
konnte. Die Lage wurde kritisch. Der "Nußkancker"
fuchtelte aufgeregt mit seinem Revolver herum und schrie
seinen herumstehenden Leuten "aux armes" "zu den
Waffen" zu, die daraufhin zu den Gewehren spritzten,
daß die Rockschöße nur so flogen. Schließlich gelang
es dem deutschen Lagerältesten, die Leute zu beruhigen.
Der Nussknacker stellte einen Kreis von Posten auf, in
dem wir dann 2 Stunden herumspazieren mussten. Dann gab
es eine halbe Stunde Pause und den Kaffee, wonach wir
wieder bis Mittag marschierten. 10 Tage danach kamen
wir 36 Mann aus Moulins zum Arbeitslager Lavasseur in
Rouen, wo ich jetzt noch bin. Das Essen ist hier besser
als in St. Aubin, dafür die Arbeit aber schwer.
- Deutsch (German)
- 118 -
Klasse befördert wurden, kamen wir auf dem Bahnhof
Rouen an. Die uns auf der Fahrt begleitenden Posten,
alles junge Kerle, die schon in der Front waren,
waren sehr anständig. Es war 11 Uhr abends, als wir in
Rouen ankamen. Wir marschierten zum Güterbahnhof, wo
man uns für die Nacht in einen Viehwagen stopfte. Am
nächsten Morgen brachte man uns in einem Lastwagen
nach St. Aubin-Epinay, einem Erholungslager, 8 km
von Rouen. Erholungslager war es nur insofern, als
nicht gearbeitet wurde und große Sauberkeit herrschte,
alles andere war schlechter als in Moulins. Das Essen
war miserabel und die das Lager verwaltenden Franzosen
die unangenehmsten, die ich bis jetzt kennen
gelernt habe. Sie schikanierten uns, wo sie konnten.
Während der 14 Tage, die ich im Lager war, hätte es
um ein Haar einen Krawall gegeben. Es kam so: In der
Nacht waren drei von unseren Leuten, die auf dem Büro
beschäftigt gewesen waren, trotz der nächtlichen Zählung
der Franzosen entflohen und zwar hatten sich
an einem Strick zum Fenster hinausgelassen. Beim Zählappell
am andern Morgen fehlten natürlich 3 Mann und
nach längerem Suchen fanden die Franzosen endlich den
Strick und dadurch den Weg, den die Ausreißer genommen
hatten. Der französische Adjudant war natürlich voller
Wut. Wir hatten schon während des Suchens still stehen
müssen, was für die Kranken und arbeitsunfähigen Leute
natürlich sehr anstrengend war. Jetzt, nachdem der
Strick gefunden war, befahl der "Nußknacker", so wurde
der französische Adjudant allgemein wegen seines
verbissenen Aussehens genannt, dass sämtliche Leute sofort
exerzieren, ohne vorher Kaffee zu empfangen. Gewöhnlich
wurde nach dem Appell Kaffee ausgegeben und von 6 Uhr
bis 8 Uhr mussten die gesunden Gefangenen (ungefähr
100 Mann) 2 Stunden exerzieren, d. h. stumpfsinnig
auf dem Hof im Kreis herumlaufen, ohne rauchen oder
miteinander sprechen zu dürfen. Alle 600 Mann sollten
nun mit wenigen Ausnahmen, ohne vorher Kaffee zu trinken,
sofort marschieren. Wir traten nun, schon durch das
lange Stillstehen erbost, an und das Marschieren ging
los. Es klappte natürlich nicht gleich, es wurde
gesprochen, nicht im Gleichschritt gegangen, verschiedene
Kameraden ließen die Hände in den Hosentaschen. Die Franzosen,
wütend, sprangen dazwischen und fuhren die betreffenden
an. Darauf erhob sich ein leises Murren, das
in ein lautes Brüllen nach Kaffee ausartete und aus dem
man die ganze Wut, die die Leute hatten, heraushören
konnte. Die Lage wurde kritisch. Der "Nußkancker"
fuchtelte aufgeregt mit seinem Revolver herum und schrie
seinen herumstehenden Leuten "aux armes" "zu den
Waffen" zu, die daraufhin zu den Gewehren spritzten,
daß die Rockschöße nur so flogen. Schließlich gelang
es dem deutschen Lagerältesten, die Leute zu beruhigen.
Der Nussknacker stellte einen Kreis von Posten auf, in
dem wir dann 2 Stunden herumspazieren mussten. Dann gab
es eine halbe Stunde Pause und den Kaffee, wonach wir
wieder bis Mittag marschierten. 10 Tage danach kamen
wir 36 Mann aus Moulins zum Arbeitslager Lavasseur in
Rouen, wo ich jetzt noch bin. Das Essen ist hier besser
als in St. Aubin, dafür die Arbeit aber schwer.
Language(s) of Transcription
English Translation
Transcription History
- 118 - Klasse befördert wurden, kamen wir auf dem Bahnhof Rouen an. Die uns auf der Fahrt begleitenden Posten, alles junge Kerle, die schon in der Front waren, waren sehr anständig. Es war 11 Uhr abends, als wir in Rouen ankamen. Wir marschierten zum Güterbahnhof, wo man uns für die Nacht in einen Viehwagen stopfte. Am nächsten Morgen brachte man uns in einem Lastwagen nach St. Aubin-Epinay, einem Erholungslager, 8 km von Rouen. Erholungslager war es nur insofern, als nicht gearbeitet wurde und große Sauberkeit herrschte, alles andere war schlechter als in Moulins. Das Essen war miserabel und die das Lager verwaltenden Franzosen die unangenehmsten, die ich bis jetzt kennen gelernt habe. Sie schikanierten uns, wo sie konnten. Während der 14 Tage, die ich im Lager war, hätte es um ein Haar einen Krawall gegeben. Es kam so: In der Nacht waren drei von unseren Leuten, die auf dem Büro beschäftigt gewesen waren, trotz der nächtlichen Zählung der Franzosen entflohen und zwar hatten sich an einem Strick zum Fenster hinausgelassen. Beim Zählappell am andern Morgen fehlten natürlich 3 Mann und nach längerem Suchen fanden die Franzosen endlich den Strick und dadurch den Weg, den die Ausreißer genommen hatten. Der französische Adjudant war natürlich voller Wut. Wir hatten schon während des Suchens still stehen müssen, was für die Kranken und arbeitsunfähigen Leute natürlich sehr anstrengend war. Jetzt, nachdem der Strick gefunden war, befahl der "Nußknacker", so wurde der französische Adjudant allgemein wegen seines verbissenen Aussehens genannt, dass sämtliche Leute sofort exerzieren, ohne vorher Kaffee zu empfangen. Gewöhnlich wurde nach dem Appell Kaffee ausgegeben und von 6 Uhr bis 8 Uhr mussten die gesunden Gefangenen (ungefähr 100 Mann) 2 Stunden exerzieren, d. h. stumpfsinnig auf dem Hof im Kreis herumlaufen, ohne rauchen oder miteinander sprechen zu dürfen. Alle 600 Mann sollten nun mit wenigen Ausnahmen, ohne vorher Kaffee zu trinken, sofort marschieren. Wir traten nun, schon durch das lange Stillstehen erbost, an und das Marschieren ging los. Es klappte natürlich nicht gleich, es wurde gesprochen, nicht im Gleichschritt gegangen, verschiedene Kameraden ließen die Hände in den Hosentaschen. Die Franzosen, wütend, sprangen dazwischen und fuhren die betreffenden an. Darauf erhob sich ein leises Murren, das in ein lautes Brüllen nach Kaffee ausartete und aus dem man die ganze Wut, die die Leute hatten, heraushören konnte. Die Lage wurde kritisch. Der "Nußkancker" fuchtelte aufgeregt mit seinem Revolver herum und schrie seinen herumstehenden Leuten "aux armes" "zu den Waffen" zu, die daraufhin zu den Gewehren spritzten, daß die Rockschöße nur so flogen. Schließlich gelang es dem deutschen Lagerältesten, die Leute zu beruhigen. Der Nussknacker stellte einen Kreis von Posten auf, in dem wir dann 2 Stunden herumspazieren mussten. Dann gab es eine halbe Stunde Pause und den Kaffee, wonach wir wieder bis Mittag marschierten. 10 Tage danach kamen wir 36 Mann aus Moulins zum Arbeitslager Lavasseur in Rouen, wo ich jetzt noch bin. Das Essen ist hier besser als in St. Aubin, dafür die Arbeit aber schwer.
- 118 - Klasse befördert wurden, kamen wir auf dem Bahnhof Rouen an. Die uns auf der Fahrt begleitenden Posten, alles junge Kerle, die schon in der Front waren, waren sehr anständig. Es war 11 Uhr abends, als wir in Rouen ankamen. Wir marschierten zum Güterbahnhof, wo man uns für die Nacht in einen Viehwagen stopfte. Am nächsten Morgen brachte man uns in einem Lastwagen nach St. Aubin-Epinay, einem Erholungslager, 8 km von Rouen. Erholungslager war es nur insofern, als nicht gearbeitet wurde und große Sauberkeit herrschte, alles andere war schlechter als in Moulins. Das Essen war miserabel und die das Lager verwaltenden Franzosen die unangenehmsten, die ich bis jetzt kennen gelernt habe. Sie schickanierten uns, wo sie konnten. Während der 14 Tage, die ich im Lager war, hätte es um ein Haar einen Krawall gegeben. Es kam so: In der Nacht waren drei von unseren Leuten, die auf dem Büro beschäftigt gewesen waren, trotz der nächtlichen Zählung der Franzosen entflohen und zwar hatten sich an einem Strick zum Fenster hinausgelassen. Beim Zählappell am andern Morgen fehlten natürlich 3 Mann und nach längerem Suchen fanden die Franzosen endlich den Strick und dadurch den Weg, den die Ausreißer genommen hatten. Der französische Adjudant war natürlich voller Wut. Wir hatten schon während des Suchens still stehen müssen, was für die Kranken und arbeitsunfähigen Leute natürlich sehr anstrengend war. Jetzt, nachdem der Strick gefunden war, befahl der "Nußknacker", so wurde der französische Adjudant allgemein wegen seines verbissenen Aussehens genannt, dass sämtliche Leute sofort exerzieren, ohne vorher Kaffee zu empfangen. Gewöhnlich wurde nach dem Appell Kaffee ausgegeben und von 6 Uhr bis 8 Uhr mussten die gesunden Gefangenen (ungefähr 100 Mann) 2 Stunden exerzieren, d. h. stumpfsinnig auf dem Hof im Kreis herumlaufen, ohne rauchen oder miteinander sprechen zu dürfen. Alle 600 Mann sollten nun mit wenigen Ausnahmen, ohne vorher Kaffee zu trinken, sofort marschieren. Wir traten nun, schon durch das lange Stillstehen erbost, an und das Marschieren ging los. Es klappte natürlich nicht gleich, es wurde gesprochen, nicht im Gleichschritt gegangen, verschiedene Kameraden ließen die Hände in den Hosentaschen. Die Franzosen, wütend, sprangen dazwischen und fuhren die betreffenden an. Darauf erhob sich ein leises Murren, das in ein lautes Brüllen nach Kaffee ausartete und aus dem man die ganze Wut, die die Leute hatten, heraushören konnte. Die Lage wurde kritisch. Der "Nußkancker" fuchtelte aufgeregt mit seinem Revolver herum uns schrie seinen herumstehenden Leuten "aux armes" "zu den Waffen" zu, die daraufhin zu den Gewehren spritzten, daß die Rochschöße nur so flogen. Schließlich gelang es dem deutschen Lagerältesten, die Leute zu beruhigen. Der Nussknacker stellte einen Kreis von Posten auf, in dem wir dan 2 Stunden herumspazieren mussten. Dann gab es eine halbe Stunde Pause und den Kaffee, wonach wir wieder bis Mittag marschierten. 10 Tage danach kamen wir 36 Mann aus Moulins zum Arbeitslager Lavasseur in Rouen, wo ich jetzt noch bin. Das Essen ist hier besser als in St. Aubin, dafûr die Arbeit aber schwer.
- 118 - Klasse befördert wurden, kamen wir auf dem Bahnhof Rouen an. Die uns auf der Fahrt begleitenden Posten, alles junge Kerle, die schon in der Front waren, waren sehr anständig. Es war 11 Uhr abends, als wir in Rouen ankamen. Wir marschierten zum Güterbahnhof, wo man uns für die Nacht in einen Viehwagen stopfte. Am nächsten Morgen brachte man uns in einem Lastwagen nach St. Aubin-Epinay, einem Erholungslager, 8 km von Rouen. Erholungslager war es nur insofern, als nicht gearbeitet wurde und große Sauberkeit herrschte, alles andere war schlechter als in Moulins. Das Essen war miserabel und die das Lager verwaltenden Franzosen die unangenehmsten, die ich bis jetzt kennen gelernt habe. Sie schickanierten uns, wo sie konnten. Während der 14 Tage, die ich im Lager war, hätte es um ein Haar einen Krawall gegeben. Es kam so: In der Nacht waren drei von unseren Leuten, die auf dem Büro beschäftigt gewesen waren, trotz der nächtlichen Zählung der Franzosen entflohen und zwar hatten sich an einem Strick zum Fenster hinausgelassen. Beim Zählappell am andern Morgen fehlten natürlich 3 Mann und nach längerem Suchen fanden die Franzosen endlich den Strick und dadurch den Weg, den die Ausreißer genommen hatten. Der französische Adjudant war natürlich voller Wut. Wir hatten schon während des Suchens still stehen müssen, was für die Kranken und arbeitsunfähigen Leute natürlich sehr anstrengend war. Jetzt, nachdem der Strick gefunden war, befahl der "Nußknacker", so wurde der französische Adjudant allgemein wegen seines verbissenen Aussehens genannt, dass sämtliche Leute sofort exerzieren, ohne vorher Kaffee zu empfangen. Gewöhnlich wurde nach dem Appell Kaffee ausgegeben und von 6 Uhr
- 118 - Klasse befördert wurden, kamen wir auf dem Bahnhof Rouen an. Die uns auf der Fahrt begleitenden Posten, alles junge Kerle, die schon in der Front waren, waren sehr anständig. Es war 11 Uhr abends, als wir in Rouen ankamen. Wir marschierten zum Güterbahnhof, wo man uns für die Nacht in einen Viehwagen stopfte. Am nächsten Morgen brachte man uns in einem Lastwagen nach St. Aubin - Epinay, einem Erholungslager, 8 km von Rouen. Erholungslager war es nur insofern, als nicht gearbeitet wurde und große Sauberkeit herrschte, alles andere war schlechter als in Moulins. Das Essen war miserabel und die das Lager verwaltenden Franzosen die unangenehmsten, die ich bis jetzt kennen gelernt habe. Sie schickanierten uns, wo sie konnten. Während der 14 Tage, die ich im Lager war, hätte es um ein Haar einen Krawall gegeben. Es kam so: In der Nacht waren drei von unseren Leuten, die auf dem Büro beschäftigt gewesen waren, trotz der nächtlichen Zählung der Franzosen entflohen und zwar hatten sich an einem Strick zum Fenster hinausgelassen. Beim Zählappell am andern Morgen fehlten natürlich 3 Mann und nach längerem Suchen fanden die Franzosen endlich den Strick und dadurch den Weg, den die Ausreißer genommen hatten. Der französische Adjudant war natürlich voller Wut. Wir hatten schon während des Suchens still stehen müssen, was für die Kranken und arbeitsunfähigen Leute natürlich sehr anstrengend war. Jetzt, nachdem der Strick gefunden war, befahl der "Nußknacker", so wurde der französische Adjudant allgemein wegen seines verbissenen Aussehens genannt, dass sämtliche Leute sofort exerzieren, ohne vorher Kaffee zu empfangen. Gewöhnlich wurde nach dem Appell Kaffee ausgegeben und von 6 Uhr
English Translation
On May 10, 1920, Josef Nölke began to write down his diary notes and memories of the First World War and to add photos. It was completed and bound in 1936. Josef Nölke was drafted as a war volunteer in February 1915 and was ordered to the western front (in Sommepy/Champagne) on May 20, 1915. In the same year he was taken prisoner by the French. The diary is very detailed and sometimes even has exact times. The last entry is from February 20th, 1920, this is the day on which his captivity ended. Nölke was allowed to keep his front-line diary because while he was in captivity he made friends with a French corporal who was on the prison camp guards. On April 21, 1939, Josef Nölke wrote to the Rheinische Landeszeitung with a request to include his story about this friendship. In the response of the Rheinische Landeszeitung based in Düsseldorf on May 2, 1939, his request was rejected on the grounds that it was impossible to comply with this request due to the lack of space and the large amount of material in the newspaper. || A bound DIN A 4 diary in blue colour. The dates 1915-1920 are noted in gold letters on the spine of the book.
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You enrich documents by following a step-by-step process.
Make sure you regularly save your enrichments in each step to avoid the risk of losing your work.
Step 1: Transcription
To start a transcription, select the transcription tab at the top menu of the Activity Panel. Click inside the box underneath the heading TRANSCRIPTION and start writing your transcription. When needed, use the toolbar to format your text and to add special characters and tables. A guide to the transcription toolbar is available in the Formatting section of this tutorial.
Identify the language(s) of the text using the dropdown list under the transcription box. You can select multiple languages at once.
If the item has no text to transcribe, tick the checkbox ‘No Text’.
Once you have finished your transcription, click SAVE.
Step 2: Description
You can add a description to the item underneath the Transcription section.
The first task is to identify what type of document the item is: a handwritten or printed document, a postcard, photo, drawing and/or part of a diary. Tick the category which best applies to the item. Multiple categories can be selected at once.
The second task is to write a description of the contents. Click inside the box underneath the heading DESCRIPTION. Here, you can write what the item is, what it is about, and specify the images and objects that appear in the item.
Identify the language of the description text that you wrote using the dropdown list underneath. You can only select one language.
Once you have finished your description, click SAVE.
Step 3: Location
If you find a location mentioned or recognise a place in the item, you can create a geotag and pin it to the item map. Multiple locations can be attached to the item. To tag locations, select the tagging tab at the top menu of the Activity Panel. Click the plus next to the heading LOCATIONS. Type the location into the search bar and select the result that best applies. A new pin will be placed into the map. The location name should be a clear georeference, e.g. a country, city or address. Make adjustments to the location name if necessary. You can also adjust the position of the pin by dragging it on the map. If you want to add further details to the location, you can write a (short) description. This could include extra information about the geotag (e.g. the building name or a significant event that took place at the location) or the relevance of the place to the item (e.g. the hometown of the author). You can also add a Wikidata reference to link the location to a stable source. Search for the reference using the Wikidata fields. Once you have finished your location tag, click SAVE. You can find the place(s) tagged to the item in grey at the bottom of the Location(s) section.Step 4: Tagging
Below the Locations section is the Tagging section, where you can add the following annotations:
Document Date:
Here, you can add dates that correspond to the item. This could include the dates mentioned in the text (e.g. in diary pages), the date of a related historical event (e.g. the end of WWI), or when the item was created (e.g. from a dated signature on an illustration). You can either define this as a single date or as a longer time frame.
To tag dates to the item, write the start and end dates in DD/MM/YYYY format in the fields or select the dates by clicking on the calendar.
If you only have one date to add, insert the same date into both start and end fields.
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People:
People mentioned as creators or subjects in the item can also be tagged. Depending on the information you might have, you can enter the person’s first and last names, as well as their dates of birth and death. There is also the option to write a short description of the person, explaining who they are or their relevance to the item, e.g. the person’s occupation or their relation to another tagged person.
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Keywords:
Here, you can freely add keywords related to the topic and content of the item. This could include particular themes (e.g. art, music, war), subjects (e.g. children, cooking, France), or particular historical affiliations (e.g. 20th century, Austro-Hungarian Empire, Fall of the Iron Curtain).
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To add a link, click the plus next to the heading ‘Other Sources’. Enter the URL into the Link field, and write a short description of this link in the Additional Description field.
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Step 5: Mark for Review
Once you have saved your contribution, the task will automatically change to the Edit status. If you think the task is finished, you can mark it for review. Note that you have to be at Runner level or above to do this (see: Miles and Levels). Click on the yellow circle next to the section heading and select Review in the list that appears. The task now needs to go under Review by another volunteer.Formatting
Use the toolbar to format your Transcription text or to add extra details to it. You can format your text using the various styles and alignment tools: Use bold for headings, and italics, underline andReview
All enrichments need to be edited and reviewed by more than one volunteer to ensure that they are as accurate as possible. Only Sprinters and Champions can edit tasks in the Review stage and mark them as Complete. (see: Miles and Levels) You can review a task (Transcription, Description, Locations, or Tagging) when the circle next to the heading is coloured orange . During the review process, pay close attention to the following requirements:-
- Transcription: The complete text in the item has been properly transcribed and the transcription is formatted as accurately as possible. The correct language(s) are selected and the transcription contains no missing or unclear icons.
-
- Description: The description is accurate and detailed (especially items without text to transcribe, e.g. photos), and the appropriate categories have been ticked.
-
- Location(s): All locations have been correctly tagged. The location name is accurate and matches the coordinates and the pin on the map. The description is clear and concise, and the Wikidata reference (if any) is correct.
-
- Tagging: Document dates are completed and as precise as possible. All mentioned people are tagged and their data is correct. All added keywords are applicable to the item, and other sources have accurate information and functioning links.
Completion Statuses
GREY |
1. NOT STARTED |
Tasks have not been started. |
YELLOW |
2. EDIT MODE |
Tasks have been started, but not yet finished. Additions and edits can still be made. |
ORANGE |
3. REVIEW |
Tasks are finished, but need final review by Sprinter or Champion transcribers. |
GREEN |
4. COMPLETED |
Tasks have been fully completed and reviewed. No further changes need to be made. |
Miles and Levels
Transcribathon is a competitive marathon. You do not enrich documents alone, but compete and work with other volunteers to ensure the quality of your work. When you first create a Transcribathon account, you only have the ability to start and edit tasks. The more you enrich documents, the closer you become to advancing to a higher level, which can unlock abilities like reviewing and completing tasks.Level | Abilities |
---|---|
Trainee | Basic abilities: start and edit tasks |
Runner | Basic abilities, mark finished tasks for review |
Sprinter | All Runner abilities, mark reviewed annotations as completed |
Champion | All Sprinter abilities, mark reviewed transcriptions as completed |
Tasks | Miles Received |
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