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TRANSCRIPTION
S. 229
unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an
ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und
lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten
Chef des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für
jeden von uns unauslöschlich mit dem Lustgarten verbunden.
Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom
9. August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König
Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1.
Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahrt zur
Westgrenze befohlen hatte ! Und nun sind nach 10 Jahren
die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten
Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz
allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag
es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf
unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der
gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes
und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen
zu hören, die am 9.August 1914 gesprochen hatten. Und
nun ist der Lustgarten uns verboten ! - Auch der
Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere
Enttäuschung! Und doch hat der Tausch auch sein Gutes:
Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die
hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest;
nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer
kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst
wird in Wahrheit eine Familienfeier.
Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die
Regimenter stehen still. Mit dem Yorck'schen Marsch rückt
die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß,
die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter
Hauptmann Graf v. Matuschka vom Portal V her auf den Platz
und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen
Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind
tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der
alten Krieger gespannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt,
eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden,
mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser
Kompagnie sorgsamst gewahrt.
Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen
erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz
Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater
über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer
Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn -
ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung
an einstmals !
Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten
die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend
verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, stattlichen
Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus.
Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem
treuen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der
Zeiten habe ich Dich nicht vergessen; wir bleiben die Alten!
Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen
Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor
dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons
zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen
Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld,
gerückt war, bereit:
Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen
Eitel-Friedrich von Preußen.
Kameraden !
Als vor 10 Jahren am 1. August abends das 1. Bataillon
von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das
Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein
elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es
ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist
der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter
Kommandeur, General von Friedeburg, den Befehl Sr. Maj.
zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl
hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen.
Welche Auszeichnung und Freude, diese auserwählte Schar
zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können.
Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis
bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen
drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern
zurückschallten. Am 9. wiederholte das mobile Regiment in
Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur.
Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von
Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden
vom Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment,
denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere
Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern
und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen
sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns
feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne,
in dem Oise- oder Marnetal, an der Aisne oder Somme, in
Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands,
in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der
Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre
Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern
durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der
Tag der Ehrung unserer Toten geweiht.
Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes
stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das
der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war.
Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden
geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tornister der
Alltagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und Häßliche
unserer Tage und geben Sie sich hin der Freude, heute einmal
wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer
großen Familie, der, unseres alten Regiments. Nicht mehr
in Grenadiermütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm
und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper
talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher
Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen,
mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen.
Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes
zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres
hohen Chefs in alter Semper talis-Treue gedenken. Wir
kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf
Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten
Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den
alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar
unter ihrem heldenhaften Führer dem Grafen zu Eulenburg
Seiner gedacht hat nach siegreichem Angriff am letzten Tage
des Weltkrieges, so gehen unsere Gedanken auch heute mit
unseren besten Wünschen zu Ihm in die Ferne, wissend
daß auch Er im Geiste hier unter uns weilt. Und nun
Stillgestanden! Die Hüte ab ! Unser geliebtes altes Erstes
Garde-Regiment zu Fuß und sein hoher Regiments-Chef
Hurra! Hurra! Hurra!
Die Mauern der alten Kaserne erzittern von dem
begeisterten, soldatisch knappen Hurraruf der vieltausendköpfigen
Versammlung. "Rührt euch!"
Feierlich setzen die Musik des 1. Bataillons Infanterie-
Regiments 9 und der, von Kamerad Alfred Herrmann
trefflich geschulte Sängerchor der Traditionskompagnie ein, um
S. 230
mit dem Vortrag der Motette "Euch tote Helden", komponiert
von Kamerad Wilhelm Zippel (Berlin), den Feldgottesdienst
einzuleiten:
"Keiner hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben
lässt für die Freunde.
In fremder Erde ruhet Ihr nach heil'gem Kampf fürs
Vaterland,
Und fremde Sterne halten Wacht dort über Eurer
Grabesnacht.
Doch Eurer Taten reife Saat, sie keimet still, es reift
die Aehre,
Bis Himmelskönigs Weckruf schallt und ew'ger Lorbeer
einst Euch kröne.
Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir
loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter,
unseres allverehrten früheren Garnisonspfarrers, der uns so
oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am
9. August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten
den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten
Regimenter erbeten hat:
Selig sind die Toten, die dem Herren sterben."
Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir
loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter,
unseres allverehrtren früheren Garnisonspfarrers, der uns so
oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am
9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten
den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten
Regimenter erbeten hat:
Predigt des Hofpredigers Richter.
Semper talis!
Das walte Gott Vater, Sohn und heiliger Geist!
Hebr. 13,8: "Jesus Christus gestern und heut und derselbe
auch in Ewigkeit".
Das Ehrenmal des Ersten Garde-Regiments, das
heute der Enthüllung harrt, stellt Stein geworden
denselben Gedanken dar, den unser Kaiser und
Regimentschef einmal auf dem Lustgarten aussprach: "Wir sind
und bleiben de Grenadiere vom großen Fritz!" Die alte
Zeit. Der friderizianische Grenadier, reicht der neuen Zeit
im Stahlhelm die Hand und darüber das Bild des
großen Königs mit den Feueraugen und dem
Felsenherzen: Semper talis - immer derselbe! Das nennen
wir den ehernen Gleichschritt der Potsdamer Wachtparade,
der zum Geisterschritt der großen Geschichte wird, wenn
wir unserer toten Helden gedenken und ihnen zu Ehren
uns vor dem Angesicht unseres ewigen Königs an
historischer Stätte versammelt haben.
Bleib du im ew'gen Leben, mein guter
Kamerad - das klingt nicht bloß, hinab in
die Gräber der Toten in Ost und West, nein das
schwingt sich hinüber über die schandbedeckte traurige
Gegenwart, die - Gott ist, Zeuge - der deutsche
Soldat nicht verschuldet hat, hinauf vor den Thron des
ewigen Richters, der auch über dieses Stück Geschichte wie
über unsere Feinde einmal gerechtes Gericht halten wird,
wenn einst die Posaune erklingt, die auch durch die
Gräber dringt, und wir Alle müssen offenbar werden
vor dem Richtstuhl Christi, auf daß ein Jeglicher
empfange, nachdem er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei
gut oder böse. Das ist das gewaltigste
Semper talis
"Jesus Christus, gestern und heut und derselbe in
Ewigkeit":
Jesus - gestern der Held
Christus - heute der Heiland
Jesus Christus - in Ewigkeit der Richter
I.
Heldentum! Seid getrost, Kameraden, noch heute
glühen die Augen und flammen die Herzen deutscher
Jugend, wenn wir ihnen von ihren Helden erzählen.
Von dem 21. August 14, an dem bei Ismes der erste
Mann des Regiments, Füsilier Menge, fiel, bis zum
10. November 18, dem letzten großen Sturmangriff der
Bataillone Arnim und Schauroth bei der Höhe 249 an
der Maasfront - von dem 9. August 14, an dem sich
8000 Grenadiere und Füsiliere mit dem Kaiser und der
kaiserlichen Familie unter der Führung der Hohenzollernprinzen,
des vielgeliebten Trommlers von Colonfay, zum
letzten Gottesdienst im Lustgarten vereinten, bis zum
14. Juni 24, an dem wir hier stehend Gott die Ehre
geben wollen - dies Wort ist mit Euch wie mit den
Toten gegangen: Semper talis. Wir bleiben, was wir
waren in dem Geist von Leuthen und Sedan, auch jetzt
Die Grenadiere vom alten Fritz und vom großen Kaiser.
Das können wir nur, wenn das alte Geistespfingsten,
das in Flammen über die ersten Christen kam, uns auch
heute einigt: Sie blieben beständig, so heißt es von
jenen Helden der ersten Zeit, in der Gemeinschaft! Jesus,
ihr Held, ging ihnen voran auch in Blut und Feuer
und Rauchdampf. Und was waren sie, die kleine Schar,
gegen jene große antike Welt der Macht Roms, der
Weisheit Athens und des Reichtums von Corinth?
Was war das Preußen Friedrichs gegen Europa? Was
waren wir im Weltkrieg gegen die Welt? Es ist der
uralte Kampf zwischen Zahl und Geist, zwischen Technik
und Genius, zwischen Nibelungengold und
Siegfriedsgeist, den der Deutsche und an seiner Spitze das erste
Regiment der ganzen deutschen Heeresmacht, das
Hohenzollernregiment auszufechten hatte. Heldentum ist nie
bloß Körperkraft und Heeresmacht, sondern Geistesmacht
gewesen, die, auch äußerlich besiegt, niemals zu
überwinden war. Heldentum allein kann sagen: Als die
Sterbenden und siehe wir leben, als die Armen, die doch
Viele reich machen, als die nichts haben und die doch
alles haben. Heldentum sagt: Ich bin vereidigt vor
einem Höheren, als vor einem gekrönten Haupt, mein
Haupt war dorngekrönt - und hielt an dem Tage
des Menschensohns die Augenverbindung mit dem
Ewigen, auch wenn sich alle Pilati der Weltmacht
mit feilem Herzen und geilen Sinnen aufgemacht hätten,
ihn loszureißen von seinem Lebensboden und
Lebensodem: Mein Vater! Dieser Jesus ist mein Herr und
mein Gott, der blieb in der Treue; der erste Semper
talis-Mann, der seinen Eid, seinen Todeseid
festgehalten hat mit angenagelten Händen: Du sagst es, ich
bin des lebendigen Gottes Sohn! Mir nach! Spricht
Christus unser Held, mir nach, ihr Christen alle! Alle
die Tausende von Soldatenkreuzen über schlichten
Kriegergräben sie sprechen von diesem Geist, den auch der
Bismarck des Ersten Garde-Regiments vorlebte und
vorstarb: Wir sind geblieben, nicht bloß nach dem
Blutgesetz des Krieges, sondern nach dem Geistgesetz
Gottes in dem Geist der Treue:
Mag die Welt die Schwüre zerreißen
Wie im Winde die Spreu:
Es gibt ein Wort von Eisen,
Das heißt Soldatentreu!
II.
Das wird das "Semper talis" heute! Christus
heute der Heiland auch der Todeswunden im Herzen,
aus denen die Angehörigen unserer Helden noch heute
bluten, der brennenden Scham und Schande, mit der
wir heute mit knirschenden Zähnen und ohnmächtig
gerungenen Männerfäusten zu ringen haben. "Waffenlos
fiel ich in Feindes Haus" - so läßt Richard Wagner
die hehre Siegmundesgestalt in Hundings Hütte singen
- aber in des tückischen Alberichbruders Mime Hütte
schmiedet Siegfried das zerbrochene Schwert des Vaters
neu - und entsetzt schaut der Zwerg mit all' seinen
Listen und Tücken auf den jungen Helden; denn
"nur wer das Fürchten nicht gelernt, der
schmiedet Notung neu"! Unsre Waffenrüstung
ist nicht abgefallen, unser Schwert ist nicht
zerbrochen, denn wir sind nie besiegt, auch wenn
wir im eigenen Vaterlande uns wie in Feindes
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Document Date
Document Type
Document Description
Language of Description
Keywords
External Web Resources
People
STORY INFORMATION
Title
Kriegstagebuch von Hans-Joachim Röhr aus Görlitz - Band 3
Source
UGC
Contributor
europeana19141918:agent/d803a48734917b468dfe45df462d06b0
Type
Story
Language
deu
Deutsch
Country
Europe
DataProvider
Europeana 1914-1918
Provider
Europeana 1914-1918
Rights
http://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/ http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/DatasetName
2020601_Ag_ErsterWeltkrieg_EU
Language
mul
Agent
Hans-Joachim Röhr | europeana19141918:agent/3c1dff2439889fd71febc81fef090de1
Heike Knothe | europeana19141918:agent/d803a48734917b468dfe45df462d06b0
Created
2019-09-11T08:21:34.419Z
2019-09-11T08:21:34.391Z
2014-06-05 15:41:48 UTC
Provenance
BE30
Story Description
********************************************************************************** Handschriftliches Kriegstagebuch in drei Bänden mit eingeklebten Fotos, Postkarten, Karten, selbst gedichteten Versen, Urlaubsschein, Überweisungsschein, Entlassungsschein und der akribisch genauen Auflistung der Truppenteile, der gefallenen Kameraden und den Feldzügen, an denen Röhr teilnahm. Band 3. Inhaltsverzeichnis: ********************************************************************************** (1) Im Gebiet der März Offensive, S. 5 ********************************************************************************** (2) Vor Festubert, S. 15 ********************************************************************************** (3) La Neuville, S. 25 ********************************************************************************** (4) Morgenrot v. Hans Röhr, S. 37 ********************************************************************************** (5) Bei Lacouture, S. 40 ********************************************************************************** (6) Die Schlacht bei Dury, S. 69 ********************************************************************************** (7) Flüchtlinge. Kriegs-Gefr. Roth, S. 89 ********************************************************************************** (8) 3 Tage Ruhe, S. 94 ********************************************************************************** (9) Kämpfe um Moeuvres, S. 100 ********************************************************************************** (10) Bilder aus der Tankschlacht, S. 115 ********************************************************************************** (11) Im Schloss zu Merenchies, S. 121 ********************************************************************************** (12) Um Cambrai, S. 129 ********************************************************************************** (13) 300 Mann ein Regiment, S. 159 ********************************************************************************** (14) Die letzten Tage in Frankreich, S. 171 ********************************************************************************** (15) 1000 km im Lazarettzug, S. 179 ********************************************************************************** (16) Kriegsende, S. 196 ********************************************************************************** (17) In memoriam, S. 206 ********************************************************************************** (18) Potsdam, S. 216 ********************************************************************************** (19) Die Fahnen träumen, S. 223 ********************************************************************************** (20) Denkmalsweihe in Potsdam, S. 227 ********************************************************************************** (21) Im Andenken des 1. Garde Regiments zu Fuss Generalleutnant von Treideberg, S. 241 ********************************************************************************** (22) Truppenteile, S. 256 ********************************************************************************** (23) Feldzugssoldaten, S. 260. **********************************************************************************Hans-Joachim Röhr abslovierte seinen Heeresdienst als Schütze der 2. Maschinengewehr-Kompanie beim 1. Garde-Reserve-Regiment und wurde in Frankreich an der Westfront eingesetzt. Mittlerweile befand er sich mit seinem Truppenteil im Gebiet der Märzoffensive. In der Nacht vom 4. auf den 5. Juli 1918 waren die ersten Teile des Regiments in Stellung gegangen, zusammen mit dem II. Bataillon auch die Maschinengewehr-Kompanie von Röhr. Mitte desselben Monats ging es dann weiter nach Cambrai; Röhr sah die Stadt zum letzten Mal in einem fast intakten Zustand, denn im Oktober, so schreibt er, stand sie in Flammen und die Deutsche Armee überließ Cambrai den Engländern. Es folgten noch weitere Schlachten, an denen Röhr beteiligt war, z.B. die Schlacht bei Dury, ehe die letzten Tage in Frankreich für ihn anbrachen. Mittlerweile war es Oktober geworden und Röhr wurde im Kampf erneut verwundet. Am 21. desselben Monats kam er ins Lazarett und dort verbrachte Röhr die letzten Tage des Krieges. Im Anschluss kehrte er nach Görlitz, die nun vergrößerte Garnisonsstadt geworden war, zurück.
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unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an
ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und
lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten
Chef des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für
jeden von uns unauslöschlich mit dem Lustgarten verbunden.
Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom
9. August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König
Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1.
Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahrt zur
Westgrenze befohlen hatte ! Und nun sind nach 10 Jahren
die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten
Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz
allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag
es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf
unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der
gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes
und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen
zu hören, die am 9.August 1914 gesprochen hatten. Und
nun ist der Lustgarten uns verboten ! - Auch der
Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere
Enttäuschung! Und doch hat der Tausch auch sein Gutes:
Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die
hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest;
nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer
kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst
wird in Wahrheit eine Familienfeier.
Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die
Regimenter stehen still. Mit dem Yorck'schen Marsch rückt
die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß,
die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter
Hauptmann Graf v. Matuschka vom Portal V her auf den Platz
und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen
Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind
tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der
alten Krieger gespannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt,
eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden,
mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser
Kompagnie sorgsamst gewahrt.
Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen
erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz
Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater
über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer
Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn -
ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung
an einstmals !
Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten
die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend
verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, stattlichen
Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus.
Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem
treuen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der
Zeiten habe ich Dich nicht vergessen; wir bleiben die Alten!
Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen
Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor
dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons
zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen
Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld,
gerückt war, bereit:
Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen
Eitel-Friedrich von Preußen.
Kameraden !
Als vor 10 Jahren am 1. August abends das 1. Bataillon
von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das
Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein
elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es
ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist
der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter
Kommandeur, General von Friedeburg, den Befehl Sr. Maj.
zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl
hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen.
Welche Auszeichnung und Freude, diese auserwählte Schar
zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können.
Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis
bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen
drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern
zurückschallten. Am 9. wiederholte das mobile Regiment in
Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur.
Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von
Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden
vom Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment,
denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere
Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern
und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen
sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns
feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne,
in dem Oise- oder Marnetal, an der Aisne oder Somme, in
Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands,
in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der
Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre
Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern
durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der
Tag der Ehrung unserer Toten geweiht.
Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes
stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das
der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war.
Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden
geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tornister der
Alltagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und Häßliche
unserer Tage und geben Sie sich hin der Freude, heute einmal
wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer
großen Familie, der, unseres alten Regiments. Nicht mehr
in Grenadiermütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm
und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper
talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher
Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen,
mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen.
Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes
zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres
hohen Chefs in alter Semper talis-Treue gedenken. Wir
kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf
Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten
Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den
alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar
unter ihrem heldenhaften Führer dem Grafen zu Eulenburg
Seiner gedacht hat nach siegreichem Angriff am letzten Tage
des Weltkrieges, so gehen unsere Gedanken auch heute mit
unseren besten Wünschen zu Ihm in die Ferne, wissend
daß auch Er im Geiste hier unter uns weilt. Und nun
Stillgestanden! Die Hüte ab ! Unser geliebtes altes Erstes
Garde-Regiment zu Fuß und sein hoher Regiments-Chef
Hurra! Hurra! Hurra!
Die Mauern der alten Kaserne erzittern von dem
begeisterten, soldatisch knappen Hurraruf der vieltausendköpfigen
Versammlung. "Rührt euch!"
Feierlich setzen die Musik des 1. Bataillons Infanterie-
Regiments 9 und der, von Kamerad Alfred Herrmann
trefflich geschulte Sängerchor der Traditionskompagnie ein, um
S. 230
mit dem Vortrag der Motette "Euch tote Helden", komponiert
von Kamerad Wilhelm Zippel (Berlin), den Feldgottesdienst
einzuleiten:
"Keiner hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben
lässt für die Freunde.
In fremder Erde ruhet Ihr nach heil'gem Kampf fürs
Vaterland,
Und fremde Sterne halten Wacht dort über Eurer
Grabesnacht.
Doch Eurer Taten reife Saat, sie keimet still, es reift
die Aehre,
Bis Himmelskönigs Weckruf schallt und ew'ger Lorbeer
einst Euch kröne.
Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir
loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter,
unseres allverehrten früheren Garnisonspfarrers, der uns so
oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am
9. August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten
den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten
Regimenter erbeten hat:
Selig sind die Toten, die dem Herren sterben."
Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir
loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter,
unseres allverehrtren früheren Garnisonspfarrers, der uns so
oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am
9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten
den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten
Regimenter erbeten hat:
Predigt des Hofpredigers Richter.
Semper talis!
Das walte Gott Vater, Sohn und heiliger Geist!
Hebr. 13,8: "Jesus Christus gestern und heut und derselbe
auch in Ewigkeit".
Das Ehrenmal des Ersten Garde-Regiments, das
heute der Enthüllung harrt, stellt Stein geworden
denselben Gedanken dar, den unser Kaiser und
Regimentschef einmal auf dem Lustgarten aussprach: "Wir sind
und bleiben de Grenadiere vom großen Fritz!" Die alte
Zeit. Der friderizianische Grenadier, reicht der neuen Zeit
im Stahlhelm die Hand und darüber das Bild des
großen Königs mit den Feueraugen und dem
Felsenherzen: Semper talis - immer derselbe! Das nennen
wir den ehernen Gleichschritt der Potsdamer Wachtparade,
der zum Geisterschritt der großen Geschichte wird, wenn
wir unserer toten Helden gedenken und ihnen zu Ehren
uns vor dem Angesicht unseres ewigen Königs an
historischer Stätte versammelt haben.
Bleib du im ew'gen Leben, mein guter
Kamerad - das klingt nicht bloß, hinab in
die Gräber der Toten in Ost und West, nein das
schwingt sich hinüber über die schandbedeckte traurige
Gegenwart, die - Gott ist, Zeuge - der deutsche
Soldat nicht verschuldet hat, hinauf vor den Thron des
ewigen Richters, der auch über dieses Stück Geschichte wie
über unsere Feinde einmal gerechtes Gericht halten wird,
wenn einst die Posaune erklingt, die auch durch die
Gräber dringt, und wir Alle müssen offenbar werden
vor dem Richtstuhl Christi, auf daß ein Jeglicher
empfange, nachdem er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei
gut oder böse. Das ist das gewaltigste
Semper talis
"Jesus Christus, gestern und heut und derselbe in
Ewigkeit":
Jesus - gestern der Held
Christus - heute der Heiland
Jesus Christus - in Ewigkeit der Richter
I.
Heldentum! Seid getrost, Kameraden, noch heute
glühen die Augen und flammen die Herzen deutscher
Jugend, wenn wir ihnen von ihren Helden erzählen.
Von dem 21. August 14, an dem bei Ismes der erste
Mann des Regiments, Füsilier Menge, fiel, bis zum
10. November 18, dem letzten großen Sturmangriff der
Bataillone Arnim und Schauroth bei der Höhe 249 an
der Maasfront - von dem 9. August 14, an dem sich
8000 Grenadiere und Füsiliere mit dem Kaiser und der
kaiserlichen Familie unter der Führung der Hohenzollernprinzen,
des vielgeliebten Trommlers von Colonfay, zum
letzten Gottesdienst im Lustgarten vereinten, bis zum
14. Juni 24, an dem wir hier stehend Gott die Ehre
geben wollen - dies Wort ist mit Euch wie mit den
Toten gegangen: Semper talis. Wir bleiben, was wir
waren in dem Geist von Leuthen und Sedan, auch jetzt
Die Grenadiere vom alten Fritz und vom großen Kaiser.
Das können wir nur, wenn das alte Geistespfingsten,
das in Flammen über die ersten Christen kam, uns auch
heute einigt: Sie blieben beständig, so heißt es von
jenen Helden der ersten Zeit, in der Gemeinschaft! Jesus,
ihr Held, ging ihnen voran auch in Blut und Feuer
und Rauchdampf. Und was waren sie, die kleine Schar,
gegen jene große antike Welt der Macht Roms, der
Weisheit Athens und des Reichtums von Corinth?
Was war das Preußen Friedrichs gegen Europa? Was
waren wir im Weltkrieg gegen die Welt? Es ist der
uralte Kampf zwischen Zahl und Geist, zwischen Technik
und Genius, zwischen Nibelungengold und
Siegfriedsgeist, den der Deutsche und an seiner Spitze das erste
Regiment der ganzen deutschen Heeresmacht, das
Hohenzollernregiment auszufechten hatte. Heldentum ist nie
bloß Körperkraft und Heeresmacht, sondern Geistesmacht
gewesen, die, auch äußerlich besiegt, niemals zu
überwinden war. Heldentum allein kann sagen: Als die
Sterbenden und siehe wir leben, als die Armen, die doch
Viele reich machen, als die nichts haben und die doch
alles haben. Heldentum sagt: Ich bin vereidigt vor
einem Höheren, als vor einem gekrönten Haupt, mein
Haupt war dorngekrönt - und hielt an dem Tage
des Menschensohns die Augenverbindung mit dem
Ewigen, auch wenn sich alle Pilati der Weltmacht
mit feilem Herzen und geilen Sinnen aufgemacht hätten,
ihn loszureißen von seinem Lebensboden und
Lebensodem: Mein Vater! Dieser Jesus ist mein Herr und
mein Gott, der blieb in der Treue; der erste Semper
talis-Mann, der seinen Eid, seinen Todeseid
festgehalten hat mit angenagelten Händen: Du sagst es, ich
bin des lebendigen Gottes Sohn! Mir nach! Spricht
Christus unser Held, mir nach, ihr Christen alle! Alle
die Tausende von Soldatenkreuzen über schlichten
Kriegergräben sie sprechen von diesem Geist, den auch der
Bismarck des Ersten Garde-Regiments vorlebte und
vorstarb: Wir sind geblieben, nicht bloß nach dem
Blutgesetz des Krieges, sondern nach dem Geistgesetz
Gottes in dem Geist der Treue:
Mag die Welt die Schwüre zerreißen
Wie im Winde die Spreu:
Es gibt ein Wort von Eisen,
Das heißt Soldatentreu!
II.
Das wird das "Semper talis" heute! Christus
heute der Heiland auch der Todeswunden im Herzen,
aus denen die Angehörigen unserer Helden noch heute
bluten, der brennenden Scham und Schande, mit der
wir heute mit knirschenden Zähnen und ohnmächtig
gerungenen Männerfäusten zu ringen haben. "Waffenlos
fiel ich in Feindes Haus" - so läßt Richard Wagner
die hehre Siegmundesgestalt in Hundings Hütte singen
- aber in des tückischen Alberichbruders Mime Hütte
schmiedet Siegfried das zerbrochene Schwert des Vaters
neu - und entsetzt schaut der Zwerg mit all' seinen
Listen und Tücken auf den jungen Helden; denn
"nur wer das Fürchten nicht gelernt, der
schmiedet Notung neu"! Unsre Waffenrüstung
ist nicht abgefallen, unser Schwert ist nicht
zerbrochen, denn wir sind nie besiegt, auch wenn
wir im eigenen Vaterlande uns wie in Feindes
- Deutsch (German)
S. 229
unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an
ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und
lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten
Chef des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für
jeden von uns unauslöschlich mit dem Lustgarten verbunden.
Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom
9. August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König
Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1.
Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahrt zur
Westgrenze befohlen hatte ! Und nun sind nach 10 Jahren
die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten
Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz
allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag
es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf
unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der
gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes
und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen
zu hören, die am 9.August 1914 gesprochen hatten. Und
nun ist der Lustgarten uns verboten ! - Auch der
Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere
Enttäuschung! Und doch hat der Tausch auch sein Gutes:
Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die
hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest;
nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer
kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst
wird in Wahrheit eine Familienfeier.
Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die
Regimenter stehen still. Mit dem Yorck'schen Marsch rückt
die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß,
die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter
Hauptmann Graf v. Matuschka vom Portal V her auf den Platz
und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen
Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind
tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der
alten Krieger gespannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt,
eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden,
mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser
Kompagnie sorgsamst gewahrt.
Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen
erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz
Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater
über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer
Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn -
ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung
an einstmals !
Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten
die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend
verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, stattlichen
Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus.
Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem
treuen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der
Zeiten habe ich Dich nicht vergessen; wir bleiben die Alten!
Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen
Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor
dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons
zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen
Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld,
gerückt war, bereit:
Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen
Eitel-Friedrich von Preußen.
Kameraden !
Als vor 10 Jahren am 1. August abends das 1. Bataillon
von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das
Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein
elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es
ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist
der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter
Kommandeur, General von Friedeburg, den Befehl Sr. Maj.
zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl
hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen.
Welche Auszeichnung und Freude, diese auserwählte Schar
zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können.
Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis
bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen
drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern
zurückschallten. Am 9. wiederholte das mobile Regiment in
Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur.
Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von
Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden
vom Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment,
denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere
Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern
und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen
sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns
feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne,
in dem Oise- oder Marnetal, an der Aisne oder Somme, in
Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands,
in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der
Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre
Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern
durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der
Tag der Ehrung unserer Toten geweiht.
Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes
stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das
der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war.
Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden
geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tornister der
Alltagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und Häßliche
unserer Tage und geben Sie sich hin der Freude, heute einmal
wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer
großen Familie, der, unseres alten Regiments. Nicht mehr
in Grenadiermütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm
und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper
talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher
Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen,
mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen.
Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes
zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres
hohen Chefs in alter Semper talis-Treue gedenken. Wir
kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf
Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten
Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den
alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar
unter ihrem heldenhaften Führer dem Grafen zu Eulenburg
Seiner gedacht hat nach siegreichem Angriff am letzten Tage
des Weltkrieges, so gehen unsere Gedanken auch heute mit
unseren besten Wünschen zu Ihm in die Ferne, wissend
daß auch Er im Geiste hier unter uns weilt. Und nun
Stillgestanden! Die Hüte ab ! Unser geliebtes altes Erstes
Garde-Regiment zu Fuß und sein hoher Regiments-Chef
Hurra! Hurra! Hurra!
Die Mauern der alten Kaserne erzittern von dem
begeisterten, soldatisch knappen Hurraruf der vieltausendköpfigen
Versammlung. "Rührt euch!"
Feierlich setzen die Musik des 1. Bataillons Infanterie-
Regiments 9 und der, von Kamerad Alfred Herrmann
trefflich geschulte Sängerchor der Traditionskompagnie ein, um
S. 230
mit dem Vortrag der Motette "Euch tote Helden", komponiert
von Kamerad Wilhelm Zippel (Berlin), den Feldgottesdienst
einzuleiten:
"Keiner hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben
lässt für die Freunde.
In fremder Erde ruhet Ihr nach heil'gem Kampf fürs
Vaterland,
Und fremde Sterne halten Wacht dort über Eurer
Grabesnacht.
Doch Eurer Taten reife Saat, sie keimet still, es reift
die Aehre,
Bis Himmelskönigs Weckruf schallt und ew'ger Lorbeer
einst Euch kröne.
Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir
loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter,
unseres allverehrten früheren Garnisonspfarrers, der uns so
oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am
9. August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten
den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten
Regimenter erbeten hat:
Selig sind die Toten, die dem Herren sterben."
Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir
loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter,
unseres allverehrtren früheren Garnisonspfarrers, der uns so
oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am
9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten
den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten
Regimenter erbeten hat:
Predigt des Hofpredigers Richter.
Semper talis!
Das walte Gott Vater, Sohn und heiliger Geist!
Hebr. 13,8: "Jesus Christus gestern und heut und derselbe
auch in Ewigkeit".
Das Ehrenmal des Ersten Garde-Regiments, das
heute der Enthüllung harrt, stellt Stein geworden
denselben Gedanken dar, den unser Kaiser und
Regimentschef einmal auf dem Lustgarten aussprach: "Wir sind
und bleiben de Grenadiere vom großen Fritz!" Die alte
Zeit. Der friderizianische Grenadier, reicht der neuen Zeit
im Stahlhelm die Hand und darüber das Bild des
großen Königs mit den Feueraugen und dem
Felsenherzen: Semper talis - immer derselbe! Das nennen
wir den ehernen Gleichschritt der Potsdamer Wachtparade,
der zum Geisterschritt der großen Geschichte wird, wenn
wir unserer toten Helden gedenken und ihnen zu Ehren
uns vor dem Angesicht unseres ewigen Königs an
historischer Stätte versammelt haben.
Bleib du im ew'gen Leben, mein guter
Kamerad - das klingt nicht bloß, hinab in
die Gräber der Toten in Ost und West, nein das
schwingt sich hinüber über die schandbedeckte traurige
Gegenwart, die - Gott ist, Zeuge - der deutsche
Soldat nicht verschuldet hat, hinauf vor den Thron des
ewigen Richters, der auch über dieses Stück Geschichte wie
über unsere Feinde einmal gerechtes Gericht halten wird,
wenn einst die Posaune erklingt, die auch durch die
Gräber dringt, und wir Alle müssen offenbar werden
vor dem Richtstuhl Christi, auf daß ein Jeglicher
empfange, nachdem er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei
gut oder böse. Das ist das gewaltigste
Semper talis
"Jesus Christus, gestern und heut und derselbe in
Ewigkeit":
Jesus - gestern der Held
Christus - heute der Heiland
Jesus Christus - in Ewigkeit der Richter
I.
Heldentum! Seid getrost, Kameraden, noch heute
glühen die Augen und flammen die Herzen deutscher
Jugend, wenn wir ihnen von ihren Helden erzählen.
Von dem 21. August 14, an dem bei Ismes der erste
Mann des Regiments, Füsilier Menge, fiel, bis zum
10. November 18, dem letzten großen Sturmangriff der
Bataillone Arnim und Schauroth bei der Höhe 249 an
der Maasfront - von dem 9. August 14, an dem sich
8000 Grenadiere und Füsiliere mit dem Kaiser und der
kaiserlichen Familie unter der Führung der Hohenzollernprinzen,
des vielgeliebten Trommlers von Colonfay, zum
letzten Gottesdienst im Lustgarten vereinten, bis zum
14. Juni 24, an dem wir hier stehend Gott die Ehre
geben wollen - dies Wort ist mit Euch wie mit den
Toten gegangen: Semper talis. Wir bleiben, was wir
waren in dem Geist von Leuthen und Sedan, auch jetzt
Die Grenadiere vom alten Fritz und vom großen Kaiser.
Das können wir nur, wenn das alte Geistespfingsten,
das in Flammen über die ersten Christen kam, uns auch
heute einigt: Sie blieben beständig, so heißt es von
jenen Helden der ersten Zeit, in der Gemeinschaft! Jesus,
ihr Held, ging ihnen voran auch in Blut und Feuer
und Rauchdampf. Und was waren sie, die kleine Schar,
gegen jene große antike Welt der Macht Roms, der
Weisheit Athens und des Reichtums von Corinth?
Was war das Preußen Friedrichs gegen Europa? Was
waren wir im Weltkrieg gegen die Welt? Es ist der
uralte Kampf zwischen Zahl und Geist, zwischen Technik
und Genius, zwischen Nibelungengold und
Siegfriedsgeist, den der Deutsche und an seiner Spitze das erste
Regiment der ganzen deutschen Heeresmacht, das
Hohenzollernregiment auszufechten hatte. Heldentum ist nie
bloß Körperkraft und Heeresmacht, sondern Geistesmacht
gewesen, die, auch äußerlich besiegt, niemals zu
überwinden war. Heldentum allein kann sagen: Als die
Sterbenden und siehe wir leben, als die Armen, die doch
Viele reich machen, als die nichts haben und die doch
alles haben. Heldentum sagt: Ich bin vereidigt vor
einem Höheren, als vor einem gekrönten Haupt, mein
Haupt war dorngekrönt - und hielt an dem Tage
des Menschensohns die Augenverbindung mit dem
Ewigen, auch wenn sich alle Pilati der Weltmacht
mit feilem Herzen und geilen Sinnen aufgemacht hätten,
ihn loszureißen von seinem Lebensboden und
Lebensodem: Mein Vater! Dieser Jesus ist mein Herr und
mein Gott, der blieb in der Treue; der erste Semper
talis-Mann, der seinen Eid, seinen Todeseid
festgehalten hat mit angenagelten Händen: Du sagst es, ich
bin des lebendigen Gottes Sohn! Mir nach! Spricht
Christus unser Held, mir nach, ihr Christen alle! Alle
die Tausende von Soldatenkreuzen über schlichten
Kriegergräben sie sprechen von diesem Geist, den auch der
Bismarck des Ersten Garde-Regiments vorlebte und
vorstarb: Wir sind geblieben, nicht bloß nach dem
Blutgesetz des Krieges, sondern nach dem Geistgesetz
Gottes in dem Geist der Treue:
Mag die Welt die Schwüre zerreißen
Wie im Winde die Spreu:
Es gibt ein Wort von Eisen,
Das heißt Soldatentreu!
II.
Das wird das "Semper talis" heute! Christus
heute der Heiland auch der Todeswunden im Herzen,
aus denen die Angehörigen unserer Helden noch heute
bluten, der brennenden Scham und Schande, mit der
wir heute mit knirschenden Zähnen und ohnmächtig
gerungenen Männerfäusten zu ringen haben. "Waffenlos
fiel ich in Feindes Haus" - so läßt Richard Wagner
die hehre Siegmundesgestalt in Hundings Hütte singen
- aber in des tückischen Alberichbruders Mime Hütte
schmiedet Siegfried das zerbrochene Schwert des Vaters
neu - und entsetzt schaut der Zwerg mit all' seinen
Listen und Tücken auf den jungen Helden; denn
"nur wer das Fürchten nicht gelernt, der
schmiedet Notung neu"! Unsre Waffenrüstung
ist nicht abgefallen, unser Schwert ist nicht
zerbrochen, denn wir sind nie besiegt, auch wenn
wir im eigenen Vaterlande uns wie in Feindes
Language(s) of Transcription
English Translation
Transcription History
S. 229 unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten Chef des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für jeden von uns unauslöschlich mit dem Lustgarten verbunden. Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom 9. August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1. Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahrt zur Westgrenze befohlen hatte ! Und nun sind nach 10 Jahren die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen zu hören, die am 9.August 1914 gesprochen hatten. Und nun ist der Lustgarten uns verboten ! - Auch der Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere Enttäuschung! Und doch hat der Tausch auch sein Gutes: Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest; nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst wird in Wahrheit eine Familienfeier. Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die Regimenter stehen still. Mit dem Yorck'schen Marsch rückt die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß, die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter Hauptmann Graf v. Matuschka vom Portal V her auf den Platz und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der alten Krieger gespannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt, eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden, mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser Kompagnie sorgsamst gewahrt. Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn - ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung an einstmals ! Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, stattlichen Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus. Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem treuen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der Zeiten habe ich Dich nicht vergessen; wir bleiben die Alten! Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld, gerückt war, bereit: Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen Eitel-Friedrich von Preußen. Kameraden ! Als vor 10 Jahren am 1. August abends das 1. Bataillon von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter Kommandeur, General von Friedeburg, den Befehl Sr. Maj. zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen. Welche Auszeichnung und Freude, diese auserwählte Schar zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können. Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern zurückschallten. Am 9. wiederholte das mobile Regiment in Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur. Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden vom Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment, denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne, in dem Oise- oder Marnetal, an der Aisne oder Somme, in Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands, in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der Tag der Ehrung unserer Toten geweiht. Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war. Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tornister der Alltagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und Häßliche unserer Tage und geben Sie sich hin der Freude, heute einmal wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer großen Familie, der, unseres alten Regiments. Nicht mehr in Grenadiermütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen, mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen. Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres hohen Chefs in alter Semper talis-Treue gedenken. Wir kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar unter ihrem heldenhaften Führer dem Grafen zu Eulenburg Seiner gedacht hat nach siegreichem Angriff am letzten Tage des Weltkrieges, so gehen unsere Gedanken auch heute mit unseren besten Wünschen zu Ihm in die Ferne, wissend daß auch Er im Geiste hier unter uns weilt. Und nun Stillgestanden! Die Hüte ab ! Unser geliebtes altes Erstes Garde-Regiment zu Fuß und sein hoher Regiments-Chef Hurra! Hurra! Hurra! Die Mauern der alten Kaserne erzittern von dem begeisterten, soldatisch knappen Hurraruf der vieltausendköpfigen Versammlung. "Rührt euch!" Feierlich setzen die Musik des 1. Bataillons Infanterie- Regiments 9 und der, von Kamerad Alfred Herrmann trefflich geschulte Sängerchor der Traditionskompagnie ein, um S. 230 mit dem Vortrag der Motette "Euch tote Helden", komponiert von Kamerad Wilhelm Zippel (Berlin), den Feldgottesdienst einzuleiten: "Keiner hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben lässt für die Freunde. In fremder Erde ruhet Ihr nach heil'gem Kampf fürs Vaterland, Und fremde Sterne halten Wacht dort über Eurer Grabesnacht. Doch Eurer Taten reife Saat, sie keimet still, es reift die Aehre, Bis Himmelskönigs Weckruf schallt und ew'ger Lorbeer einst Euch kröne. Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter, unseres allverehrten früheren Garnisonspfarrers, der uns so oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am 9. August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten Regimenter erbeten hat: Selig sind die Toten, die dem Herren sterben." Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter, unseres allverehrtren früheren Garnisonspfarrers, der uns so oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am 9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten Regimenter erbeten hat: Predigt des Hofpredigers Richter. Semper talis! Das walte Gott Vater, Sohn und heiliger Geist! Hebr. 13,8: "Jesus Christus gestern und heut und derselbe auch in Ewigkeit". Das Ehrenmal des Ersten Garde-Regiments, das heute der Enthüllung harrt, stellt Stein geworden denselben Gedanken dar, den unser Kaiser und Regimentschef einmal auf dem Lustgarten aussprach: "Wir sind und bleiben de Grenadiere vom großen Fritz!" Die alte Zeit. Der friderizianische Grenadier, reicht der neuen Zeit im Stahlhelm die Hand und darüber das Bild des großen Königs mit den Feueraugen und dem Felsenherzen: Semper talis - immer derselbe! Das nennen wir den ehernen Gleichschritt der Potsdamer Wachtparade, der zum Geisterschritt der großen Geschichte wird, wenn wir unserer toten Helden gedenken und ihnen zu Ehren uns vor dem Angesicht unseres ewigen Königs an historischer Stätte versammelt haben. Bleib du im ew'gen Leben, mein guter Kamerad - das klingt nicht bloß, hinab in die Gräber der Toten in Ost und West, nein das schwingt sich hinüber über die schandbedeckte traurige Gegenwart, die - Gott ist, Zeuge - der deutsche Soldat nicht verschuldet hat, hinauf vor den Thron des ewigen Richters, der auch über dieses Stück Geschichte wie über unsere Feinde einmal gerechtes Gericht halten wird, wenn einst die Posaune erklingt, die auch durch die Gräber dringt, und wir Alle müssen offenbar werden vor dem Richtstuhl Christi, auf daß ein Jeglicher empfange, nachdem er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei gut oder böse. Das ist das gewaltigste Semper talis "Jesus Christus, gestern und heut und derselbe in Ewigkeit": Jesus - gestern der Held Christus - heute der Heiland Jesus Christus - in Ewigkeit der Richter I. Heldentum! Seid getrost, Kameraden, noch heute glühen die Augen und flammen die Herzen deutscher Jugend, wenn wir ihnen von ihren Helden erzählen. Von dem 21. August 14, an dem bei Ismes der erste Mann des Regiments, Füsilier Menge, fiel, bis zum 10. November 18, dem letzten großen Sturmangriff der Bataillone Arnim und Schauroth bei der Höhe 249 an der Maasfront - von dem 9. August 14, an dem sich 8000 Grenadiere und Füsiliere mit dem Kaiser und der kaiserlichen Familie unter der Führung der Hohenzollernprinzen, des vielgeliebten Trommlers von Colonfay, zum letzten Gottesdienst im Lustgarten vereinten, bis zum 14. Juni 24, an dem wir hier stehend Gott die Ehre geben wollen - dies Wort ist mit Euch wie mit den Toten gegangen: Semper talis. Wir bleiben, was wir waren in dem Geist von Leuthen und Sedan, auch jetzt Die Grenadiere vom alten Fritz und vom großen Kaiser. Das können wir nur, wenn das alte Geistespfingsten, das in Flammen über die ersten Christen kam, uns auch heute einigt: Sie blieben beständig, so heißt es von jenen Helden der ersten Zeit, in der Gemeinschaft! Jesus, ihr Held, ging ihnen voran auch in Blut und Feuer und Rauchdampf. Und was waren sie, die kleine Schar, gegen jene große antike Welt der Macht Roms, der Weisheit Athens und des Reichtums von Corinth? Was war das Preußen Friedrichs gegen Europa? Was waren wir im Weltkrieg gegen die Welt? Es ist der uralte Kampf zwischen Zahl und Geist, zwischen Technik und Genius, zwischen Nibelungengold und Siegfriedsgeist, den der Deutsche und an seiner Spitze das erste Regiment der ganzen deutschen Heeresmacht, das Hohenzollernregiment auszufechten hatte. Heldentum ist nie bloß Körperkraft und Heeresmacht, sondern Geistesmacht gewesen, die, auch äußerlich besiegt, niemals zu überwinden war. Heldentum allein kann sagen: Als die Sterbenden und siehe wir leben, als die Armen, die doch Viele reich machen, als die nichts haben und die doch alles haben. Heldentum sagt: Ich bin vereidigt vor einem Höheren, als vor einem gekrönten Haupt, mein Haupt war dorngekrönt - und hielt an dem Tage des Menschensohns die Augenverbindung mit dem Ewigen, auch wenn sich alle Pilati der Weltmacht mit feilem Herzen und geilen Sinnen aufgemacht hätten, ihn loszureißen von seinem Lebensboden und Lebensodem: Mein Vater! Dieser Jesus ist mein Herr und mein Gott, der blieb in der Treue; der erste Semper talis-Mann, der seinen Eid, seinen Todeseid festgehalten hat mit angenagelten Händen: Du sagst es, ich bin des lebendigen Gottes Sohn! Mir nach! Spricht Christus unser Held, mir nach, ihr Christen alle! Alle die Tausende von Soldatenkreuzen über schlichten Kriegergräben sie sprechen von diesem Geist, den auch der Bismarck des Ersten Garde-Regiments vorlebte und vorstarb: Wir sind geblieben, nicht bloß nach dem Blutgesetz des Krieges, sondern nach dem Geistgesetz Gottes in dem Geist der Treue: Mag die Welt die Schwüre zerreißen Wie im Winde die Spreu: Es gibt ein Wort von Eisen, Das heißt Soldatentreu! II. Das wird das "Semper talis" heute! Christus heute der Heiland auch der Todeswunden im Herzen, aus denen die Angehörigen unserer Helden noch heute bluten, der brennenden Scham und Schande, mit der wir heute mit knirschenden Zähnen und ohnmächtig gerungenen Männerfäusten zu ringen haben. "Waffenlos fiel ich in Feindes Haus" - so läßt Richard Wagner die hehre Siegmundesgestalt in Hundings Hütte singen - aber in des tückischen Alberichbruders Mime Hütte schmiedet Siegfried das zerbrochene Schwert des Vaters neu - und entsetzt schaut der Zwerg mit all' seinen Listen und Tücken auf den jungen Helden; denn "nur wer das Fürchten nicht gelernt, der schmiedet Notung neu"! Unsre Waffenrüstung ist nicht abgefallen, unser Schwert ist nicht zerbrochen, denn wir sind nie besiegt, auch wenn wir im eigenen Vaterlande uns wie in Feindes
S. 229 unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden. Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom 9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1. Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes: Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest; nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst wird in Wahrheit eine Familienfeier. Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß, die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt, eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden, mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser Kompagnie sorgsamst gewahrt. Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn - ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung an einstmals! Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus. Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten! Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld, gerückt war, bereit: Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen Eitel-Friedrich von Preußen. Kameraden! Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj. zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen. Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können. Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur. Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden vom Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment, denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne, in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands, in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der Tag der Ehrungunserer Toten geweiht. Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war. Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tronister der Altagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und häßliche unserer Tage und geben Sie sich hin der Freud, heute einmal wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer großen Familie, der, unseres alten Regiments. Richt mehr in Grenadiermuütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen, mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen. Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres hohen Chefs in alter Semper tails-Treue gedenken. Wir kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar unter ihrem heldenhaften Führer dem Grafen zu Eulenburg Seiner gedacht hat nach siegreichem Angriff am letzten Tage des Weltkrieges, so gehen unsere Gedanken auch heute mit unseren besten Wünschen zu Ihm in die Ferne, wissend daß auch Er im Geiste hier unter uns weilt. Und nun Stillgestanden! Die Hüte ab! Unser geliebtes altes Erstes Garde-Regiment zu Fuß und sein hoher Regiments-Chef Hurra! Hurra! Hurra! Die Mauern der alten Kaserne erzittern von dem begeisterten, soldatisch knappen Hurraruf der vieltausendköpfigen Versammlung. "Rührt euch!" Feierlich setzen die Musik des 1. Bataillons INfanterie- Regiments 9 und der, von Kamerad Alfred Herrmann trefflich geschulte Sängerchor der Traditionskompagnie ein, um S. 230 mit dem Vortrag der Motette "Euch tote Helden", komponiert von Kamerad Wilhelm Zippel (Berlin), den Feldgottesdienst einzuleiten: "Keiner hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben lässt für die Freude. In fremder Erde ruhet Ihr nach heil'gem Kampf fürs Vaterland, Und fremde Sterne halten Wacht dort über Eurer Grabesnacht. Doch Eurer Taten reife Saat, sie keimet still, es reift die Aehre, Bis Himmelskönigs Weckruf schallt und ew'ger Lorbeer einst Euch kröne. Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter, unseres allverehrten früheren Garnisonspfarrers, der uns so oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am 9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten Regimenter erbeten hat: Selig sind die Toten, die dem Herren sterben." Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter, unseres allverehrtren früheren Garnisonspfarrers, der uns so oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am 9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten Regimenter erbeten hat: Predigt des Hofpredigers Richter. Semper talis! Das walte Gott Vater, Sohn und heiliger Geist! Hebr. 13,8: "Jesus Christus gestern und heut und derselbe auch in Ewigkeit". Das Ehrenmal des Ersten Garde-Regiments, das heute der Enthüllung harrt, stellt Stein geworden denselben Gedanken dar, den unser Kaiser und Regimentschef einmal auf dem Lustgarten aussprach: "Wir sind und bleiben de Grenadiere vom großen Fritz!" Die alte Zeit. Der friderizianische Grenadier, reicht der neuen Zeit im Stahlhelm die Hand und darüber das Bild des großen Königs mit den Feueraugen und dem Felsenherzen: Semper talis - immer derselbe! Das nennen wir den ehernen Gleichschritt der Potsdamer Wachtparade, der zum Geisterschritt der großen Geschichte wird, wenn wir unsere toten Helden gedenken und ihnen zu Ehren uns vor dem Angesicht unseres ewigen Königs an historischer STätte versammelt haben. Bleib du im ew'gen Leben, mein guter Kamerad - das klingt nicht bloß, hinab in die Gräber der Toten in Ost und West, nein das schwingt sich hinüber über die schanddedeckte traurige Gegenwart, die - Gott ist, Zeuge - der deutsche Soldat nicht verschuldet hat, hinauf vor den Thron des ewigen Richters, der auch über dieses Stück Geschichte wie über unsere Feinde einmal gerechtes Gericht halten wird, wenn einst die Posaune erklingt, die auch durch die Gräber dringt, und wir Alle müssen offenbar werden vor dem Richtstuhl Christi, auf daß ein Jeglicher empfange, nachdem er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei gut oder böse. Das ist das gewaltigste Semper talis "Jesus Christus, gestern und heut und derselbe in Ewigkeit": Jesus - gestern der Held Christus - heute der Heiland Jesus Christus - in Ewigkeit der Richter I. Heldentum! Seid getrost, Kameraden, noch heute glühen die Augen und flammen die Herzendeutscher Jugend, wenn wir ihnen von ihren Helden erzählen. Von dem 21.August 14, an dem bei Ismes der erste Mann des Regiments, Füsilier Menge, fiel, bis zum 10.November 18, dem letzten großen Sturmangriff der Bataillone Arnim und Schauroth bei der Höhe 249 an der Maasfront - von dem 9.August 14, an dem sich 8000 Grenadiere und Füsiliere mit dem Kaiser und der kaiserlichen Familie unter der Führung der Hohenzollernprinzen, des vielgeliebten Trommlers von Colonfah, zum letzten Gottesdienst im Lustgarten vereinten, bis zum 14.Juni 24, an dem wir hier stehend Gott die Ehre geben wollen - dies Wort ist mit Euch wie mit den Toten gegangen: Semper talis. Wir bleiben, was wir waren in dem Geist von Leuthen und Sedan, auch jetzt Die Grenadiere vom alten Fritz und vom großen Kaiser. Das können wir nur, wenn das alte Geistspfingsten, das in Flammen über die erten Christen kam, uns auch heute einigt: Sie blieben beständig, so heißt es von jenen Helden der ersten Zeit, in der Gemeinschaft! Jesus. Ihr Held, ging ihnen voran auch in Blut und Feuer und Rauchdampf. Und was waren sie, die kleine Schar, gegen jene große antike Welt der Macht Roms, der Weisheit Athens und des Reichtums von Crointh? Was war das Preußen Friedrichs gegen Europa? Was waren wir im Weltkrieg gegen die Welt? Es ist der uralte Kampf zwischen Zahl und Geist, zwischen Technik und Genius, zwischen Nibelungengold und Siegfriedsgeist, den der Deutsche und an seiner Spitze das erste Rgiment der ganzen deutschen Heeresmacht, das Hohenzollernregiment auszufechten hatte. Heldentum ist nie bloß Körperkraft und Heeresmacht, sondern Geistesmacht gewesen, die, auch äußerlich besiegt, niemals zu überwinden war. Heldentum allein kann sagen: Als die Sterbenden und siehe wir leben, als die Armen, die doch Viele reich machen, als die nichts haben und die doch alles haben. Heldentum sagt: Ich bin vereidigt vor einem Höheren, als vor einem gekrönten haupt, mein Haupt war dorngekrönt - und hielt an dem Tage des Menschensohns die Augenverbindung mit dem Ewigen, auch wenn sich alle Pliati der Weltmacht mit feilem Herzen und geilen Sinnen aufgemacht hätten, ihn loszureißen von seinem Lebensboden und Lebensodem: Mein Vater! Dieser Jesus ist mein Herr und mein Gott, der blieb in der Treue; der erste Semper talis-Mann, der seinen Eid, seinen Todeseid festgehalten hat mit angenaelten Händen: Du sagst es, ich bin des lebendigen Gottes Sohn! Mir nach! Spricht Christus unser Held, mir nach, ihr Christen alle! Alle die Tausende von Soldatenkreuzen über schlichten Kriegergräben sie sprechen von diesem Geist, den auch der Bismarck des Ersten Garde-Regiments vorlebte und vorstarb: Wir sind geblieben, nicht bloß nach dem Blutgesetz des Krieges, sondern nach dem Geistgesetz Gottes in dem Geist der Treue: Mag die Welt die Schwüre zerreißen Wie im Winde die Spreu: Es gibt ein Wort von Eisen, Das heißt Soldatentreu! II. Das wird das "Semper talis" heute! Christus heute der Heiland auch der Todeswunden im Herzen, aus denen die Angehörigen unserer Helden noch ehute bluten, der brennenden Scham und Scande, mit der wir heute mit knirschenden Zähnen und ohnmächtig gerungenen Männerfäusten zu ringen haben. "Waffenlos fiel ich in Feindes Haus" - so läßt Richard Wagner die hehre Siegmundesgestalt in Hundings Hütte singen - aber in des tückischen Alberichbruders Mime Hütte schmiedet Siegfried das zerbrochene Schwert des Vaters neu - und entsetzt schaut der Zwerg mit all' seinen Listen und Tücken auf den jungen Helden; denn "nur wer das Fürchten nicht gelernt, der schmiedet Notung neu"! Unsre Waffenrüstung ist nicht abgefallen, unser Schwert ist nicht zerbrochen, denn wir sind nie besiegt, auch wenn wir im eigenen Vaterlande uns wie in Feindes
S. 229 unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden. Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom 9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1. Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes: Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest; nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst wird in Wahrheit eine Familienfeier. Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß, die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt, eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden, mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser Kompagnie sorgsamst gewahrt. Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn - ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung an einstmals! Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus. Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten! Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld, gerückt war, bereit: Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen Eitel-Friedrich von Preußen. Kameraden! Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj. zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen. Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können. Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur. Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden vom Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment, denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne, in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands, in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der Tag der Ehrungunserer Toten geweiht. Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war. Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tronister der Altagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und häßliche unserer Tage und geben Sie sich hin der Freud, heute einmal wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer großen Familie, der, unseres alten Regiments. Richt mehr in Grenadiermuütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen, mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen. Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres hohen Chefs in alter Semper tails-Treue gedenken. Wir kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar unter ihrem heldenhaften Führer dem Grafen zu Eulenburg Seiner gedacht hat nach siegreichem Angriff am letzten Tage des Weltkrieges, so gehen unsere Gedanken auch heute mit unseren besten Wünschen zu Ihm in die Ferne, wissend daß auch Er im Geiste hier unter uns weilt. Und nun Stillgestanden! Die Hüte ab! Unser geliebtes altes Erstes Garde-Regiment zu Fuß und sein hoher Regiments-Chef Hurra! Hurra! Hurra! Die Mauern der alten Kaserne erzittern von dem begeisterten, soldatisch knappen Hurraruf der vieltausendköpfigen Versammlung. "Rührt euch!" Feierlich setzen die Musik des 1. Bataillons INfanterie- Regiments 9 und der, von Kamerad Alfred Herrmann trefflich geschulte Sängerchor der Traditionskompagnie ein, um S. 230 mit dem Vortrag der Motette "Euch tote Helden", komponiert von Kamerad Wilhelm Zippel (Berlin), den Feldgottesdienst einzuleiten: "Keiner hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben lässt für die Freude. In fremder Erde ruhet Ihr nach heil'gem Kampf fürs Vaterland, Und fremde Sterne halten Wacht dort über Eurer Grabesnacht. Doch Eurer Taten reife Saat, sie keimet still, es reift die Aehre, Bis Himmelskönigs Weckruf schallt und ew'ger Lorbeer einst Euch kröne. Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter, unseres allverehrten früheren Garnisonspfarrers, der uns so oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am 9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten Regimenter erbeten hat: Selig sind die Toten, die dem Herren sterben." Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter, unseres allverehrtren früheren Garnisonspfarrers, der uns so oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am 9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten Regimenter erbeten hat: Predigt des Hofpredigers Richter. Semper talis! Das walte Gott Vater, Sohn und heiliger Geist! Hebr. 13,8: "Jesus Christus gestern und heut und derselbe auch in Ewigkeit". Das Ehrenmal des Ersten Garde-Regiments, das heute der Enthüllung harrt, stellt Stein geworden denselben Gedanken dar, den unser Kaiser und Regimentschef einmal auf dem Lustgarten aussprach: "Wir sind und bleiben de Grenadiere vom großen Fritz!" Die alte Zeit. Der friderizianische Grenadier, reicht der neuen Zeit im Stahlhelm die Hand und darüber das Bild des großen Königs mit den Feueraugen und dem Felsenherzen: Semper talis - immer derselbe! Das nennen wir den ehernen Gleichschritt der Potsdamer Wachtparade, der zum Geisterschritt der großen Geschichte wird, wenn wir unsere toten Helden gedenken und ihnen zu Ehren uns vor dem Angesicht unseres ewigen Königs an historischer STätte versammelt haben. Bleib du im ew'gen Leben, mein guter Kamerad - das klingt nicht bloß, hinab in die Gräber der Toten in Ost und West, nein das schwingt sich hinüber über die schanddedeckte traurige Gegenwart, die - Gott ist, Zeuge - der deutsche Soldat nicht verschuldet hat, hinauf vor den Thron des ewigen Richters, der auch über dieses Stück Geschichte wie über unsere Feinde einmal gerechtes Gericht halten wird, wenn einst die Posaune erklingt, die auch durch die Gräber dringt, und wir Alle müssen offenbar werden vor dem Richtstuhl Christi, auf daß ein Jeglicher empfange, nachdem er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei gut oder böse. Das ist das gewaltigste Semper talis "Jesus Christus, gestern und heut und derselbe in Ewigkeit": Jesus - gestern der Held Christus - heute der Heiland Jesus Christus - in Ewigkeit der Richter I. Heldentum! Seid getrost, Kameraden, noch heute glühen die Augen und flammen die Herzendeutscher Jugend, wenn wir ihnen von ihren Helden erzählen. Von dem 21.August 14, an dem bei Ismes der erste Mann des Regiments, Füsilier Menge, fiel, bis zum 10.November 18, dem letzten großen Sturmangriff der Bataillone Arnim und Schauroth bei der Höhe 249 an der Maasfront - von dem 9.August 14, an dem sich 8000 Grenadiere und Füsiliere mit dem Kaiser und der kaiserlichen Familie unter der Führung der Hohenzollernprinzen, des vielgeliebten Trommlers von Colonfah, zum letzten Gottesdienst im Lustgarten vereinten, bis zum 14.Juni 24, an dem wir hier stehend Gott die Ehre geben wollen - dies Wort ist mit Euch wie mit den Toten gegangen: Semper talis. Wir bleiben, was wir waren in dem Geist von Leuthen und Sedan, auch jetzt Die Grenadiere vom alten Fritz und vom großen Kaiser. Das können wir nur, wenn das alte Geistspfingsten, das in Flammen über die erten Christen kam, uns auch heute einigt: Sie blieben beständig, so heißt es von jenen Helden der ersten Zeit, in der Gemeinschaft! Jesus. Ihr Held, ging ihnen voran auch in Blut und Feuer und Rauchdampf. Und was waren sie, die kleine Schar, gegen jene große antike Welt der Macht Roms, der Weisheit Athens und des Reichtums von Crointh? Was war das Preußen Friedrichs gegen Europa? Was waren wir im Weltkrieg gegen die Welt? Es ist der uralte Kampf zwischen Zahl und Geist, zwischen Technik und Genius, zwischen Nibelungengold und Siegfriedsgeist, den der Deutsche und an seiner Spitze das erste Rgiment der ganzen deutschen Heeresmacht, das Hohenzollernregiment auszufechten hatte. Heldentum ist nie bloß Körperkraft und Heeresmacht, sondern Geistesmacht gewesen, die, auch äußerlich besiegt, niemals zu überwinden war. Heldentum allein kann sagen: Als die Sterbenden und siehe wir leben, als die Armen, die doch Viele reich machen, als die nichts haben und die doch alles haben. Heldentum sagt: Ich bin vereidigt vor einem Höheren, als vor einem gekrönten haupt, mein Haupt war dorngekrönt - und hielt an dem Tage des Menschensohns die Augenverbindung mit dem Ewigen, auch wenn sich alle Pliati der Weltmacht mit feilem Herzen und geilen Sinnen aufgemacht hätten, ihn loszureißen von seinem Lebensboden und Lebensodem: Mein Vater! Dieser Jesus ist mein Herr und mein Gott, der blieb in der Treue; der erste Semper talis-Mann, der seinen Eid, seinen Todeseid festgehalten hat mit angenaelten Händen: Du sagst es, ich bin des lebendigen Gottes Sohn! Mir nach! Spricht Christus unser Held, mir nach, ihr Christen alle! Alle die Tausende von Soldatenkreuzen über schlichten Kriegergräben sie sprechen von diesem Geist, den auch der Bismarck des Ersten Garde-Regiments vorlebte und vorstarb: Wir sind geblieben, nicht bloß nach dem Blutgesetz des Krieges, sondern nach dem Geistgesetz Gottes in dem Geist der Treue: Mag die Welt die Schwüre zerreißen Wie im Winde die Spreu: Es gibt ein Wort von Eisen, Das heißt Soldatentreu! II. Das wird das "Semper talis" heute! Christus heute der Heiland auch der Todeswunden im Herzen, aus denen die Angehörigen unserer Helden noch ehute bluten, der brennenden Scham und Scande, mit der wir heute mit knirschenden Zähnen und ohnmächtig gerungenen Männerfäusten zu ringen haben. "Waffenlos fiel ich in Feindes Haus" - so läßt Richard Wagner die hehre Siegmundesgestalt in Hundings
S. 229 unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden. Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom 9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1. Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes: Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest; nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst wird in Wahrheit eine Familienfeier. Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß, die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt, eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden, mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser Kompagnie sorgsamst gewahrt. Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn - ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung an einstmals! Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus. Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten! Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld, gerückt war, bereit: Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen Eitel-Friedrich von Preußen. Kameraden! Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj. zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen. Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können. Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur. Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden vom Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment, denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne, in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands, in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der Tag der Ehrungunserer Toten geweiht. Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war. Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tronister der Altagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und häßliche unserer Tage und geben Sie sich hin der Freud, heute einmal wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer großen Familie, der, unseres alten Regiments. Richt mehr in Grenadiermuütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen, mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen. Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres hohen Chefs in alter Semper tails-Treue gedenken. Wir kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar unter ihrem heldenhaften Führer dem Grafen zu Eulenburg Seiner gedacht hat nach siegreichem Angriff am letzten Tage des Weltkrieges, so gehen unsere Gedanken auch heute mit unseren besten Wünschen zu Ihm in die Ferne, wissend daß auch Er im Geiste hier unter uns weilt. Und nun Stillgestanden! Die Hüte ab! Unser geliebtes altes Erstes Garde-Regiment zu Fuß und sein hoher Regiments-Chef Hurra! Hurra! Hurra! Die Mauern der alten Kaserne erzittern von dem begeisterten, soldatisch knappen Hurraruf der vieltausendköpfigen Versammlung. "Rührt euch!" Feierlich setzen die Musik des 1. Bataillons INfanterie- Regiments 9 und der, von Kamerad Alfred Herrmann trefflich geschulte Sängerchor der Traditionskompagnie ein, um S. 230 mit dem Vortrag der Motette "Euch tote Helden", komponiert von Kamerad Wilhelm Zippel (Berlin), den Feldgottesdienst einzuleiten: "Keiner hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben lässt für die Freude. In fremder Erde ruhet Ihr nach heil'gem Kampf fürs Vaterland, Und fremde Sterne halten Wacht dort über Eurer Grabesnacht. Doch Eurer Taten reife Saat, sie keimet still, es reift die Aehre, Bis Himmelskönigs Weckruf schallt und ew'ger Lorbeer einst Euch kröne. Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter, unseres allverehrten früheren Garnisonspfarrers, der uns so oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am 9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten Regimenter erbeten hat: Selig sind die Toten, die dem Herren sterben." Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter, unseres allverehrtren früheren Garnisonspfarrers, der uns so oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am 9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten Regimenter erbeten hat: Predigt des Hofpredigers Richter. Semper talis! Das walte Gott Vater, Sohn und heiliger Geist! Hebr. 13,8: "Jesus Christus gestern und heut und derselbe auch in Ewigkeit". Das Ehrenmal des Ersten Garde-Regiments, das heute der Enthüllung harrt, stellt Stein geworden denselben Gedanken dar, den unser Kaiser und Regimentschef einmal auf dem Lustgarten aussprach: "Wir sind und bleiben de Grenadiere vom großen Fritz!" Die alte Zeit. Der friderizianische Grenadier, reicht der neuen Zeit im Stahlhelm die Hand und darüber das Bild des großen Königs mit den Feueraugen und dem Felsenherzen: Semper talis - immer derselbe! Das nennen wir den ehernen Gleichschritt der Potsdamer Wachtparade, der zum Geisterschritt der großen Geschichte wird, wenn wir unsere toten Helden gedenken und ihnen zu Ehren uns vor dem Angesicht unseres ewigen Königs an historischer STätte versammelt haben. Bleib du im ew'gen Leben, mein guter Kamerad - das klingt nicht bloß, hinab in die Gräber der Toten in Ost und West, nein das schwingt sich hinüber über die schanddedeckte traurige Gegenwart, die - Gott ist, Zeuge - der deutsche Soldat nicht verschuldet hat, hinauf vor den Thron des ewigen Richters, der auch über dieses Stück Geschichte wie über unsere Feinde einmal gerechtes Gericht halten wird, wenn einst die Posaune erklingt, die auch durch die Gräber dringt, und wir Alle müssen offenbar werden vor dem Richtstuhl Christi, auf daß ein Jeglicher empfange, nachdem er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei gut oder böse. Das ist das gewaltigste Semper talis "Jesus Christus, gestern und heut und derselbe in Ewigkeit": Jesus - gestern der Held Christus - heute der Heiland Jesus Christus - in Ewigkeit der Richter I. Heldentum! Seid getrost, Kameraden, noch heute glühen die Augen und flammen die Herzendeutscher Jugend, wenn wir ihnen von ihren Helden erzählen. Von dem 21.August 14, an dem bei Ismes der erste Mann des Regiments, Füsilier Menge, fiel, bis zum 10.November 18, dem letzten großen Sturmangriff der Bataillone Arnim und Schauroth bei der Höhe 249 an der Maasfront - von dem 9.August 14, an dem sich 8000 Grenadiere und Füsiliere mit dem Kaiser und der kaiserlichen Familie unter der Führung der Hohenzollernprinzen, des vielgeliebten Trommlers von Colonfah, zum letzten Gottesdienst im Lustgarten vereinten, bis zum 14.Juni 24, an dem wir hier stehend Gott die Ehre geben wollen - dies Wort ist mit Euch wie mit den Toten gegangen: Semper talis. Wir bleiben, was wir waren in dem Geist von Leuthen und Sedan, auch jetzt Die Grenadiere vom alten Fritz und vom großen Kaiser. Das können wir nur, wenn das alte Geistspfingsten, das in Flammen über die erten Christen kam, uns auch heute einigt: Sie blieben beständig, so heißt es von jenen Helden der ersten Zeit, in der Gemeinschaft! Jesus. Ihr Held, ging ihnen voran auch in Blut und Feuer und Rauchdampf. Und was waren sie, die kleine Schar, gegen jene große antike Welt der Macht Roms, der Weisheit Athens und des Reichtums von Crointh? Was war das Preußen Friedrichs gegen Europa? Was waren wir im Weltkrieg gegen die Welt? Es ist der uralte Kampf zwischen Zahl und Geist, zwischen Technik und Genius, zwischen Nibelungengold und Siegfriedsgeist, den der Deutsche und an seiner Spitze das erste Rgiment der ganzen deutschen Heeresmacht, das Hohenzollernregiment auszufechten hatte. Heldentum ist nie bloß Körperkraft und Heeresmacht, sondern Geistesmacht gewesen, die, auch äußerlich besiegt, niemals zu überwinden war. Heldentum allein kann sagen: Als die Sterbenden und siehe wir leben, als die Armen, die doch Viele reich machen, als die nichts haben und die doch alles haben. Heldentum sagt: Ich bin vereidigt vor einem Höheren, als vor einem gekrönten haupt, mein Haupt war dorngekrönt - und hielt an dem Tage des Menschensohns die Augenverbindung mit dem Ewigen, auch wenn sich alle Pliati der Weltmacht mit feilem Herzen und geilen Sinnen aufgemacht hätten, ihn loszureißen von seinem Lebensboden und Lebensodem: Mein Vater! Dieser Jesus ist mein Herr und mein Gott, der blieb in der Treue; der erste Semper talis-Mann, der seinen Eid, seinen Todeseid festgehalten hat mit angenaelten Händen: Du sagst es, ich bin des lebendigen Gottes Sohn! Mir nach! Spricht Christus unser Held, mir nach, ihr Christen alle! Alle die Tausende von Soldatenkreuzen über schlichten Kriegergräben sie sprechen von diesem Geist, den auch der Bismarck des Ersten Garde-Regiments vorlebte und vorstarb: Wir sind geblieben, nicht bloß nach dem Blutgesetz des Krieges, sondern nach dem Geistgesetz Gottes in dem Geist der Treue: Mag die Welt die Schwüre zerreißen Wie im Winde die Spreu: Es gibt ein Wort von Eisen, Das heißt Soldatentreu! II. Das wird das "Semper talis" heute! Christus heute der Heiland auch der Todeswunden im Herzen, aus denen die Angehörigen unserer Helden noch ehute bluten, der brennenden Scham und Scande, mit der wir heute mit knirschenden Zähnen und ohnmächtig gerungenen Männerfäusten zu ringen haben. "Waffenlos fiel ich in Feindes Haus" - so läßt Richard Wagnr die hehre Siegmundesgestalt in Hundings
S. 229 unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden. Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom 9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1. Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes: Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest; nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst wird in Wahrheit eine Familienfeier. Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß, die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt, eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden, mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser Kompagnie sorgsamst gewahrt. Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn - ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung an einstmals! Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus. Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten! Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld, gerückt war, bereit: Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen Eitel-Friedrich von Preußen. Kameraden! Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj. zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen. Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können. Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur. Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden vom Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment, denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne, in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands, in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der Tag der Ehrungunserer Toten geweiht. Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war. Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tronister der Altagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und häßliche unserer Tage und geben Sie sich hin der Freud, heute einmal wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer großen Familie, der, unseres alten Regiments. Richt mehr in Grenadiermuütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen, mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen. Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres hohen Chefs in alter Semper tails-Treue gedenken. Wir kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar unter ihrem heldenhaften Führer dem Grafen zu Eulenburg Seiner gedacht hat nach siegreichem Angriff am letzten Tage des Weltkrieges, so gehen unsere Gedanken auch heute mit unseren besten Wünschen zu Ihm in die Ferne, wissend daß auch Er im Geiste hier unter uns weilt. Und nun Stillgestanden! Die Hüte ab! Unser geliebtes altes Erstes Garde-Regiment zu Fuß und sein hoher Regiments-Chef Hurra! Hurra! Hurra! Die Mauern der alten Kaserne erzittern von dem begeisterten, soldatisch knappen Hurraruf der vieltausendköpfigen Versammlung. "Rührt euch!" Feierlich setzen die Musik des 1. Bataillons INfanterie- Regiments 9 und der, von Kamerad Alfred Herrmann trefflich geschulte Sängerchor der Traditionskompagnie ein, um S. 230 mit dem Vortrag der Motette "Euch tote Helden", komponiert von Kamerad Wilhelm Zippel (Berlin), den Feldgottesdienst einzuleiten: "Keiner hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben lässt für die Freude. In fremder Erde ruhet Ihr nach heil'gem Kampf fürs Vaterland, Und fremde Sterne halten Wacht dort über Eurer Grabesnacht. Doch Eurer Taten reife Saat, sie keimet still, es reift die Aehre, Bis Himmelskönigs Weckruf schallt und ew'ger Lorbeer einst Euch kröne. Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter, unseres allverehrten früheren Garnisonspfarrers, der uns so oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am 9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten Regimenter erbeten hat: Selig sind die Toten, die dem Herren sterben." Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter, unseres allverehrtren früheren Garnisonspfarrers, der uns so oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am 9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten Regimenter erbeten hat: Predigt des Hofpredigers Richter. Semper talis! Das walte Gott Vater, Sohn und heiliger Geist! Hebr. 13,8: "Jesus Christus gestern und heut und derselbe auch in Ewigkeit". Das Ehrenmal des Ersten Garde-Regiments, das heute der Enthüllung harrt, stellt Stein geworden denselben Gedanken dar, den unser Kaiser und Regimentschef einmal auf dem Lustgarten aussprach: "Wir sind und bleiben de Grenadiere vom großen Fritz!" Die alte Zeit. Der friderizianische Grenadier, reicht der neuen Zeit im Stahlhelm die Hand und darüber das Bild des großen Königs mit den Feueraugen und dem Felsenherzen: Semper talis - immer derselbe! Das nennen wir den ehernen Gleichschritt der Potsdamer Wachtparade, der zum Geisterschritt der großen Geschichte wird, wenn wir unsere toten Helden gedenken und ihnen zu Ehren uns vor dem Angesicht unseres ewigen Königs an historischer STätte versammelt haben. Bleib du im ew'gen Leben, mein guter Kamerad - das klingt nicht bloß, hinab in die Gräber der Toten in Ost und West, nein das schwingt sich hinüber über die schanddedeckte traurige Gegenwart, die - Gott ist, Zeuge - der deutsche Soldat nicht verschuldet hat, hinauf vor den Thron des ewigen Richters, der auch über dieses Stück Geschichte wie über unsere Feinde einmal gerechtes Gericht halten wird, wenn einst die Posaune erklingt, die auch durch die Gräber dringt, und wir Alle müssen offenbar werden vor dem Richtstuhl Christi, auf daß ein Jeglicher empfange, nachdem er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei gut oder böse. Das ist das gewaltigste Semper talis "Jesus Christus, gestern und heut und derselbe in Ewigkeit": Jesus - gestern der Held Christus - heute der Heiland Jesus Christus - in Ewigkeit der Richter I. Heldentum! Seid getrost, Kameraden, noch heute glühen die Augen und flammen die Herzendeutscher Jugend, wenn wir ihnen von ihren Helden erzählen. Von dem 21.August 14, an dem bei Ismes der erste Mann des Regiments, Füsilier Menge, fiel, bis zum 10.November 18, dem letzten großen Sturmangriff der Bataillone Arnim und Schauroth bei der Höhe 249 an der Maasfront - von dem 9.August 14, an dem sich 8000 Grenadiere und Füsiliere mit dem Kaiser und der kaiserlichen Familie unter der Führung der Hohenzollernprinzen, des vielgeliebten Trommlers von Colonfah, zum letzten Gottesdienst im Lustgarten vereinten, bis zum 14.Juni 24, an dem wir hier stehend Gott die Ehre geben wollen - dies Wort ist mit Euch wie mit den Toten gegangen: Semper talis. Wir bleiben, was wir waren in dem Geist von Leuthen und Sedan, auch jetzt Die Grenadiere vom alten Fritz und vom großen Kaiser. Das können wir nur, wenn das alte Geistspfingsten, das in Flammen über die erten Christen kam, uns auch heute einigt: Sie blieben beständig, so heißt es von jenen Helden der ersten Zeit, in der Gemeinschaft! Jesus. Ihr Held, ging ihnen voran auch in Blut und Feuer und Rauchdampf. Und was waren sie, die kleine Schar, gegen jene große antike Welt der Macht Roms, der Weisheit Athens und des Reichtums von Crointh? Was war das Preußen Friedrichs gegen Europa? Was waren wir im Weltkrieg gegen die Welt? Es ist der uralte Kampf zwischen Zahl und Geist, zwischen Technik und Genius, zwischen Nibelungengold und Siegfriedsgeist, den der Deutsche und an seiner Spitze das erste Rgiment der ganzen deutschen Heeresmacht, das Hohenzollernregiment auszufechten hatte. Heldentum ist nie bloß Körperkraft und Heeresmacht, sondern Geistesmacht gewesen, die, auch äußerlich besiegt, niemals zu überwinden war. Heldentum allein kann sagen: Als die Sterbenden und siehe wir leben, als die Armen, die doch Viele reich machen, als die nichts haben und die doch alles haben. Heldentum sagt: Ich bin vereidigt vor einem Höheren, als vor einem gekrönten haupt, mein Haupt war dorngekrönt - und hielt an dem Tage des Menschensohns die Augenverbindung mit dem Ewigen, auch wenn sich alle Pliati der Weltmacht mit feilem Herzen und geilen Sinnen aufgemacht hätten, ihn loszureißen von seinem Lebensboden und Lebensodem: Mein Vater! Dieser Jesus ist mein Herr und mein Gott, der blieb in der Treue; der erste Semper talis-Mann, der seinen Eid, seinen Todeseid festgehalten hat mit angenaelten Händen: Du sagst es, ich bin des lebendigen Gottes Sohn! Mir nach! Spricht Christus unser Held, mir nach, ihr Christen alle! Alle die Tausende von Soldatenkreuzen über schlichten Kriegergräben sie sprechen von diesem Geist, den auch der Bismarck des Ersten Garde-Regiments vorlebte und vorstarb: Wir sind geblieben, nicht bloß nach dem Blutgesetz des Krieges, sondern nach dem Geistgesetz Gottes in dem Geist der Treue: Mag die Welt die Schwüre zerreißen Wie im Winde die Spreu: Es gibt ein Wort von Eisen, Das heißt Soldatentreu! II.
S. 229 unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden. Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom 9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1. Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes: Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest; nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst wird in Wahrheit eine Familienfeier. Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß, die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt, eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden, mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser Kompagnie sorgsamst gewahrt. Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn - ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung an einstmals! Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus. Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten! Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld, gerückt war, bereit: Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen Eitel-Friedrich von Preußen. Kameraden! Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj. zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen. Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können. Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur. Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden vom Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment, denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne, in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands, in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der Tag der Ehrungunserer Toten geweiht. Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war. Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tronister der Altagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und häßliche unserer Tage und geben Sie sich hin der Freud, heute einmal wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer großen Familie, der, unseres alten Regiments. Richt mehr in Grenadiermuütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen, mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen. Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres hohen Chefs in alter Semper tails-Treue gedenken. Wir kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar unter ihrem heldenhaften Führer dem Grafen zu Eulenburg Seiner gedacht hat nach siegreichem Angriff am letzten Tage des Weltkrieges, so gehen unsere Gedanken auch heute mit unseren besten Wünschen zu Ihm in die Ferne, wissend daß auch Er im Geiste hier unter uns weilt. Und nun Stillgestanden! Die Hüte ab! Unser geliebtes altes Erstes Garde-Regiment zu Fuß und sein hoher Regiments-Chef Hurra! Hurra! Hurra! Die Mauern der alten Kaserne erzittern von dem begeisterten, soldatisch knappen Hurraruf der vieltausendköpfigen Versammlung. "Rührt euch!" Feierlich setzen die Musik des 1. Bataillons INfanterie- Regiments 9 und der, von Kamerad Alfred Herrmann trefflich geschulte Sängerchor der Traditionskompagnie ein, um S. 230 mit dem Vortrag der Motette "Euch tote Helden", komponiert von Kamerad Wilhelm Zippel (Berlin), den Feldgottesdienst einzuleiten: "Keiner hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben lässt für die Freude. In fremder Erde ruhet Ihr nach heil'gem Kampf fürs Vaterland, Und fremde Sterne halten Wacht dort über Eurer Grabesnacht. Doch Eurer Taten reife Saat, sie keimet still, es reift die Aehre, Bis Himmelskönigs Weckruf schallt und ew'ger Lorbeer einst Euch kröne. Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter, unseres allverehrten früheren Garnisonspfarrers, der uns so oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am 9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten Regimenter erbeten hat: Selig sind die Toten, die dem Herren sterben." Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter, unseres allverehrtren früheren Garnisonspfarrers, der uns so oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am 9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten Regimenter erbeten hat: Predigt des Hofpredigers Richter. Semper talis! Das walte Gott Vater, Sohn und heiliger Geist! Hebr. 13,8: "Jesus Christus gestern und heut und derselbe auch in Ewigkeit". Das Ehrenmal des Ersten Garde-Regiments, das heute der Enthüllung harrt, stellt Stein geworden denselben Gedanken dar, den unser Kaiser und Regimentschef einmal auf dem Lustgarten aussprach: "Wir sind und bleiben de Grenadiere vom großen Fritz!" Die alte Zeit. Der friderizianische Grenadier, reicht der neuen Zeit im Stahlhelm die Hand und darüber das Bild des großen Königs mit den Feueraugen und dem Felsenherzen: Semper talis - immer derselbe! Das nennen wir den ehernen Gleichschritt der Potsdamer Wachtparade, der zum Geisterschritt der großen Geschichte wird, wenn wir unsere toten Helden gedenken und ihnen zu Ehren uns vor dem Angesicht unseres ewigen Königs an historischer STätte versammelt haben. Bleib du im ew'gen Leben, mein guter Kamerad - das klingt nicht bloß, hinab in die Gräber der Toten in Ost und West, nein das schwingt sich hinüber über die schanddedeckte traurige Gegenwart, die - Gott ist, Zeuge - der deutsche Soldat nicht verschuldet hat, hinauf vor den Thron des ewigen Richters, der auch über dieses Stück Geschichte wie über unsere Feinde einmal gerechtes Gericht halten wird, wenn einst die Posaune erklingt, die auch durch die Gräber dringt, und wir Alle müssen offenbar werden vor dem Richtstuhl Christi, auf daß ein Jeglicher empfange, nachdem er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei gut oder böse. Das ist das gewaltigste Semper talis "Jesus Christus, gestern und heut und derselbe in Ewigkeit": Jesus - gestern der Held Christus - heute der Heiland Jesus Christus - in Ewigkeit der Richter I. Heldentum! Seid getrost, Kameraden, noch heute glühen die Augen und flammen die Herzendeutscher Jugend, wenn wir ihnen von ihren Helden erzählen. Von dem 21.August 14, an dem bei Ismes der erste Mann des Regiments, Füsilier Menge, fiel, bis zum 10.November 18, dem letzten großen Sturmangriff der Bataillone Arnim und Schauroth bei der Höhe 249 an der Maasfront - von dem 9.August 14, an dem sich 8000 Grenadiere und Füsiliere mit dem Kaiser und der kaiserlichen Familie unter der Führung der Hohenzollernprinzen, des vielgeliebten Trommlers von Colonfah, zum letzten Gottesdienst im Lustgarten vereinten, bis zum 14.Juni 24, an dem wir hier stehend Gott die Ehre geben wollen - dies Wort ist mit Euch wie mit den Toten gegangen: Semper talis. Wir bleiben, was wir waren in dem Geist von Leuthen und Sedan, auch jetzt Die Grenadiere vom alten Fritz und vom großen Kaiser. Das können wir nur, wenn das alte Geistspfingsten, das in Flammen über die erten Christen kam, uns auch heute einigt: Sie blieben beständig, so heißt es von jenen Helden der ersten Zeit, in der Gemeinschaft! Jesus. Ihr Held, ging ihnen voran auch in Blut und Feuer und Rauchdampf. Und was waren sie, die kleine Schar, gegen jene große antike Welt der Macht Roms, der Weisheit Athens und des Reichtums von Crointh? Was war das Preußen Friedrichs gegen Europa? Was waren wir im Weltkrieg gegen die Welt? Es ist der uralte Kampf zwischen Zahl und Geist, zwischen Technik und Genius, zwischen Nibelungengold und Siegfriedsgeist, den der Deutsche und an seiner Spitze das erste Rgiment der ganzen deutschen Heeresmacht, das Hohenzollernregiment auszufechten hatte. Heldentum ist nie bloß Körperkraft und Heeresmacht, sondern Geistesmacht gewesen, die, auch äußerlich besiegt, niemals zu überwinden war. Heldentum allein kann sagen: Als die Sterbenden und siehe wir leben, als die Armen, die doch Viele reich machen, als die nichts haben und die doch alles haben. Heldentum sagt: Ich bin vereidigt vor einem Höheren, als vor einem gekrönten haupt, mein Haupt war dorngekrönt - und hielt an dem Tage des Menschensohns
S. 229 unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden. Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom 9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1. Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes: Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest; nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst wird in Wahrheit eine Familienfeier. Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß, die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt, eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden, mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser Kompagnie sorgsamst gewahrt. Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn - ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung an einstmals! Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus. Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten! Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld, gerückt war, bereit: Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen Eitel-Friedrich von Preußen. Kameraden! Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj. zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen. Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können. Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur. Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden vom Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment, denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne, in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands, in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der Tag der Ehrungunserer Toten geweiht. Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war. Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tronister der Altagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und häßliche unserer Tage und geben Sie sich hin der Freud, heute einmal wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer großen Familie, der, unseres alten Regiments. Richt mehr in Grenadiermuütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen, mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen. Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres hohen Chefs in alter Semper tails-Treue gedenken. Wir kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar unter ihrem heldenhaften Führer dem Grafen zu Eulenburg Seiner gedacht hat nach siegreichem Angriff am letzten Tage des Weltkrieges, so gehen unsere Gedanken auch heute mit unseren besten Wünschen zu Ihm in die Ferne, wissend daß auch Er im Geiste hier unter uns weilt. Und nun Stillgestanden! Die Hüte ab! Unser geliebtes altes Erstes Garde-Regiment zu Fuß und sein hoher Regiments-Chef Hurra! Hurra! Hurra! Die Mauern der alten Kaserne erzittern von dem begeisterten, soldatisch knappen Hurraruf der vieltausendköpfigen Versammlung. "Rührt euch!" Feierlich setzen die Musik des 1. Bataillons INfanterie- Regiments 9 und der, von Kamerad Alfred Herrmann trefflich geschulte Sängerchor der Traditionskompagnie ein, um S. 230 mit dem Vortrag der Motette "Euch tote Helden", komponiert von Kamerad Wilhelm Zippel (Berlin), den Feldgottesdienst einzuleiten: "Keiner hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben lässt für die Freude. In fremder Erde ruhet Ihr nach heil'gem Kampf fürs Vaterland, Und fremde Sterne halten Wacht dort über Eurer Grabesnacht. Doch Eurer Taten reife Saat, sie keimet still, es reift die Aehre, Bis Himmelskönigs Weckruf schallt und ew'ger Lorbeer einst Euch kröne. Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter, unseres allverehrten früheren Garnisonspfarrers, der uns so oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am 9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten Regimenter erbeten hat: Selig sind die Toten, die dem Herren sterben." Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter, unseres allverehrtren früheren Garnisonspfarrers, der uns so oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am 9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten Regimenter erbeten hat: Predigt des Hofpredigers Richter. Semper talis! Das walte Gott Vater, Sohn und heiliger Geist! Hebr. 13,8: "Jesus Christus gestern und heut und derselbe auch in Ewigkeit". Das Ehrenmal des Ersten Garde-Regiments, das heute der Enthüllung harrt, stellt Stein geworden denselben Gedanken dar, den unser Kaiser und Regimentschef einmal auf dem Lustgarten aussprach: "Wir sind und bleiben de Grenadiere vom großen Fritz!" Die alte Zeit. Der friderizianische Grenadier, reicht der neuen Zeit im Stahlhelm die Hand und darüber das Bild des großen Königs mit den Feueraugen und dem Felsenherzen: Semper talis - immer derselbe! Das nennen wir den ehernen Gleichschritt der Potsdamer Wachtparade, der zum Geisterschritt der großen Geschichte wird, wenn wir unsere toten Helden gedenken und ihnen zu Ehren uns vor dem Angesicht unseres ewigen Königs an historischer STätte versammelt haben. Bleib du im ew'gen Leben, mein guter Kamerad - das klingt nicht bloß, hinab in die Gräber der Toten in Ost und West, nein das schwingt sich hinüber über die schanddedeckte traurige Gegenwart, die - Gott ist, Zeuge - der deutsche Soldat nicht verschuldet hat, hinauf vor den Thron des ewigen Richters, der auch über dieses Stück Geschichte wie über unsere Feinde einmal gerechtes Gericht halten wird, wenn einst die Posaune erklingt, die auch durch die Gräber dringt, und wir Alle müssen offenbar werden vor dem Richtstuhl Christi, auf daß ein Jeglicher empfange, nachdem er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei gut oder böse. Das ist das gewaltigste Semper talis "Jesus Christus, gestern und heut und derselbe in Ewigkeit": Jesus - gestern der Held Christus - heute der Heiland Jesus Christus - in Ewigkeit der Richter I. Heldentum! Seid getrost, Kameraden, noch heute glühen die Augen und flammen die Herzendeutscher Jugend, wenn wir ihnen von ihren Helden erzählen. Von dem 21.August 14, an dem bei Ismes der erste Mann des Regiments, Füsilier Menge, fiel, bis zum 10.November 18, dem letzten großen Sturmangriff der Bataillone Arnim und Schauroth bei der Höhe 249 an der Maasfront - von dem 9.August 14, an dem sich 8000 Grenadiere und Füsiliere mit dem Kaiser und der kaiserlichen Familie unter der Führung der Hohenzollernprinzen, des vielgeliebten Trommlers von Colonfah, zum letzten Gottesdienst im Lustgarten vereinten, bis zum 14.Juni 24, an dem wir hier stehend Gott die Ehre geben wollen - dies Wort ist mit Euch wie mit den Toten gegangen: Semper talis. Wir bleiben, was wir waren in dem Geist von Leuthen und Sedan, auch jetzt Die Grenadiere vom alten Fritz und vom großen Kaiser. Das können wir nur, wenn das alte Geistspfingsten, das in Flammen über die erten Christen kam, uns auch heute einigt: Sie blieben beständig, so heißt es von jenen Helden der ersten Zeit, in der Gemeinschaft! Jesus. Ihr Held, ging ihnen voran auch in Blut und Feuer und Rauchdampf. Und was waren sie, die kleine Schar, gegen jene große antike Welt der Macht Roms, der Weisheit Athens und des Reichtums von Crointh? Was war das Preußen Friedrichs gegen Europa? Was waren wir im Weltkrieg gegen die Welt? Es ist der uralte Kampf zwischen Zahl und Geist, zwischen Technik und Genius, zwischen Nibelungengold und Siegfriedsgeist
S. 229 unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden. Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom 9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1. Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes: Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest; nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst wird in Wahrheit eine Familienfeier. Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß, die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt, eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden, mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser Kompagnie sorgsamst gewahrt. Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn - ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung an einstmals! Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus. Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten! Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld, gerückt war, bereit: Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen Eitel-Friedrich von Preußen. Kameraden! Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj. zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen. Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können. Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur. Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden vom Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment, denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne, in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands, in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der Tag der Ehrungunserer Toten geweiht. Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war. Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tronister der Altagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und häßliche unserer Tage und geben Sie sich hin der Freud, heute einmal wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer großen Familie, der, unseres alten Regiments. Richt mehr in Grenadiermuütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen, mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen. Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres hohen Chefs in alter Semper tails-Treue gedenken. Wir kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar unter ihrem heldenhaften Führer dem Grafen zu Eulenburg Seiner gedacht hat nach siegreichem Angriff am letzten Tage des Weltkrieges, so gehen unsere Gedanken auch heute mit unseren besten Wünschen zu Ihm in die Ferne, wissend daß auch Er im Geiste hier unter uns weilt. Und nun Stillgestanden! Die Hüte ab! Unser geliebtes altes Erstes Garde-Regiment zu Fuß und sein hoher Regiments-Chef Hurra! Hurra! Hurra! Die Mauern der alten Kaserne erzittern von dem begeisterten, soldatisch knappen Hurraruf der vieltausendköpfigen Versammlung. "Rührt euch!" Feierlich setzen die Musik des 1. Bataillons INfanterie- Regiments 9 und der, von Kamerad Alfred Herrmann trefflich geschulte Sängerchor der Traditionskompagnie ein, um S. 230 mit dem Vortrag der Motette "Euch tote Helden", komponiert von Kamerad Wilhelm Zippel (Berlin), den Feldgottesdienst einzuleiten: "Keiner hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben lässt für die Freude. In fremder Erde ruhet Ihr nach heil'gem Kampf fürs Vaterland, Und fremde Sterne halten Wacht dort über Eurer Grabesnacht. Doch Eurer Taten reife Saat, sie keimet still, es reift die Aehre, Bis Himmelskönigs Weckruf schallt und ew'ger Lorbeer einst Euch kröne. Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter, unseres allverehrten früheren Garnisonspfarrers, der uns so oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am 9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten Regimenter erbeten hat: Selig sind die Toten, die dem Herren sterben." Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter, unseres allverehrtren früheren Garnisonspfarrers, der uns so oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am 9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten Regimenter erbeten hat: Predigt des Hofpredigers Richter. Semper talis! Das walte Gott Vater, Sohn und heiliger Geist! Hebr. 13,8: "Jesus Christus gestern und heut und derselbe auch in Ewigkeit". Das Ehrenmal des Ersten Garde-Regiments, das heute der Enthüllung harrt, stellt Stein geworden denselben Gedanken dar, den unser Kaiser und Regimentschef einmal auf dem Lustgarten aussprach: "Wir sind und bleiben de Grenadiere vom großen Fritz!" Die alte Zeit. Der friderizianische Grenadier, reicht der neuen Zeit im Stahlhelm die Hand und darüber das Bild des großen Königs mit den Feueraugen und dem Felsenherzen: Semper talis - immer derselbe! Das nennen wir den ehernen Gleichschritt der Potsdamer Wachtparade, der zum Geisterschritt der großen Geschichte wird, wenn wir unsere toten Helden gedenken und ihnen zu Ehren uns vor dem Angesicht unseres ewigen Königs an historischer STätte versammelt haben. Bleib du im ew'gen Leben, mein guter Kamerad - das klingt nicht bloß, hinab in die Gräber der Toten in Ost und West, nein das schwingt sich hinüber über die schanddedeckte traurige Gegenwart, die - Gott ist, Zeuge - der deutsche Soldat nicht verschuldet hat, hinauf vor den Thron des ewigen Richters, der auch über dieses Stück Geschichte wie über unsere Feinde einmal gerechtes Gericht halten wird, wenn einst die Posaune erklingt, die auch durch die Gräber dringt, und wir Alle müssen offenbar werden vor dem Richtstuhl Christi, auf daß ein Jeglicher empfange, nachdem er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei gut oder böse. Das ist das gewaltigste Semper talis "Jesus Christus, gestern und heut und derselbe in Ewigkeit": Jesus - gestern der Held Christus - heute der Heiland Jesus Christus - in Ewigkeit der Richter I. Heldentum! Seid getrost, Kameraden, noch heute glühen die Augen und flammen die Herzendeutscher Jugend, wenn wir ihnen von ihren Helden erzählen. Von dem 21.August 14, an dem bei Ismes der erste Mann des Regiments, Füsilier Menge, fiel, bis zum 10.November 18, dem letzten großen Sturmangriff der Bataillone Arnim und Schauroth bei der Höhe 249 an der Maasfront - von dem 9.August 14, an dem sich 8000 Grenadiere und Füsiliere mit dem Kaiser und der kaiserlichen Familie unter der Führung der Hohenzollernprinzen, des vielgeliebten Trommlers von Colonfah, zum letzten Gottesdienst im Lustgarten vereinten, bis zum 14.Juni 24, an dem wir hier stehend Gott die Ehre geben wollen - dies Wort ist mit Euch wie mit den Toten gegangen: Semper talis. Wir bleiben, was wir waren in dem Geist von Leuthen nd Sedan, auch jetzt
S. 229 unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden. Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom 9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1. Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes: Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest; nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst wird in Wahrheit eine Familienfeier. Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß, die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt, eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden, mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser Kompagnie sorgsamst gewahrt. Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn - ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung an einstmals! Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus. Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten! Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld, gerückt war, bereit: Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen Eitel-Friedrich von Preußen. Kameraden! Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj. zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen. Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können. Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur. Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden vom Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment, denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne, in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands, in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der Tag der Ehrungunserer Toten geweiht. Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war. Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tronister der Altagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und häßliche unserer Tage und geben Sie sich hin der Freud, heute einmal wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer großen Familie, der, unseres alten Regiments. Richt mehr in Grenadiermuütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen, mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen. Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres hohen Chefs in alter Semper tails-Treue gedenken. Wir kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar unter ihrem heldenhaften Führer dem Grafen zu Eulenburg Seiner gedacht hat nach siegreichem Angriff am letzten Tage des Weltkrieges, so gehen unsere Gedanken auch heute mit unseren besten Wünschen zu Ihm in die Ferne, wissend daß auch Er im Geiste hier unter uns weilt. Und nun Stillgestanden! Die Hüte ab! Unser geliebtes altes Erstes Garde-Regiment zu Fuß und sein hoher Regiments-Chef Hurra! Hurra! Hurra! Die Mauern der alten Kaserne erzittern von dem begeisterten, soldatisch knappen Hurraruf der vieltausendköpfigen Versammlung. "Rührt euch!" Feierlich setzen die Musik des 1. Bataillons INfanterie- Regiments 9 und der, von Kamerad Alfred Herrmann trefflich geschulte Sängerchor der Traditionskompagnie ein, um S. 230 mit dem Vortrag der Motette "Euch tote Helden", komponiert von Kamerad Wilhelm Zippel (Berlin), den Feldgottesdienst einzuleiten: "Keiner hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben lässt für die Freude. In fremder Erde ruhet Ihr nach heil'gem Kampf fürs Vaterland, Und fremde Sterne halten Wacht dort über Eurer Grabesnacht. Doch Eurer Taten reife Saat, sie keimet still, es reift die Aehre, Bis Himmelskönigs Weckruf schallt und ew'ger Lorbeer einst Euch kröne. Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter, unseres allverehrten früheren Garnisonspfarrers, der uns so oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am 9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten Regimenter erbeten hat: Selig sind die Toten, die dem Herren sterben." Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter, unseres allverehrtren früheren Garnisonspfarrers, der uns so oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am 9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten Regimenter erbeten hat: Predigt des Hofpredigers Richter. Semper talis! Das walte Gott Vater, Sohn und heiliger Geist! Hebr. 13,8: "Jesus Christus gestern und heut und derselbe auch in Ewigkeit". Das Ehrenmal des Ersten Garde-Regiments, das heute der Enthüllung harrt, stellt Stein geworden denselben Gedanken dar, den unser Kaiser und Regimentschef einmal auf dem Lustgarten aussprach: "Wir sind und bleiben de Grenadiere vom großen Fritz!" Die alte Zeit. Der friderizianische Grenadier, reicht der neuen Zeit im Stahlhelm die Hand und darüber das Bild des großen Königs mit den Feueraugen und dem Felsenherzen: Semper talis - immer derselbe! Das nennen wir den ehernen Gleichschritt der Potsdamer Wachtparade, der zum Geisterschritt der großen Geschichte wird, wenn wir unsere toten Helden gedenken und ihnen zu Ehren uns vor dem Angesicht unseres ewigen Königs an historischer STätte versammelt haben. Bleib du im ew'gen Leben, mein guter Kamerad - das klingt nicht bloß, hinab in die Gräber der Toten in Ost und West, nein das schwingt sich hinüber über die schanddedeckte traurige Gegenwart, die - Gott ist, Zeuge - der deutsche Soldat nicht verschuldet hat, hinauf vor den Thron des ewigen Richters, der auch über dieses Stück Geschichte wie über unsere Feinde einmal gerechtes Gericht halten wird, wenn einst die Posaune erklingt, die auch durch die Gräber dringt, und wir Alle müssen offenbar werden vor dem Richtstuhl Christi, auf daß ein Jeglicher empfange, nachdem er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei gut oder böse. Das ist das gewaltigste Semper talis "Jesus Christus, gestern und heut und derselbe in Ewigkeit": Jesus - gestern der Held Christus - heute der Heiland Jesus Christus - in Ewigkeit der Richter I. Heldentum! Seid getrost, Kameraden, noch heute glühen die Augen und flammen die Herzendeutscher Jugend, wenn wir ihnen von ihren Helden erzählen. Von dem 21.August 14, an dem bei Ismes der erste Mann des Regiments, Füsilier Menge, fiel, bis zum 10.November 18, dem letzten großen Sturmangriff der
S. 229 unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden. Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom 9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1. Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes: Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest; nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst wird in Wahrheit eine Familienfeier. Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß, die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt, eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden, mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser Kompagnie sorgsamst gewahrt. Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn - ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung an einstmals! Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus. Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten! Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld, gerückt war, bereit: Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen Eitel-Friedrich von Preußen. Kameraden! Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj. zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen. Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können. Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur. Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden vom Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment, denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne, in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands, in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der Tag der Ehrungunserer Toten geweiht. Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war. Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tronister der Altagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und häßliche unserer Tage und geben Sie sich hin der Freud, heute einmal wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer großen Familie, der, unseres alten Regiments. Richt mehr in Grenadiermuütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen, mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen. Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres hohen Chefs in alter Semper tails-Treue gedenken. Wir kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar unter ihrem heldenhaften Führer dem Grafen zu Eulenburg Seiner gedacht hat nach siegreichem Angriff am letzten Tage des Weltkrieges, so gehen unsere Gedanken auch heute mit unseren besten Wünschen zu Ihm in die Ferne, wissend daß auch Er im Geiste hier unter uns weilt. Und nun Stillgestanden! Die Hüte ab! Unser geliebtes altes Erstes Garde-Regiment zu Fuß und sein hoher Regiments-Chef Hurra! Hurra! Hurra! Die Mauern der alten Kaserne erzittern von dem begeisterten, soldatisch knappen Hurraruf der vieltausendköpfigen Versammlung. "Rührt euch!" Feierlich setzen die Musik des 1. Bataillons INfanterie- Regiments 9 und der, von Kamerad Alfred Herrmann trefflich geschulte Sängerchor der Traditionskompagnie ein, um S. 230 mit dem Vortrag der Motette "Euch tote Helden", komponiert von Kamerad Wilhelm Zippel (Berlin), den Feldgottesdienst einzuleiten: "Keiner hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben lässt für die Freude. In fremder Erde ruhet Ihr nach heil'gem Kampf fürs Vaterland, Und fremde Sterne halten Wacht dort über Eurer Grabesnacht. Doch Eurer Taten reife Saat, sie keimet still, es reift die Aehre, Bis Himmelskönigs Weckruf schallt und ew'ger Lorbeer einst Euch kröne. Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter, unseres allverehrten früheren Garnisonspfarrers, der uns so oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am 9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten Regimenter erbeten hat: Selig sind die Toten, die dem Herren sterben." Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter, unseres allverehrtren früheren Garnisonspfarrers, der uns so oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am 9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten Regimenter erbeten hat: Predigt des Hofpredigers Richter. Semper talis! Das walte Gott Vater, Sohn und heiliger Geist! Hebr. 13,8: "Jesus Christus gestern und heut und derselbe auch in Ewigkeit". Das Ehrenmal des Ersten Garde-Regiments, das heute der Enthüllung harrt, stellt Stein geworden denselben Gedanken dar, den unser Kaiser und Regimentschef einmal auf dem Lustgarten aussprach: "Wir sind und bleiben de Grenadiere vom großen Fritz!" Die alte Zeit. Der friderizianische Grenadier, reicht der neuen Zeit im Stahlhelm die Hand und darüber das Bild des großen Königs mit den Feueraugen und dem Felsenherzen: Semper talis - immer derselbe! Das nennen wir den ehernen Gleichschritt der Potsdamer Wachtparade, der zum Geisterschritt der großen Geschichte wird, wenn wir unsere toten Helden gedenken und ihnen zu Ehren uns vor dem Angesicht unseres ewigen Königs an historischer STätte versammelt haben. Bleib du im ew'gen Leben, mein guter Kamerad - das klingt nicht bloß, hinab in die Gräber der Toten in Ost und West, nein das schwingt sich hinüber über die schanddedeckte traurige Gegenwart, die - Gott ist, Zeuge - der deutsche Soldat nicht verschuldet hat, hinauf vor den Thron des ewigen Richters, der auch über dieses Stück Geschichte wie über unsere Feinde einmal gerechtes Gericht halten wird, wenn einst die Posaune erklingt, die auch durch die Gräber dringt, und wir Alle müssen offenbar werden vor dem Richtstuhl Christi, auf daß ein Jeglicher empfange, nachdem er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei gut oder böse. Das ist das gewaltigste Semper talis "Jesus Christus, gestern und heut und derselbe in Ewigkeit": Jesus - gestern der Held Christus - heute der Heiland Jesus Christus - in Ewigkeit der Richter I.
S. 229 unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden. Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom 9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1. Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes: Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest; nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst wird in Wahrheit eine Familienfeier. Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß, die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt, eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden, mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser Kompagnie sorgsamst gewahrt. Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn - ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung an einstmals! Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus. Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten! Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld, gerückt war, bereit: Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen Eitel-Friedrich von Preußen. Kameraden! Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj. zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen. Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können. Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur. Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden vom Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment, denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne, in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands, in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der Tag der Ehrungunserer Toten geweiht. Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war. Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tronister der Altagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und häßliche unserer Tage und geben Sie sich hin der Freud, heute einmal wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer großen Familie, der, unseres alten Regiments. Richt mehr in Grenadiermuütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen, mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen. Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres hohen Chefs in alter Semper tails-Treue gedenken. Wir kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar unter ihrem heldenhaften Führer dem Grafen zu Eulenburg Seiner gedacht hat nach siegreichem Angriff am letzten Tage des Weltkrieges, so gehen unsere Gedanken auch heute mit unseren besten Wünschen zu Ihm in die Ferne, wissend daß auch Er im Geiste hier unter uns weilt. Und nun Stillgestanden! Die Hüte ab! Unser geliebtes altes Erstes Garde-Regiment zu Fuß und sein hoher Regiments-Chef Hurra! Hurra! Hurra! Die Mauern der alten Kaserne erzittern von dem begeisterten, soldatisch knappen Hurraruf der vieltausendköpfigen Versammlung. "Rührt euch!" Feierlich setzen die Musik des 1. Bataillons INfanterie- Regiments 9 und der, von Kamerad Alfred Herrmann trefflich geschulte Sängerchor der Traditionskompagnie ein, um S. 230 mit dem Vortrag der Motette "Euch tote Helden", komponiert von Kamerad Wilhelm Zippel (Berlin), den Feldgottesdienst einzuleiten: "Keiner hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben lässt für die Freude. In fremder Erde ruhet Ihr nach heil'gem Kampf fürs Vaterland, Und fremde Sterne halten Wacht dort über Eurer Grabesnacht. Doch Eurer Taten reife Saat, sie keimet still, es reift die Aehre, Bis Himmelskönigs Weckruf schallt und ew'ger Lorbeer einst Euch kröne. Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter, unseres allverehrten früheren Garnisonspfarrers, der uns so oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am 9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten Regimenter erbeten hat: Selig sind die Toten, die dem Herren sterben." Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter, unseres allverehrtren früheren Garnisonspfarrers, der uns so oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am 9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten Regimenter erbeten hat: Predigt des Hofpredigers Richter. Semper talis! Das walte Gott Vater, Sohn und heiliger Geist! Hebr. 13,8: "Jesus Christus gestern und heut und derselbe auch in Ewigkeit". Das Ehrenmal des Ersten Garde-Regiments, das heute der Enthüllung harrt, stellt Stein geworden denselben Gedanken dar, den unser Kaiser und Regimentschef einmal auf dem Lustgarten aussprach: "Wir sind und bleiben de Grenadiere vom großen Fritz!" Die alte Zeit. Der friderizianische Grenadier, reicht der neuen Zeit im Stahlhelm die Hand und darüber das Bild des großen Königs mit den Feueraugen und dem Felsenherzen: Semper talis - immer derselbe! Das nennen wir den ehernen Gleichschritt der Potsdamer Wachtparade, der zum Geisterschritt der großen Geschichte wird, wenn wir unsere toten Helden gedenken und ihnen zu Ehren uns vor dem Angesicht unseres ewigen Königs an historischer STätte versammelt haben. Bleib du im ew'gen Leben, mein guter Kamerad - das klingt nicht bloß, hinab in die Gräber der Toten in Ost und West, nein das schwingt sich hinüber über die schanddedeckte traurige Gegenwart, die - Gott ist, Zeuge - der deutsche Soldat nicht verschuldet hat, hinauf vor den Thron des
S. 229 unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden. Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom 9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1. Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes: Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest; nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst wird in Wahrheit eine Familienfeier. Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß, die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt, eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden, mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser Kompagnie sorgsamst gewahrt. Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn - ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung an einstmals! Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus. Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten! Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld, gerückt war, bereit: Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen Eitel-Friedrich von Preußen. Kameraden! Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj. zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen. Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können. Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur. Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden vom Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment, denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne, in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands, in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der Tag der Ehrungunserer Toten geweiht. Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war. Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tronister der Altagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und häßliche unserer Tage und geben Sie sich hin der Freud, heute einmal wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer großen Familie, der, unseres alten Regiments. Richt mehr in Grenadiermuütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen, mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen. Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres hohen Chefs in alter Semper tails-Treue gedenken. Wir kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar unter ihrem heldenhaften Führer dem Grafen zu Eulenburg Seiner gedacht hat nach siegreichem Angriff am letzten Tage des Weltkrieges, so gehen unsere Gedanken auch heute mit unseren besten Wünschen zu Ihm in die Ferne, wissend daß auch Er im Geiste hier unter uns weilt. Und nun Stillgestanden! Die Hüte ab! Unser geliebtes altes Erstes Garde-Regiment zu Fuß und sein hoher Regiments-Chef Hurra! Hurra! Hurra! Die Mauern der alten Kaserne erzittern von dem begeisterten, soldatisch knappen Hurraruf der vieltausendköpfigen Versammlung. "Rührt euch!" Feierlich setzen die Musik des 1. Bataillons INfanterie- Regiments 9 und der, von Kamerad Alfred Herrmann trefflich geschulte Sängerchor der Traditionskompagnie ein, um S. 230 mit dem Vortrag der Motette "Euch tote Helden", komponiert von Kamerad Wilhelm Zippel (Berlin), den Feldgottesdienst einzuleiten: "Keiner hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben lässt für die Freude. In fremder Erde ruhet Ihr nach heil'gem Kampf fürs Vaterland, Und fremde Sterne halten Wacht dort über Eurer Grabesnacht. Doch Eurer Taten reife Saat, sie keimet still, es reift die Aehre, Bis Himmelskönigs Weckruf schallt und ew'ger Lorbeer einst Euch kröne. Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter, unseres allverehrten früheren Garnisonspfarrers, der uns so oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am 9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten Regimenter erbeten hat: Selig sind die Toten, die dem Herren sterben." Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter, unseres allverehrtren früheren Garnisonspfarrers, der uns so oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am 9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten Regimenter erbeten hat: Predigt des Hofpredigers Richter. Semper talis!
S. 229 unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden. Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom 9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1. Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes: Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest; nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst wird in Wahrheit eine Familienfeier. Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß, die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt, eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden, mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser Kompagnie sorgsamst gewahrt. Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn - ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung an einstmals! Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus. Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten! Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld, gerückt war, bereit: Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen Eitel-Friedrich von Preußen. Kameraden! Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj. zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen. Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können. Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur. Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden vom Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment, denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne, in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands, in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der Tag der Ehrungunserer Toten geweiht. Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war. Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tronister der Altagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und häßliche unserer Tage und geben Sie sich hin der Freud, heute einmal wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer großen Familie, der, unseres alten Regiments. Richt mehr in Grenadiermuütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen, mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen. Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres hohen Chefs in alter Semper tails-Treue gedenken. Wir kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar unter ihrem heldenhaften Führer dem Grafen zu Eulenburg Seiner gedacht hat nach siegreichem Angriff am letzten Tage des Weltkrieges, so gehen unsere Gedanken auch heute mit unseren besten Wünschen zu Ihm in die Ferne, wissend daß auch Er im Geiste hier unter uns weilt. Und nun Stillgestanden! Die Hüte ab! Unser geliebtes altes Erstes Garde-Regiment zu Fuß und sein hoher Regiments-Chef Hurra! Hurra! Hurra! Die Mauern der alten Kaserne erzittern von dem begeisterten, soldatisch knappen Hurraruf der vieltausendköpfigen Versammlung. "Rührt euch!" Feierlich setzen die Musik des 1. Bataillons INfanterie- Regiments 9 und der, von Kamerad Alfred Herrmann trefflich geschulte Sängerchor der Traditionskompagnie ein, um S. 230 mit dem Vortrag der Motette "Euch tote Helden", komponiert von Kamerad Wilhelm Zippel (Berlin), den Feldgottesdienst einzuleiten: "Keiner hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben lässt für die Freude. In fremder Erde ruhet Ihr nach heil'gem Kampf fürs Vaterland, Und fremde Sterne halten Wacht dort über Eurer Grabesnacht. Doch Eurer Taten reife Saat, sie keimet still, es reift die Aehre, Bis Himmelskönigs Weckruf schallt und ew'ger Lorbeer einst Euch kröne. Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter, unseres allverehrten früheren Garnisonspfarrers, der uns so oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am 9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten Regimenter erbeten hat: Selig sind die Toten, die dem herren sterben."
S. 229 unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden. Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom 9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1. Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes: Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest; nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst wird in Wahrheit eine Familienfeier. Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß, die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt, eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden, mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser Kompagnie sorgsamst gewahrt. Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn - ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung an einstmals! Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus. Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten! Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld, gerückt war, bereit: Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen Eitel-Friedrich von Preußen. Kameraden! Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj. zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen. Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können. Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur. Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden vom Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment, denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne, in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands, in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der Tag der Ehrungunserer Toten geweiht. Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war. Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tronister der Altagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und häßliche unserer Tage und geben Sie sich hin der Freud, heute einmal wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer großen Familie, der, unseres alten Regiments. Richt mehr in Grenadiermuütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen, mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen. Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres hohen Chefs in alter Semper tails-Treue gedenken. Wir kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar unter ihrem heldenhaften Führer dem Grafen zu Eulenburg Seiner gedacht hat nach siegreichem Angriff am letzten Tage des Weltkrieges, so gehen unsere Gedanken auch heute mit unseren besten Wünschen zu Ihm in die Ferne, wissend daß auch Er im Geiste hier unter uns weilt. Und nun Stillgestanden! Die Hüte ab! Unser geliebtes altes Erstes Garde-Regiment zu Fuß und sein hoher Regiments-Chef Hurra! Hurra! Hurra! Die Mauern der alten Kaserne erzittern von dem begeisterten, soldatisch knappen Hurraruf der vieltausendköpfigen Versammlung. "Rührt euch!" Feierlich setzen die Musik des 1. Bataillons INfanterie- Regiments 9 und der, von Kamerad Alfred Herrmann trefflich geschulte Sängerchor der Traditionskompagnie ein, um S. 230 mit dem Vortrag der Motette "Euch tote Helden", komponiert von Kamerad Wilhelm Zippel (Berlin), den Feldgottesdienst einzuleiten: "Keiner hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben lässt für die Freude. In fremder Erde ruhet Ihr nach heil'gem Kampf fürs Vaterland, Und fremde Sterne halten Wacht dort über Eurer Grabesnacht. Doch Eurer Taten reife Saat, sie keimet still, es reift die Aehre, Bis Himmelskönigs Weckruf schallt und ew'ger Lorbeer einst Euch kröne. Selig sind die Toten, die dem herren sterben."
S. 229 unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden. Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom 9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1. Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes: Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest; nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst wird in Wahrheit eine Familienfeier. Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß, die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt, eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden, mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser Kompagnie sorgsamst gewahrt. Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn - ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung an einstmals! Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus. Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten! Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld, gerückt war, bereit: Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen Eitel-Friedrich von Preußen. Kameraden! Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj. zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen. Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können. Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur. Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden vom Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment, denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne, in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands, in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der Tag der Ehrungunserer Toten geweiht. Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war. Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tronister der Altagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und häßliche unserer Tage und geben Sie sich hin der Freud, heute einmal wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer großen Familie, der, unseres alten Regiments. Richt mehr in Grenadiermuütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen, mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen. Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres hohen Chefs in alter Semper tails-Treue gedenken. Wir kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar unter ihrem heldenhaften Führer dem Grafen zu Eulenburg Seiner gedacht hat nach siegreichem Angriff am letzten Tage des Weltkrieges, so gehen unsere Gedanken auch heute mit unseren besten Wünschen zu Ihm in die Ferne, wissend daß auch Er im Geiste hier unter uns weilt. Und nun Stillgestanden! Die Hüte ab! Unser geliebtes altes Erstes Garde-Regiment zu Fuß und sein hoher Regiments-Chef Hurra! Hurra! Hurra! Die Mauern der alten Kaserne erzittern von dem begeisterten, soldatisch knappen Hurraruf der vieltausendköpfigen Versammlung. "Rührt euch!" Feierlich setzen die Musik des 1. Bataillons INfanterie- Regiments 9 und der, von Kamerad Alfred Herrmann trefflich geschulte Sängerchor der Traditionskompagnie ein, um S. 230
S. 229 unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden. Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom 9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1. Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes: Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest; nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst wird in Wahrheit eine Familienfeier. Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß, die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt, eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden, mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser Kompagnie sorgsamst gewahrt. Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn - ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung an einstmals! Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus. Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten! Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld, gerückt war, bereit: Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen Eitel-Friedrich von Preußen. Kameraden! Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj. zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen. Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können. Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur. Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden vom Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment, denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne, in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands, in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der Tag der Ehrungunserer Toten geweiht. Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war. Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tronister der Altagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und häßliche unserer Tage und geben Sie sich hin der Freud, heute einmal wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer großen Familie, der, unseres alten Regiments. Richt mehr in Grenadiermuütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen, mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen. Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres hohen Chefs in alter Semper tails-Treue gedenken. Wir kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar unter ihrem S. 230
S. 229 unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden. Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom 9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1. Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes: Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest; nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst wird in Wahrheit eine Familienfeier. Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß, die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt, eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden, mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser Kompagnie sorgsamst gewahrt. Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn - ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung an einstmals! Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus. Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten! Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld, gerückt war, bereit: Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen Eitel-Friedrich von Preußen. Kameraden! Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj. zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen. Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können. Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur. Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden vom Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment, denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne, in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands, in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der Tag der Ehrungunserer Toten geweiht. Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war. Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tronister der Altagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und häßliche unserer Tage und geben Sie sich hin der Freud, heute einmal wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer großen Familie, der, unseres alten Regiments. Richt mehr in Grenadiermuütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen, mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen. S. 230
S. 229 unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden. Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom 9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1. Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes: Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest; nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst wird in Wahrheit eine Familienfeier. Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß, die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt, eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden, mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser Kompagnie sorgsamst gewahrt. Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn - ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung an einstmals! Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus. Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten! Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld, gerückt war, bereit: Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen Eitel-Friedrich von Preußen. Kameraden! Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj. zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen. Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können. Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur. Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden vom Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment, denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne, in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands, in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der Tag der Ehrungunserer Toten geweiht. Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war. Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tronister der Altagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und häßliche unserer Tage und geben Sie sich hin der Freud, heute einmal wieder Kamerad unter Kameraden S. 230
S. 229 unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden. Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom 9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1. Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes: Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest; nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst wird in Wahrheit eine Familienfeier. Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß, die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt, eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden, mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser Kompagnie sorgsamst gewahrt. Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn - ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung an einstmals! Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus. Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten! Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld, gerückt war, bereit: Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen Eitel-Friedrich von Preußen. Kameraden! Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj. zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen. Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können. Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur. Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden vom Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment, denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne, in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands, in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern S. 230
S. 229 unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden. Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom 9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1. Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes: Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest; nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst wird in Wahrheit eine Familienfeier. Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß, die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt, eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden, mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser Kompagnie sorgsamst gewahrt. Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn - ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung an einstmals! Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus. Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten! Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld, gerückt war, bereit: Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen Eitel-Friedrich von Preußen. Kameraden! Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj. zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen. Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können. Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern zurückschallten. S. 230
S. 229 unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden. Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom 9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1. Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes: Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest; nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst wird in Wahrheit eine Familienfeier. Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß, die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt, eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden, mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser Kompagnie sorgsamst gewahrt. Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn - ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung an einstmals! Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus. Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten! Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld, gerückt war, bereit: Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen Eitel-Friedrich von Preußen. Kameraden! Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein S. 230
S. 229 unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden. Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom 9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1. Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes: Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest; nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst wird in Wahrheit eine Familienfeier. Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß, die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt, eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden, mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser Kompagnie sorgsamst gewahrt. Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn - ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung an einstmals! Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus. Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten! Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld, gerückt war, bereit: Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen Eitel-Friedrich von Preußen. Kameraden! S. 230
S. 229 unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden. Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom 9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1. Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes: Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest; nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst wird in Wahrheit eine Familienfeier. Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß, die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind S. 230
S. 229 unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden. Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom 9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1. Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen S. 230
S. 229 unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden. S. 230
S. 229 S. 230
English Translation
Hans-Joachim Röhr graduated from his army service as a shooter in the 2nd Machine Gun Company in the 1st Guard Reserve Regiment and was deployed on the Western Front in France. In the meantime he was with his troops in the area of the March offensive. On the night of July 4th to 5th, 1918, the first parts of the regiment were in position, together with the 2nd Battalion and the Röhr machine gun company. In the middle of the same month we went on to Cambrai; Röhr saw the city for the last time in an almost intact state, because in October, he writes, it was on fire and the German army left Cambrai to the English. Other battles followed, in which Röhr was involved, for example the Battle of Dury, before the last days began for him in France. In the meantime it was October and Röhr was wounded again in the fight. On the 21st of the same month he was taken to the hospital and Röhr spent the last days of the war there. He then returned to Görlitz, which had now become an enlarged garrison town.
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Once you have finished your description, click SAVE.
Step 3: Location
If you find a location mentioned or recognise a place in the item, you can create a geotag and pin it to the item map. Multiple locations can be attached to the item. To tag locations, select the tagging tab at the top menu of the Activity Panel. Click the plus next to the heading LOCATIONS. Type the location into the search bar and select the result that best applies. A new pin will be placed into the map. The location name should be a clear georeference, e.g. a country, city or address. Make adjustments to the location name if necessary. You can also adjust the position of the pin by dragging it on the map. If you want to add further details to the location, you can write a (short) description. This could include extra information about the geotag (e.g. the building name or a significant event that took place at the location) or the relevance of the place to the item (e.g. the hometown of the author). You can also add a Wikidata reference to link the location to a stable source. Search for the reference using the Wikidata fields. Once you have finished your location tag, click SAVE. You can find the place(s) tagged to the item in grey at the bottom of the Location(s) section.Step 4: Tagging
Below the Locations section is the Tagging section, where you can add the following annotations:
Document Date:
Here, you can add dates that correspond to the item. This could include the dates mentioned in the text (e.g. in diary pages), the date of a related historical event (e.g. the end of WWI), or when the item was created (e.g. from a dated signature on an illustration). You can either define this as a single date or as a longer time frame.
To tag dates to the item, write the start and end dates in DD/MM/YYYY format in the fields or select the dates by clicking on the calendar.
If you only have one date to add, insert the same date into both start and end fields.
If you don’t know the exact days, you can also tag the date on the scale of months (MM/YYYY) or years (YYYY).
Once you have finished your date tag, click SAVE DATE.
People:
People mentioned as creators or subjects in the item can also be tagged. Depending on the information you might have, you can enter the person’s first and last names, as well as their dates of birth and death. There is also the option to write a short description of the person, explaining who they are or their relevance to the item, e.g. the person’s occupation or their relation to another tagged person.
Multiple people can be tagged to one item.
Once you have finished your person tag, click SAVE.
Keywords:
Here, you can freely add keywords related to the topic and content of the item. This could include particular themes (e.g. art, music, war), subjects (e.g. children, cooking, France), or particular historical affiliations (e.g. 20th century, Austro-Hungarian Empire, Fall of the Iron Curtain).
Multiple keywords can be added and they can be written in any language.
Write your keyword tag into the field and click SAVE.
Other Sources:
External websites with information about the item’s content can be linked here. This could include links to further data about a person mentioned, a particular historical event or links to digital versions of newspapers that appear in photos or clippings in a notebook.
To add a link, click the plus next to the heading ‘Other Sources’. Enter the URL into the Link field, and write a short description of this link in the Additional Description field.
Multiple links can be tagged to one item.
Once you have finished your tag, click SAVE.
Step 5: Mark for Review
Once you have saved your contribution, the task will automatically change to the Edit status. If you think the task is finished, you can mark it for review. Note that you have to be at Runner level or above to do this (see: Miles and Levels). Click on the yellow circle next to the section heading and select Review in the list that appears. The task now needs to go under Review by another volunteer.Formatting
Use the toolbar to format your Transcription text or to add extra details to it. You can format your text using the various styles and alignment tools: Use bold for headings, and italics, underline andReview
All enrichments need to be edited and reviewed by more than one volunteer to ensure that they are as accurate as possible. Only Sprinters and Champions can edit tasks in the Review stage and mark them as Complete. (see: Miles and Levels) You can review a task (Transcription, Description, Locations, or Tagging) when the circle next to the heading is coloured orange . During the review process, pay close attention to the following requirements:-
- Transcription: The complete text in the item has been properly transcribed and the transcription is formatted as accurately as possible. The correct language(s) are selected and the transcription contains no missing or unclear icons.
-
- Description: The description is accurate and detailed (especially items without text to transcribe, e.g. photos), and the appropriate categories have been ticked.
-
- Location(s): All locations have been correctly tagged. The location name is accurate and matches the coordinates and the pin on the map. The description is clear and concise, and the Wikidata reference (if any) is correct.
-
- Tagging: Document dates are completed and as precise as possible. All mentioned people are tagged and their data is correct. All added keywords are applicable to the item, and other sources have accurate information and functioning links.
Completion Statuses
GREY |
1. NOT STARTED |
Tasks have not been started. |
YELLOW |
2. EDIT MODE |
Tasks have been started, but not yet finished. Additions and edits can still be made. |
ORANGE |
3. REVIEW |
Tasks are finished, but need final review by Sprinter or Champion transcribers. |
GREEN |
4. COMPLETED |
Tasks have been fully completed and reviewed. No further changes need to be made. |
Miles and Levels
Transcribathon is a competitive marathon. You do not enrich documents alone, but compete and work with other volunteers to ensure the quality of your work. When you first create a Transcribathon account, you only have the ability to start and edit tasks. The more you enrich documents, the closer you become to advancing to a higher level, which can unlock abilities like reviewing and completing tasks.Level | Abilities |
---|---|
Trainee | Basic abilities: start and edit tasks |
Runner | Basic abilities, mark finished tasks for review |
Sprinter | All Runner abilities, mark reviewed annotations as completed |
Champion | All Sprinter abilities, mark reviewed transcriptions as completed |
Tasks | Miles Received |
---|---|
Transcription | 1 Mile for every 300 characters transcribed |
Description | 1 Mile for every 5 Descriptions added |
Location | 1 Mile for every 5 Locations added |
Tagging | 1 Mile for every 5 Tags added |
Reviewing | 1 Mile for every 10 items marked as complete |